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Brief XL.

London, den 26. Januar 1711-12.

Ich habe kein goldrandiges Papier in diesem Format mehr; also müssen Sie mit dem einfachen zufrieden sein. Heute hatte unsre Gesellschaft ihr Diner, denn, wie ich Ihnen schon sagte, es wurde Donnerstag wegen der Angelegenheit Lord Marlboroughs verschoben. Heute ass der Herzog von Ormond zum erstenmal bei uns; wir waren dreizehn bei Tisch, und nach Tisch kam auch Lord Lansdown noch, sodass nur drei fehlten. Der Staatssekretär schlug den Herzog von Beaufort vor, der gern Mitglied unsrer Gesellschaft werden möchte; aber ich habe es verhindert, weil der Herzog von Ormond in dieser Sache ein wenig zweifelhaft ist; und er war nicht mehr da, als der Vorschlag gemacht wurde. Ich verliess sie um sieben und habe den Abend hindurch bei der armen Frau Wesley gesessen, die heute von einem Ohnmachtsanfall ganz krank war; sie hat auch oft Krämpfe; sie nimmt eine Mixtur mit stinkendem Asand, der mir noch in der Nase liegt; und alles riecht danach. Ich hatte es noch nie gerochen; es ist scheusslich. Man sagt, es seien acht Schiffe aus Irland fällig.

27. Ich konnte heute bei Hofe den Prinzen Eugen nicht sehn, es war ein zu grosses Gedränge. Die Whigs bringen es fertig, dass er immer von einem Gedränge umgeben ist, und sie stellen den Pöbel an, damit er schreit, wenn er aus irgend einem Hause kommt. Als nach der Kirche die Herzogin von Hamilton von der Königin kam, flüsterte sie mir zu, dass sie mir einen Besuch machen wollte; ich ging zu Lady Oglethorp, die sie genannt hatte, denn Damen besuchen mich immer am dritten Ort; und sie hielt mich bis fast vier Uhr auf; sie schwätzt zuviel, ist eine verdammte Verleumderin, und ich glaube, ich werde sie nicht sehr mögen. Ich war zum Essen bei Lord Masham eingeladen; sie hatten solange gewartet, wie sie nur konnten, und doch waren sie fast mit dem Essen fertig und wollten schon voll Wut den messingnen Huthalter, der für mich frei blieb, herunterreissen; aber Lady Masham rettete ihn. Um acht ging ich noch einmal zu Lord Masham; meist ist abends der Lord Schatzmeister dort; wir sassen bis fast um zwei beisammen. Lord Schatzmeister hat mich gebeten, ein Mittel zu finden, um den Erzbischof von York daran zu hindern, dass er sich von Lord Nottingham verführen lässt. Ich will morgen in dieser Sache tun, was ich kann. Es ist sehr spät, also muss ich schlafen gehn.

28. Die arme Frau Manley, die Schriftstellerin, ist schwer an der Wassersucht und einem schlimmen Bein erkrankt; der Drucker sagt mir, er fürchtet, sie könne nicht mehr lange leben. Das tut mir von Herzen leid; sie hat sehr edle Grundsätze für eine Person ihrer Art und viel Verstand und Erfindungsgabe; sie ist etwa vierzig, sehr hausbacken und sehr fett. Heute musste ich bei Frau Van essen. Morgens war ich beim Herzog von Ormond und dem Wortführer, wegen dessen, worüber Lord Schatzmeister gestern mit mir gesprochen hatte; ich weiss nicht, welches der Ausgang sein wird. Im Oberhaus haben wir nur eine dürftige Majorität, und wir brauchen mehr Lords. Wir sind sehr bekümmert über die Nachricht, dass die Franzosen den Portugiesen in Brasilien jene Stadt genommen haben. Die sechste Auflage des Verhaltens der Verbündeten in Höhe von dreitausend Exemplaren ist verkauft, und der Drucker redet von einer siebenten. Elftausend Exemplare sind abgesetzt, das ist ein fabelhafter Erfolg. Der kleine Zweigroschenbrief »Ein Rat an den Oktoberklub« geht nicht; ich weiss nicht, woran es liegt, denn ich versichre Ihnen, dass er gut geschrieben ist; und als echter Schriftsteller gewinne ich ihn lieb, weil er nicht gekauft wird; Sie wissen, Autoren brechen fast immer über das Urteil der Welt den Stab; hätte ich ein Wort darüber fallen lassen, dass er von mir ist, so hätte jedermann ihn gekauft, aber es ist tiefstes Geheimnis.

29. Ich habe mir ein oder zwei müssige Bände von Contes de Fées geborgt und habe sie in zwei Tagen durchgelesen, obgleich ich viel Arbeit auf dem Halse hatte. Bis ein Uhr bin ich zu Hause geblieben; dann ging ich zu Herrn Lewis in sein Bureau; und der Vizehofmarschall sagte mir, Lady Ryalton habe gestern ihr Amt als Kammerfrau niedergelegt, und Lady Jane Hyde, die Tochter Lord Rochesters, ein wunderbar hübsches Mädchen, solle ihre Nachfolgerin werden; er sagte auch, Lady Sunderland werde in ein oder zwei Tagen demissionieren. Gegessen habe ich bei Lewis; dann suchte ich Frau Wesley auf, der es heute besser geht. Aber Sie müssen wissen, dass Lewis mir zwei Briefe gab; der eine war vom Bischof von Cloyne, und darin lag einer von Lord Inchequin an den Lord Schatzmeister, den er mich zu überreichen und zu empfehlen bittet. Ich höre, jener Lord sei mit Ford Wharton sehr intim gewesen, und ich entsinne mich, dass er auf dessen Empfehlung einer der Oberrichter wurde; und doch empfiehlt der Bischof ihn als einen grossen Freund der Kirche usw. Ich werde tun, was ich für richtig halte. Der andre Brief war von der kleinen, naseweisen MD, Nummer 26. O Himmel, nie sowas erlebt, auch als Einlage, und in Form eines Tagebuchs; wir werden niemals fertig. Burschen! Wie können Sie es wagen, so früh zu schreiben, Burschen? Ich werde ihn noch nicht beantworten.

30. Ich war heute morgen beim Staatssekretär, der krank und missgestimmt war; vor ein paar Tagen musste er durchaus Champagner trinken, eigens, um mich zu ärgern, weil ich ihm davon abriet, und jetzt zahlt er dafür; früher pflegte Stella auch solche Streiche zu spielen; er erinnerte mich an sie. Lady Sunderland hat ihre Stellung gleichfalls niedergelegt. Lady Catherine Hyde ist die Nachfolgerin der Lady Ryalton, nicht Lady Jane. Ich habe beim Staatssekretär gegessen, dann seine Frau besucht und heute abend bei Frau Masham gesessen; der Staatssekretär kam auch, aber Lord Schatzmeister nicht; er ass beim Grossarchivar und blieb lange bei ihm. Unsre Gesellschaft tritt erst morgen in acht Tagen wieder zusammen, denn wir glauben, dass das Parlament morgen sehr fleissig über den Stand des Krieges beraten wird; und der Staatssekretär, der uns als Präsident zu bewirten hat, muss im Hause anwesend sein. Ich denke mir, es muss Sie sehr langweilen, wenn ich so von den hiesigen Leuten und Verhältnissen rede, weil Sie nichts von ihnen wissen; ich aber rede, als kennten Sie sie ... Sie kennen Kevin's Street und Wherburg Street und (wie nennen Sie die Strasse, wo Frau Walls wohnt?) und Ingoldsby und Higgins und Lord Santry; aber was fragen Sie nach Lady Catherine Hyde? Weshalb sagen Sie nichts über Ihr Befinden, Bursche? Ich hoffe, es ist gut.

31. Trimnel, der Bischof von Norwich, der mit diesem Lord Sunderland auf seinen Reisen in Moor Park war, hat gestern vor dem Oberhaus gepredigt; und heute wurde der Antrag gestellt, ihm zu danken und die Predigt drucken zu lassen; aber es ging für ihn nicht gut ab, denn es war eine furchtbar whiggistische Predigt. Der Antrag, die Akte, die die Naturalisation protestantischer Ausländer erlaubt, zu widerrufen, ging heute im Oberhaus mit einer Majorität von zwanzig Stimmen durch, obwohl die schottischen Lords den Saal verliessen und sich der Stimme enthielten, weil sie mit dem Freibrief des Herzogs von Hamilton unzufrieden sind, wenn Sie irgend etwas davon wissen. Heute ist ein Gedicht erschienen, das aus Spott mir gewidmet ist, denn es ist ein whiggistisches Gedicht und taugt nichts. Im Gnadengerichtshof plagte man mich damit. Gegessen habe ich mit nur einem Holländer um fünf beim Lord Schatzmeister. Prior ist jetzt Zollkommissionär. Ich habe Ihnen das schon gesagt, vermute ich. Als ich heut abend nach Hause kam, fand ich einen Brief von Dr. Sacheverell vor, worin er mir dankt, dass ich dem Lord Schatzmeister und dem Staatssekretär seinen Bruder für eine Stellung empfohlen habe. Lord Schatzmeister hat deswegen zu ihm geschickt; ein so guter Vermittler war ich, obwohl ich kaum je gedacht hätte, dass ich für Sacheverell um etwas bitten würde.

Den 1. Februar. Hat Ihr Dechant von St. Patrick meinen Brief nicht erhalten? Sie sagen nichts davon, obgleich ich vor mehr als einem Monat geschrieben habe. Mein Drucker hat die Gicht, und ich war heute gezwungen, zu ihm zu gehn, und habe bei ihm gegessen. Es war ein ganz wundervoller Tag. Weshalb passen Sie nicht auf, ob bei Ihnen die gleichen Tage schön sind? Heute abend um sechs haben Dr. Atterbury, Prior, ich und Dr. Freind uns in Dr. Robert Freinds Hause in Westminster getroffen; er ist dort Schulrektor; wir blieben bis eins und haben uns recht gut unterhalten. Ich nehme mir hier die Freiheit, der politischen Dingley etwas zu sagen: die Stelle im Verhalten der Verbündeten ist soweit davon entfernt, tadelnswert zu sein, dass der Staatssekretär sogar die Absicht hat, im Unterhaus besondres Gewicht darauf zu legen, wenn der Grenzvertrag besprochen wird, was bald der Fall sein wird, denn das Haus hat verlangt, dass er ihm vorgelegt wird. Die Broschüre »Ein Rat für den Oktoberklub« beginnt jetzt zu gehn; aber ich glaube, ihr Ruf wird kaum bis nach Irland dringen; ich versichere Ihnen, sie ist schön geschrieben. Ich sehne mich danach, Ihren Brief zu beantworten, will's aber noch nicht tun; Sie wissen, es ist spät, usw.

2. Jetzt ist Weihnachten zu Ende, und was frage ich danach? Ich habe dieses Jahr von Weihnachten weder etwas gefühlt, noch gesehn, noch gehört. Ich habe einen trägen, stumpfsinnigen Tag hinter mir. Ich war heute morgen beim Lord Schatzmeister, um mir ein paar Papiere von ihm zu holen; daran denkt er soviel wie eine Katze, obgleich es sich um seine eigne Angelegenheit handelt. Es hat heute mit Regen gedroht, aber gefallen ist nicht viel; Prior und ich sind eine Stunde im Park spazieren gegangen, was mich ganz aus meiner Ordnung gebracht hat. Gegessen habe ich bei einem Freund in der Nähe; und abends habe ich bis zwölf bei Lord Masham gesessen. Lord Schatzmeister kam nicht; der heutige Tag war einer von den eitlen Dinertagen für ihn. Wir möchten gern aus Holland hören, wie es mit unserm Frieden vorwärts geht; denn wir fürchten, dass die Holländer, diese Halunken, uns Streiche spielen. Lord Marr, ein schottischer Graf, war bei Lord Masham; ich habe mit ihm über die Halsstarrigkeit und Narrheit seiner Landsleute gestritten: sie seien wütend wegen der Sache des Herzogs von Hamilton, den die Königin zum englischen Herzog gemacht hat, während das Oberhaus ihn nicht zulassen will. Er schwört, dass er für uns stimmen würde, es aber nicht wage, weil ganz Schottland ihn dafür verabscheuen würde; er würde nie wieder gewählt werden, und auch nicht mehr dort leben können.

3. Ich war heute bei Hofe, um nach einem Mittagessen auszuschauen; aber keins, das mir angeboten wurde, gefiel mir; schliesslich habe ich bei Lord Mountjoy gegessen. Die Königin hat die Gicht im Knie und war nicht in der Kapelle. Ich höre, es ist ein holländisches Postschiff eingetroffen, aber ich weiss nicht, was für Nachrichten es bringt, obwohl ich morgens beim Staatssekretär war. Er zeigte mir einen Brief von dem hannöverschen Gesandten Herrn Bothmar, der sich darüber beklagt, dass der Grenzvertrag dem Unterhaus vorgelegt wird, und wünscht, dass in Dingen der Erbfolgegarantie kein Vertragsbruch begangen werde. Der Staatssekretär hat ihm eine gepfefferte Antwort geschrieben. Ich denke mir, Sie verstehen all das und sind tüchtige Staatsmädchen, seit Sie das Verhalten der Verbündeten gelesen haben. Wir alle rüsten uns für den Geburtstag; ich glaube, er ist nächsten Mittwoch. Wenn die Gicht der Königin zunimmt, wird sie das Vergnügen hindern. Prinz Eugen hat sich eigens zwei schöne Anzüge dafür machen lassen; und die Königin soll ihm ein Schwert schenken, das viertausend Pfund wert ist, die Diamanten sind durchsichtig gefasst.

4. Ich habe heute morgen an der Tür des Unterhauses für Herrn Vesey gebeten, einen Sohn des Erzbischofs von Tuam, der eine Petition um einen Beschluss eingereicht hat, durch den er von gewissen Schwierigkeiten mit seinem Grundbesitz befreit werden will; ich habe ihm mehr als fünfzig Stimmen gewonnen. Ich habe bei Lady Masham gegessen. Wir haben kein Postschiff aus Holland erhalten, wie ich Ihnen gestern sagte; und dieser Wind wird viele Leute daran hindern, zum Geburtstag zu erscheinen, da sie aus Holland Kleider erwarteten. Ich hatte mich verabredet, heute abend beim Staatssekretär einen Herrn zu treffen; aber beide blieben aus. Das Unterhaus hat heute mehrere scharfe Beschlüsse gegen die Ausnutzung Englands durch seine Bundesgenossen gefasst. Alle, die redeten, entnahmen ihre Argumente meinem Buch, und ihre Beschlüsse bestätigen alles, was ich geschrieben habe; das Ministerium hatte eine Majorität von hundertundfünfzig; alle geben zu, dass nur mein Buch sie zu diesen Beschlüssen ermutigt habe; ich sehne mich danach, sie gedruckt zu sehn. Meinem Kopf ist es seit einigen Tagen nicht so gut ergangen, wie ich es wünschen könnte, aber ich habe keinen Schwindelanfall mehr gehabt, und ich hoffe, es wird vorübergehn.

5. Der Staatssekretär schob mich heute morgen zu seinem Zimmer hinaus, und zeigte mir eine Rolle von fünfzig Guineen, die er einem französischen Spion geben wollte. Ich habe heute mit vier Iren in einer Taverne gegessen; ich glaube, ich hatte das abgeschworen, aber ich habe meinen Vorsatz gebrochen. Heute abend habe ich bei Lady Masham Karten gespielt; aber nur für sie, während sie aufwartete; und ich habe ihr einen Einsatz gewonnen – und dort zu Nacht gegessen. Lord Schatzmeister war bei uns, ging aber vor zwölf. Die grossen Damen und Herren haben all ihre Kleider für morgen bereit; ich habe mehrere wunderbar schöne gesehn, und ich hoffe, es wird ein grosses Schauspiel geben, trotz der hässlichen französischen Mode, dass die Damen der Whigs nicht erscheinen wollen, was sie bis auf die letzte Frau beschlossen haben; ich hoffe, das wird die Königin auf ewig wider sie einnehmen.

6. Ich ging um drei zum Essen zu Lord Masham, und traf die ganze Gesellschaft, die eben vom Hofe kam; ein riesiges Gedränge; sie hatten lange auf ihre Wagen zu warten; ich hatte Gelegenheit, mehrere grosse Herren und Damen meiner Bekanntschaft in ihrem ganzen Putz zu sehn. Lady Ashburnham sah für meine Augen am besten aus. Man sagt, der Hof sei niemals voller oder prächtiger gewesen. Lord Schatzmeister, seine Frau, zwei Töchter und Frau Hill assen bei Lord und Lady Masham; die fünf Damen waren ungeheuer geputzt. Die Königin hat dem Prinzen Eugen heute das Diamantenschwert überreicht; aber ausser dem Lord Oberhofmarschall war niemand zugegen, als sie es tat. Abends fand ein Konzert von Opernarien statt, und die Königin war während des ganzen Konzerts anwesend, und befindet sich sehr wohl danach. Ich sah Lady Wharton, die hässlich wie der Teufel im Negligé durch die Menge kam; sie war bei den Töchtern der Marlborough und bei Lady Bridgewater im Schloss gewesen, und hatte im Negligé zum Fenster hinausgeschaut, um sich die Auffahrt anzusehn ... Ich habe von keiner whiggistischen Dame gehört, die dagewesen wäre; ausser den Kammerfrauen. Nichts hat soviel Aufsehn erregt, wie der Wagen eines Kelson; er hat neunhundertunddreissig Pfund gekostet; es war der schönste, den man je gesehn hat. Der Pöbel jubelte ihm ebenso sehr zu, wie dem Prinzen Eugen. Das ist Geburtstagsklatsch.

7. Heute trat unsre Gesellschaft zusammen; der Herzog von Ormond war nicht da. Wir haben unsre Diners vermindert; sie waren so ausschweifend geworden, dass Lord Schatzmeister und alle andern schrien, wir sollten uns schämen. Ich habe sie um sieben verlassen, eine Stunde lang Besuche gemacht, und bin dann als braver Junge nach Hause gegangen. Der Königin geht es nach der gestrigen Bewegung weit besser; ihre Freunde wünschen, dass sie sich mehr davon machen möchte. Ich habe Lord Jerseys Aufnahme in unsre Gesellschaft bekämpft, und er ist abgewiesen worden; auch dem Herzog von Beaufort bin ich entgegengetreten; aber ich glaube, er wird gegen meine Stimme doch aufgenommen werden; ich mache mir nicht viel daraus; ich werde nicht mehr länger als zwei Monate bei ihnen sein, denn ich bin entschlossen, Anfang April nach Irland aufzubrechen (ehe ich sie noch einmal zu bewirten habe) und mir meine Weiden anzusehn.

8. Ich habe heute in der Altstadt gegessen; heute morgen erlangte ein Halunkenhund, einer von der Musik der Königin, ein Deutscher, den ich noch nie gesehn hatte, durch Patricks Narrheit in meinem Schlafzimmer Zutritt zu mir, und bat mich allen Ernstes, einem seiner Freunde, der mir sehr dankbar sein würde, ein Amt in der Zollverwaltung zu verschaffen und ferner einem Plan von ihm selber, jährlich auf Opern zehntausend Pfund zu erheben, meine Förderung angedeihen zu lassen; ich habe ihn höflicher behandelt, als er es verdiente, obwohl es mich bis aufs Blut geärgert hat. Er hätte gehört, ich hätte den grössten Einfluss auf den Lord Schatzmeister, und ein Wort von mir usw. – Nun, ich bin eigens früh nach Hause gekommen, um MD's Brief Nummer 26 zu beantworten; denn dieser geht morgen ab. Also, in meinem ganzen Leben habe ich noch keinen solchen Brief gesehn; so naseweis, so tagebuchartig, so zuversichtlich, so anmassend, so alles überhaupt. Ich habe in meinem letzten all Ihre Befürchtungen beruhigt; alles ist gut gegangen, wie Sie sagen. Sie sind eine unverschämte Schlumpe, so positiv zu reden! Sie werden so mit Ihrem Scharfsinn prahlen, dass wir niemals fertig werden. Bitte, verlegen Sie Ihre Erwiderung nicht; ich würde sie sicherlich drucken, wenn ich sie hier hätte; wie lang ist sie? Ich vermute, einen halben Bogen; ist die Antwort in Irland geschrieben worden? Ja, ja, Sie sollen einen Brief haben, wenn Sie von Baligall kommen. Ich brauche Ihnen nicht noch einmal zu sagen, wer draussen ist und wer drinnen; die Herzogin von Somerset können wir nimmermehr hinausbekommen. – Also sagt man, Presto habe das Verhalten geschrieben? Gefällt es Ihnen? Ich frage nichts danach, ob es dort gefällt oder nicht; aber die Beschlüsse des Unterhauses, die neulich im Druck erschienen sind, sind beinahe Zitate daraus; und sie wären niemals gefasst worden, wenn nicht das Buch geschrieben worden wäre ... Ich werde mich nicht mehr um den Spectator kümmern, er mag bis ans Ende der Welt dem schönen Geschlecht verbleiben. Meine Störungen sind vorüber, aber das Blut kam nicht aus dem ... – – Also, Frau Dingley, der Frost; ei, wir haben viel Frost gehabt, aber ich weiss nicht mehr, wie lange es her ist. Er hat länger als eine Woche oder zehn Tage angehalten; ich glaube, vor sechs Wochen; aber ich glaube, er liess bei uns noch nicht am 29. Dezember nach. Doch, wenn ich es mir überlege, so glaube ich, es war um die Zeit. MD kann von Presto keinen Brief bekommen, sagen Sie? Und doch geben Sie vier Tage vorher zu, dass Sie meinen siebenunddreissigsten erhalten haben, Sie unverschämten Schlumpen! Der Bischof von Gloucester ist nicht tot, und ebenso leicht könnte ich der Nachfolger des Herzogs von Marlborough werden wie seiner, wenn er tot wäre; damit genug davon. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass der Herzog von Shrewsbury Ihr Statthalter wird; wenigstens glaube ich, dass der Herzog von Ormond nicht dorthin zurückkehren wird. – Also noch einmal Stella; ei, wahrhaftig, drei Auflagen des Verhaltens, das ist für Irland sehr viel; es ist ein Zeichen, dass Sie dort noch ein paar ehrliche Leute haben. Gut, ich will Herrn Manley alle Dienste leisten, die ich kann; aber er wird sich selbst zugrunde richten. Was hatte er sich überhaupt mit der Stadt einzulassen? Kann er nicht seiner Sache das beste wünschen und sich dabei still verhalten, wenn er sieht, dass seine Regsamkeit ihr nichts nützt und ihm sehr viel schadet? Ich kann mir nicht vorstellen, wer meinen Brief öffnen sollte; es muss schon drüben geschehn. – Wenn ich höre, dass man daran denkt, Herrn Manley hinauszusetzen, so will ich versuchen, es zu verhindern. Ich habe hier schon oft sämtliche Iren auf dem Buckel gehabt, weil ich ihn verteidige. Jetzt also habe ich Ihren naseweisen Brief beantwortet. Meine ergebene Empfehlung für Gevatterin Stoyte und Katharina; ich werde bald kommen, um mir mein Diner zu holen.

9. Morgens. Endlich rückt meine Erkältung ab; aber ich glaube, ich habe schon wieder eine kleine neue. Ich habe seit gestern keine Neuigkeiten mehr gehört. Man sagt, wir hätten über Calais gehört, dass der Frieden kurz vor dem Abschluss steht. Ich hoffe, dass es wahr ist. Ich will hingehn und meinen Brief versiegeln und selbst auf die Post geben; und also sage ich meinen teuersten MD bis heute abend Lebewohl. Ich wünsche von Herzen, ich wäre bei ihnen, so wahr ich hoffe, selig zu werden. Meine Weiden und mein frisches Grün und meine Bäume werden dieses Jahr, so hoffe ich, schöne Fortschritte machen. Gestern und heute hat schönes strenges Frostwetter geherrscht. Leben Sie wohl, usw. usw. usw.


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