Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Neuntes Kapitel.
Die Agrikultursysteme oder diejenigen Systeme der politischen Ökonomie, die das Erzeugnis des Bodens als die einzige oder als die hauptsächliche Quelle des Einkommens und Wohlstandes eines jeden Landes darstellen.

Die Agrikultursysteme der politischen Ökonomie bedürfen keiner so langen Auseinandersetzung als ich bei dem Merkantil- oder Handelssystem geben zu müssen glaubte.

Dieses System, welches das Erzeugnis des Bodens als die einzige Quelle des Einkommens und Wohlstandes eines jeden Landes darstellt, hat, soviel ich weiß, noch bei keiner Nation Aufnahme gefunden und existiert bis jetzt nur in der Theorie einiger sehr gelehrter und begabter Männer in Frankreich. Es würde gewiß nicht der Mühe lohnen, die Irrtümer eines Systems, das noch nirgends in der Welt Schaden angerichtet hat und auch wohl niemals anrichten wird, weitläufig auseinanderzusetzen. Doch will ich wenigstens die Umrisse dieses höchst sinnreichen Systemes so deutlich als möglich entwerfen.

Colbert, der berühmte Minister Ludwigs XIV., war ein rechtschaffener, sehr tätiger und geschäftskundiger Mann von großen Erfahrungen und Scharfblick, wo es auf Prüfung von Finanzrechnungen ankam, und großen Fähigkeiten, mit einem Worte ganz dazu gemacht, in die Erhebung und Verausgabung der Staatseinkünfte Methode und Ordnung zu bringen. Unglücklicherweise hatte dieser Minister alle Vorurteile des Merkantilsystems in sich aufgenommen, eines Systems, das seiner Natur und seinem Wesen nach aus lauter Einschränkungen und Vorschriften besteht und einen so tätigen und in Geschäfte vergrabenen Mann notwendig fesseln mußte, der gewohnt war, die verschiedenen Abteilungen des Staatsdienstes zu ordnen und die nötige Aufsicht und Kontrolle einzuführen, um jede von ihnen auf ihren geeigneten Wirkungskreis zu beschränken. Er bemühte sich, die Industrie und den Handel eines großen Landes nach derselben Manier zu ordnen wie die Abteilungen des Staatsdienstes und statt jedermann sein Interesse auf seine eigene Art verfolgen zu lassen, nämlich nach den Grundsätzen der Gleichheit, Freiheit und Gerechtigkeit, verlieh er gewissen Industriezweigen außerordentliche Privilegien, während er andere wieder außerordentlichen Beschränkungen unterwarf. Er zeigte sich nicht nur geneigt, wie andere europäische Minister, den städtischen Gewerbfleiß mehr als den des Landes zu fördern, sondern er war sogar willens, den ländlichen Gewerbfleiß zugunsten des städtischen zu unterdrücken und niederzuhalten. Um den Stadtbewohnern die Lebensmittel wohlfeil zu machen und dadurch die Manufakturen und den auswärtigen Handel zu heben, verbot er die Getreideausfuhr ganz und schloß so die Landbewohner für das bei weitem wichtigste Erzeugnis ihres Gewerbfleißes von jedem auswärtigen Markte aus. Dieses Verbot, verbunden mit den Einschränkungen der alten französischen Provinzialgesetze in betreff des Getreidetransports von einer Provinz in die andere, und mit den willkürlichen und entwürdigenden Abgaben, die man in fast allen Provinzen von dem Landmanne erhob, entmutigte den Ackerbau des Landes und hielt ihn tief unter der Stufe zurück, zu der er sich bei einem so fruchtbaren Boden und unter einem so glücklichen Klima gewiß erhoben haben würde. Diesen Zustand der Entmutigung und Gedrücktheit fühlte man mehr oder weniger in allen Teilen des Landes, und vielfache Untersuchungen wurden über seine Ursachen angestellt. Eine dieser Ursachen schien in dem Vorzuge zu liegen, welcher durch Colberts Einrichtungen dem städtischen Gewerbfleiß vor dem ländlichen gegeben worden war.

Wenn die Rute zu sehr nach der einen Seite gebogen ist, sagt ein Sprichwort, so muß man sie, um sie gerade zu machen, ebenso stark nach der anderen biegen. Die französischen Philosophen, die das System in Vorschlag brachten, welches den Ackerbau als die einzige Quelle des Einkommens und Wohlstandes eines jeden Landes darstellt, scheinen diese sprichwörtliche Lehre befolgt zu haben, und wie in Colberts Plane der städtische Gewerbfleiß unstreitig im Verhältnis zum ländlichen überschätzt wurde, so scheint er in ihrem Systeme um ebensoviel unterschätzt worden zu sein.

Sie teilen die Menschen, die je dafür in Betracht gekommen sind, daß sie zu dem jährlichen Boden- und Arbeitserzeugnis des Landes einen Beitrag liefern, in drei Klassen. Die erste ist die Klasse der Grundeigentümer; die zweite die der Landbebauer, der Pächter und Bauern, die sie mit dem Namen der produktiven Klasse beehren; die dritte die der Handwerker, Manufakturisten und Kaufleute, die sie durch die schimpfliche Benennung der unfruchtbaren oder unproduktiven Klasse herabzusetzen suchen.

Die Klasse der Grundeigentümer trägt zu dem jährlichen Erzeugnis durch die Ausgaben bei, die sie von Zeit zu Zeit für die Verbesserung des Bodens, für die Gebäude, Abzugsgräben, Einzäunungen und anderen Meliorationen macht und durch die die Landbebauer instandgesetzt werden, mit dem nämlichen Kapitale ein größeres Erzeugnis zu erzielen und folglich eine höhere Rente zu bezahlen. Diese erhöhte Rente läßt sich als der Zins oder Profit betrachten, der dem Grundeigentümer für jenen Kostenaufwand oder für das auf die Bodenverbesserung verwendete Kapital zukommt. Solche Ausgaben heißen in diesem Systeme Grundauslagen (dépenses foncières).

Die Landbebauer oder Pächter tragen zu dem jährlichen Erzeugnis dadurch bei, was in diesem Systeme ursprüngliche Auslagen und jährliche Auslagen (dépenses primitives et dépenses annuelles) heißt und von ihnen auf den Landbau verwendet wird. Die ursprünglichen Auslagen bestehen in den Ackerwerkzeugen, dem Viehstande, der Aussaat und in dem Unterhalte von des Pächters Familie, Gesinde und Vieh, wenigstens während eines großen Teils des ersten Jahres der Pacht oder so lange, bis er von dem Boden ein Einkommen ziehen kann. Die jährlichen Auslagen bestehen in dem Saatgetreide, in der Abnutzung der Ackerwerkzeuge und in dem jährlichen Unterhalt des Gesindes und Viehes und auch der Familie des Pächters, sofern ein Teil derselben als bei dem Ackerbau dienendes Gesinde betrachtet werden kann. Derjenige Teil des Bodenerzeugnisses, der ihm nach Bezahlung der Rente übrig bleibt, muß hinreichend sein, um ihm erstens binnen nicht zu langer Zeit, wenigstens vor Ablauf seines Pachttermins, alle ursprünglichen Auslagen samt den gewöhnlichen Kapitalprofiten, und zweitens in jedem Jahre alle jährlichen Auslagen, ebenfalls mit dem gewöhnlichen Kapitalprofit zu erstatten. Diese beiden Arten von Ausgaben sind zwei Kapitalien, welche der Pächter auf den Landbau verwendet, und wenn sie ihm nicht mit einem billigen Profit regelmäßig wiedererstattet werden, so kann er sein Gewerbe nicht auf demselben Fuße, wie andere Gewerbe betrieben werden, fortsetzen, sondern muß dasselbe um seines eigenen Vorteils willen sobald als möglich aufgeben und sich nach einem anderen umsehen. Derjenige Teil des Bodenerzeugnisses also, der dem Pächter zur Fortsetzung seines Gewerbes unentbehrlich ist, müßte als ein dem Ackerbau geheiligter Fonds angesehen werden. Wenn sich der Grundeigentümer an ihm vergreift, so verringert er notwendig das Erzeugnis seines eigenen Bodens und bringt in wenigen Jahren den Pächter dahin, daß er nicht nur nicht diese übertriebene Rente, sondern nicht einmal die angemessene Rente bezahlen kann, die er sonst von seinen Ländereien bekommen hätte. Die Rente, die dem Grundherrn eigentlich gebührt, ist nur der Reinertrag, der nach vollständiger Deckung aller notwendigen Auslagen, die man zur Erzielung des rohen oder Bruttoertrages im voraus machen muß, übrig bleibt. Eben um deswillen, weil die Arbeit der Landbebauer außer der vollständigen Deckung jener notwendigen Auslagen noch einen solchen Reinertrag abwirft, wird dieser Klasse von Leuten in jenem Systeme der ehrenvolle Name der produktiven Klasse gegeben. Und aus demselben Grunde heißen auch ihre ursprünglichen und ihre jährlichen Auslagen produktive Auslagen, weil sie nach Wiedererstattung ihres eigenen Wertes darüber hinaus eine jährliche Wiederholung dieses Reinertrages hervorbringen.

Die sogenannten Grundauslagen, oder dasjenige, was der Grundherr auf die Verbesserung des Landes verwendet, werden in diesem Systeme gleichfalls mit dem Namen von produktiven Auslagen beehrt. Solange bis alle diese Auslagen samt den gewöhnlichen Kapitalprofiten dem Grundherrn durch die erhöhte Rente, die er von seinem Lande bezieht, völlig wiedererstattet worden, müßte diese erhöhte Rente sowohl von der Kirche, als vom Könige für heilig und unverletzlich angesehen und weder einem Zehnten noch einer Besteuerung unterworfen werden. Geschieht dies nicht, so verhindert die Kirche durch die Erschwerung der Bodenverbesserung die künftige Vergrößerung ihrer Zehnten, und der König die künftige Vermehrung seiner Steuern. Da also in einem wohlgeordneten Zustande der Dinge diese Grundauslagen nicht nur ihren eigenen Wert völlig wiedererstatten, sondern auch nach einiger Zeit immer wieder darüber hinaus einen Reinertrag hervorbringen, so werden sie in diesem Systeme als produktive Auslagen betrachtet.

Doch sind die Grundauslagen des Gutsherrn und die ursprünglichen und jährlichen Auslagen des Pächters die einzigen drei Arten von Auslagen, die nach diesem Systeme als produktive angesehen werden. Alle übrigen Auslagen, und alle anderen Menschenklassen, selbst die, welche nach der gewöhnlichen Vorstellung der Menschen für die produktivsten gelten, werden bei dieser Schätzung der Dinge sämtlich als unfruchtbar und unproduktiv angesehen.

Insbesondere gelten Handwerker und Industrielle, deren Gewerbfleiß nach der gewöhnlichen Vorstellung der Menschen den Wert der rohen Produkte des Bodens so sehr erhöht, in diesem Systeme sämtlich als eine Klasse von ganz unfruchtbaren und unproduktiven Menschen. Ihre Arbeit, sagt man, erstattet bloß das Kapital samt seinen gewöhnlichen Profiten wieder, das sie beschäftigt. Dieses Kapital besteht aus den Materialien, dem Handwerksgerät und dem Arbeitslohn, den ihnen ihre Arbeitgeber vorschießen, und ist der Fonds, aus dem ihre Arbeit und ihr Unterhalt bestritten werden soll. Sein Kapitalprofit ist für den Unterhalt ihres Arbeitgebers bestimmt. So wie der Arbeitgeber seinen Leuten das Kapital an Materialien, Handwerkszeug und Arbeitslohn vorschießt, so schießt er sich selber das vor, was zu seinem eigenen Unterhalt nötig ist, und diesen Unterhalt mißt er gewöhnlich nach dem Profit, den er durch den Preis von seiner Leute Arbeit zu machen gedenkt. Erstattet ihm dieser Preis nicht sowohl den Unterhalt, den er sich selber vorschießt als auch die Materialien, Handwerksgerät und Arbeitslöhne, die er seinen Arbeitern vorschießt, zurück, so ersetzt er ihm offenbar nicht alle Auslagen, die er dafür gemacht hat. Die Profite von einem Manufakturkapital sind also nicht, wie die Grundrente, ein Reinertrag, der zurückbleibt, nachdem alle darauf gewandte Auslagen wiedererstattet worden sind. Das Kapital des Pächters liefert diesem ebensogut einen Profit wie das Kapital des Manufakturherrn; aber es wirft auch noch für eine andere Person eine Rente ab, was bei dem Kapital des Manufakturherrn nicht der Fall ist. Die Auslagen also, die zur Beschäftigung und zum Unterhalt der Handwerker und Manufakturisten gemacht werden, tun nichts weiter, als daß sie, wenn ich so sagen darf, die Existenz ihres eigenen Wertes verlängern, ohne einen neuen Wert hervorzubringen. Es sind mithin nur unfruchtbare und unproduktive Auslagen. Die Auslagen hingegen, die zur Beschäftigung der Pächter und Landarbeiter gemacht werden, verlängern nicht nur die Existenz ihres eigenen Wertes, sondern bringen auch noch einen neuen Wert, die Rente des Grundherrn, hervor. Sie sind daher produktive Auslagen.

Handelskapital ist ebenso unfruchtbar und unproduktiv wie Manufakturkapital. Es verlängert bloß die Existenz seines eigenen Wertes und bringt keinen neuen Wert hervor. Seine Profite sind nur die Wiedererstattung des Unterhalts, den der Eigentümer während der Zeit, wo er es verwendet, oder so lange, bis es ihm wieder eingeht, sich selber vorschießt. Sie sind nur die Wiedererstattung eines Teils von den Auslagen, die zu seiner Benutzung gemacht werden mußten.

Die Arbeit der Handwerker und Manufakturisten fügt zu dem Werte des gesamten jährlichen Betrages an Rohprodukten des Bodens nie etwas hinzu. Zwar fügt sie dem Werte einzelner seiner Teile sehr viel hinzu; allein die Verzehrung von anderen, die sie unterdessen notwendig macht, ist genau so groß wie der Wert, den sie jenen Teilen zusetzt, so daß der Wert des ganzen Betrages in keinem Augenblick auch nur im mindesten dadurch vermehrt wird. Die Person zum Beispiel, die die Spitzen zu einem Paar feiner Manschetten macht, kann zuweilen den Wert von etwa einem Penny Flachs bis auf 30 Pfund Sterling erhöhen. Wenn es aber auch beim ersten Anblick scheint, daß sie den Wert von einem Teile des Rohproduktes ungefähr siebentausendzweihundertmal vermehre, so setzt sie in Wirklichkeit zu dem ganzen jährlichen Betrage des Rohproduktes nichts hinzu. Das Verfertigen jener Spitzen kostet sie vielleicht zwei Jahre Arbeit. Die dreißig Pfund, die sie nach vollendeter Arbeit dafür erhält, sind nichts weiter als die Wiedererstattung des Unterhaltes, den sie sich selbst während der zwei Jahre, die sie damit beschäftigt war, vorschießt. Der Wert, den sie durch die Arbeit jedes Tages, Monats oder Jahres dem Flachse zusetzte, erstattet immer nur den Wert dessen wieder, was sie während dieses Tages, Monats oder Jahres verzehrte. Nie also setzt sie dem Werte des gesamten jährlichen Betrages der Rohprodukte etwas hinzu: denn der Teil des Produktes, den sie fortwährend verzehrt, ist gerade so groß wie der Wert, den sie beständig hervorbringt. Die äußerste Armut der meisten mit dieser kostspieligen und doch unbedeutenden Arbeit beschäftigter Menschen kann uns davon überzeugen, daß der Preis ihrer Arbeit gewöhnlich den Wert ihres Unterhalts nicht übersteigt. Anders verhält es sich mit der Arbeit der Pächter und Landarbeiter. Ständig bringt sie für gewöhnlich in der Rente des Grundherrn einen Wert hervor, nachdem sie auch noch die ganze Konsumtion, die gesamten Kosten der Beschäftigung und des Unterhalts der Arbeiter sowohl als ihrer Arbeitgeber aufs vollständigste wiedererstattet hat.

Handwerker, Manufakturisten und Kaufleute können das Einkommen und den Reichtum der Gesellschaft nur durch Sparsamkeit vermehren, oder, wie es in dem Systeme ausgedrückt wird, nur durch Enthaltung, d. h. dadurch, daß sie sich eines Teils der zu ihrem Unterhalte bestimmten Fonds enthalten. Sie bringen jährlich weiter nichts als diese Fonds hervor. Wenn sie nun nicht jährlich einen Teil davon ersparen, wenn sie sich nicht jährlich des Genusses von einem Teile davon enthalten, so kann durch ihren Gewerbfleiß das Einkommen und der Reichtum ihrer Gesellschaft nicht im geringsten vermehrt werden. Pächter und Landarbeiter hingegen können alle zu ihrem Unterhalte bestimmten Fonds vollständig genießen und gleichwohl noch das Einkommen und den Reichtum ihrer Gesellschaft vermehren. Über das hinaus, was zu ihrem Unterhalte bestimmt ist, liefert ihr Gewerbfleiß jährlich noch einen Reinertrag, dessen Vermehrung notwendig das Einkommen und den Reichtum der Gesellschaft vermehren muß. Deshalb können Völker, die wie das englische und französische großenteils aus Grundeigentümern und Landbebauern bestehen, durch Gewerbfleiß und Genuß reich werden. Völker hingegen, die wie die Holländer und Hamburger hauptsächlich aus Kaufleuten, Handwerkern und Manufakturisten bestehen, können nur durch Sparsamkeit und Enthaltung reich werden. Wie aber das Interesse von Völkern, deren Umstände so ungleich sind, höchst verschieden ist, so ist es auch ihr Volkscharakter. Bei den ersteren bilden natürlich Liberalität, Offenheit und Geselligkeit einen Teil dieses Charakters; bei den letzteren Engherzigkeit, Kleinlichkeit und Selbstsucht, die allem geselligen Vergnügen und Genusse feind ist.

Die unproduktive Klasse, die der Kaufleute, Handwerker und Manufakturisten, findet Unterhalt und Beschäftigung nur auf Kosten der beiden anderen Klassen, nämlich der Grundeigentümer und der Landbebauer. Diese liefern ihnen die Materialien zu ihrer Arbeit und den Lebensbedarf, das Getreide und Vieh, das sie während ihrer Arbeit verzehren. Die Grundeigentümer und Landbebauer bezahlen schließlich auch den Arbeitslohn aller Arbeiter der unproduktiven Klasse und die Profite aller ihrer Arbeitgeber. Diese Arbeiter und ihre Arbeitgeber sind eigentlich die Diener der Grundeigentümer und Landbebauer. Nur sind sie Diener, die außer Hause arbeiten, während das Gesinde seine Arbeiten im Hause selbst schafft. Beide aber werden auf Kosten der nämlichen Herren unterhalten; beider Arbeit ist gleich unproduktiv. Sie fügt dem Werte der Gesamtsumme des Bodenrohertrages nichts zu: anstatt den Wert dieser Gesamtsumme zu vergrößern, ist sie nur eine Last und Ausgabe, die davon bezahlt werden muß.

Doch ist die unproduktive Klasse den beiden anderen Klassen nicht nur nützlich, sondern sehr nützlich. Mittels des Gewerbfleißes der Kaufleute, Handwerker und Manufakturisten können die Grundeigentümer und Landbebauer sowohl die fremden Waren als auch die Manufakturartikel ihres eigenen Landes, deren sie bedürfen, mit dem Produkte einer weit geringeren Menge ihrer eigenen Arbeit erkaufen als sie aufzuwenden genötigt wären, wenn sie auf eine ungeschickte und linkische Weise den Versuch machten, die einen selbst einzuführen und die anderen zu ihrem Gebrauche selbst zu verfertigen. Durch die unproduktive Klasse sehen sich die Landbebauer mancher Sorge überhoben, die sonst ihre Aufmerksamkeit von dem Landbau abziehen würde. Die Überlegenheit des Produkts, das sie infolge dieser ungeteilten Aufmerksamkeit zu erzeugen imstande sind, entschädigt sie hinlänglich für alle Ausgaben, die ihnen, oder den Grundeigentümern der Unterhalt und die Beschäftigung der unproduktiven Klasse verursacht. So unproduktiv daher auch der Gewerbfleiß der Kaufleute, Handwerker und Manufakturisten seiner Natur nach ist, so trägt er so doch mittelbar dazu bei, das Bodenprodukt zu vermehren. Er vermehrt die produktiven Kräfte produktiver Arbeit, indem er ihr Freiheit läßt, sich auf ihr eigentümliches Geschäft, den Ackerbau, zu beschränken; und der Pflug geht oft leichter und besser gerade durch die Arbeit des Mannes, dessen Geschäft damit gar nichts zu tun hat.

Es kann niemals im Interesse der Grundeigentümer und Landwirte liegen, den Gewerbfleiß der Kaufleute, Handwerker und Manufakturisten irgendwie zu beschränken oder zu entmutigen. Je größer die Freiheit ist, die diese unproduktive Klasse genießt, um so größer wird der Wettbewerb in allen ihren verschiedenen Geschäftszweigen sein, und um so wohlfeiler können sich die beiden anderen Klassen mit fremden Waren und mit den Manufakturartikeln ihres eigenen Landes versorgen.

Es kann niemals im Interesse der unproduktiven Klasse liegen, die beiden anderen Klassen zu unterdrücken. Der Überschuß des Bodenertrages ist es, d. h. das, was nach Abzug des Unterhalts erstens der Landbebauer und dann der Grundeigentümer übrig bleibt, wovon die unproduktive Klasse unterhalten und beschäftigt wird. Je größer dieser Überschuß ist, desto größer wird auch der Unterhalt und die Beschäftigung dieser Klasse sein. Die Herstellung vollkommener Gerechtigkeit, vollkommener Freiheit und vollkommener Gleichheit ist das so einfache Geheimnis, das allen drei Klassen die höchste Stufe des Wohlstandes am wirksamsten sichert.

Die Kaufleute, Handwerker und Manufakturisten solcher Handelsstaaten, die wie Holland und Hamburg vornehmlich aus dieser unproduktiven Klasse bestehen, werden gleichfalls ganz auf Kosten der Grundeigentümer und Landbebauer beschäftigt. Der Unterschied ist bloß der, daß die Grundeigentümer und Landbebauer größtenteils in weiter Entfernung von den Kaufleuten, Handwerkern und Manufakturisten, denen sie Materialien zur Arbeit und Nahrungsmittel verschaffen, in anderen Ländern leben und Untertanen anderer Staaten sind.

Dennoch sind solche Handelsstaaten für die Bewohner dieser anderen Länder nicht nur nützlich, sondern höchst nützlich. Sie füllen gewissermaßen eine weite Lücke aus und ersetzen die Stelle der Kaufleute, Handwerker und Manufakturisten, die die Bewohner dieser Länder zu Hause finden sollten, die sie aber wegen irgendeines Fehlers in ihrer Politik nicht zu Hause finden.

Es kann niemals im Interesse dieser, ich möchte sagen, agrarischen Völker liegen, den Gewerbfleiß der Handelsstaaten dadurch zu entkräften oder zu stören, daß sie ihren Handel oder die Waren, die sie liefern, mit hohen Zöllen belegen. Solche Zölle könnten nur, indem sie die Waren teurer machen, dazu dienen, den Realwert des überschüssigen Produktes ihres eigenen Bodens, mit dem oder, was auf dasselbe hinauskommt, mit dessen Preise diese Waren gekauft werden, herabzusetzen. Solche Zölle könnten nur dazu dienen, die Zunahme dieses überschüssigen Produktes und folglich die Verbesserung und Kultur ihres eigenen Bodens zu verhindern. Dagegen würde das wirksamste Mittel, den Wert dieses überschüssigen Produktes zu erhöhen, seine Zunahme zu befördern, und somit die Verbesserung und Kultur des Bodens zu heben, darin bestehen, daß man dem Handel aller solcher handeltreibenden Völker die vollkommenste Freiheit gewährt.

Diese vollkommene Handelsfreiheit würde sogar das wirksamste Mittel sein, die ackerbautreibenden Länder mit der Zeit mit allen Handwerkern, Manufakturisten und Kaufleuten, an denen es ihnen fehlt, zu versorgen und so die bedeutsame Lücke, die sie bei sich wahrnehmen, auf die geeignetste und vorteilhafteste Weise auszufüllen.

Die fortwährende Zunahme des überschüssigen Ertrages ihres Bodens würde mit der Zeit ein größeres Kapital erschaffen als mit dem gewöhnlichen Profitsatze beim Landbau allein angelegt werden könnte, so daß sich der überschüssige Teil dieses Kapitals von selbst der Beschäftigung einheimischer Handwerker und Manufakturisten zuwenden würde. Finden aber diese Handwerker und Manufakturisten sowohl die Materialien zu ihrer Arbeit als auch den Fonds zu ihrem Lebensunterhalte im eigenen Lande, so würden sie sogleich imstande sein, selbst mit weit weniger Kunst und Geschick doch ebenso wohlfeil zu arbeiten wie die gleichen Handwerker und Manufakturisten solcher Handelsstaaten, die Materialien und Unterhaltsmittel aus großer Ferne herbeischaffen müssen. Und wenn sie auch aus Mangel an Kunst und Geschick eine Zeitlang nicht so wohlfeil arbeiten könnten, so könnten sie doch, wenn sie im Lande selbst einen Markt finden, ihre Arbeit ebenso wohlfeil verkaufen wie die Handwerker und Manufakturisten solcher Handelsstaaten, die ihre Waren aus so weiter Ferne zu Markte bringen müssen. Sobald sie sich aber mehr Kunst und Geschick erworben haben werden, werden sie auch bald wohlfeiler zu verkaufen imstande sein. Daher würden die Handwerker und Manufakturisten solcher Handelsstaaten auf dem Markte der ackerbautreibenden Nationen sogleich Wettbewerber finden und bald darauf im Preise unterboten und gänzlich verdrängt werden. Die Wohlfeilheit der Manufakturwaren bei jenen agrarischen Völkern, die sich als eine Folge der stufenweise steigenden Kunst und Geschicklichkeit herausstellen müßte, würde ihren Absatz mit der Zeit über den inländischen Markt hinaus ausdehnen und die Waren auf viele fremde Märkte bringen, von denen sie dann gleichfalls manche Manufakturartikel der Handelsstaaten nach und nach verdrängen würden.

Diese beständige Zunahme des rohen sowohl als des verarbeiteten Produktes der ackerbautreibenden Nationen brächte dann mit der Zeit ein größeres Kapital hervor als mit dem gewöhnlichen Profitsatze entweder beim Ackerbau oder bei den Manufakturen angelegt werden könnte. Der Überschuß dieses Kapitals würde sich natürlicherweise von selbst dem auswärtigen Handel zuwenden und auf die Ausfuhr derjenigen Teile des rohen und verarbeiteten Produktes ihres Landes, die den Begehr des inländischen Marktes übersteigen, verwendet werden. Bei der Ausfuhr der Produkte ihres eigenen Landes hätten dann die Kaufleute eines agrarischen Volkes einen ähnlichen Vorteil vor den Kaufleuten der handeltreibenden Völker voraus wie seine Handwerker und Manufakturisten vor dessen Handwerkern und Manufakturisten voraushaben: den Vorteil nämlich, daß sie zu Hause die Ladung, die Vorräte und die Lebensmittel fänden, die die anderen in der Ferne aufsuchen müßten. Bei geringerer Kunst und Geschicklichkeit in der Schiffahrt würden sie daher imstande sein, diese Ladung auf auswärtigen Märkten ebenso wohlfeil, und bei gleicher Kunst und Geschicklichkeit sogar noch wohlfeiler zu verkaufen als die Kaufleute der Handelsstaaten. Sie würden mithin bald in diesem Zweige des auswärtigen Handels mit jenen handeltreibenden Völkern wetteifern und sie mit der Zeit ganz daraus verdrängen.

Nach diesem liberalen und hochherzigen Systeme ist daher die vorteilhafteste Methode, wie ein agrarisches Volk sich selbst Handwerker, Manufakturisten und Kaufleute erziehen kann, die, daß es den Handwerkern, Manufakturisten und Kaufleuten aller übrigen Völker die unbeschränkteste Freiheit einräumt. Es erhöht dadurch den Wert des überschüssigen Produktes seines eigenen Bodens, und dessen stete Zunahme bildet nach und nach einen Fonds, der ihm mit der Zeit notwendigerweise alle Handwerker, Manufakturisten und Kaufleute, deren es bedarf, verschaffen muß.

Wenn dagegen ein agrarisches Volk den Handel fremder Völker durch hohe Zölle oder gänzliche Verbote unterdrückt, so schadet es notwendig seinem eigenen Interesse auf zweierlei Weise. Erstens vermindert es dadurch, daß es den Preis aller fremden Waren und alle Arten von Manufakturwaren erhöht, unfehlbar den Realwert des überschüssigen Produkts seines eigenen Bodens, mit dem, oder, was auf dasselbe hinausläuft, mit dessen Preise es jene fremden Waren und die Manufakturwaren kauft. Zweitens aber erhöht es dadurch, daß es seinen eigenen Kaufleuten, Handwerkern und Manufakturisten eine Art von Monopol auf dem einheimischen Markte gibt, den Profitsatz des Kaufmanns und Manufakturisten im Verhältnis zu dem des Landwirtes und zieht dadurch entweder einen Teil des Kapitals, der früher in dem Ackerbau steckte, davon ab oder bewirkt doch, daß ein Kapitalteil, der sonst dem Ackerbau zugeflossen wäre, ihm nicht zukommt. Diese Politik entmutigt also den Ackerbau auf zweierlei Art: einmal dadurch, daß sie den Realwert seines Produktes verringert und so seinen Profitsatz erniedrigt, und zweitens dadurch, daß sie den Profitsatz bei allen übrigen Erwerbszweigen in die Höhe treibt. Der Ackerbau wird weniger vorteilhaft, Handel und Manufakturen aber vorteilhafter als sie sonst sein würden, und jedermann wird durch sein eigenes Interesse angetrieben, sein Kapital und seinen Gewerbfleiß soviel als möglich von dem ersteren ab- und den letzteren zuzuwenden.

Wenn auch ein agrarisches Volk durch diese drückende Politik sich seine eigenen Handwerker, Manufakturisten und Kaufleute etwas früher verschaffen sollte, als es mit der Gewerbefreiheit geschehen könnte – eine Sache übrigens, die nicht wenig zweifelhaft ist – so würde sie sie doch vor der Zeit, und ehe sie dazu gleichsam reif geworden wären, hervorbringen. Sie erzöge eine Art des Gewerbfleißes zu schnell und unterdrückte dadurch eine andere viel schätzenswertere. Indem sie eine Art des Gewerbfleißes zu schnell emporbrächte, die bloß das Kapital, das in ihr steckt, samt dem gewöhnlichen Profit wiedererstattete, würde sie eine andere Art des Gewerbfleißes zurückhalten, die, nachdem, sie das Kapital samt seinem Profit wiedererstattet hat, noch einen Reinertrag, eine freie Rente für den Grundherrn, liefert. Sie würde eine produktive Arbeit niederhalten, indem sie eine durchaus unfruchtbare und unproduktive zu hastig emporbrächte.

Auf welche Weise nach diesem Systeme die Gesamtsumme des jährlichen Bodenertrages auf die drei oben erwähnten Klassen sich verteilt, und wie die Arbeit der unproduktiven Klasse nichts weiter als den Wert dessen, was sie verzehrt, wiedererstattet, ohne im geringsten den Wert jener Gesamtsumme zu vermehren: das hat Quesnai, der scharfsinnige und tiefdenkende Urheber dieses Systems in gewissen arithmetischen Formeln dargestellt. Die erste dieser Formeln, die er vorzugsweise mit dem Namen der ökonomischen Tafel bezeichnet, stellt die Art dar, wie jene Verteilung nach seiner Meinung in einem Zustande der vollkommensten Freiheit und folglich des höchsten Wohlstandes stattfindet: in einem Zustande, wo der Jahresertrag den möglichst größten Reinertrag abwürfe, und jede Klasse ihren gebührenden Anteil an dem ganzen Jahresertrage genösse. Einige andere Formeln geben die Art an, wie nach seiner Meinung diese Verteilung unter den mancherlei Einschränkungen und Maßregeln erscheint, bei denen entweder die Klasse der Grundeigentümer oder die unfruchtbare und unproduktive Klasse mehr begünstigt wird als die Klasse der Landbebauer und bei denen die eine oder die andere jener Klassen sich mehr oder weniger von dem Anteil aneignet, der eigentlich dieser produktiven Klasse gebührte. Jede solche Aneignung, jede Verletzung der natürlichen Verteilung, die sich bei gänzlicher Freiheit herausstellen würde, muß nach diesem Systeme notwendig von Jahr zu Jahr den Wert und die Gesamtsumme des Jahresproduktes mehr oder weniger verringern und in dem wirklichen Reichtume und Einkommen der Gesellschaft eine stufenweise Abnahme herbeiführen, eine Abnahme, die schneller oder langsamer vor sich geht, je nachdem diese Aneignung stärker oder schwächer ist, je nachdem jene natürliche Verteilung, die durch die vollkommenste Freiheit bewerkstelligt würde, mehr oder weniger verletzt wird. Diese nachfolgenden Formeln stellen die verschiedenen Grade der Abnahme dar, die diesem Systeme zufolge den verschiedenen Graden entsprechen, in denen jene natürliche Verteilung der Dinge verletzt wird.

Gewisse erfindungsreiche Ärzte scheinen sich eingebildet zu haben, daß die Gesundheit des menschlichen Körpers nur durch eine genau bestimmte Diät und Bewegung erhalten werden könne, und daß jede, auch die kleinste Abweichung davon notwendig einen Grad von Krankheit oder Unpäßlichkeit verursachen müsse, der dem Grade der Abweichung angemessen sei. Die Erfahrung dürfte aber zeigen, daß der menschliche Körper, wie es wenigstens allen Anschein hat, oft bei der allerverschiedensten Diät, und selbst bei einer, die allgemein für alles eher denn gesund gehalten wird, dennoch vollkommen gesund bleibt. Es dürfte sich aber zeigen, daß der gesunde Zustand des menschlichen Körpers in sich selbst ein gewisses unbekanntes Prinzip der Erhaltung habe, wodurch die schlimmen Folgen der fehlerhaftesten Diät mannigfach abgewendet oder erleichtert werden können. Quesnai, der selbst Arzt, und zwar ein sehr erfindungsreicher Arzt war, scheint von dem Staatskörper einen ähnlichen Begriff gehabt und sich eingebildet zu haben, daß er nur bei einer gewissen genau bestimmten Diät, der strengen Diät vollkommener Freiheit und vollkommener Gerechtigkeit, blühen und gedeihen könne. Es scheint, daß er nicht in Erwägung zog, wie in dem Staatskörper das natürliche Bestreben, das jeder Mensch andauernd bewährt, seine Lage zu verbessern, ein Prinzip der Selbsterhaltung ist, wodurch die schlimmen Folgen einer parteiischen und drückenden Volkswirtschaftspolitik mannigfach abgewendet und erleichtert werden können. Eine solche Volkswirtschaftspolitik hält zwar den natürlichen Fortschritt einer Nation zu Reichtum und Wohlstand mehr oder weniger auf, aber sie ist doch nicht immer imstande, ihn gänzlich zu hemmen oder wohl gar rückgängig zu machen. Wenn eine Nation ohne den Genuß vollkommener Freiheit und vollkommener Gerechtigkeit nicht gedeihen könnte, so gäbe es in der ganzen Welt keine Nation, die es hätte zum Wohlstande bringen können. Es hat aber die Weisheit der Natur in den Staatskörper glücklicherweise reichliche Mittel gelegt, so manche schlimme Folgen menschlicher Torheit und Ungerechtigkeit zu heilen, gerade wie sie auch dem menschlichen Körper die Mittel verliehen hat, die üblen Folgen der Trägheit und Unmäßigkeit abzuwenden.

Der Hauptirrtum dieses Systems scheint aber darin zu liegen, daß es die Klasse der Handwerker, Manufakturisten und Kaufleute als ganz unfruchtbar und unproduktiv darstellt. Die nachfolgenden Bemerkungen mögen dazu dienen, das Unrichtige an dieser Darstellung hervorzuheben.

Erstens ist anerkannt, daß diese Klasse jährlich den Wert dessen, was sie das Jahr hindurch verzehrt, wieder hervorbringt und so wenigstens die Existenz des Vorrats oder Kapitals, womit sie erhalten und beschäftigt wird, verlängert. Schon in dieser Hinsicht allein müßte die Benennung »unfruchtbar und unproduktiv« als höchst unpassend angebracht erscheinen. Man nennt doch wohl eine Ehe nicht darum unfruchtbar oder unproduktiv, wenn auch nur ein Sohn und eine Tochter, welche die Stelle des Vaters und der Mutter wieder ausfüllen, erzeugt werden, und wenn also die Zahl der Menschen nicht vermehrt, sondern nur die bereits vorhandene Zahl erhalten wird. Pächter und Landarbeiter bringen freilich außer dem Vorrate, der sie unterhält und beschäftigt, jährlich noch einen Reinertrag, eine freie Rente für den Grundherrn hervor. Wie eine Ehe, die drei Kinder hervorbringt, ohne Zweifel produktiver ist als eine Ehe, die deren nur zwei hat, so ist allerdings auch die Arbeit der Pächter und Bauern produktiver als die der Kaufleute, Handwerker und Manufakturisten. Allein das größere Produkt der einen Klasse macht doch die andere nicht unfruchtbar oder unproduktiv.

Zweitens scheint es in dieser Hinsicht ganz unpassend, die Handwerker, Manufakturisten und Kaufleute wie Hausgesinde anzusehen. Die Arbeit des letzteren verlängert die Existenz des Fonds, womit es unterhalten und beschäftigt wird, durchaus nicht. Der Unterhalt des Hausgesindes und seine Beschäftigung geht ganz auf Kosten seiner Herrschaft, und seine Arbeit ist nicht der Art, daß sie diese Kosten wiedererstatten könnte. Seine Arbeit besteht in Diensten, welche gewöhnlich im Augenblicke ihrer Leistung selbst zu Ende sind und sich in keiner verkäuflichen Ware, die den Wert des Arbeitslohns und Unterhalts wiedererstattete, fixieren oder realisieren. Die Arbeit der Handwerker, Manufakturisten und Kaufleute hingegen fixiert und realisiert sich ganz von selbst an einer solchen verkäuflichen Ware. Deshalb habe ich in dem Kapitel, welches von der produktiven und von der unproduktiven Arbeit handelt, die Handwerker, Manufakturisten und Kaufleute in die Klasse der produktiven, das Hausgesinde aber in die der unfruchtbaren oder unproduktiven Arbeiter gestellt.

Drittens scheint es in jedem Betracht unpassend zu sein, wenn man sagt, daß die Arbeit der Handwerker, Manufakturisten und Kaufleute das wirkliche Einkommen der Gesellschaft nicht vermehre. Wenn man auch, wie in diesem Systeme angenommen zu werden scheint, zum Beispiel annimmt, daß der Wert der täglichen, monatlichen und jährlichen Konsumtion dieser Klasse dem Werte ihrer täglichen, monatlichen und jährlichen Produktion ganz gleich sei, so folgt daraus doch noch keineswegs, daß ihre Arbeit dem wirklichen Einkommen, dem wirklichen Werte des jährlichen Ertrags des Bodens und der Arbeit der Gesellschaft gar nichts zusetze. Ein Handwerker z. B., der in den ersten sechs Monaten nach der Ernte eine Arbeit macht, die 10 Pfund Sterling wert ist, mag zwar in dieser Zeit Getreide und anderen Lebensbedarf im Werte von zehn Pfund Sterling verzehren, aber er setzt doch in der Tat dem jährlichen Boden- und Arbeitsprodukte der Gesellschaft den Wert von zehn Pfunden hinzu. Während er ein halbjähriges zehn Pfund Sterling wertes Einkommen an Getreide, und anderem Lebensbedarf aufzehrte, hat er einen gleichen Arbeitswert hervorgebracht, mit dem sich entweder für ihn oder für irgendeine andere Person ein gleiches halbjähriges Einkommen erkaufen läßt. Es ist also der Wert dessen, was in den sechs Monaten verzehrt und hervorgebracht worden ist, nicht zehn, sondern zwanzig Pfund Sterling gleich. Zwar ist es möglich, daß in keinem Augenblicke mehr als der Wert von zehn Pfund wirklich vorhanden war. Wenn aber die zehn Pfund Wert Getreide und anderer Lebensbedarf, die von dem Handwerker verzehrt wurden, von einem Soldaten oder von einem häuslichen Dienstboten verbraucht wären, so würde der Wert desjenigen Teils vom Jahresprodukte, das am Ende der sechs Monate vorhanden wäre, zehn Pfund Sterling weniger betragen haben, als er vermöge der Arbeit des Handwerkers betrug. Wenn daher auch der Wert dessen, was der Handwerker hervorbringt, zu keiner Zeit höher angenommen werden könnte, als der Wert, den er verzehrt, so ist doch zu jeder Zeit der wirklich auf dem Markte vorhandene Güterwert vermöge dessen, was jener hervorbringt, größer, als er sonst sein würde.

Wenn die Verfechter dieses Systems behaupten, daß die Konsumtion der Handwerker, Manufakturisten und Kaufleute dem Werte dessen gleich sei, was sie produzieren, so meinen sie damit wahrscheinlich nichts weiter, als daß ihr Einkommen oder der zu ihrer Konsumtion bestimmte Fonds dem, was sie produzieren, gleich ist. Hätten sie sich bestimmter ausgedrückt und bloß behauptet, daß das Einkommen dieser Klasse dem Werte dessen, was sie produziert, gleich sei, so würde dem Leser sogleich aufgefallen sein, daß also dasjenige, was von diesem Einkommen erspart wird, notwendig den wirklichen Reichtum der Gesellschaft mehr oder weniger vermehren müsse. Um nun aber etwas wie einen Beweis herauszubringen, mußten sie freilich sich geradeso unbestimmt ausdrücken wie sie es getan haben; allein ihr Argument hätte, wenn man auch annimmt, die Dinge verhielten sich wirklich so, wie sie vorauszusetzen scheinen, dennoch keine Beweiskraft.

Viertens können Pächter und Landarbeiter ebensowenig ohne Sparen das wirkliche Einkommen ihrer Gesellschaft, das jährliche Produkt von deren Boden und Arbeit vermehren als Handwerker, Manufakturisten und Kaufleute. Das jährliche Boden- und Arbeitsprodukt einer Gesellschaft läßt sich nur auf zweierlei Art vermehren: entweder durch irgendeine Verbesserung in den Produktivkräften der in der Gesellschaft betriebenen nützlichen Arbeit, oder durch eine Zunahme der Menge dieser Arbeit.

Die Verbesserung in den Produktivkräften nützlicher Arbeit hängt erstens von der entwickelteren Geschicklichkeit des Arbeiters und zweitens von der Vervollkommnung der Maschinen ab, mit denen er arbeitet. Wie nun aber die Arbeit der Handwerker und Manufakturisten feiner unterschieden, und die Arbeit jedes einzelnen Arbeiters auf einfachere Verrichtungen zurückgeführt werden kann als die Arbeit der Pächter und Landarbeiter, so ist sie auch nach beiden Seiten hin einer viel größeren Vervollkommnung fähig. Siehe Buch I, Kapitel 1. In dieser Beziehung kann also die Klasse der Landbebauer keinerlei Vorteil vor der der Handwerker und Manufakturisten voraushaben.

Die Zunahme der Menge nützlicher Arbeit, die in einer Gesellschaft beschäftigt wird, hängt lediglich von der Zunahme des Kapitals ab, das sie beschäftigt, und die Zunahme dieses Kapitals muß wieder genau dem Betrage der Ersparnisse aus dem Einkommen entweder derjenigen Personen entsprechen, welche die Beschäftigung dieses Kapitals bewerkstelligen und leiten, oder anderer Personen, die es ihnen leihen. Wenn nun, wie in diesem Systeme angenommen zu werden scheint, Kaufleute, Handwerker und Manufakturisten von Natur mehr zum Sparen und Zurücklegen geneigt sind als Grundeigentümer und Landarbeiter, so ist es auch insofern wahrscheinlich, daß jene mehr als diese die Menge der in ihrer Gesellschaft betriebenen nützlichen Arbeit, und folglich das Wachstum ihres wirklichen Einkommens, das jährliche Produkt ihres Bodens und ihrer Arbeit, vermehren.

Fünftens endlich muß, wenn man auch, wie dieses System anzunehmen scheint, annimmt, daß das Einkommen der Einwohner in jedem Lande lediglich in der Menge von Nahrungsmitteln, die ihnen ihr Fleiß verschaffen kann, besteht, dennoch selbst nach dieser Voraussetzung auch unter sonst gleichen Umständen das Einkommen eines handeltreibenden und industriellen Landes stets weit größer sein als das Einkommen eines Landes, das weder Handel noch Manufakturen hat. Mittels des Handels und der Manufakturen kann jährlich eine größere Menge von Nahrungsmitteln in ein Land eingeführt werden als sein eigener Boden bei dem jedesmaligen Zustande der Kultur liefern könnte. Die Bewohner einer Stadt, die oft gar keine eigenen Ländereien haben, ziehen doch durch ihren Gewerbfleiß so viele Rohprodukte aus den Ländereien anderer Leute an sich, daß sie sich dadurch nicht nur mit den Materialien zu ihrer Arbeit, sondern auch mit dem Fonds zu ihrem Unterhalt versorgen. Was aber eine Stadt im Verhältnis zu der benachbarten Landschaft ist, das kann auch oft ein unabhängiger Staat in Verhältnis zu anderen unabhängigen Staaten sein. So zieht Holland einen großen Teil seiner Nahrungsmittel aus anderen Ländern: lebendes Vieh aus Holstein und Jütland und Getreide fast aus allen europäischen Ländern. Mit einer geringen Menge verarbeiteter Produkte kauft man eine große Menge von Rohprodukten. Ein handeltreibendes und industrielles Land kann also natürlicherweise mit einem kleinen Teile seiner verarbeiteten Produkte einen großen Teil der Rohprodukte anderer Länder kaufen, während umgekehrt ein Land, das weder Handel noch Manufakturen hat, in der Regel gezwungen ist, mit dem Aufwand eines großen Teils seiner Rohprodukte sich einen nur sehr kleinen Teil von den Manufakturprodukten anderer Länder zu kaufen. Das eine führt aus, was nur wenige Menschen nährt und versorgt, und führt dafür die Nahrungs- und Versorgungsmittel für viele Menschen ein. Das andere führt die Nahrungs- und Versorgungsmittel für viele Menschen aus und führt nur für wenige welche ein. Die Bewohner des einen müssen immer eine größere Menge von Nahrungsmitteln haben als ihre eigenen Länder bei dem jedesmaligen Zustande der Kultur liefern können; die Bewohner des anderen müssen immer eine weit geringere Menge haben.

Gleichwohl kommt dieses System, ungeachtet aller seiner Unvollkommenheiten, unter allen bis jetzt in der politischen Ökonomie aufgestellten Systemen der Wahrheit am nächsten und verdient aus diesem Grunde wohl die Beachtung eines jeden, der die Grundsätze dieser höchst wichtigen Wissenschaft aufmerksam untersuchen will. Wenn sich auch seine Begriffe insoweit, als es die auf die Landwirtschaft verwendete Arbeit als die einzig produktive darstellt, vielleicht zu eng und beschränkt zeigen, so erscheinen seine Lehren doch wieder darin, daß es den nicht in die unverzehrbaren Schätze des Geldes, sondern in die verzehrbaren durch die Arbeit der Gesellschaft jährlich von neuem hervorgebrachten Güter verlegt und daß es vollkommene Freiheit als das einzig wirksame Mittel darstellt, diese jährliche Wiederhervorbringung so groß als möglich zu machen, ebenso richtig als hochherzig und liberal. Seine Anhänger sind sehr zahlreich, und da die Menschen das Paradoxe lieben und gerne den Schein erregen, als verständen sie etwas, was über das Fassungsvermögen der großen Menge hinausgeht, so hat vielleicht das Paradoxon, das es in Betreff der unproduktiven Natur der Manufakturarbeit enthält, nicht wenig dazu beigetragen, die Zahl seiner Bewunderer zu vermehren. Sie machen seit einigen Jahren eine sehr ansehnliche Schule aus, die sich in der französischen Gelehrtenrepublik durch den Namen der Ökonomisten auszeichnet. Ihre Schriften sind unstreitig ihrem Lande nützlich gewesen: denn sie brachten nicht nur manche Gegenstände, die zuvor niemals gehörig untersucht worden waren, zu einer allgemeinen Erörterung, sondern übten auch einen gewissen Einfluß auf die Staatsverwaltung, die sie für den Ackerbau günstig stimmten. Infolge ihrer Vorstellungen geschah es, daß der französische Ackerbau von manchen Bedrückungen, unter denen er früher gelitten hatte, befreit worden ist. Der Zeitraum, auf welchen ein Pachtkontrakt so geschlossen werden kann, daß er gegen jeden künftigen Käufer oder Eigentümer des Gutes gültig ist, wurde von neun Jahren auf siebenundzwanzig verlängert. Die alten Provinzialbeschränkungen bei dem Getreidetransport aus einer Provinz des Königreichs in die andere wurden gänzlich aufgehoben, und die Freiheit der Getreideausfuhr nach allen fremden Ländern ist in allen gewöhnlichen Fällen zum allgemeinen Landesrecht gemacht worden. Diese Schule folgt in allen ihren sehr zahlreichen Schriften, die nicht nur von der eigentlich sogenannten politischen Ökonomie, d. h. von der Natur und den Ursachen des Volkswohlstandes, sondern auch von jedem anderen Zweige der Verwaltung handeln, unbedingt und ohne merkliche Abweichung der Lehre Quesnays. Daher sind die meisten dieser Schriften einander so ähnlich. Die deutlichste und zusammenhängendste Darstellung der Lehre findet man in einem kleinen Buche von Mercier de la Riviere, ehemaligem Intendanten von Martinique, das den Titel führt: Die natürliche und wesentliche Ordnung politischer Gesellschaften. Die Verehrung dieser ganzen Schule für ihren Meister, der selbst ein sehr bescheidener und einfacher Mann war, ist nicht geringer, als die der alten Philosophen für die Stifter ihrer Systeme. »Seit die Welt steht«, sagt ein sehr genauer und achtenswerter Schriftsteller, der Marquis de Mirabeau, »waren es hauptsächlich drei große Erfindungen, welche den politischen Gesellschaften innere Festigkeit verliehen, während manche andere Erfindungen ihnen bloß Reichtum und äußeren Aufputz verschafften. Die erste dieser Erfindungen ist die des Schreibens, welche allein die Menschen instandsetzt, ihre Gesetze, Verträge, Begebenheiten und Entdeckungen unverändert auf die Nachwelt zu bringen. Die zweite ist die Erfindung des Geldes, welches allen Verkehr zivilisierter Gesellschaften untereinander vermittelt. Die dritte ist die der ökonomischen Tafel, das Resultat der beiden anderen, welches sie durch Vervollkommnung ihres Zweckes erst vollständig macht. Sie ist die große Entdeckung unseres Zeitalters, deren Früchte unsere Nachkommen erben werden.«

Wie die Volkswirtschaftpolitik der Völker des modernen Europa den Manufakturen und dem auswärtigen Handel, dem Gewerbfleiß der Städte günstiger gewesen ist als dem Ackerbau, dem Gewerbfleiß des Landes: so hat die anderer Völker einen entgegengesetzten Plan befolgt und dem Ackerbau sich günstiger gezeigt als den Manufakturen und dem auswärtigen Handel.

Die Politik Chinas begünstigt den Ackerbau mehr als alle übrigen Gewerbszweige. In China soll der Stand eines Landmannes um so viel höher sein als der eines Handwerkers, als in den meisten europäischen Ländern der Stand eines Handwerkers höher ist als der eines Landmannes. In China trachtet der Ehrgeiz eines jeden dahin, ein kleines Fleckchen Land entweder als Eigentum oder als Pachtgut in Besitz zu haben, und es heißt, daß Pachtungen dort unter sehr billigen Bedingungen gewährt und den Pächtern hinlänglich gesichert werden. Die Chinesen haben wenig Achtung für den auswärtigen Handel. »Euer armseliger Handel!«, das war die Sprache, in welcher die Mandarinen von Peking zum russischen Gesandten, Herrn von Lange, redeten Siehe Lange's Reisetagebuch in Beils Reisen, 2. Band, Seite 258, 276 und 293.. Außer mit Japan treiben die Chinesen selbst in ihren eigenen Schiffen wenig oder gar keinen auswärtigen Handel, und die Schiffe fremder Nationen lassen sie nur in einem oder in zwei Häfen ihres Reiches zu. Daher ist der auswärtige Handel in China auf einen weit engeren Kreis eingeschränkt, als er sich seiner Natur nach ausdehnen könnte, wenn ihm entweder in eigenen oder in den Schiffen fremder Völker mehr Freiheit gestattet würde.

Weil Manufakturwaren in einem kleinen Volumen oft einen großen Wert enthalten und deshalb mit geringeren Kosten aus einem Lande in das andere gebracht werden können als die meisten Rohprodukte, beruht der auswärtige Handel beinahe in allen Ländern hauptsächlich auf ihnen. Überdies können die Manufakturen in Ländern, die weniger umfangreich und weniger für den inneren Handel geeignet sind als China gewöhnlich ohne die Unterstützung des auswärtigen Handels nicht bestehen. Ohne einen ausgebreiteten fremden Markt könnten sie weder in Ländern von so geringem Umfange, daß sie nur einen eng beschränkten inneren Markt gewähren, oder in Ländern, wo die Verbindung zwischen den verschiedenen Provinzen so schwierig ist, daß den Waren dieses oder jenes Platzes unmöglich der ganze innere Markt zuteil werden kann, sonderlich gedeihen. Man muß bedenken, daß die Vervollkommnung der Manufakturindustrie ganz und gar von der Teilung der Arbeit abhängt, und daß, wie früher gezeigt wurde, der Grad, wie weit diese Teilung in einer Manufaktur getrieben werden kann, notwendig durch den Umfang des Marktes bestimmt wird. Nun gibt aber die große Ausdehnung des chinesischen Reiches, die Menge seiner Einwohner, die Verschiedenheit seines Klimas und seiner in den verschiedenen Provinzen erzeugten Produkte, sowie endlich die leichte Verbindung zwischen den meisten Provinzen mittels der Fahrt zu Wasser dem einheimischen Markt dieses Landes einen so großen Umfang, daß er schon für sich allein hinreicht, die größten Manufakturen zu unterstützen und die Teilung der Arbeit bis ins kleinste hinein zuzulassen. Der innere Markt Chinas gibt an Umfang vielleicht dem Markte aller europäischen Länder zusammengenommen nichts nach. Wenn aber eine größere Ausbreitung des auswärtigen Handels zu diesem großen inneren Markte noch den auswärtigen Markt der ganzen übrigen Welt hinzubrächte, und wenn besonders auch ein bedeutender Teil dieses Handels in chinesischen Schiffen betrieben würde, so müßte dies fast unfehlbar die Manufakturen Chinas außerordentlich heben und die Produktivkräfte seiner Manufakturindustrie ansehnlich verstärken. Bei einer ausgebreiteteren Schiffahrt würden die Chinesen natürlich die Kunst erlernen, die mancherlei Maschinen, die man in anderen Ländern anwendet, selbst zu gebrauchen und zu bauen wie auch die übrigen Verbesserungen in Künsten und Gewerben sich zu eigen machen, die in allen Teilen der Welt eingeführt sind. Bei ihrem jetzigen Verfahren aber haben sie wenig Gelegenheit, sich nach dem Vorbilde anderer Nationen als etwa der Japaner zu vervollkommnen.

Auch die Politik der alten Ägypter sowie die der Dschinturegierung von Indostan scheint den Ackerbau mehr als alle übrigen Beschäftigungen begünstigt zu haben.

Sowohl im alten Ägypten als in Indostan war die ganze Masse des Volkes in verschiedene Kasten oder Stämme geteilt, deren jede vom Vater auf den Sohn auf ein bestimmtes Gewerbe oder bestimmte Klassen von Beschäftigungen eingeschränkt war. Der Sohn eines Priesters wurde notwendig wieder Priester, der Sohn eines Soldaten wieder Soldat, der Sohn eines Bauern wieder Bauer, der Sohn eines Webers wieder Weber, der Sohn eines Schneiders wieder Schneider usw. In beiden Ländern hatte die Kaste der Priester den höchsten, und die der Soldaten den nächsten Rang, und in beiden Ländern stand die Kaste der Pächter und Bauern höher als die der Kaufleute und Manufakturisten.

Die Regierung beider Länder richtete ihr Augenmerk vornehmlich auf das Interesse des Landbaues. Die Werke, welche die alten Herrscher von Ägypten zur zweckmäßigen Verteilung der Nilwässer angelegt hatten, waren im Altertume berühmt, und die Überreste einiger von ihnen erregen noch jetzt die Bewunderung der Reisenden. Ähnliche Werke, die von den alten Beherrschern Indostans angelegt wurden, um die Gewässer des Ganges und mancher anderen Flüsse zweckmäßig zu verteilen, sind zwar weniger berühmt geworden, scheinen aber doch ebenso groß gewesen zu sein. Wenn daher auch beide Länder mitunter durch Teuerung litten, so waren sie doch wegen ihrer ungemeinen Fruchtbarkeit berühmt. Obwohl beide außerordentlich bevölkert waren, so konnten sie gleichwohl in einigermaßen fruchtbaren Jahren große Mengen von Getreide zu ihren Nachbarn ausführen.

Die alten Ägypter hatten einen abergläubischen Abscheu vor der See, und da die Dschintureligion ihren Anhängern nicht erlaubt, über dem Wasser Feuer anzuzünden und folglich auch keine Speisen über dem Wasser zu kochen, so verbieten sich dadurch weite Seereisen bei ihnen in der Tat von selbst. Sowohl die Ägypter als die Indier hingen, was die Ausfuhr ihres überschüssigen Produktes betrifft, ganz von der Schiffahrt anderer Völker ab, und da diese Abhängigkeit ihren Markt einschränkte, so mußte sie auch die Vermehrung dieses überschüssigen Produktes verhindern, und zwar mußte sie die Vermehrung der verarbeiteten Produkte mehr verhindern als die der rohen. Die Manufakturwaren bedürfen eines weit ausgebreiteteren Marktes als die wichtigsten Rohprodukte des Bodens. Ein einziger Schuhmacher kann in einem Jahre mehr als dreihundert Paar Schuhe machen, und seine eigene Familie trägt vielleicht kaum sechs Paar ab. Hat er nun nicht die Kundschaft von wenigstens fünfzig solcher Familien, wie die seinige ist, so kann er nicht das ganze Produkt seiner Arbeit absetzen. Die zahlreichste Klasse von Handwerkern wird in einem großen Lande selten den fünfzigsten oder auch den hundertsten Teil von der Gesamtzahl aller Familien ausmachen. Aber die Zahl der in der Landwirtschaft beschäftigten Menschen wird in so großen Ländern wie Frankreich und England von einigen Schriftstellern auf die Hälfte, von anderen auf ein Drittel, und von keinem, soviel ich weiß, auf weniger als ein Fünftel aller Einwohner des Landes geschätzt. Da nun aber das Produkt der Landwirtschaft in Frankreich sowohl wie in England zum allergrößten Teile im Lande selbst verzehrt wird, so braucht nach diesen Berechnungen jede bei der Landwirtschaft beschäftigte Person bloß die Kundschaft von einer, zwei oder höchstens vier der ihrigen ähnlichen Familien, um das ganze Produkt ihrer Arbeit abzusetzen. Der Ackerbauer kann sich daher, obgleich durch einen beschränkten Markt gelähmt, doch viel besser behaupten, als die Manufakturen. Freilich wurde sowohl im alten Ägypten als in Indostan die Beschränkung des auswärtigen Marktes gewissermaßen wieder durch die Vorteile einer mannigfaltigen inneren Schiffahrt ausgeglichen, die allen Produkten der verschiedenen Distrikte dieser Länder den ganzen einheimischen Markt auf die vorteilhafteste Art öffnete. Auch machte der weite Umfang von Indostan den inneren Markt dieses Landes sehr groß und zur Unterstützung einer Menge von Manufakturen zureichend. Aber der geringe Umfang des alten Ägyptens, das niemals England an Größe gleichkam, muß immer den einheimischen Markt dieses Landes in zu enge Grenzen eingeschränkt haben, als daß er eine große Mannigfaltigkeit von Manufakturen hätte unterhalten können. Demnach ist auch Bengalen, diejenige Provinz von Indostan, welche gewöhnlich die größte Menge Reis ausführt, zu allen Zeiten mehr wegen der Ausfuhr von mancherlei Manufakturwaren als wegen seiner Getreideausfuhr berühmt gewesen. Das alte Ägypten hingegen führte zwar einige Manufakturwaren, insbesondere feine Leinwand und gewisse andere Güter aus; aber es tat sich stets am meisten durch seine starke Getreideausfuhr hervor, und war lange Zeit die Kornkammer des römischen Reiches.

Die Beherrscher Chinas, des alten Ägyptens und der verschiedenen Königreiche, in die Indostan zu dieser oder jener Zeit zerfiel, zogen immer entweder ihr ganzes Einkommen oder doch seinen allergrößten Teil aus einer Art von Grundsteuer oder Grundrente. Diese Grundsteuer oder Grundrente bestand, wie in Europa der Zehnte, in einem gewissen Anteil, man sagt in einem Fünftel, von dem Ertrage der Ländereien, der entweder in Natura gegeben oder nach einer gewissen Schätzung in Geld bezahlt wurde und sich folglich von Jahr zu Jahr je nach dem verschiedenen Ertrage änderte. Es war daher natürlich, daß die Beherrscher dieser Länder besonders das Interesse des Landbaus ins Auge faßten, von dessen Gedeihen oder Verfall unmittelbar auch die Vermehrung oder Verminderung ihrer jährlichen Einkünfte abhing.

Die Politik der alten griechischen und der römischen Republik scheint, obgleich sie den Ackerbau mehr ehrte als die Manufakturen oder den fremden Handel, doch mehr die letzteren Gewerbe erschwert, als dem ersteren geradezu und absichtlich Vorschub geleistet zu haben. In einigen alten Staaten Griechenlands war der auswärtige Handel gänzlich verboten, und in anderen hielt man die Beschäftigungen der Handwerker und Manufakturisten für schädlich, insofern sie der Stärke und Behendigkeit des menschlichen Körpers Abbruch täten, ihn zu den Fertigkeiten, wozu ihre militärischen und gymnastischen Übungen ihn bilden sollten, unfähig machten und ihn dadurch mehr oder weniger der Tüchtigkeit beraubten, womit er die Beschwerden des Krieges zu ertragen und seine Gefahren zu bestehen hätte. Solche Tätigkeit hielt man nur für Sklaven schicklich, und den freien Staatsbürgern war es verboten, sie zu treiben. Sogar in denjenigen Staaten, wo ein solches Verbot nicht stattfand, wie in Rom und in Athen war die große Masse des Volkes tatsächlich von allen Geschäften, die jetzt gewöhnlich von den unteren Schichten der Städtebewohner getrieben werden, ausgeschlossen. Alle diese Geschäfte wurden in Athen und Rom von den Sklaven der Reichen versehen, die sie auf Rechnung ihrer Herren betrieben, deren Reichtum, Macht und Schutz es einem armen Freien fast unmöglich machte, für seine Arbeit, wenn sie mit der Arbeit der Sklaven der Reichen in Konkurrenz kam, Absatz zu finden. Sklaven sind jedoch selten erfinderisch, und die wichtigsten Verbesserungen im Maschinenwesen oder in der Anordnung und Verteilung der Geschäfte, wodurch die Arbeit erleichtert und abgekürzt wird, sind alle Erfindungen freier Menschen gewesen. Schlüge ein Sklave eine solche Verbesserung vor, so würde sein Herr sehr geneigt sein, den Vorschlag für eine Eingebung der Faulheit und des Verlangens, auf Kosten des Herrn Arbeit zu sparen, anzusehen. Der arme Sklave erhielte wahrscheinlich statt einer Belohnung einen tüchtigen Verweis und vielleicht noch eine Züchtigung. In den von Sklaven betriebenen Manufakturen muß daher in der Regel mehr Arbeit zur Erzielung einer gleichen Menge von Waren aufgewendet werden, als in denen, welche freie Leute betreiben. Deshalb ist gewöhnlich alles, was jene verfertigen, teurer als die Arbeit dieser. Die ungarischen Bergwerke wurden, wie Montesquieu bemerkt, obgleich sie nicht reicher sind, doch stets mit einem geringeren Kostenaufwande und folglich mit mehr Profit betrieben als die benachbarten türkischen. In den türkischen Bergwerken arbeiteten Sklaven, und die Arme dieser Sklaven waren die einzigen Maschinen, an deren Benutzung die Türken je gedacht haben. In den ungarischen Bergwerken arbeiteten freie Leute, die sich vieler Maschinen bedienen, mit denen sie ihre Arbeit erleichtern und abkürzen. Nach dem wenigen, was man von dem Preise der Manufakturwaren zur Zeit der Griechen und Römer weiß, scheint es, daß die feineren Sorten ungemein teuer waren. Seide wurde mit Gold aufgewogen. Sie war freilich damals noch kein europäisches Manufakturprodukt, sondern wurde durchwegs aus Ostindien gebracht, so daß die Weite des Weges die Höhe des Preises einigermaßen erklärlich macht. Der Preis aber, den eine Dame zuweilen für ein Stück sehr feiner Leinwand bezahlt haben soll, scheint ebenso außerordentlich hoch gewesen zu sein, und da die Leinwand doch immer ein europäisches, oder höchstens ein ägyptisches Manufakturprodukt war, so läßt sich dieser hohe Preis nur durch die großen Kosten der auf sie verwendeten Arbeit erklären, und die Kosten dieser Arbeit wieder konnten nur aus der Mangelhaftigkeit der Maschinen entspringen, die man dabei brauchte. Auch der Preis der feinen Wollenzeuge scheint, wenn gleich nicht ganz so außerordentlich, doch weit höher gewesen zu sein als in unseren Tagen. Von gewissen Tüchern, die auf eine besondere Art gefärbt waren, kostete, wie uns Plinius erzählt Plin. Lib. IX. c. 39., das Pfund hundert Denarii oder drei Pfund Sterling, sechs Schilling und acht Pence. Von anderen, auf andere Weise gefärbten Tüchern kostete das Pfund tausend Denarii oder dreiunddreißig Pfund Sterling, sechs Schilling und acht Pence. Dabei muß man sich erinnern, daß das römische Pfund nur zwölf Unzen unseres Avoirdupois-Gewichtes enthielt. Zwar scheint dieser hohe Preis hauptsächlich für die Färbung gezahlt worden zu sein; allein, wenn die Tücher nicht selbst weit teurer als in unseren Tagen gewesen wären, so würde man schwerlich eine so kostbare Färbung auf sie verwendet haben. Daß Mißverhältnis zwischen dem Werte der Zutat und dem der Hauptsache wäre zu groß gewesen. Der von demselben Schriftsteller Plin. Lib. VIII. c. 48. angegebene Preis gewisser Triclinaria, einer Art wollener Pölster oder Kissen, auf die man sich lehnte, wenn man bei Tische lag, übersteigt allen Glauben: einige sollen mehr als dreißigtausend, andere mehr als dreimalhunderttausend Pfund Sterling gekostet haben. Auch wird nicht gesagt, daß dieser hohe Preis von dem Färben hergerührt habe. In der Kleidung wohlhabender Leute beiderlei Geschlechts scheint nach Arbuthnots Bemerkung in alten Zeiten weit weniger Mannigfaltigkeit geherrscht zu haben als zu unserer Zeit, und die geringe Mannigfaltigkeit, die wir in der Bekleidung der alten Statuen finden, bestätigt die Bemerkung. Arbuthnot schließt daraus, daß ihre Kleidung im ganzen wohlfeiler gewesen sein müsse als die unserige; aber ein solcher Schluß dürfte nicht richtig sein. Wenn die Kosten eines modischen Anzuges sehr groß sind, so muß die Mannigfaltigkeit wohl gering sein. Wenn aber infolge Vervollkommnung in den Produktivkräften von Manufaktur, Handwerk und Industrie die Kosten eines Anzuges sehr mäßig sind, wird natürlich die Mannigfaltigkeit um so größer sein. Da sich reiche Leute nicht durch den Aufwand irgendeines Anzuges auszeichnen können, so werden sie es durch die Menge und Mannigfaltigkeit ihrer Kleider zu tun suchen.

Der größte und wichtigste Zweig des Handels einer jeden Nation ist, wie wir oben gesehen haben, der Verkehr zwischen den Bewohnern der Stadt und des Landes. Die Städter beziehen von dem Lande das Rohprodukt, welches ihnen die Materialien zu ihrer Arbeit und den Fonds zu ihrem Unterhalt liefert, und sie bezahlen dieses Rohprodukt dadurch, daß sie einen gewissen Teil davon verarbeitet und zum unmittelbaren Gebrauche zubereitet auf das Land zurückschicken. Der zwischen diesen beiden Gruppen von Leuten betriebene Handel besteht am Ende in dem Tausche einer gewissen Menge von Rohprodukten gegen eine gewisse Menge von verarbeiteten. Je teurer diese sind, desto wohlfeiler sind jene, und was in einem Lande den Preis der verarbeiteten Produkte zum Steigen veranlaßt, das bringt den der Rohprodukte des Bodens zum Sinken und lähmt auf diese Weise den Ackerbau. Je kleiner die Menge verarbeiteter Produkte ist, die eine gegebene Menge von Rohprodukten, oder, was auf eins herauskommt, die der Preis einer gegebenen Menge von Rohprodukten kaufen kann, desto geringer ist auch der Tauschwert jener gegebenen Menge von Rohprodukten, und desto geringer der Reiz für den Grundherrn, diese Menge durch Verbesserung seiner Ländereien zu vermehren, oder für den Pächter, das Land zu kultivieren. Was überdies dazu beiträgt, die Zahl der Handwerker und Manufakturisten in einem Lande zu vermindern, das macht auch, daß der inländische Markt, der wichtigste unter allen für das Rohprodukt des Bodens, geringer wird, und lähmt daher den Ackerbau um so mehr.

Diejenigen Systeme also, die die Landwirtschaft über alle anderen Beschäftigungen setzen, und, um sie zu fördern, die Manufakturen und den fremden Handel einschränken, handeln gegen ihren eigenen Zweck und lähmen indirekterweise eben diejenige Art des Gewerbefleißes, die sie fördern wollen. Sie sind insofern vielleicht noch unhaltbarer, als das Merkantilsystem. Dieses System nimmt, indem es die Manufakturen und den auswärtigen Handel mehr als die Landwirtschaft begünstigt, einen Teil von dem Kapital der Gesellschaft, der eine vorteilhaftere Art des Gewerbfleißes unterstützte, von diesem weg, um ihn einem minder vorteilhaften zuzuwenden; aber es befördert doch immer noch in der Tat und seinem Zwecke gemäß eben die Art von Gewerbfleiß, die es heben wollte. Diese Agrikultursysteme dagegen lähmen in der Tat und ganz gegen ihren Zweck gerade ihre eigene Lieblingsart von Gewerbfleiß.

So kommt es, daß jedes System, das entweder durch außerordentliche Begünstigung einer einzelnen Art von Gewerbfleiß einen größeren Anteil von dem Gesellschaftskapitale zuwenden will, als ihm von selbst zufließen würde, oder das durch außerordentliche Beschränkungen einer einzelnen Art von Gewerbfleiß einen Teil des Kapitals gewaltsam entzieht, der sonst darauf verwendet worden wäre, in der Tat dem Hauptzwecke selbst entgegenwirkt, den es erreichen will. Es hemmt den Fortschritt der Gesellschaft zu wirklichem Wohlstand und wirklicher Größe, statt ihn zu beschleunigen, und vermindert den wirklichen Wert des jährlichen Produktes seines Bodens und seiner Arbeit, statt ihn zu vermehren.

Räumt man also alle Begünstigungs- oder Beschränkungssysteme völlig aus dem Wege, so stellt sich das klare und einfache System der natürlichen Freiheit von selbst her. Jeder Mensch hat, so lange er nicht die Gesetze der Gerechtigkeit verletzt, vollkommene Freiheit, sein eigenes Interesse auf seine eigene Weise zu verfolgen, und sowohl seinen Gewerbfleiß wie sein Kapital mit dem Gewerbfleiß und den Kapitalien anderer Menschen oder anderer Klassen von Menschen in Konkurrenz zu bringen. Das Staatsoberhaupt wird dadurch gänzlich einer Pflicht entbunden, bei deren Ausübung es immer unzähligen Täuschungen ausgesetzt sein muß, und zu deren richtiger Erfüllung keine menschliche Weisheit und Kenntnis hinreicht, der Pflicht nämlich, den Gewerbfleiß der Privatleute zu überwachen und ihn auf die dem Interesse der Gesellschaft zuträglichste Beschäftigung hinzuleiten. Nach dem System der natürlichen Freiheit hat das Staatsoberhaupt nur drei Pflichten zu beobachten, drei Pflichten freilich, die höchst wichtig, aber die auch ganz einfach und für den gemeinen Menschenverstand faßlich sind: erstens die Pflicht, die Gesellschaft gegen die Gewalttätigkeiten und Angriffe anderer unabhängiger Gesellschaften zu schützen, zweitens die Pflicht, jedes einzelne Glied der Gesellschaft gegen die Ungerechtigkeit oder Unterdrückung jedes anderen Gliedes derselben so viel als möglich zu schützen, d. h. die Pflicht, eine genaue Rechtspflege aufrecht zu erhalten, drittens die Pflicht, gewisse öffentliche Werke und Anstalten zu errichten und zu unterhalten, deren Errichtung und Unterhaltung niemals in dem Interesse eines Privatmannes oder einer kleinen Zahl von Privatleuten liegen kann, weil der Profit daraus niemals einem Privatmanne oder einer kleinen Zahl von Privatleuten die Auslagen ersetzen würde, obgleich er in einer großen Gesellschaft oft mehr als die Auslagen ersetzen würde.

Die richtige Erfüllung jeder dieser Pflichten des Staatsoberhauptes setzt gewisse Ausgaben voraus, und diese Ausgaben erfordern wieder notwendig gewisse Einkünfte, um sie bestreiten zu können. So werde ich also in dem folgenden Buche zu entwickeln versuchen: erstens, welches die notwendigen Ausgaben des Staatsoberhauptes oder des Gemeinwesens sind, welche unter ihnen durch den allgemeinen Beitrag der ganzen Gesellschaft, und welche nur durch den Beitrag eines Teils derselben oder einzelner Glieder der Gesellschaft bestritten werden müssen; zweitens, welches die verschiedenen Methoden sind, wie die Beiträge der ganzen Gesellschaft zur Bestreitung der der ganzen Gesellschaft obliegenden Ausgaben erhoben werden können, und welche besonderen Vorteile oder Nachteile jede dieser Methoden hat; drittens endlich, welches die Gründe und Ursachen sind, warum fast alle neueren Regierungen einen Teil von diesen Einkünften verpfändet, oder Schulden gemacht haben, und welche Wirkungen diese Schulden auf den wahren Wohlstand, das jährliche Produkt des Bodens und der Arbeit der Gesellschaft, hatten. Das folgende Buch wird also der Natur der Sache nach, in drei Kapitel zerfallen.


 << zurück weiter >>