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Schon seit langem haben aufgeklärte Denker vermutet, daß die Tiere eine Sprache haben. Das heißt daß die Laute, die das Tier äußert, nicht nur gedankenlose Rufe des Hungers oder der Liebe sind, sondern daß sie etwas Bestimmtes bedeuten, genau wie die Worte der menschlichen Sprache.
Es wäre ja auch kaum zu begreifen, wenn nur die manchmal recht sonderbaren Töne der menschlichen Stimme – man denke an Töne wie Dompropst, Spritschmuggel, Zwetschgenknödel, Klubsessel, Brauhausbräu –, wenn nur solche lächerlichen Geräusche aus der Sphäre der göttlichen Idee herstammen, die teils zarten, teils energischen Verlautbarungen der Tiere aber nicht. Nur, was es nun ist, was die Tiere reden, das hatte man noch nicht herausgefunden.
Jetzt hat ein Gelehrter sich daran gemacht, die Sprache der Tiere zu erforschen, und zwar hat er mit den Affen angefangen, die ja von allen Tieren den Menschen am ähnlichsten sind. Oder sind die Menschen den Affen am ähnlichsten? Aber das kommt ja auf dasselbe heraus, und es kann keiner etwas dafür. Der Gelehrte setzte sich also vor den Affenkäfig, und nach langen Versuchen, mit Mikrophonen und Grammophonen, ist es ihm gelungen, die Gespräche der Affen in ihrem Käfig zu verstehen.
Nun, meine Herrschaften, worüber, glauben Sie, unterhalten sich die Affen in ihrem Käfig? Aber lassen Sie nur, Sie finden es ja doch nicht. Die Affen in ihrem Käfig sprechen fast ausschließlich vom Wetter.
Die Mama Äffin: »Schrecklich, wie es heute wieder kalt geworden ist.«
Der Papa Affe: »Der Umschlag war zu erwarten; es ist der Einbruch des Atlantischen Kältetiefs.«
Das ältere, ledige Fräulein Äffin (etwas unmodern eingestellt): »Und stürmt der Winter noch so sehr auf Erden, halt aus, mein Herz, es muß doch Frühling werden.«
Das ist gar nicht so komisch, wie es zunächst aussieht; worüber sollten sich die Affen denn sonst unterhalten? Komisch wäre es vielmehr, wenn sie sich über die neuesten Dramen oder über die Elektrisierung der Stadtbahn unterhalten wollten. Auch zeugt es von der Weisheit und Gesittung der Affen, daß sie sich hauptsächlich über das Wetter unterhalten. Wie ja ebenfalls bei den Menschen es gilt, daß die geistig vornehmsten Leute einfache und alltägliche Unterhaltungen bevorzugen und tiefsinnige Redereien meiden.
Die Engländer reden fast den ganzen Tag vom Wetter; deshalb sehen sie so gesund aus und haben solchen Erfolg in der ganzen Welt. Als der erste Engländer in Indien landete, sagte er zu den herbeiströmenden Indern: »Fine day«, und das gefiel den Indern so und machte einen solchen Eindruck auf sie, daß der Engländer bald ganz Indien eingesteckt hatte.
Nur bei uns in Deutschland sind jetzt die genialsten Gespräche in Gebrauch, besonders bei der expressionistischen Jugend, die ja überhaupt an Genialität nicht zu übertreffen ist. So war ich kürzlich mit einer reizenden jungen Dame im Café, mit der ich mich den ganzen Abend über Parthenogenesis oder über gebärende Jungfrauen unterhalten habe. Nun ist es ja gewiß ganz interessant, eine reizende junge Dame über gebärende Jungfrauen sprechen zu hören, aber es hat mir doch den ganzen Abend der Angstschweiß auf der Stirn gestanden.