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Unverblümter Ausbruch oder Expektoration des Titelhelden. Der Autor nennt ihn einen Phantasten, er selbst nennt sich in seiner verstiegenen Weise ›Kirchenpoet‹. Auch als ›Ritter aus Glanzpapier‹ bezeichnet er sich, was auf den donquichotischen Aufzug hinweist, in dem Tenderenda bei Lebzeiten sich zu bewegen liebte. Er gesteht, seiner Fröhlichkeit müde zu sein und erfleht sich den Segen des Himmels. Besonderes Lob verdient die Benediktionsformel, deren heiteres Tongefälle dem himmelstänzlerischen Wesen Tenderendas gerecht wird. Da er Chimären in den Stall bringt, könnte man ihn für einen Exorzisten halten. Die Nachstellungen des Teufels, auf die der Segensspruch hinweist, sind jene Phantasmata, über die schon der heilige Ambrosius klagt, und deren Abschwörung ein anderer Heiliger als Bedingung nennt für den Eintritt in den Mönchsstand. Ansonsten ist Tenderendas Situation elegisch und massenscheu. Die Wortspiele, Wunder und Abenteuer haben ihn mürbe gemacht. Er sehnt sich nach friedlicher Stille und nach lateinischer Abwesenheit.
Mit einem Dröhnen hub es an: Laurentius Tenderenda, der Kirchenpoet, eine Halluzinade in drei Teilen. Laurentius Tenderenda, oder der Tollmätcher der Zwangsläufigkeit. Laurentius Tenderenda, die Wesensessenz der Astralkanonade. Das sollte ein Schabernack sein für delektierbare Zwerchfelle. Aber es ward ein Trauerspiel des gesunden Menschenverstandes und eine Gimpelei für die Modepinsel und Wortflagellanten.
Ein Gebetbuchfabrikant sprach den Prolog, und das Theater schwankte vom Kreisel der Menschenfülle. Mit Hutnadeln waren die Giebel befestigt, und von den Balkonen hingen die hungrigen Bandwürmer, elomen. Der Dispositionsleib des Goliath wurde geöffnet, zehn Stockwerke fielen heraus. Die Klapperschlangen wurden ins Türmlein gebracht und das Bockshorn blies zum Fünfuhrtee.
Oh dieses Jahrhundert aus Glühlicht und Stacheldraht, Urkraft und Abgrund! Was sollten hier Dokumente der Qual? Vor einem Kriegervolk, vor versammeltem Chorus der Versredakteure? Laurentius Tenderenda, oder der Missionar unter den Schweißfüßen und Rothäuten der Akademie für Leibesübungen. Ein Bekenntnisbuch und ein Hustenturm. Ich will die Materie wohlgefüttert vortragen. Das Stubenfechten liegt mir nicht. Wäre nur nicht dieses beständige schwefelchlore Todesröcheln. Keinen Schritt mehr, oder ich röchle.
Jetzt sind sie gegangen, ihr dreisitziges Grautier in Galopp zu versetzen. Granate, Zitron und venedisch Blau Rauch ihrer Zackenhüte. Jetzt brütet die Henne im Hochamt, und sie jagen nach ihr mit dem Klingelbeutel. In Zinksalbe kochen sie ihre Taschenuhren und den Nostradamus überpinseln sie mit Heliotrop.
Das ist mir die richtige Satansparfümerie. Ein bißchen riechts auch nach Knüllpfeffer und Zipfeldraht. Im zweiten Teil aber werden die Leidtragenden sich Koransprüche als Leibbinden umschnallen. Die Kunst als Schnalle. Kapuzinade in drei Fortsetzungen. Oder der enzyklopädische Gebetszylinder. Oder das abgründig fahndende Schauen in die infernale Welt des Schnauzbartklamauks.
Ich wäre mir ja ein Feiner, wenn ich das nicht begriffe. Ein Feiner wäre ich mir, wenn ich dem Biest nicht wollte mit Stiefelknechten zuleibe gehen. Das Frauenideal des deutschen Volkes wohnt nicht im öffentlichen Hause der Lust. Der Kakadu ist in das Gift gefallen. Der Blaue Reiter ist nicht der Rote Radler. Und ich dachte, ich hätte die Chose auf Flaschen gezogen.
Sie haben den Tintenfisch mir auf das Bett gesetzt. Und ihre Zahnwurzeln reichten sie mir zur Speise. Den Baldrian hab ich gekostet und die Kirchturmspitze mit Glaspapier abgerieben. Und ich weiß nicht, ob ich zu denen oben oder zu denen unten gehöre. Denn das Unglaubliche, niemals Erlaubliche wird hier Ereignis.
Ohne Präambel: von Haus aus bin ich ein Kind der Leidenschaft. Mein Mons puberis kann sich sehen lassen. Vierzig Tage habe ich im Natron gelegen. Den Gottlosen werden die Zähne lang aus dem Kiefer wachsen.
Ich könnte das Pönital rezitieren und das heilige Kreuzzeichen machen. Wem wäre gedient damit? Ich könnte meine Locken mit Öl der Sonnenblume salben und die davidische Harfe ergreifen? Cui bono? Die Herren Hausseure und Färbemeister des neuen Jerusalem porträtierend –: was nützte es mir?
Dies ist der Parabasen elfte und letzte. Der Ritter aus Glanzpapier ist seiner Fröhlichkeit müde. Die Orgel hat seinen Abgang gelockert. Die Chimären sind in den Stall gebracht, und der Kirchenvater Origines sonnt seine Glatze im Abendrot. Ewigen Samen verleihe uns, o Herr, einen guten Cordial Médoc, und das Orchester der dreimal geschnäbelten Wasserpfeifen verstumme einen Augenblick.
Benedicat te Tenderendam, dominus, et custodiat te ab omnibus insidiis diaboli. O Huelsenbeck, o Huelsenbeck, quelle fleur tenez-vous dans le bec? Die Wurzen begatten einander in den Heiligtümern. Detektive sind unser Hutschmuck, und das ›gadji beri bimba‹ verrichten wir als Nachtgebet.
Tenderenda den Kreuzschläger werden sie mich nennen. Auf der Sedia gestatoria werden sie meine Gebeine zeigen. Mit Weihwasser werden sie nach mir spritzen. Vollmönch der Präservation und Filtriertuch der Unsauberkeiten werden sie mich nennen, Eselskönig und Schismatikaster. In nomine patris et filii et spiritus sancti.
Ein Glück nur, daß mir die Pfingstlaune durch gar zu krasse Außenseiter nicht gestört wird. Ein Glück, daß ich gut in Form bleiben kann. Hätte ich ein Notizbuch zur Hand, oder böte sich sonst eine Occasion, so würde ich aufschreiben, was mir mehr einfällt. Die ganze Zeit fällt mir ja ein. Es ist ein großer Einfall und Hinfall, den ich mit hinfälliger Einfalt festhalten möchte.