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Wer kennt nicht Westeras, wenn auch nur durch seine Gurken, Arboga durch seine Bretzeln, vom Bier zu schweigen, welches »gleich darauf kommt«, und Boras durch seine Händler?

Arboga ist auch für viele ein großer Bäckerladen, Westeras ein Gurkenbeet, und es gibt Manche, welche glauben, in Boras treffe man an jeder Hausecke einen Hausirhändler mit dem Zwerchsack auf dem Rücken, dem Bündel in der Hand und die Elle unter dem Arm.

Weniger bekannt dagegen ist Boras wegen seiner romantischen Lage, seiner breiten und schönen Straßen und seiner hübschen, gut gebauten Häuser.

Wenn du es erlaubst, mein lieber Leser, so verlege ich den Anfang dieser Erzählung in die Nähe der letztgenannten Stadt. Die Begebenheiten, welche geschildert werden sollen, haben sich übrigens schon lange, im 18. Jahrhundert, ereignet.

Ob Boras zu jener Zeit dieselbe hübsche und schmucke Stadt war, wie heutzutage, weiß ich nicht, ich habe jedoch Grund zu der Annahme, daß dieses nicht der Fall war. Die Lage war übrigens immer schön. Sie waren von jeher vorhanden, diese grünen, mit Waldungen geschmückten Flächen, welche, in einen Rahmen von waldigen Bergen eingefaßt, dem Auge ein romantisches und abwechselndes Bild darboten.

Zu der Zeit, von welcher hier die Rede ist, lag gegen Norden, eine Viertelmeile von der Stadt entfernt, ein Bauernhaus. Der Weg, welcher zu demselben führte, war damals und ist heute noch unfruchtbar, steinig und steil.

Nachdem man, sobald man die Stadt verlassen hatte, fortwährend aufwärts gestiegen war, erreichte man endlich eine Anhöhe und hatte alsdann den kleinen Hof zur Linken. Außer dem Bauernhaus bestand dieser Hof noch aus einigen baufälligen Nebengebäuden, worunter ein Viehstall das größte und ansehnlichste war.

Diesen Bauernhof wollen wir Grytarch nennen.

Der Sommer war schon so weit vorangeschritten, daß das Getreide gelb zu werden anfing, als ein Knabe von vierzehn bis fünfzehn Jahren den Hügel hinauf nach Grytarch sich schleppte. Die Kleidung des Knaben war ärmlich, aber im Stand gehalten, die Füße unbekleidet. Er trug ein Bündel an einem Stock auf der Achsel. Das Gesicht des Knaben entbehrte des diesem Alter gewöhnlichen Ausdrucks, und eine Spur von Unzufriedenheit und Verbitterung ließ sich darin erkennen. Die großen, lebhaften Augen deuteten auf Gram, die Lippen waren fest zusammengepreßt und die vollen Wangen bleich. Das ganze Aussehen des Knaben ließ auf Gesundheit und Kraft, aber auch auf frühzeitiges Leiden schließen. Der stille, ruhige Sommerabend machte keinen Eindruck auf den Knaben. Er schaute weder zu dem blauen Himmel auf, noch betrachtete er die untergehende Sonne, vielmehr waren seine Blicke starr auf den Boden gerichtet.

Je mehr er sich dem kleinen Hofe näherte, desto unzufriedener sah er aus, und als er vor dem kleinen Erker stand, holte er tief Athem, wobei er vor sich hinmurmelte: »Wann werde ich wohl aus diesem elenden Loche kommen? wann, wann?« Er seufzte abermals, und es klang wie ein unterdrücktes Schluchzen, worauf der Knabe in die Hausflur eintrat, auf deren rechter Seite eine Thür war.

Die Thüre war niedrig und mit einer Klinke versehen. Der Knabe öffnete die Thüre und trat in eine geräumige Stube ein, welche drei Fenster hatte. Zur Linken erblickte man in derselben ein Kamin von runder Form, wie solches in westgothländischen Häusern allgemein angetroffen wird. Der Kochtopf stand am Feuer, und vor der Glut saß eine junge Frau mit einem kleinen Mädchen auf dem Arm. Die Kleine war ganz leicht gekleidet; ihr ganzer Anzug bestand nämlich aus einem Hemd von grober Leinwand.

Am Fenster zur Rechten stand ein Webstuhl, an welchem ein Mann eifrig mit Weben beschäftigt war. Außer dem Webstuhl bestand die Ausstattung noch aus einem großen Bett mit Vorhängen von dunklem Baumwollenzeug, einem ungefirnißten, aber gut gezimmerten Tisch vor dem Fenster gegenüber der Thüre, ferner aus einer Wanduhr, einem Schrank, welcher roth mit gelben Rosen bemalt war, nebst einer auf dieselbe Art verzierten hölzernen Ruhebank und Stühlen gleicher Gattung. Einige steinerne Gefäße und zerbrochene Flaschen mit Balsaminen und Geranien standen am Fenster, und auf dem Gestell neben dem Kamin waren verschiedene Hausgeräthe aufbewahrt. Das ganze wies eine bei gewöhnlichen Leuten nicht immer vorhandene Ordnung und Sauberkeit auf, und schien zwar auf kein armes, aber doch auf ein dürftiges Hauswesen hinzudeuten, in welchem Sparsamkeit und Arbeit ein bescheidenes aber genügendes Auskommen gewährten.

Wenn man die Personen betrachtete, welche in der Stube anwesend waren, so wiesen dieselben eine auffallende Unähnlichkeit auf.

Die Frau war von hohem Wuchs, stark und wohlgebaut. Ihr ovales, regelmäßiges Gesicht erinnerte an den gewöhnlichen westgothländischen Typus, aber es lag mehr Kraft und Entschiedenheit darin, als dies sonst bei einer Bauersfrau der Fall zu sein pflegt. Der Mann dagegen war klein und schlank, von blaßgelber Gesichtsfarbe, dunklem Haar und dunklen Augen, hervorstehenden Backenknochen und breitem Gesicht. Der Blick war unstät, wie wenn der Mann beständig von einer innern Unruhe gepeinigt worden wäre. Bei der Ankunft des Knaben fuhr der Mann empor und blickte erschrocken nach der Thüre, die Frau aber nickte freundlich und sagte: »Ah Lars, du bist schon zurück. Lieber Lasse, ich hatte nicht geglaubt, daß du so bald wieder zurückgekommen sein würdest. Hast du bekommen, was du beim Handelsmann hast holen sollen?« Der Knabe legte das Bündel vor ihr nieder, ohne eine Antwort zu geben, und begab sich sodann an eines der Fenster. Die Ellbogen auf das Gesims gestützt und das Kinn mit den Händen haltend, blickte er hinaus.

Es war ein herrliches Bild, das sich vor seinen Augen ausbreitete. Von dem Fenster aus, an dem er sich befand, hatte man die Aussicht über die Stadt, welche unten im Thal, umgeben von terrassenförmigen, mit Nadelholz bekleideten Bergen, gelegen war und von dem Viskafluß, welcher sich gleich einem schimmernden silbernen Band dahinschlängelte, in zwei Theile getheilt wurde.

Während der Knabe das ausgedehnte Terrain betrachtete, ging der Ausdruck von Unzufriedenheit in seinem Gesichte in Kummer über.

In der Stube wurde schweigend gearbeitet. Das Lallen der Kleinen, das Geräusch des Webstuhls und das Knistern auf dem Herde waren die einzigen Laute, welche vernommen wurden.

Einen Augenblick später setzte die Hausmutter eine dampfende Schüssel mit Kartoffeln, ein paar Häringe und eine hölzerne Kanne mit Getränke auf den Tisch.

»Höre auf mit Weben, Olle,« sagte sie. »Das Nachtessen ist bereit, und der Bursche möchte auch einen Bissen bekommen, nachdem er so sehr gesprungen ist.«

Mit dem Kind auf dem Schooß setzte sich die Hausfrau dem Sohn und dem Manne gerade gegenüber.

»Nun, Kirsti, soll der Knabe kein Gebet lesen?« sagte Olle mit knarrender Stimme.

Kirsti gab keine Antwort, sondern nickte Lasse zu, welcher sofort ein langes Tischgebet plapperte. Olle blickte andächtig nach der Decke, und Kirsti drückte mit frommer und dankbarer Miene das Kind an die Brust.

Als das Essen zu Ende war und Kirsti die Speisen weggestellt hatte, ging sie an den Tisch, an welchem Olle und Lasse still und mürrisch saßen. Sie kreuzte die Arme über die Brust und äußerte in scharfem Tone: »Ihr sehet aus, wie wenn aller Welt Schuld auf Euch lasten würde, und wenn ich keine so gute Frau wäre, wie ich eine bin, so wäre es mir schon längst entleidet gewesen. Ich will nicht davon reden, wie unrecht es ist, wenn man so aussieht, wie Ihr, da uns der gute Gott so viel gegeben hat, wofür man ihm danken muß: Gesundheit, Arbeit und Auskommen; aber so ist es: wenn der Bettler Käse bekommt, so will er Braten; wer jeden Tag zu essen hat, will noch mehr haben. Jetzt habe ich Eure Ungenügsamkeit lange genug angesehen und will derselben nun ein Ende machen.«

Lasse blickte empor.

»Wenn es die Mutter könnte,« bemerkte er. »Ich denke nicht wie Ihr und Ihr nicht wie ich. Webstuhl und Pflug sind Dinge, welche nie nach meinem Geschmack sein werden.«

»Und deshalb sollst du fort: dies habe ich mir in den Kopf gesetzt,« unterbrach ihn die Mutter.

»Ich soll fort!« rief Lasse aus; »vielleicht schickt Ihr mich in die Stadt in die Lehre; aber ich gehe nicht dorthin; denn sehet, Mutter, ich habe auch meinen Willen.«

Kirsti hörte nicht auf die letzten Worte, sondern sagte zu dem Sohne, sie habe ihn lesen, schreiben und rechnen lernen lassen, weil sie gewußt habe, daß er ein Thunichtgut sei, wie der Vater, welcher nie zu etwas Anderem getaugt habe, als den ganzen Tag an dem Webstuhle zu sitzen. Nun habe es sich so günstig gefügt, daß sie ihm eine Stelle im Handel gefunden habe, es sei aber nicht in Boras, sondern weiter fort. Er komme nach Alingsas. Je weiter von zu Hause weg, desto besser sei es, meinte sie.

Olle hörte schweigend dem Gespräch zwischen Mutter und Sohne zu; als aber Kirsti davon sprach, daß Lasse abreisen solle, bemerkte er: »Kirsti, denke nicht daran, daß er Kleider bekommt; ich bin arm und kann ihm nichts geben; nein, das kann ich nicht; Lasse wird deshalb wohl zu Hause bleiben.«

»Schweige, Olle, dies begreifst du nicht,« schnaubte Kirsti. »Habe ich dem Burschen eine Stelle verschafft, so kann man schon wegen der lumpigen Kleider Rath schaffen. Gehe, lege dich und träume von deinem unseligen Gelde.«

Olle warf einen ängstlichen Blick auf seine Ehefrau und kroch dann zu Bette.

Acht Tage später wanderte Lasse aus seiner Kinderheimat und begab sich nach Alingsas, woselbst er seine Laufbahn als Ladenjunge in einem Detailgeschäft beginnen sollte.


Die Tage verflossen in der Stille, auch nachdem Lasse seine Heimat verlassen hatte.

Olle wob vom frühen Morgen bis zum späten Abend, Kirsti besorgte das Hauswesen und den Garten mit der gewohnten Ordnung und Pünktlichkeit, und die kleine Lena wuchs heran und gedieh.

So verflossen sechs Jahre. Lasse machte alsdann seinen ersten Besuch in der Heimat. Er war jetzt gekleidet wie ein Stutzer, und Anstand und Geberden entsprachen seiner Kleidung.

Sein Benehmen war sehr verändert. In Alingsas war der Jüngling nicht länger als ein Jahr geblieben, worauf er, ohne seine Eltern davon in Kenntniß zu setzen, sich nach der Hauptstadt begab, wo er zuerst eine Stelle bei einem Kleinhändler und später auf einem Comptoir erhielt.

Weshalb er seine Eltern besuchte, war schwer zu sagen. Liebe oder Dankbarkeit schienen ihn nicht dazu veranlaßt zu haben, denn sein Benehmen gegen Eltern und Schwester verrieth, daß er sich bewußt sei, wie hoch er über denselben stehe. Er hielt sich nicht lange, nur einen Tag, in der niederen Hütte auf.

Ein Jahr verfloß, ohne daß die gewöhnliche Ordnung der Dinge zu Grytarch unterbrochen worden wäre.

Die Glocken der Stadtkirche läuteten zum Gottesdienst zusammen, als ein junger Mann von kühnem Aussehen und kräftigem Körperbau Boras verließ und den Weg gegen Norden einschlug. Er wanderte den beschwerlichen Weg hinauf bis zu dem Bauernhof, und als er auf der Anhöhe angelangt war und an der Umzäunung stand, warf er einen flüchtigen, forschenden Blick um sich.

Die goldenen Strahlen der Augustsonne beleuchteten die Gegend, der Wind spielte im Laub, und ein aufmerksames Ohr konnte das Rauschen des dahinströmenden Viskaflusses vernehmen. Jedes laute Geräusch aus der Stadt hatte aufgehört, aller Lärm, alle Unruhe waren verstummt, und es schien, als ob sich alles in den Tempel des Herrn begeben hätte, um daselbst in stiller Andacht die zeitlichen Geschäfte, die schnöde Gewinnsucht und den menschlichen Eigennutz zu vergessen.

Der junge Wanderer, welcher keine andern lebenden Wesen entdeckte, als zwei weidende Kühe, öffnete die Gitterthüre und trat ein in den kleinen Hofraum. Zögernden Schrittes näherte er sich dem Fenster, welches auf den Hof hinausging. Als er das Fenster erreicht hatte, schaute er vorsichtig durch die Scheibe hinein, und wir sind so frei, seinem Beispiele zu folgen.

Die Stube war aufgeputzt und sauber. Der Herd war erst kürzlich frisch getüncht und mit Laub geschmückt worden; der blank gescheuerte Fußboden war bestreut und die Uhr mit frischem Laub umgeben. In der Stube befand sich bloß eine Person, Olle. Er saß am Tische und kehrte den Rücken dem Fenster zu, durch welches der junge Mann neugierige Blicke warf. Vor Olle lag auf der Tischplatte ein Haufen kleinerer Silbermünzen, welche er sortirte und zählte. Nach der Langsamkeit zu urtheilen, mit welcher er mit dem Geld umging, das er in ungleiche Haufen vertheilte, hätte man glauben können, daß es ihm Vergnügen machte, die Stücke zwischen den Fingern umzudrehen. Nachdem er jede Sorte geordnet, gezählt und aufgestapelt hatte, rollte er die Silberstücke in Papier und legte eine Rolle um die andere in einen neben ihm stehenden Schrein. Als der Tisch abgeleert war, strich Olle mit der Hand darüber, wie wenn er denselben hätte vom Staube reinigen wollen und nahm aus dem Schrein einen Lederbeutel, dessen Inhalt er ganz langsam ausleerte. Bei dem Anblick der Thaler fuhr der Beobachter heftig in die Höhe.

Alle Augenblicke fuhr er mit dem Taschentuch über die Stirne, um große Schweißtropfen abzuwischen.

Mit vermehrter Sorgfalt wog jetzt Olle jedes Silberstück in der Hand und drehte es dann langsam herum; er verbarg mit sichtlichem Bedauern das Geld wieder in dem Beutel, welchen er sodann in den Schrein niederlegte. In demselben Augenblicke fingen die Glocken in der Stadt abermals zu läuten an: der Gottesdienst war also zu Ende. Der junge Mann zog sich hastig vom Fenster hinter eine Ecke des Hauses zurück.

Olle, welcher das Läuten ebenfalls gehört hatte, beeilte sich, den Schrein zu schließen, worauf er die Stube verließ, über den kleinen Grasplatz, welcher das Wohnhaus vom Nebengebäude trennte, sich begab und hinter der Stallthüre verschwand. Er verweilte einen Augenblick hierselbst und kehrte hierauf in seine Stube zurück, wo er sich auf das Bett warf.

Der Späher hinter der Ecke verließ gleichfalls sein Versteck und entfernte sich schnellen Schrittes von Grytarch.


Auf den sonnigen und milden Augusttag war eine stürmische, regnerische Nacht gefolgt.

Es war ein Uhr, als Kirsti durch den heftigen Regen aufgeweckt wurde. Sie richtete sich im Bett auf. Das Zimmer schien von einem Blitz erhellt worden zu sein. Sie lauschte, aber es war kein Donner vernehmbar, und dennoch flackerte es wieder auf. Kirsti mußte wissen, was das sei; sie sprang aus dem Bett und zog einen Unterrock an, wobei sie vor sich hinmurmelte:

»Gewiß ist Jemand im Viehstall, das Licht kommt bestimmt von da her.« Sie ging hinaus. Der Regen strömte und der Sturm heulte.

Es wurde zwei und dann drei Uhr; der Tag fing zu grauen an, aber Kirsti kam nicht in die Stube zurück.

Um fünf Uhr erwachte Olle. Er sah sich nach der stets thätigen Frau um, welche schon um vier Uhr aufzusein pflegte, allein sie war nicht da, und nichts in der Stube deutete darauf hin, daß sie in Thätigkeit sei. Auf dem Stuhle lagen ja ihre Kleider.

Olle kleidete sich an und ging hinaus. »Kirsti!« rief er. Keine Antwort. »Vielleicht ist sie im Stall,« dachte er.

Olle ging auf den Viehstall zu. Er wollte zur Thüre hinein, blieb jedoch stehen. Ueber der Schwelle lag Kirsti auf dem Boden, bleich, kalt und leblos.

Olle faßte sie an, rüttelte und schüttelte sie, aber sie rührte sich nicht. Kirsti konnte nicht mehr zum Leben, das sie anscheinend nicht auf gewaltsame Weise verloren hatte, erweckt werden.

Olle gab auch sofort jeden Versuch auf, sie aus dem Todesschlummer zu erwecken. Er hatte, als er den starren Körper aufhob, denselben mit einem abermaligen Schrei der Verzweiflung losgelassen und war auf eine aufgebrochene Diele des Fußbodens zugeeilt, welche er soeben gewahr geworden war.

Was war für ihn in diesem Augenblicke Kirsti und deren Leben oder Tod? Ein größeres, ein gräßlicheres Unglück starrte ihm aus der herausgebrochenen Fußbodendiele entgegen. Unter derselben war der seit so vielen Jahren im Stillen angesammelte Schatz verborgen und jetzt – jetzt hatte denselben dennoch ein Anderer entdeckt!

Olle warf sich über die Oeffnung und fing nach dem verlorenen Schrein zu graben an, jedoch vergebens. Der bestohlene Olle, welcher nie für etwas Anderes lebte und nichts Anderes liebte, als dieses Geld, war nahe daran, aus Verzweiflung über seinen Verlust wahnsinnig zu werden.

Wer hatte ihm denselben fortgenommen? Wie sollte er den Dieb wiederfinden können? Kirsti hätte es sagen können, aber Kirsti war todt und nahm das Geheimniß des Diebstahls mit sich ins Grab.

Alsbald vermischte sich das Weinen eines Kindes mit den wilden Klagen des Bestohlenen. Es war die kleine mutterlose Lena, welche mit ihren Thränen und Küssen die Mutter zum Leben zu erwecken suchte; aber der Tod ist unerbittlich. Er gibt nicht wieder, was er einmal erhalten hat.

Wer sollte jetzt für die Kleine arbeiten? Der Vater, welcher mit seinem Gold seinen Verstand verloren zu haben schien?

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