Ludwig Anzengruber
Das vierte Gebot
Ludwig Anzengruber

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Zweiter Akt

Kurzes Theater. Prospekt: Die Fassade eines Landhauses, Hochparterre. – Ein kleiner Vorgarten, durch ein Gitter abgeschlossen, in dessen Mitte das Tor, vor dem Gitter etwa zwei Kulissen Spielraum – ein Gehweg, der durch Gebüsch führt, und zwar von rechts aus dem Gebüsche, so daß dieses hinter dem Wege, nahe dem Gitter liegt, links sich im Gesträuche verlierend, so daß dieses im Vordergrund sich befindet und den Pfad deckt.

 
Erste Szene

Schön, Anna und Eduard kommen von rechts.

Anna. Das muß die Stolzenthalerische Villa sein!

Schön. Ja, der Beschreibung nach, denk' ich schon selber.

Anna. Wie schön 's da is! Na, da hat er halt doch recht g'habt, unser hochwürdiger Herr Sohn.

Schön (brummend). Unser hochwürdiger Herr Sohn. Unser Bub is, unser Eduard.

Anna. Das sind keine Ausdrück', einem hochwürdigen Herrn gegenüber. (Zu Eduard.) Das mußt du dein'm Vater untersagen.

Schön. Untersag'n? Das tät' i mir ausbitten. Möcht' wissen, ob er das amal von seine Kinder leidt? Ja so, nun, nix für ungut, Eduard.

Anna. Aber ich leid' es einmal nit, schon der Leut' weg'n.

Schön. Wo sein denn da ein?

Eduard. Aber, herzliche Eltern, wie mögt ihr euch um so was streiten!? Der einzige Grund, der mich's bereuen ließe, daß ich diesen Stand gewählt, wäre ja der, wenn ihr über das Kleid euer Kind vergessen könntet.

Schön. Ah, das is a Red'! Da hörst es.

Anna. Weil er zu nachsichtig is.

Schön (auflachend). Hahaha!

Eduard (ebenfalls lachend). Aber, Mutter!

Anna (beleidigt). Na ja, – na, – das hat man davon, wann man sich für deine Ehr' annimmt. – Ich bitt', nimmt das G'lachter nit bald ein End'?

Schön (zu Eduard). Da muß man schon nachgeb'n, es geht nit anders. (Zu Anna.) Also, worin hat er denn recht g'habt, unser hochwürdiger Herr Sohn?

Anna. Siegst es, wie schön sich das macht, wann du so sagst?! – Unser hochwürdiger Herr Sohn hat recht g'habt, daß er der Frau Stolzenthaler – wie s' noch a Fräuln war, – g'sagt hat, sie soll gehorchen und ihr Glück Gott anheimstellen, – ja. Nit von dö Stadthäuser und dem wunderlichen Landgut red' i, – aber jetzt, wo das Kinderl auf der Welt is, wird sie schon selber einseg'n, daß auch das Glück da is!

Schön. Wir wollen's hoffen.

Anna. Schaun wir jetzt a bisserl hinein. (Geht an das Tor, zieht an der Klingelschnur; eine helltönende Hausglocke läutet.) Hörst, das ist ein anderer Ton als von unserer Hausglocke; die hört ma schon schwer vor lauter Alter.

Schön. Ja freilich hörn mer s' schon schwer vor lauter Alter, aber dran is die Glocken nit schuld, hehe!

 
Zweite Szene

Vorige, Beller.

Beller (erscheint hinter dem Gitter; er trägt einen Rechen über der Schulter). No?!

Anna. Sein S' so gut –

Beller. Is eh offen!

Anna. Das is doch die Stolzenthalerische Villa?

Beller. Ja!

Anna. Is die gnädige Frau z' Haus?

Beller. Na!

Anna. Vielleicht der gnä' Herr?

Beller. Na!

Anna. Wer denn nachher?

Beller. I!

Anna. Dann sein S' so gut und richten S' ein Empfehlung von uns aus; sag'n S' nur, von die alten Schönischen, und es is uns auch auftrag'n word'n, ein Besuch von der gnädigen Frau ihren Herrn Eltern anz'sagen, sie kommen heut heraus. Verstehen S'?

Beller. Ja!

Anna. Net vergessen!

Beller. Na!

Anna. Ein Empfehlung von uns, und die Herrn Eltern kommen heut –

Beller. Wollen S' no was?

Anna. Nein!

Beller. Adjes! (Verschwindet hinter dem Gitter.)

 
Dritte Szene

Vorige ohne Beller, hierauf von rechts Schalanter und Martin (letzterer in Infanterieuniform).

Schön. Schad, daß er schon gangen is, er redt zwar nit viel, aber recht a freundlicher Mensch!

Anna. Na, da gehn mer auch. Tut mir leid. Das Kinderl hätt' ich so viel gern g'sehn.

Schalanter. 'schamer Diener!

Martin (bietet Eduard die Hand). Ah, grüß' di Gott, Eduard!

Eduard. Grüß' Gott, Martin!

Martin. Na, wie geht's dir denn in dem G'wand?

Eduard. Ich bin zufrieden.

Martin. No is recht, ich könnt' das von meiner Kluft net sagen. Na, es g'freut mi, daß i di doch amal troffen hab' und daß du net z' stolz bist, mir d'Hand zu geben. Ausg'wichen bist mer eh, wo du können hast. Is nit schön, grad auf di hab' i 's meiste g'halten von meine Schulkameraden. Hast mer wehtan damit.

Eduard. Martin, es ist schwer mit dir umzugehen, besonders wenn du meinen Stand bedenkst.

Martin. Na ja, dafür, daß i nix bin, bin i dir halt z' laut, gelt? Du hast g'studiert und gute Zeugniss', aber, mein Lieber, wenn man a nit g'studiert is und keine Zeugniss' aufzuweisen hat, so bleibt ma doch a Mensch! Manchem taugt halt das Büffeln und scheuche Wesen net, daß mer aber a ohne Studieren und ohne Zeugniss' wer sein kann, das werd' i no beweisen.

Eduard. Martin, was stellst du dir denn eigentlich unter einem solchen Beweis vor?

Martin. Ah, das ist gut, das fragst mi jetzt? Da wird sich schon a Gelegenheit schicken, das muß von selber kommen.

Eduard. Ich wünschte nur, es käme bald.

Anna. Aber gehn wir, Kinder, gehn wir!

Schalanter. Na, na, is's denn gar so eilig? Warten S' noch a wengerl, so kommt mein Weib nach und unser Madl, dö sich fürn heutigen Tag frei g'macht hat, vielleicht bringen s' no a paar lustige Geister mit, und dann könnten wir miteinander...

Anna. Wir danken recht schön, aber wir können nit bleiben, wir müssen gehn.

Schalanter. Bitt', wie's gefällig is. Ergebener Diener! Küss' die Hand, Hochwürden!

Schön. B'hüt Gott!

Martin. Servus, Eduard!

Eduard. Leb' wohl!

(Schön, Anna und Eduard links ab.)

 
Vierte Szene

Schalanter und Martin.

Schalanter. Seit der Hausmeisterbub in der Kutten steckt, wissen sich die Alten vor Stolz gar nimmer aus! Hast schon recht g'habt, daß d' ihm das g'sagt hast vom Studiern und von die Zeugniss'.

Martin. Aber Vater, jetzt lassen S' mit Ihnen reden. Aus dem, was S' im Hergehn g'sagt hab'n, bin ich mir nit g'scheit word'n. Was is eigentlich mit Ihnern G'schäft?

Schalanter. No nix is's. Aufgeb'n hab' ich's. Seit 'n letzten Zins is's G'wölb' g'sperrt. Erst is mer der Lehrbub von seine Eltern wegg'holt word'n, – die dummen Leut' hab'n g'sagt, er lernet bei mir nix. So gut trifft er's gar nirgends mehr! Wer weiß, wo er sich jetzt überarbeiten muß! Na, und dann hab'n mer den G'selln weggeb'n.

Martin. 'n Johann?

Schalanter. Ja, und weil uns keiner mehr hat einstehn wolln, so hat sich die G'schicht von selber aufg'hört.

Martin. Aber warum hab'n S' denn 'n Johann weggeb'n, der für alle Arbeit alleinig aufkommen is?

Schalanter. Na ja, das hab' ich selber allweil g'sagt, daß er arbeit't wie a Vieh, aber auf einmal – bald darnach, wie die Pepi und der Stolzenthaler auseinander waren – fangt er an, gleich um die Hälfte weniger zu arbeiten; no, i hab' da kein Arg g'habt, und von mir aus hätt' er's a mit der Hälfte richten können, aber dein Mutter hat mir gleich in derer Sach' a Licht aufgesteckt. Der Mensch wär' dir in das Madel ganz verschameriert g'wesen, und dö hätt' a schon ang'fangt, sentimentalisch z' werd'n. D'Mutter hat die Pepi gleich z'sammpackt und in eine lustige G'sellschaft bracht, und i hab' 'n Herrn Johann expediert.

Martin. So? Und von was lebt's denn ös jetzt?

Schalanter. Na weißt, wie der Michel und der Johann amal fort waren, da hab'n wir auch den Dienstboten weggeb'n, es sein da a Menge Nester leer g'standen, auf die haben wir Bettgeher aufgenommen, mitunter findt sich doch so a Kleinigkeit zum Drechseln, da stell' ich mich halt dazu, und fürs andre muß die Alte sorg'n.

Martin. Die Mutter? Ja, woher nimmt's denn die?

Schalanter. Was weiß ich? 's Madel hat, glaub' ich, so ein guten Verdienst.

Martin. Was denn für ein?

Schalanter. Wie i hör', in ein Kaffeeschank.

Martin. In ein Kaffeeschank? Na, auf dös Madl dürft's eng net viel einbilden, die macht euch kein Ehr'!

Schalanter (eifrig). Ja, mein lieber Martin, mit den nämlichen Worten hab' ich das schon mein Weib g'sagt.

Martin (hat nach rechts gesehen). Sö, Vater, da kommt einer, dem ich net gern begegnen möcht'.

Schalanter. Der Soldat?

Martin. Ja – und allweil mit 'n Büchel in der Hand, der Fadian. Mein Feldwebel is's, über den ich euch schon oft klagt hab' wegen seiner Sekatur beim Exerzieren und seine Rapport', dö mir ein Straf' um die andere einbracht und mein ganze Konduit' verschandelt haben. Gehn wir auf d' Seit', bis er sich wieder verloren hat. Tät' mir leid, wenn ich vor dem Kerl die Hand zum Gruß heben müßt'.

Schalanter. Wird a noch a Zeit kommen, wo er's gegen dich wohlfeiler gibt. Wird schon noch werd'n. (Beide sind unterdem hinter das Gebüsch rechts getreten.)

 
Fünfte Szene

A tempo treten auf von links Hedwig, hinter ihr Resi, mit einem Kinde im Deckchen auf dem Arme, – von rechts Frey, in die Lektüre eines Buches vertieft; er trägt eine gleiche Uniform wie Martin, aber mit den Distinktionszeichen eines Feldwebels. (Gerade wie Hedwig am Gittertore anlangt, tritt Frey vor dasselbe.)

Frey (nur halb aufblickend, bemerkt, daß er einer Dame den Weg verstelle.) Entschuldigen! (Tritt zurück.) Bitte!

Hedwig. Herr Frey!

Frey (läßt die Hand mit dem Buche sinken). O, Sie sind's, gnädige Frau?

Hedwig. Wollten Sie zu uns?

Frey (kopfschüttelnd). Man sucht nicht, was man zu meiden hat.

Hedwig. Es wird ein Jahr her sein, seit wir uns nicht gesehen. Wie geht es Ihnen?

Frey. Danke, leidlich.

Hedwig. Leidlich. (Kleine Pause.) Sie fragen nicht, wie es mir ergeht?

Frey (sie anblickend). Nein!

Hedwig. Sie haben recht. Ich bin ja die reichste Frau vom Grund! Wie kann ich mich anders fühlen als glücklich? Ich bin auch Mutter geworden. Resi, komm her! (Das Dienstmädchen tritt heran. Hedwig schlägt den Schleier des Kindes zurück.)

Frey. Es ist ein sehr – sehr zartes Kind und etwas – bleich.

Hedwig (den Schleier wieder überbreitend, herb). Krank! (Zu Resi, indem sie ihr das Gittertor öffnet.) Trag' es ins Haus und lege es in die Wiege.

Resi (mit dem Kinde durch das Gittertor ab).

Hedwig. Sie haben es gesehen, das kleine, arme Ding! Man sagte mir, sein Vater habe zu viel gelebt, als daß für das Kind etwas überbliebe; es wird hinsiechen, wochen-, vielleicht monatelang, aber es wird nicht fortkommen. (Sie drückt ihr Taschentuch an die Augen.) O, Sie sehen, ich bin recht glücklich! – – Ihnen muß es zur Genugtuung gereichen, daß Sie mich in solcher Lage finden.

Frey (schmerzlich). O gnädige Frau.

Hedwig. Sie haben es mir ja vorher gesagt.

Frey. Lassen Sie das Vergangene vergangen sein.

Hedwig. Ich will's, ich will sogar das letzte weggeben, das mich daran erinnern kann, Ihre Briefe.

Frey (erschreckt). Sie haben sie noch?

Hedwig. Ich hatte nicht das Herz, sie zu vernichten.

Frey. Und ich habe Sie doch gebeten, gnädige Frau. Ich machte noch aufmerksam – –

Hedwig. Ich weiß, aber es geschah mir immer leid darum. Es ist mir lieb, daß ich Sie so zufällig treffe, wollen Sie diese Briefe zu sich nehmen und zu denen von meiner Hand legen?

Frey. Wenn Sie es wünschen. Aber wie wollen Sie mir dieselben zukommen lassen?

Hedwig (deutet nach links). Wenn Sie diesen Weg verfolgen, so finden Sie ziemlich außerhalb des Ortes, schon anfangs der Au, ein kleines Gasthaus. Die Tische stehen im Freien, und wenn Sie sich dort aufhalten wollen, so suche ich Gelegenheit, gegen Abend vorüberzugehen und Ihnen das Päckchen unauffällig einzuhändigen.

Frey. Ich werde dort sein.

(Beide wenden sich zum Gehen.)

Hedwig. Gewiß?

Frey. Gewiß!

(Hedwig bleibt in der Gartentüre stehen, Frey an der Kulisse links, um einander nachzusehen, dabei begegnen sich ihre Blicke, sie stehen einen Augenblick in gegenseitiges Anschauen versunken, dann zieht Hedwig leise das Gitter hinter sich zu, und Frey entfernt sich; sobald beide nicht mehr sichtbar sind, treten Schalanter und Martin aus dem Busch.)

 
Sechste Szene

Schalanter und Martin.

Schalanter (pfiffig). Martin!

Martin. Was?

Schalanter. Hast aufpaßt?

Martin. Na ja.

Schalanter. Schau' amal so was! Is die Frau von Stolzenthaler gar a ehmalige Flamme vom Herrn Feldwebel, und bei all zwei, scheint mir, glost's noch a bissel. No, is mir lieb, daß ich das weiß!

Martin. Dös kann ein'm doch ganz gleich sein.

Schalanter. Dös verstehst du nit, mein Lieber. Da laßt sich a Brandl schürn. Ich bleib' jetzt da, bis ich 'n Stolzenthaler zu G'sicht krieg'.

Martin. Ös werdt's ihm doch nit sagen wollen?

Schalanter. Natürlich.

Martin. Weg'n 'm Feldwebel is mir g'wiß net, aber warum soll man gegen die Frau so sein?

Schalanter. I bitt' di gar schön, sorg' dich um die nit, die wird sich akrat wie die andern Weiber z' helfen wissen! Lüg'n und – wo das nimmer hilft – weinen, das trifft s' wohl auch! D'Hauptsach' is, daß's für uns a Geld und a Hetz' gibt. Der Stolzenthaler laßt g'wiß was aus, ob dafür, daß mer g'redt hat, oder daß ma nix weitersag'n soll, das is egal! Den Herrn Feldwebel aber den lassen wir sitzen und warten, solang uns g'fällig is, dann schaun wir uns ihn an, jag'n ihm erst durch a paar Wörteln ein heilsamen Schrocken ein, und wenn wir so mitten im g'mütlichen Dischkurs drin sein, dann wolln mer a frag'n, was er eigentlich gegen dich hat.

Martin. Auf dös wär' ich selber neugierig.

 
Siebente Szene

Vorige. Stolzenthaler und Höller von rechts.

Höller (kleines, trotz großer Beleibtheit sehr bewegliches Männchen. Er spricht nicht, sondern schreit, obwohl es ihm wegen Atemnot Beschwer macht. Man hört ihn schon hinter der Szene). Alsdann heim auf a paar Stund' – als solider Familienvater – haha – natürlich aber dann treff mer sich wieder unten in dem Landkaffeehaus – in dem Schandkaffeehaus – wo s' a Nudelbrett für a Billard ausgeb'n! Haha!

Stolzenthaler. Ich werd' schon kommen.

Höller. 's halt dich eh nit lang z' Haus, haha – kommt dir eh schwer gnug an – 'n g'setzten Ehegatten z' spieln. Haha!

Stolzenthaler. Na ja, mer is halt nimmer frei, und dö Meinige, obwohl s' um ein Kopf kleiner is, will mir doch immer über d'Achsel schaun.

Höller. So duck s' halt abi zu derer Bas' – wo s' d' rechte Höchen für dich hat. Haha.

Stolzenthaler. Wär' schon recht. Aber pack' an, wann d' di nit traust! Was wahr is, muß mer sag'n, das Weib hat amal so was Nobles in ihr; taugt mir zwar gar nicht, aber was will ma machen? Na, jetzt schau' i 'nein. Servus!

Höller. Servus! (Schießt ab, noch hinter der Szene.) Alsdann im Kaffeehaus! Net vergessen!

Schalanter (hat Stolzenthaler den Weg vertreten, zieht den Hut). Ich küss' d'Hand, Herr von Stolzenthaler!

Stolzenthaler. Ah, der Schalanter! Und is dös net der Martin?

Martin (salutiert). Ergebner Diener.

Stolzenthaler. A schon a paar Schlachten auf der Schmelz g'wonnen, was? (Zu Schalanter.) Sö hab'n ausdraxelt, wie i hör'?

Schalanter. Mein Gott, a bissel a Arbeit reicht nit hin, und viel is net da. Mir klein G'werbsleut' sein eh aufs Betteln angewiesen, is gescheiter, man entschließt sich gleich dazu.

Stolzenthaler. Freili, wann eng wer was gibt. – Was macht denn die Pepi?

Schalanter. Was soll s' denn machen, das arme Madl? Ah, es ist trauri, wenn man sieht, wie's in der Welt zugeht. (Vertraulich näherrückend.) Herr von Stolzenthaler, der waren S' ihr erster, und es kommt auch keiner, über den s' Ihnen vergessen wird.

Stolzenthaler. Dös glaub' ich schon.

Schalanter. Der hab'n S' alles golten und gelten alles, das is aber leider nit bei alle der Fall, mit denen Sie umgangen sein und noch umgehen, Herr von Stolzenthaler! – Alle Achtung vor Ihnerer Frau Gemahlin...

Stolzenthaler (drohend). Sö! Setzen S' a bissel aus, über mein Weib wird nix g'redt.

Martin (halblaut zu Schalanter). Müssen S' denn glei mit der Tür ins Haus fallen?

Schalanter (ebenso). Wir hab'n kein Zeit, lang herumz'schneiden.

Stolzenthaler. Ich bitt' mer's aus, weil amal so a dalkete Red' ang'hob'n hat, was is's mit meiner Frau?

Schalanter. No, keine fünf Minuten is's her, da hat s' da an der Gartentür mit ein saubern Feldwebel g'redt. Wir kennen ihn, es is mein Sohn sein Feldwebel.

Martin. Robert Frey heißt er.

Stolzenthaler. Mit ein Feldwebel? Wann's noch a Generalstäbler g'wesen wär'!

Schalanter. Aber aus denen Reden is hervorgangen, daß sie sich schon von früher her kennen.

Stolzenthaler. Daß einer a Frauenzimmer anschmacht, das kann man kein'm verbieten, aber dann bin i kommen, und wie i kommen bin, war i da!

Schalanter. Heut gegen Abend sollten S' die Gnädige doch nit ausgehn lassen.

Stolzenthaler. Warum?

Schalanter (deutet nach links). Es soll da a Wirtshaus in der Au lieg'n, da will s' mit ihm z'sammkommen.

Stolzenthaler. Das is a Lug', und a breitmächtige no dazu, dafür kenn' ich mein Weib z' gut.

Schalanter. Ich sag' ja nit, daß s' was Unehrenhafts vor hat! Brief' hab'n sich halt die zwa amal g'schrieb'n, und da will s' ihm die sein'n heimlich z'ruckgeb'n.

Stolzenthaler (für sich). Brief' – ?? Und dö wär'n nit gleich verbrennt word'n, wie ich nur ein Fuß in ihr Haus g'setzt hab'? Dö hätt' sie noch in Händen? (Plötzlich sich gegen Schalanter wendend.) Wann Sie in derer Sach' so a ehrlichs G'wissen hab'n, daß Sie sich morgen früh noch zu mir traun, so können S' kommen. Verstanden? Der Stolzenthaler verlangt gar nix umsonst, er zahlt a fürn Beweis, daß er nit recht g'scheit war. – B'hüt' Gott! jetzt wolln mer der Gnädigen zeigen, daß wir doch nit so dumm sein! (Ab durch das Gittertor.)

Schalanter (ihm nachrufend). Ich küss' d'Hand, Euer Gnaden! Morgen fruh wer i so frei sein! (Kommt vor.) Na, was hab' i g'sagt? (Deutet aufs Landhaus.) Heut mag's dir da drin a bissel lustig werd'n!

(Hinter der Szene wird auf einer Ziehharmonika mit Gitarrebegleitung ein Marsch gespielt.)

Schalanter. Hallo, das sein die Unsrigen!


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