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Der Mutter Hände

Meiner Mutter Hände
waren nicht schlank und weiß.
Sie hatten nie Zeit, sich schön zu tun.
Sie zahlten dem Leben den vollen Preis.

Meiner Mutter Hände
kannten kein müßig Fest.
Fünf Kinder hatte sie groß zu ziehn.
Fünf Vögel schrieen im Nest.

Meiner Mutter Hände
waren oft grau vor Not.
Doch schienen sie mir die schönsten der Welt.
Mutters Hände schnitten mir Brot.

Meiner Mutter Hände
waren von Schrunden zerflammt.
Doch wenn sie mir über die Stirne strich,
so tat das samtner als Samt.

Über dein Grab weht heut der Dreiländereckwind,
leuchtet herein des Rheines Strich.
Mutterhände unsterblich sind.
Mutter, wer wüßte das besser als ich?

Nie sprach mein Mund: »Ich liebe dich!«
ehe dich, Mutter, der Tod gemäht.
Heut, wo ich's bekenne, hörst du es nicht,
heut, Mutter, ist es zu spät!


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