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Chymie

Das chymische Prinzip – die Idee der Chymie

(Das chymische Prinzip – die Idee der Chymie – die Materialien der Chymie sind zerstreute Glieder der ursprünglichen Idee der Chymie – das beseelende Prinzip, wodurch die Chymie zur Kunst a priori wird, muß ich hinzubringen.)

Der Szientifiker der praktischen Chemie

 

Chemische Prozesse

Vorzüglich muß man bei chemischen Prozessen auf die Rückanwendung der Produkte auf den Prozeß, auf die Umkehrungen des Prozesses und die Selbstverhältnisse der Bestandteile zu den Zusammensetzungen achten.

Am Ende gibt es auch in der Chymie keine eigentlich generisch (sprungweise) verschiedne Stoffe. Alkalien und Säuren gehn ineinander über. Alkalien und Erden, Säuren und Erden, Erden und Metalle usw.

Alle Wirkung ist Übergang. Bei der Chymie geht beides ineinander verändernd über. Nicht so bei dem, was man mechanischen Einfluß nennt.

Sollten nicht alle Veränderungen, die Körper wechselseitig ineinander hervorbringen, bloß Veränderungen der Kapazität und Reizbarkeit sein, und alle chemischen Operationen und Einflüsse diese generelle Einheit haben, daß sie die Reizbarkeit und Kapazität jedes Stoffs modifizieren? So z. B. wirkt der Oxygen beim Verbrennungsprozeß. Alle chymischen Elemente stimmen indirekte. Die Merkmale und Erscheinungen jeder Substanz hängen von der Erregbarkeit derselben ab. Alle Mischungsveränderungen haben Beziehung auf die Kapazität und Erregbarkeit der Körper. Die Körper sind durch ihre mannigfache Erregbarkeit verschieden.

Oder könnte man sagen, daß die Körper am natürlichsten, durch ihre mannigfachen Verhältnisse zur Erregbarkeit, als Reize, klassifiziert würden? Das alles stimmt sehr gut zum Galvanism. Die Chymie ist schon Galvanism – Galvanism der leblosen Natur. Das Feuer ist bloß ein Hilfsmittel – ein gelehrtes Mittel des Chymisten.

(Die Selbstentzündung ist Galvanisation.) (Die Metallkalke sind noch nicht genug in der Medizin angewandt worden.)

Wirkt die Wärme chymisch? Im strengern Sinne nicht –sie befördert nur Galvanisationen.

Ausschließender Wechsel von Quantität und Qualität.

 

Chymische Operationen

Äußerst merkwürdiger Satz, direkt und analog: daß in jeder chymischen Operation usw. mehrere Grade des Stoffs usw. zugleich und in verschiednen Verhältnissen zum Vorschein kommen.

 

Chemische Produkte

Alle chemischen Produkte entstehn aus einfachen oder zusammengesetzten binomischen Faktoren. Alle chemischen Synthesen (Multiplikationen) sind Wechselbestimmung der Faktoren, und so sind auch alle Analysen (Divisionen) dichotomische Operationen.

Die Metalle, die Wasser zersetzen, komponieren gewiß auch welches.

 

Absonderung

Manche Absonderung macht vielleicht die anorganisch chemische Verbindung enger, manche loser, oder manche verdichtet, manche verdünnt; so auch umgekehrt mit manchen Nahrungsmitteln.

 

Chymie und Mechanik

Materielle Bewegung und tätige Materie ist gleichsam das Mittelglied zwischen Chymie und Mechanik – wie sie selbst Einbildungskraft ist, so läßt sie sich auch nur durch Einbildungskraft fassen. (Naturverstand, Naturwitz, Naturvernunft, Natursinn usw.)

 

Mechanisch chymische Methode

Mechanische Analysen gemengter mineralischer, vegetabilischer und tierischer Substanzen. Mechanisch chymische Methode.(Vid. Fourcroy.)

Ähnliche Einteilung der chemischen und mechanischen Geschäfte.

 

Stoffe

Sauerstoff

Sauerstoff: Basis des Mineralreichs; Hydrogen: Basis des Metallreichs; Kohlenstoff: vegetabilische Basis; Stickstoff: tierische Basis.

Da entständen vielleicht vier Chymien, zwei chemische Philosophien. Die eine, vom Stickstoff herunter zum Oxygene, die andre umgekehrt. Dem einen wäre die Natur ein unendlich modifiziertes Oxygene, dem andern ein unendlich modifizierter Stickstoff.

Sollte der Sauerstoff der generale Nahrungsstoff des Mineralreichs sein? Die Metalle verzehren den Sauerstoff bei der Verkalkung usw.

Sollte nicht jeder Körper im verdünnteren Zustande eine größere Kapazität – auch wohl eine größere Verwandtschaft zum Sauerstoff haben?

Die Erden

(Die Erden sollen Lebensluft enthalten. Verbrennung des Salzes. Verflüchtigung des Kalk, Strontium und Schwererde vor dem Lötrohre, indem sie sich mit der Kohle verbinden und in einem hellen Lichte zu verfliegen scheinen.) Lavoisierscher Versuch, die Tonerde durch einen Strom von Oxigene in kalten Fluß zu bringen.

 

Oxydation

Der Trieb unsrer Elemente geht auf Desoxydation. 849 Das Leben ist eine erzwungene Oxydation.

Oxydation findet im weitern Sinne bei jeder Wärme- und Lichtentwicklung statt. Daher ist Oxydation mit Schwererwerdung jedesmal verbunden und der eigentliche Erdprozeß. Je oxydabler, desto mehr Kapazität für das Oxygene und desto leichter wieder desoxydierbar.

Über das Personelle jedes Stücks, jedes isolierten Quantums Stoff.

Durch viel Verbrennen wird man immer verbrennlicher.

Verbrennen

Sonderbar, daß eigentlich alles Verbrennen ein ewiger Prozeß sein müßte? Ein Perpetuum mobile. Es müßte eigentlich gar nichts verbrennen. Sollte nicht die Luft auch ein Resultat einer Verbrennung sein wie das Wasser?

Die Flamme verbindet das Getrennte und trennt das Verbundene. Sie komponiert und dekomponiert Wasser. Sie oxydiert und desoxydiert. Sie magnetisiert und demagnetisiert. Sie elektrisiert und deselektrisiert.

Das allgemeine Scheidungsmittel ist auch das allgemeine Verbindungsmittel.

Sollte der elektrische Funken nur eine gepreßte Flamme, eine komprimierte Flamme sein?

Das Gerinnen und Anschießen ist in der Tat eine Deflammation oder vielleicht Effekt einer Gärung. (Gärung vielleicht Deflammation?)

Die Erden und vorzüglich die Edelgesteine sind die verbranntesten Körper? Daher so wasserähnlich ...

Jedes Aufnehmen eines Stoffs ist vielleicht mit n Kombustion verknüpft. Sollte das Licht nur das Zeichen eines neuen Bundes, der sichtbare Genius des Bundes überhaupt sein?

Sollte die Wärme die dritte starrmachende Kraft sein – und Flüssigkeiten nicht durch Überfluß an Wärme, sondern durch Mangel an Wärme flüssig sein?

Bei der Verbrennung, die übrigens nichts anders ist als Auflösung, nur zwischen heterogenen Stoffen, entsteht nur in ipso momento des Eindringens eine heftige Repulsion und Attraktion zugleich. Beide Stoffe, der verbrennende und das Oxigen, verlieren im einzelnen nichts Ponderables – (denn es ist ja gerade ein gravifizierender Prozeß) und gewinnen im ganzen an Energie und Erregbarkeit.

Zwei Stoffe sind jetzt dauerhafter vereinigt als drei und so weiter. Dies soll aber anders werden. Mannigfaltigkeit und Stärke soll vereinigt werden.

Erkältung und Entzündung

Die heißen und kalten Zonen verstärken sich gegenseitig.

Über den Erkältungsprozeß und seine Verbindung mit dem Entzündungsprozeß. Der Erkältungsprozeß ist ein Zerstörungs-, Auflösungs-, Verdünnungs-, Ausdünstungs-, Desorganisationsprozeß; der Entzündungsprozeß ist gerade das Gegenteil.

Ein kalter Körper ist der, in welchem die Ernährung nicht überwiegt.

Feuer

Starr und flüssig sind polare Entgegensetzungen. Beides ist vereinigt im Begriff von Feuer.

Die Plastizität des Starren – die Beweglichkeit des Flüssigen. Feuer ist ein beweglich Starres und gebildet Flüssiges. Starr und flüssig sind polare Prädikate des zersetzten Feuers. Berührung von Feuerindividuen bringt entweder starre Körper oder flüssige Körper zum Vorschein. Dieses kommt auf die plastische oder bewegliche Kapazität des Feuerindividuums an und ihre Wechselverhältnisse, ihre Energie.

Wasser und Feuer

(Wasser und Feuer sind die Hauptkraftquellen.)

Die Flamme

Tierische Natur der Flamme.

Vier Arten von Flammen: 1. diejenigen, deren Exkremente die anorganischen Naturen sind; 2. deren Exkremente Pflanzen; 3. deren Exkremente Tiere; 4. deren Exkremente Menschen sind. Je höher die Flamme, je künstlicher, desto komplizierter, gebildeter das Exkrement. Alles Fressen ist ein Assimilationsprozeß, Verbindungs-, Generationsprozeß. Die Flamme ist das Gefräßige

Die Gärungen, auch die Exkremente haben noch Flammennatur. Sie fressen auch noch, wie z. B. die rostenden Metalle.

Sollte die Flamme galvanische Aktion sein? Vielleicht wieder Produkt ihrer Produkte? Echte Produkte müssen das Produzierende wieder produzieren. Aus dem Erzeugten entsteht wieder das Erzeugte.

Wasser ist eine nasse Flamme.

. Alle Flamme ist eine Wassererzeugung.

Der Baum kann nur zur blühenden Flamme, der Mensch zur sprechenden, das Tier zur wandelnden Flamme werden.

Gärung und Verbrennung

(Chymie.) Sollte man nicht Gärung der Verbrennung entgegensetzen können: positive und negative Flamme? (Ist Hydrogen vielleicht ein gasartiges Metall – Wasser also ein flüssiger Metallkelch, Eis ein Metallglas durch Kälte? Das Hydrogen ist auch das Pigment der Pflanzen.)

Der Kohlenstoff ist dann vielleicht der Gärungs-, der Reduktionsstoff – dem Brennbaren wird das Gärbare entgegengesetzt. Schwefel ist wohl Öl, kristallisiertes, oder auch Metall. Positiv brennbar, negativ brennbar. (Feuer: positive Kombustion; Gärung: negative Kombustion; Feuer der Nutritions-, Gärung der Sekretionsprozeß. Zeugungsprozeß vielleicht beides zugleich.) Was ist, statt des Lichts, bei der Gärung? (Positives-negatives Licht vielleicht.)

Sollten die ätherischen Öle die Pflanzenseelen sein und darin auch der Unterschied der Weine usw. liegen?

(Physik.) Alle Gärung ist Wirkung des Galvanismus. Organisierte Gärung ist Kreislauf der Säfte.

Verwitterung

Verwitterung der Fossilien. Auch die Lebensflamme trennt die Verbindungen, die sie selbst gemacht hat. (Gärung, Fäulnis.)

Phlogiston

Expansive Kraft ist zugleich phlogistisch, oxydierend, negativ elektrisch.

Die Schwerkraft wirkt antiphlogistisch, desoxydierend (lufterzeugend).

Innres der Erde, brennlicher Stoff. Daher auch die Negativität der Erdfläche.

  des Punktes und - der Peripherie.

Luft und Wasser sind sich mehr entgegengesetzt als dem Starren.

Phlogiston und Antiphlogiston

Mathematische Zerlegung komponierter Körper. Unendliche chemische Zusammengesetztheit und Zersetzbarkeit vid. analog, Zerlegung der mechanischen Kräfte und Bewegungen.

Sollte jeder Körper aus Phlogiston und Antiphlogiston bestehn – und eine drei- oder vielmehr vierfache Verbindung sein? Sollten die Verwandtschaften und die Trennbarkeit nicht erst durch den Kontakt entstehn?

So wenn z. B. Pottasche das Kochsalz berührt, so wird Pottasche chemisch negativ, empfänglicher, homogener mit der Salzs(äure) und verbindet sich daher damit.

Über die polare Verteilung der chemischen Qualitäten in zusammengesetzten Substanzen.

Arbeit über die Verwandtschaften, die notwendigen Gründe der Verwandtschaften, z. B.Theorie der Schwefelsäure.

 

Galvanism in der Chymie

Erklärung des Sichtbaren und Erleuchteten nach Analogie der empfindbaren Wärme. So auch mit den Tönen. Vielleicht auch mit den Gedanken.

Elektrizität, Magnetism, Galvanism scheinen mir jetzt allerdings gleichsam allgemeine, abstrakte Formeln der mannigfaltigen chemischen Prozesse der Natur zu sein – also alles angewandte Elektrizität oder Magnetism oder Galvanism.

Dimensionen = Richtungen. (Selbstberührung im Galvanismus und Elektrizität auch wohl in der Chemie.)

Notwendigkeit eines durchsichtigen Glieds und eines Nichtleiters in jedem chemischen und galvanischen Prozeß – eines absolut spezifisch schweren und relativ spezifisch schweren Körpers.

Je isolierter – desto wirksamer. Sollte dies der geheime Sinn des chemischen Grundsatzes sein? Corpora non agunt, nisi soluta. Alle Solution ist mehr eine komplette Trennung als eine Vereinigung. Hier gibt's dann die wahre Actio in distans. Verschiedne Kräfte können ungestört in einem Punkte wirken.

Organische Chymie

Sollte die Unähnlichkeit zwischen chemischen und organisch chemischen Verbindungen nur die sein, daß im ersten Falle die heterogenen Wechselglieder eins werden, sich wirklich selbst vermischen, hingegen im letztern Falle nur eine gegenseitig sich mischende Masse absondern –? (freilich wird die Masse und die Mischung selbst in dieser höhern Einheit und Gattung anders modifiziert, das liegt schon im Begriff der Ähnlichkeit).

 

Die Figur des kleinsten Teils

Die Figur des kleinsten Teils ist nichts als Figur der Urformation – Elementarformation – und diese ist nur der figürliche Ausdruck der dynamischen Gemeinschaft oder Komposition.

Wie wird eine chemische, materielle Verbindung figürlich ausgedrückt? Dies ist eine innre Sinneinungsausgabe.

(Physiologie.) Je kleiner organisch zerteilt der organische Körper ist, desto gebildeter usw. Auch das kleinste Teilchen muß die vollständige organische Bildung, Bewegung und Freiheit haben.

Durch Berührung mit kleinen Teilen veranlasse ich diese Zerkleinerung des organischen Stoffs, wenn auch nur transitorisch, und diese Zerkleinerung ist als partielle Annahme eines höhern Grades mit mächtigen Erscheinungen begleitet. Heftige Konvulsionen beim Stechen, Streicheln usw.

Außer dieser mechanischen Zerkleinerung des Stoffs gibt's auch noch eine chymische Zerkleinerung – und vielleicht wirkt diese die Phänomene des Galvanismus.

 

Geistige Chymie

Jede Affektion, Erregung muß eigentlich eine chemische Verbindung trennen, weil dadurch die verbundenen Bestandteile in verschiedne Zustände gesetzt werden.

Genuß und Natur sind chemisch. Kunst und Vernunft ist mechanisch.

Charakterstoff

Die Menschen unterscheiden sich durch (schnelle) Progressivität oder Perfektibilität von den übrigen Naturwesen.

Wenn der vorwaltende Stickstoff der Charakter der animalischen Masse ist, was muß der Charakterstoff des Menschen wohl für ein Stoff sein?

Feuer und Gärungstheorie

(Enzyklopädistik.) Die Philosophie, die die Natur vom Mineral zum Menschen fortschreiten läßt, ist die Nutritions-, positive Kombustions-, Feuertheorie; die es umgekehrt zugehn läßt, die Gärungs-, negative Kombustions-, Sekretionstheorie.

Wenn unser körperliches Leben ein Verbrennen ist, so ist wohl auch unser geistiges Leben eine Kombustion (oder ist dies gerade umgekehrt?). Der Tod also vielleicht eine Veränderung der Kapazität.


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