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Einst schritt ein ehrsamer Handwerksmann aus dem Dorf Kurken bei Osterode (Königsberg) von Hohenstein heimwärts. Sein Weg führte ihn unmittelbar am Ufer des Swenty-Sees vorbei. Da wandelte den Mann die Lust an, von dem Wasser des Sees zu trinken. Bei jedem Schritt wurde das Verlangen nach einem Schluck Wassers stärker in ihm, so daß er sich endlich entschloß, beim nächsten Uferbaum seinen Durst zu stillen.
Bei dem Baum angelangt, sah er auf der in das Wasser hinabreichenden Wurzel Kleider liegen; er vermutete, daß sie einem Badenden gehörten. Verwundert hielt er Ausschau, konnte jedoch kein menschliches Wesen erblicken. Als er sich nun zum Wasser hinabbeugte, um vom Ufer aus das Naß in vollen Zügen zu schlürfen, tauchte plötzlich dicht vor ihm eine. Gestalt aus dem Wasser auf, in der der Handwerker sofort den Topich, den Wassermann, erkannte, weil das Geschöpf ganz und gar nicht wie ein Mensch aussah.
Die obere Hälfte des Wesens zeigte einen stark beharrten, menschenähnlichen Körper mit einem hellroten Kopf und flossenartigen Händen; die untere Hälfte lief in einen dunkelgrünen Fischleib mit einer sehr langen Schwanzflosse aus. Als der Wanderer in seiner Todesangst das Kreuzzeichen schlug, verschwand der Unhold, wobei er drohend ausrief, er werde den Mann doch noch einmal holen. Schweißtriefend kam dieser zu Hause an, war aber zunächst nicht imstande, seinen Angehörigen eine zusammenhängende Schilderung seines Erlebnisses zu geben. Erst später erzählte er ihnen von dem seltsamen Vorfall.
Einige Jahre darauf hörte man, daß in dem Durchfluß des Swenty-Sees, im Maransefluß, eben dieser Handwerker an einem dunklen Abend ertrunken sei. Der Topich hatte ihn doch geholt.