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Umzug nach Berlin

Zwei Wochen war Hanni nun schon wieder von ihrem Ferienaufenthalt in Berlin zurück. Das altvertraute Leben zog sie wieder in seinen Bann. Bald hatte sie auch Gretel und Heinz alles erzählt, was sie in Berlin erlebt hatte, und nur bei den gemeinsamen Kahnfahrten in Fischer Schalks Fahrzeug – Herr Hase hatte sich zur Aufhebung des Verbotes wieder erweichen lassen – wurde die Sehnsucht nach dem herrlichen und so bewegten Wassersportleben Berlins nochmals in ihr lebendig. Dann konnte sie manchmal mehr als es nötig war über den alten »Äppelkahn« spotten. So hatten die Berliner alle nicht ganz vollwertigen Fahrzeuge genannt. Untätig hockte sie dann auf der Ruderbank, es war ihr gleich, wohin der Kahn trieb, und sie träumte davon, um wieviel schöner es in Tante Elses Boot jetzt sein müsse. »Vielleicht ladet dich deine Tante im nächsten Jahre wieder ein«, tröstete Gretel die Freundin. »Dann lerne ich aber richtig rudern!« war darauf Hannis Antwort. »Ich liebe den Rudersport und werde gewiß einmal eine tüchtige Ruderin sein!«

Die rechte Gelegenheit dazu bot sich früher, als Hanni in ihren kühnsten Träumen zu hoffen gewagt hatte. Gegen Ende August kam Herr Hase mit der Nachricht nach Hause, daß ihnen allen eine große Umwälzung bevorstände, nämlich die Übersiedlung nach Berlin. Er war dorthin versetzt worden. Hannis Freude über diese Nachricht war grenzenlos, denn wenn sie erst einmal in Berlin wohnten, würde die Erfüllung ihres größten Wunsches hoffentlich nur noch eine Frage der Zeit sein. – Das waren ihre ersten Gedanken!

Im Doktorhaus wurde diese Neuigkeit weniger freudig aufgenommen, denn sie bedeutete nicht nur eine Trennung für die Geschwister von Hanni, sondern auch Frau Braun sah ihre Jugendfreundin sehr ungern scheiden. Für Heinz war es zwar nur eine kurze Trennung, denn es war schon lange beschlossene Sache, daß er in Berlin sein medizinisches Studium aufnehmen sollte, um später Nachfolger seines Vaters zu werden. Gretel aber wollte sich gar nicht damit abfinden, daß sie nun nicht mehr wie bisher täglich alle Freuden und Leiden mit Hanni teilen sollte. Selbst wenn man sich fleißig schrieb, so könnten doch in den längsten Briefen nicht alle Erlebnisse so geschildert werden, als wenn man sie gemeinsam hätte. Hanni freilich würde die Trennung nicht so schwer empfinden über all den neuen Eindrücken, die sie auch durch die Umschulung erhalten würde.


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