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Prométheus hatte durch die Gaben, die er wider den Willen des Zeus den Sterblichen zugewandt, und durch übermütigen Trotz die Rache des Gottes herausgefordert und die Strafe verwirkt, mit deren Vollziehung das vorliegende Drama beginnt.
Kraft und Gewalt (Krátos und Bía), die allzeit fertigen Vollstrecker der Gebote des Zeus, schleppen den Prométheus in eine wüste Gebirgsgegend am äußersten Saum der Erde, wo Hephästos den stammverwandten Gott mit eisernen Banden an den schroffen Abhang eines Felsenberges ketten soll. Mit roher Härte schelten die Diener des Zeus die Regungen seines Mitgefühls und treiben ihn erbarmungslos zur Vollendung des nur mit Zögern begonnenen Werkes. Prometheus erträgt sein Geschick ohne einen Laut des Schmerzes, und erst, nachdem seine Peiniger sich entfernt haben, bricht er in Klagen aus, welche durch die Ankunft der Töchter des Okéanos unterbrochen werden. Diese geben ihre innige Teilnahme an seinen Leiden zu erkennen, und auf ihre Bitten enthüllt er ihnen die Gründe, aus welchen Zeus so Schweres über ihn verhängt hat. Indessen erscheint Okeanos selbst, beklagt das Geschick des Prometheus und ermahnt ihn, von seinem Trotze abzulassen und sich der Macht des allgewaltigen Feindes zu beugen; ja, er will selbst bei Zeus sich verwenden und die Befreiung des Prometheus erbitten. Aber umsonst sind alle Vorstellungen des Freundes, und Okeanos scheidet mit Unwillen von ihm. Die Okeaníden erheben einen Klagegesang über die Leiden des Prometheus, und nachdem dieser in langer Rede die Segnungen aufgezählt, die dem Geschlechte der Menschen durch ihn zu teil geworden, hofft der Chor, daß es ihm, wenn er nur sein eigenes Wohl nicht außer acht lasse, dereinst noch gelingen werde, seine Fesseln zu brechen. Prometheus entgegnet mit einer Hindeutung auf die ewige Macht des Schicksals, dem auch Zeus nicht entfliehen werde, worauf der Chor seine Ehrfurcht gegen die Götter ausspricht und die Unmacht der Sterblichen ihnen gegenüber schildert. Nun erscheint Ío, die Tochter des Ínachos, die, durch Héra's Eifersucht von Angst und Wahnsinn gestachelt, Länder und Meere durchirrt und jetzt an diesen äußersten Saum der Erde verschlagen worden ist. Prometheus wird durch ihr Flehen bestimmt, die Ursachen seines Geschickes und zugleich das Ziel ihrer eigenen Leiden ihr zu enthüllen, doch nicht bevor Io den fragenden Okeaniden Grund und Anfang ihrer unseligen Irrfahrten erzählt hat. Von neuer Wut getrieben, stürmt Io von dannen, und der Chor, von ihrem Schicksal ergriffen, spricht seine Gedanken und Empfindungen in einem Gesange aus. Prometheus, welcher der Io bereits verkündigt hatte, daß ein Held aus ihrem Stamme ihn von seinen Qualen erlösen werde, erhebt seine Stimme immer lauter gegen Zeus und spricht unverhohlen von dem endlichen Sturze seiner Herrschaft. Da erscheint Hérmes, der Götterbote, und gebeut dem Gefesselten im Namen des Zeus, zu enthüllen, von welcher Seite dem Kroniden jene Gefahr drohe. Prometheus setzt dieser Aufforderung höhnenden Trotz entgegen, und als endlich Hermes, die Fruchtlosigkeit seiner Mahnungen erkennend, mit neuen härteren Qualen droht, bietet er unerschüttert auch diesen Trotz. Die Drohung geht in Erfüllung. Der Fels erbebt, der Blitz zuckt, der Donner grollt, in Aufruhr stürmen die Elemente: Prometheus versinkt in den Tártaros.