Johann Nestroy
Theaterg'schichten durch Liebe, Ingtrigue, Geld und Dummheit
Johann Nestroy

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I. Act

(Zimmer im Hause Stössl's; rechts und lincks Seitenthüre; im Prospect links die allgemeine Eingangsthüre; im Prospect rechts ein kleiner Bogen, innerhalb welchen man den Anfang einer nach unten führenden Wendeltreppe sieht, welche die Wohnzimmer mit der Apotheke verbindet.)

1ste Scene

(Stössl, Philippine, Felber)

Felber. Müssen 's nicht übel nehmen Herr Rathsvorstand, aber der Doctor sagt, das is ganz was anders als was er verschrieben hat.

Stössl (Eine Medizinflasche in der Hand haltend, welche er prüfend betrachtete). Den Mathies soll der Teufel holen!

Philippine (besänftigend). Aber Vater –

Felber. Manch'smahl macht's doch ein'n Unterschied, ob man das einnimmt oder das.

Stössl. I glaub's! Sie sind Hämeroidarius, und das is a Augenwasser. I schick' Ihnen heut' schon noch 's rechte.

Felber. Empfehl' mich ergebenst. (geht Mitte lincks ab.)

2te Scene

(Die Vorigen ohne Felber.)

Stössl (aufgebracht). Das is der dritte Fall in Einer Wochen! 's Pintscherl von der Baronin hat er umbracht; statt Rosenhonig Cremor tartari – !

Philippine. Ein Pintscherl auf oder ab –

Stössl. Da liegt freylich nix dran, aber die einzige Baronin, meine beste Kundschaft, is aus Rache und Verzweiflung homöopatisch word'n. Der hectischen Tabakkramerin hat er statt ein Eibischtaig a Diachilum-Pflaster geb'n; ganze 24 Stund hat sie 's Maul nit aufbracht –!

Philippine. D'rum war s' auch 's Tag's drauf viel besser auf der Brust.

Stössl. Der Erfolg entscheidet nicht. Dem will ich jetzt a Wetter machen –! (will durch den Bogen Mitte rechts nach der Apotheke hinab.)

Philippine (ihn zurückhaltend). Er is mein Bräutigam –!

Stössl. Ich bin sein Vormund.

Philippine. Ist denn Liebe ein Verbrechen?

Stössl. Alles jenachdem. Es is nit aus Lieb' zu Dir, daß er Opodeldok mit Rhebarbarbara verwechselt, es is Theaterwuth, Comödi-Wahnsinn, was ihm das Bisserl Hirn verbrennt –

Philippine. Liebe zur Kunst verzeih ich ihm gern.

Stössl. 's Komödispiel'n is aber keine Kunst, es is eine reine Comödispielerey. Das hab' ich All's mein'm saubern Sohn zu verdancken.

Philippine. Heut' kommt er z'ruck nach Dreyjähriger Abwesenheit, Sie werd'n ihn doch nicht etwan hart –

Stössl. Hab' ich ihm's g'schafft, daß er damahls durchgangen is, und bey einer Comödianten-Trupp' –

Philippine. Er hat aber seit ein'n Jahr, den, Ihnen so verhaßten Stand verlassen, und lebt von seiner Malerey.

Stössl. Hat auch seitdem erst sein'n Familien-Namen wieder ang'nommen; das war sein Glück, daß er nit als Stössl auf'n Theater war. Ich, erster Rathsvorstand hirortiger Stadt, und mein Sohn ein Comoedi-Agierer –! Mit kein'n Schritt hätt' er mir mehr ins Haus derffen. Maler – no, das kann man ein'm Menschen eher noch verzeih'n, wenn er ein Maler is.

Philippine. So wird's auch beym Mathies nur vorübergehend seyn.

Stössl. Ich hab ihn zum Apotheker und Schwiegersohn bestimmt, sein Leben muß sich zwischen Dir und die Apotheken theil'n; Liebe und Laboratorium, sonst giebt's nix für ihn. Und jetzt mach' ich ihm extra a Wetter –!

Philippine (ihn umfangend und ihn zurückhalten wollend). Aber Vater –! Vater –!

Stössl. Schmeichlerin –! Das Wetter is in Deinem Intresse – als Raths-Oberhaupt werd ich blitzen, als Apotheker muß ich donnern, und als Vormund schlag' ich vielleicht ein. (geht durch den Bogen Mitte rechts in die Apotheke hinab, Philippine folgt, indem sie ängstlich ihn zu beschwichtigen sucht.)

3te Scene

(Conrad, allein.)

(tritt während dem Ritornell des folgenden Liedes auf, nach dem Liede Monolog.)

Lied

1.
       

Auf n Theat'r a Griseldis
Was z'samm lamentiert
Fast Alles verfehlt is
Was sie deklamiert
    Auch thut s' kokettieren
    Ganz scharf mit'n Soufleur,
    Manche Kraftstell' trainieren
    Als ob's Strudltaig war'
Und doch find't sie Anklang
Man zeichnet sie aus
Wenn s' spielt ist ein Andrang
Man ruft s' Zehnmahl h'raus –
    Weil s' a junge Griseldis ist, sonst war's gefehlt –
    Der Jugend verzeiht man ja All's auf der Welt.

2.

Eine Dam' thut verleihen
Einem Mahler die Gunst,
Daß er s' darf conterfeien,
Denn sie liebt sehr die Kunst.
    's mahlt der Mahler – o weh!
    Zwey Stund die Dam' sitzt.
    Und 's gelingt nicht 's Portrait,
    Vor Ängsten er schwitzt
Doch die Dam' spricht voll Huld:
Ȇbereil'n Sie sich nicht,
O, ich hab' schon Geduld.
Mahl'n Sie's nochmahl mein G'sicht.« –
    Ja, der Mahler ist jung noch, sonst war' es gefehlt –
    Der Jugend verzeiht man ja All's auf der Welt.

3.

Da sitzt a Kassierin,
's Kaffeehaus ist voll,
's muß Alles zu ihr hin,
Was zahlen da soll.
    Sie thut herausgeben
    Auf Banknoten, nach Wunsch,
    Doch manch Zehnerl geht darneb'n
    Beym Kaffee und beym Punsch
Wenn so was die dicke
Kaffeesied'rin thät',
Durch Wort' und durch Blicke
Wurd' drüber geschmäht –
    Doch d' Kassierin ist jung noch, sonst war' es gefehlt, –
    Der Jugend verzeiht man ja All's auf der Welt.

Da bin ich wieder als Zweyter Theil – vielmehr als parodistisches Seitenstück zum »verlornen Sohn«. – Jener Durchgegangene ist zurückgekehrt als Geld verschlemmt und verspielt habender, bis zum Borstenvieh-Hüther herabgekommener dürftig in das, was er selbst war, gehüllter Vagabond, und hat dennoch offne Vaterarme gefunden – ich Durchgegangener kehre zurück als ein auf dem Stiefelzieher der Enttäuschung dem Cothurn freywillig vom Fuß gestreift habender, bonjourlbekleideter, durch zurückgeschlagenen Hemdkragen genial gestempelter, Michael Angelo in spe – und das Vaterherz sollte regungslos bleiben? – Und doch man kann nicht wissen – Alles kommt darauf an, wie er meine Zerknirschungs-Epistel gelesen hat. Mein Brief lautet: (mit Pathos und Innigkeit) »Theurer Vater, was uns entzweyt, es ist vorüber, reuevoll betrete ich die väterliche Schwelle wieder – Verzeihung, Gnade erwartet Ihr Conrad« – Wenn er den Brief so gelesen hat, dann erwartet mich die brillanteste Aufnahme, – vielleicht aber hat er ihn so gelesen: (in frostig gleichgiltigem etwas anmaßendem Tone) »Theurer Vater!, was uns entzweyt, es ist vorüber, reuevoll betrete ich die väterliche Schwelle wieder, Verzeihung, Gnade erwartet Ihr Conrad.« – wenn er den Brief so gelesen hat, wird er sagen: »Was glaubt denn der kecke Pursch'!« – und (die Pantomime des Hinausgeworffenwerdens machend) der verlor'ne Sohn prallt von den heimischen Mauern retour, als ob er von Kautschuk wäre. – Ich glaube – ja, ja, er kommt – über die stattgefundene Leseart wird bald kein Zweifel mehr obwalten.

4te Scene

(Philippine, Stössl; der Vorige)

Philippine. Vater –! Da is er! (eilt auf Conrad zu.)

Stössl. Was? Wo? Wer?

Conrad (mit halb scherzhaften Pathos, indem er mit einem Arm die Schwester umschlingt). Ihr sich im Staube windender Sohn, der Worte der Selbstverklagung stammelnd, auf seinen Knieen die oft im Geist umklammerten ihrigen zu umfassen strebt.

Stössl. Aus welchen Stuck is denn das?

Conrad. Aus gar keinen.

Stössl. Lüg' nit, so was Dumm's kann nur aus ein'n Stuck seyn.

Conrad. Ihr Theaterhaß verletzt mich nicht mehr, seitdem ich –

Stössl. Also red' als vernünftiger Mensch; denn, auf Ehr', ich weiß nit, ob ich dich umarmen oder beuteln soll.

Conrad (mit jovialer Unterwürfigkeit). Im strengsten Fall ließe sich das Angenehme mit dem Nützlichen vereinen, mit einer Hand so (macht die Pantomime des Schopfbeuteln's) und mit der andern so (macht die Pantomime des an's Herzdrucken's) – da man aber andererseits nichts halb thun soll –

Stössl. Na so komm' halt her als so ganzer! (umarmt ihn.) Dir is d' Komödi zwieder word'n, – ich bin versöhnt.

Conrad. Es waren vielleicht zu ideale Erwartungen, die mich unter Thalia's Fahne lockten, und so habe ich selbst mir nicht genügt, noch weniger genügte mir das Bühnenleben, die Bühnenwelt. Ich will mich prosaischer aussprechen –

Stössl. Is mir lieber.

Conrad. Ich hab' es satt gekriegt; ich konnte sie nicht verdauen diese zahllosen Abgeschmacktheiten, die man da täglich zu sehen und zu hören bekommt, wie jeder Schauspieler ein großer Mieme ist, dem es nur an Glück fehlt, nie an Talent – wie noch gar kein Dichter ein schlechtes Stück geschrieben, sondern jedes Verunglückte nur durch die Darsteller geworffen wurde – wie jede Schauspielerin nur Kunst- und Platonische und gar keine andere Liebe fühlt – und wie jede Choristin ein braves Mädl ist – und wie jede Tänzerin nur deßwegen was annimmt, weil sie eine 65jährige Mutter, und eine 4jährige Schwester hat – das Alles – mit einem Wort, ich hab' es satt gekriegt.

Stössl (hat ihn mit Wohlgefallen betrachtet). Schad', schad'! Dir fehlt gar nix, als daß du ein Apotheker wärst.

Philippine. Er is halt Mahler.

Stössl. Was is ein Bild gegen eine Medizin!

Conrad. O, meine Bilder haben auch pharmaceutische Wirckung, manchmahl herzstärckend, oft nur als Reitzmittel, auch grausenerregend – ich bin Portraitmahler.

Philippine. Conrad, zeig' was Du kannst, mahl' unsern Vatern.

Conrad (schnell seine Mappe öffnend, welche er auf den Tisch gelegt). Bin immer in Bereitschaft, (zu Philippine) Lehnstuhl hergerückt, die erste Sitzung kann losgeh'n.

Stössl (ablehnend). Ich bin schon über d' Hälfte portraitiert, unser Zimmermahler hat mich recht sauber entworffen.

Conrad. Warum hat er's nicht vollendet?

Stössl. Es is ihm 's Engelroth ausgangen, eh' ich ganz fertig war. Aber weißt was, ein Familiengemählde können wir brauchen. Mahl' deine Schwester und ihren Bräutigam.

Conrad. Das is aber keine Familie –

Stössl. Die kommt nach, jetzt mahlst derweil die Hauptfiguren, und in a Paar Jahren pinselst ein Bub'n dazu mit ein'n Bertlesgarner-Schimmel, und im Hintergrund a Kind'sweib mit ein ganz ein'n Klein'n auf'n Arm; auf ein'n Bild hat gar viel Platz.

Conrad. Ohne Zweifel ist Vetter Mathias der Glückliche. Wo bleibt er? Her mit ihm! Embarracieren, gratulieren, portraitieren –! wir haben keine Zeit zu verlieren.

Philippine. Ich hol' ihn herauf, (indem sie zur Treppe hinter den Bogen eilt.) Mathies; Mathies,! er is da!! (ab.)

5te Scene

(Stössl, Conrad.)

Conrad. Wie ich bemercke, überhebt er Sie bereits des Geschäftes.

Stössl. Ja sauber! – den hast auch Du auf'n G'wissen.

Conrad. Wie so?

Stössl. Ich werd glei wieder anfangen schiech z' werd'n. Vor Anderthalb Jahr hab ich ihn mit Comissionen ins Ausland g'schickt.

Conrad. War das meine Schuld?

Stössl. Aber spielen hat er dich g'seh'n unterwegs, in Dingsda –

Conrad. War er Vierzehn Tage bey mir.

Stössl. Hat Alles versaamt, und is verruckt z'Haus kommen – brüllt nix als Helden und winselt Liebhaber, und jetzt gar, seitdem die fliegende Trupp da is –

Conrad. Ich habe mit Staunen vernommen, daß man hir in einer neuerbauten Arena, theatralischen Vorstellungen entgegen sieht. Die Bewilligung hiezu konnte doch nur von Ihnen ausgehen.

Stössl (mürrisch). Recommandationen, Rücksichten –, man muß, wenn man auch nit will; sie haben eine Schauspielerin, für die sich eine bedeutende Anzahl bedeutender Leute intressiert. – Aufs Monath reist die ganze Banda wieder fort.

Conrad. Mittlerweile gewinnt aber des Vetters Theater-Manie an Nahrung und wächst –

Stössl. Das is der Teufel.

Conrad. Übrigens stünd' es ganz anders mit ihm, hätten Sie ihm vor Drey Jahren schon Philippine zur Frau gegeben.

Stössl. Unter 20 Jahr lass' i keine Tochter heurathen, am allerwenigsten meine einzige; aufs Monath is ihr Geburtstag, da is schon Alles b'stimmt, 's Mädl hat das gehörige Alter, Ausstaffierung fertig, Heurathsgut – (zufällig nach der Treppe blickend) da kommt er – der Komödibüch'l-Phantast.

6te Scene

(Philippine, Damisch; die Vorigen.)

Damisch (auf Conrad zueilend). Conrad –!

Conrad. Tausendmahl herzlich willkommen!

Damisch (ihn entzückt betrachtend). Dramatischer Vetter! hochtragischer Seelenverwandter!

Stössl (ärgerlich für sich). Fangt schon wieder an.

Conrad (zu Damisch). Ich bin nicht mehr, was Du sagst, und bin froh, daß ich's nicht mehr bin.

Damisch. G'hört hab' ich's wohl; aber glauben kann ich's nit.

Conrad. Warum nicht?

Damisch. Daß es Leut' giebt, die nicht zum Theater geh'n, das find' ich noch begreifflich, – 's wär' auch nit gut, denn wenn All's zum Theater ging, gäbet's kein Publikum – wie aber Einer, der schon dabey war, wieder weggeh'n kann, freywillig aussa aus'n Begeisterungstempel in's schnöde Wirthschaftsleben –! da hab' ich keinen Begriff.

Conrad. Du hast auch keinen Begriff von den Enttäuschungen, die gerade in dieser Bretter- und Leinwand-zusammengeflickten Coulissenwelt –

Stössl (zu Conrad). So is's recht, sag' ihm's nur.

Damisch (zu Conrad). Du kannst also leben ohne Ritterschwerdt und Federpirée, leben ohne Harnisch, ohne Flinserln und spanisch-gebuffte Unaussprechliche?

Philippine (ängstlich zu Damisch). Der Vater wird bös'.

Conrad (zu Damisch). Gelegentlich ein Näheres über alle diese Herrlichkeiten; jetzt mußt Du mir zu einem Probestück in meinem neuerwählten Kunstfache behilflich seyn.

Damisch. Willst unser Laboratorium marmorieren?

Conrad. Todte Wände beklecksen? Das mag wer da will, mein Pinsel gehört dem Leben und der Liebe, drum mahle ich den lebenden Mathies liebend, ich mahle ihn mit meiner Schwester, seiner Braut, (hat während dieser Rede begonnen, seine Farben, Palette etc. auszukramen, und zu ordnen.)

Damisch (zu Philippine). Mög'n S' Philippin'?

Philippine. Ach ja!

Stössl. Ihr müßts aber Jed's a Stellung machen.

Conrad. Je ungezwungener desto besser.

Stössl. Nix da,! ich will a Bild hab'n, wie sie's g'habt hab'n anno Dingsda –

Conrad. Aha Sie meinen anno Dazumahl? o, das kann ich auch, die Braut so, mit einer Rose in der Hand – (zeigt die Stellung) der Bräutigam allenfalls die eine Hand aufs Herz gelegt, zärtlich auf sie hinblickend – (macht ebenfalls diese Stellung.)

Damisch. Du machst aber a dumm's G'sicht.

Conrad. Mach' Du nur Dein eigenes.

Damisch. Ja, ich werd' so frey seyn.

Conrad. Also setzt euch, wie ich's gezeigt.

(Damisch und Philippine setzen sich in einiger Distanz vom Tisch.)

Stössl. Zu meiner Zeit hab'n s' kein Mannsbild g'mahl'n, ohne Hand beym Chapodl, keine Jungfrau ohne Canarivogel oder Kiniglhaas.

Conrad (während er zu mahlen anfängt zu Philippine und Damisch). So ist's recht.

Damisch. Ja was is denn das? Du mahlst schon, und vergißt die Hauptsach'.

Conrad. Wie so?

Damisch. Mir hat das ein bedeutender Portrait-Mahler g'sagt; wenn man ein'n Kopf unter d' Hand kriegt, so is das Erste, daß man ihn so lang umundum draht, und hin und her wend't, bis man den Punct find't, wo der wahre Geist herausschaut.

Conrad. Dein Geist ist ja schon ein alter Bekannter von mir.

Stössl (zu Conrad). Was Teufel Du bist ja in die graue Färb hinein g'fahrn.

Conrad. Hm, (den Pinsel abstreifend) ich bemercke es eben auch.

Damisch. Das mußt Dir aufsparen, bis du einmahl ein'n Esel mahlst.

Conrad. Ich begreiffe nicht, wie mir das gerade jetzt gescheh'n ist.

Stössl. Plauschts nicht immer, er kann dich ja nicht treffen.

Damisch. Mit'n Treffen wird's eh nichts sein.

Conrad. Warum?

Damisch. Meine seelenvollen aber heitern Züge nehmen immer einen melancholischen Anstrich an – wann ich dich anschau und an die Zeit denk – weißt noch, wie ich dich g'seh'n hab', in der »Maria Stuart« als Mortigall, (sich corrigierend) will i sagen, als Mortimer. (Declamiert folgende Stelle des Mortimer, indem er seinen Platz verläßt, und die Worte in Extase mit Action begleitet.)
Der That bedarfs jetzt, Kühnheit muß entscheiden,
Für Alles werde Alles frisch gewagt,
Frey müßt ihr seyn, noch eh' der Morgen tagt.

Stössl (grimmig). Bist stad, und setz'st dich nieder!?

Conrad (zu Stössl, besänftigend). Das sind Paroxismen, die man austoben lassen muß.

Damisch (der sich wieder auf seinen Platz begeben, zu Conrad). Mahl' zu! du wirst es ja wieder finden, wo's d' steh'n blieb'n bist in mein'n G'sicht.

Stössl (wie oben, drohend). I treib' dir's doch noch aus dein' Passion! A Glück daß sein seeliger Vater das so ordiniert hat, daß er von sein'n Vermög'n kein'n Kreutzer kriegt, bis er verheurath't is; sonst wär' er im Stand der dalkete Bua –

Conrad. Bua!? Sie thun ihm Unrecht, Vater, er ist Einunddreißig Jahre alt.

Damisch. Acht Jahr' älter als der Don Carlos, wie er noch nix für die Unsterblichkeit hat gethan g'habt, – was is das?!

Philippine (erschreckend). Mathies –! ich glaub' gar Sie hab'n ein'n Plan –!?

Damisch. Hab' i denn g'sagt, daß i zum Theater will?

Philippine (fast mit Thränen). Da wären wir verloren füreinander!

Damisch. Is denn das a Sünd', wenn der Mensch a Acteur is?

7te Scene

(Schofel; die Vorigen.)

Schofel (zur Mittelthüre lincks eintretend zu Stössl). Sie haben bereits das Vergnügen mich zu kennen; zu was also sollst Dich erst melden lassen? hab' ich mir denckt –

Stössl (in mürrischer Aufregung). Sie kommen mir g'rad recht –!

Schofel. Freut mich, das hör' ich gern, (auf die Anwesenden zeigend.) Die werthesten Angehörigen?

Conrad und Damisch. Aufzuwarten.

Schofel (sich Beyden präsentierend). Theater-Director Schofel, allgemein als solcher bekannt.

Stössl (wie oben). Ich hab' Ihnen nur sagen wollen –

Schofel. Daß ich Vormittag hätt' kommen sollen, weil Sie wünschen, daß ich immer bey Ihnen speis' – ? werde künftig unfehlbar –

Stössl (wie oben). Wer sagt Ihnen denn –

Schofel. Daß Sie schon in Ängsten waren wegen einer Loge –? Hier haben Sie die einzige, die noch da is – Alles vergriffen – wenn aber Hochdieselben noch a Paar brauchen, werd' ich es schon möglich machen, (zieht ein Logenbillet aus der Tasche.)

Stössl (mit gesteigertem Unwillen). Ich begreiff nit –

Schofel. Warum ich mich persönlich herbemüh'? – Ich weiß daß die hohen Gönner die höher'n Beträge lieber dem Betreffenden selbst einhändigen. (eine Hand aufhaltend, überreicht er mit der andern das Logen-Billet.)

Stössl. Werd'n S' mich einmahl zu Wort kommen lassen? Ich geh' gar nit, und von meiner Famili derf noch weniger Ein's geh'n.

Schofel. Kennimus! Das gehört in die Rubrick gnädiger Scherze. – Wir spielen die »Sappho« (einen Theaterzettel hervorziehend.) »Sappho« oder »Der ungetreue Grichen-Jüngling« oder »Liebesschmerz, und Meeressturz«.

Conrad (welcher mittlerweile seine Schwester besänftigte, und im Mahlen fortgefahren ist, zu Schofel.). Hahahahaha! »Sappho« in einer Arena –!! ohne Zweifel wollen Sie dieses, vom reinsten Hauch der Poesie durchwehte Meisterwerck, auch von irdischen Lüften ein wenig durchwehen lassen?

Schofel (zu Conrad). Junger Herr, mir scheint, Sie wissen nicht, was eine Arena is; Arena is die Vermählung der Kunst mit der Natur.

Conrad. Arena ist der plumpe Finger, mit welchem man der dramatischen Kunst den Nimbus abstreift, wie vom Schmetterlings-Flügel den Farbenschmelz.

Damisch. »Arena« heißt auf Deutsch »Sand«.

Schofel. Und Sand ist ein curioses Kunstelement.

Conrad. Allerdings zum in die Augen streuen.

Schofel. Is g'scheidter als ein Bretter-Podium; warum soll die Kunst immer auf'n Holzweg gehn?

Conrad. Schon die Tageshelle ist die Mörderin jeder Illusion.

Damisch. Ein fester Künstler, der sicher is, daß er nit abbrennt, der stellt sich auch in die Sonn'.

Schofel. Nur gewisse Künstlerinnen, in gewissen Jahren scheuen sich vor der Arena, wegen gewisse Teintfehler die s' beym Tageslicht nicht mit Wienerweiß so überhiaseln können, wie beym Lampenlicht.

Conrad (zu Schofel). Aber kommt es Ihnen denn nicht selbst lächerlich vor wenn Einer sagt: »Ha, wie erdrückt mich die dumpfe Kerkernacht!« – und dabey mit den Augen blinzelt, weil ihm die Sonne auf die Nase scheint? – oder wenn Damen im Blaffondlosen Salon sitzen, und ein kalter Herbstwind weht ihnen welcke Blätter in die Gockscheitel-Coiffure? – oder wenn ein Intrigant im July um 5 Uhr Nachmittag mit brennender Kerze das geheime Gemach durchschreitet – (den Ton und das Spiel des Intrigants parodierend) »Wo find' ich denn die Dokumente – ha – Geräusch – man kommt« – (mit natürlicher Stimme.) Das Licht entfällt ihm, er tappt herum – (wieder wie oben im Tone des Intrigants.) »Verdammt, ich kann den Ausgang nicht finden in der Dunkelheit« – (wieder mit natürlicher Stimme.) Wie kann man Kunst und Künstler so rücksichtslos der Verhöhnung preisgeben?

Schofel. Ich bitt' Ihnen, zu was hätt' denn das Gesammt-Publicum, so wie jeder einzelne Publicus seine Fantasie?

Conrad. Ich fühlte mich immer zum Mitleid angeregt, beym Anblick der Obdachlosen Kunst.

Schofel. Lächerlich –

Damisch. Die Kunst is ein G'schäft, und g'rad bey die großartigsten Geschäft' is man meistens nicht gedeckt.

Stössl (aufgebracht). Jetzt werd' ich aber glei –

Schofel (ohne auf Stössl gehört zu haben). Mein Geschäft is auch in der Arena gedeckt, gedeckt durch Zwey eminente Talente; das eine is meine Nichte, ein Geschöpf, begabt mit jeder Begabung, ein Geschöpf –

Damisch. Mädchen? Frau? Wittib?

Schofel. Bey ihrer Kunsthöhe werden so unbedeutende Distinctionen nicht berücksichtigt, da sagt man nur »Geschöpf« –

Conrad. Und die andere Kunstgröße?

Schofel. Bin ich selbst.

Conrad. Ihrem Äußer'n nach, zweifle ich nicht im Geringsten, daß Sie im Komischen ganz köstlich sind.

Schofel (mit Künstlerstolz). Komisch? No, da kummeten S' mir z'recht – ich spiele »König Philippe«, »Belisare«, »Scheylöcke«, »alte Mööre« –

Conrad. Im Hungerthurme müssen Sie sich gut ausnehmen.

Schofel (ohne darauf zu achten). Auch meine Würmer seyn nicht schlecht, der Wurm in »Cabale und Liebe« ist mir besonders gelungen. Und an meinem »Don Valeros« kann Jeder lernen –

Conrad. Es giebt nichts Lehrreicheres als abschreckende Beyspiele.

Schofel (wie oben, deklamiert ein Paar Verse des Don Valeros).
Und der Augen hohle Bogen,
Wie von Zorn herabgezogen,
Schien der stumme Mund zu sagen:
»Räche mich ich bin erschlagen.«

Damisch (fällt, das Stichwort erfassend, mit den darauffolgenden Versen des »Hugo« ein).
Ja so ist's – die Höll' ist offen,
Und ihr falber Wiederschein
Leuchtet in die Nacht hinein,
Daß die Wege sichtbar werden,
Die der Teufel geht auf Erden.

Schofel (wie oben, mit gesteigerter Begeisterung, und großartiger Action).
Ungeheuer, das der Nord
Auferzogen hat zu Mord,
Und gereift des Südens Gluth –!

Damisch (wie oben, in größtem Affect).
Nun ist's gut, die Flamme brach
Mit dem Worte, das ich sprach,
An das Tageslicht heraus,
Ausgebrannt, doch ruhig steht das Haus.

Stössl (losbrechend). Himmeltausendsaprawalt, jetzt wird's mir z'viel!

Schofel (zu Stössl). Der junge Mann hat ein ungeheuer verstecktes Talent.

Stössl. Komödi spiel'n! in mein'n Zimmer fangen s' an Komödi z' spiel'n!!

Philippine (eilt zu Stössl, ihn zu besänftigen.)

Conrad (leise zu Schofel). Der Vater ist in übler Laune, es wird gut seyn, wenn Sie – (mit der Bedeutung er möchte sich entfernen.)

Damisch (schnell und leise zu Schofel). Sag'n S', Sie brauchen was aus der Apotheken, damit ich allein mit Ihnen reden kann.

Schofel (zu Stössl). Eh' ich geh' möcht' i nur noch aus Hochdero Medikamentenfabrick –

Stössl. O, da is allerhand, was ich Ihnen geben möcht'.

Schofel. Ich brauch was für's Übelwerd'n; ein Theaterdirector hat gar viel Geleg'nheit dazu.

Damisch (Schofel unter dem Arm nehmend). Kommen S' nur, Herr Directeur, ich werd' Ihnen schon was aussuchen, was Herz und Magen stärckt.

Schofel (zu Stössl und Conrad). Habe die Ehre, (geht mit Damisch rechts durch den Bogen, nach der Apotheke hinab.)

Stössl. Wann ich könnt', wie ich wollt' –, aber die höllischen Rücksichten! Ich überleb's nit, bis die Banda wieder fort is aus der Stadt. Und dieser Mathies –! Er is mit ihm hinab – (argwöhnisch.) Zu was? 's is ja der Subject unten – da is was in Werck –! Den werd'n wir behorchen, den Diskurs, (eilt mit Vorsicht leise auftretend durch den Bogen, nach der Apotheke hinab.)

8te Scene

(Conrad, Philippine, dazu Spornhofer.)

Philippine (jammernd). Du wirst sehn, Bruder, mich bringt das leidige Theater noch um mein'n Bräutigam.

Conrad. Wenn ich nicht der wachsame Schutzgeist eu'res Bundes wäre.

Spornhofer (zur Mitte eintretend; er spricht in norddeutschem Dialect, und hat das auffallende Äußere eines norddeutschen Comödianten). Hir, sagt mir die Hausmagd, werde ich Herrn Stössel finden.

Conrad (zu Spornhofer). Sie sind Schauspieler?

Spornhofer. Hab' ich das schon gesagt?

Conrad. Nein, aber man kennt s' meistens auf Hundert Schritt.

Spornhofer. Mein Nahme, bekannt soweit die deutsche Zunge spricht, ist Spornhofer (setzt sich.)

Philippine (leise zu Conrad). Kennst du ihn?

Conrad (zu Philippine), Nur par renomée; die deutsche Zunge giebt ihm auch einen Beinahmen, indem sie »Krakehler«, »Trincker«, »Schuldenmacher« und sonstige Mauvais-sujet-Ingredienzen in Eine Silbe preßt.

Spornhofer. Sie sehen in mir den ersten Helden und Liebhaber von Schofel's Entreprise.

Conrad. Da möcht' ich Ihnen wohl rathen ein andermahl zu kommen –

Spornhofer (beleidigt, auffahrend). Wie –!? was –!? abweisen, mich –?!

Conrad. Mein Vater wurde eben durch Ihren Principal, der wahrscheinlich noch im Hause ist, in die übelste Stimmung versetzt.

Spornhofer (erfreut). Bravissimo! wer wird auch nicht empört seyn über diesen schoflen Schofel, diesen Kunstmörder, diesen Genie-Unterdrücker, diesen Schauspielerhautüberdieohrenabzieher –

(man hört Lärm unten in der Apotheke, und vernimmt Stössl's und Damisch's Stimme.)

Stössl (unten). Himmel – – Million tausend –

Damisch (unten). Was zu arg is, is zu arg! ich werd –!

Stössl (unten). Du Pursch du! wart' –!

(man hört in der Apotheke unten eine Thüre heftig zuschlagen.)

Spornhofer. Was ist da los –?

Philippine (erschreckend). Himmel –!

Spornhofer (zu Conrad). Am Ende warf Ihr Vater meinen Director zur Thüre hinaus?! ich votiere ihm den Danck der Menschheit –!

Conrad (welcher zur Treppe im Bogen geeilt ist). Da ist er –

9te Scene

(Stössl; die Vorigen)

Stössl (durch den Bogen rechts aus der Apotheke heraufkommend, in heftiger Aufregung). Hab' ich's troffen, oder nid? Familienverrath, häusliche Meuterey –

Conrad. Was ist denn geschehen?

Stössl. Heimlich abg'macht hat er's mit dem sauberen Schofel, daß er 'n aufs Theater laßt, und d' Vorstellung von oben anschau'n kann. Ich hab' aber den wahren Riegel vorg'schob'n, ins Laboratorium hab' ich'n eing'sperrt.

Spornhofer (vortretend, mit getäuschter Erwartung). Und meinem Director haben Sie gar nichts gethan?

Conrad. Aber Vater –

Stössl (zu Conrad). Was wollen Sie? (zu Spornhofer) wer ist der? (sich corrigierend) will ich sagen – (zu Conrad) wer is der? (zu Spornhofer) was wollen Sie?

Conrad. Dieser Herr hat, glaube ich, eine Beschwerde gegen Herrn Schofel vorzubringen.

Stössl (triumphierend). Gegen den? (freundlich zu Spornhofer.) Heraus damit!

Spornhofer. Staatskluger Greis –

Conrad. Und wir (Philippine an der Hand nehmend) begeben uns zu dem Inhaftierten; nicht Thür und Riegel, nein, Zwey Worte der Liebe von Dir gesprochen, und ein Bild der dramatischen Dornenbahn, von mir mit dem Feuer der Rede photographiert, hält ihn vor tollen Streichen weit sicherer zurück. Komm Schwester! (geht mit Philippinen, durch den Bogen rechts nach der Apotheke ab.)

10te Scene

(Stössl, Spornhofer.)

Stössl. Jetzt klag'n Sie nach Gusto je mehr desto besser!

Spornhofer. Meine Klage ist das alte Lied; die Directoren behandeln uns schlecht, sie glauben, weil sie uns Gage zahlen, müssen wir ihnen dienstbar seyn, das ist doch gegen alle Menschenwürde. Sehn Sie, ich bin Schofel's Perle, sein Juwel, nur mich will das Publicum sehen, ohne mich muß er seine Schmiere schließen.

Stössl. O, das wär' g'scheidt! aber Sie werden halt Contract haben?

Spornhofer. Allerdings existiert so eine juridische Lächerlichkeit, ein Verpflichtungswisch – nun macht mir aber ein anderer Director bessere Bedingungen; doch wie komme ich los?

Stössl. Ja, das wird nit geh'n.

Spornhofer. Erhabener Großwürdenträger dieser Stadt. Sie allein können es möglich machen, wenn Sie mir ein ganz kleines Urkundchen zur Abreise –

Stössl. Ich hab' glaubt, Sie hab'n ein'n andern Plan; aber blos weil S' mehr krieg'n, wollen Sie aus einem Höllenpfuhl in den andern, da hilf i nit mit.

Spornhofer (bey Seite). Nu, krieg ich ihn doch herum. (zu Stössl.) Ich will Ihnen mein ganzes Vertrauen schencken, hochgefeierter Pharmaceute; mich bestimmen edlere Motive, ich möchte einem Stande entfliehen, der sich mit meinen Grundsätzen nicht verträgt.

Stössl. Warum haben Sie das nicht gleich g'sagt?

Spornhofer. Mich drängt es einen Vater zu versöhnen, der, dem Theater abhold, mir seit Acht Jahren in einem fort flucht.

Stössl. Sehn Sie, was das is.

Spornhofer. Ich habe eine Mutter, – sie ist eine Apothekerstochter – die Tausend Thränen weint, weil ich den ihr verhaßten Stand ergriffen.

Stössl (gerührt). Eine Apothekerstochter weint –

Spornhofer. Ich habe eine Geliebte die dem Grabe zuwelckt, weil ihr Vater keinen Schauspieler zum Schwiegersohn will.

Stössl. Sie müssen gerettet werden, ich stell' Ihnen ein Certificat aus – (setzt sich zum Schreiben.) Es ist freylich nicht meines Amtes – (zögert etwas.)

Spornhofer (dieß bemerckend). Ich hab' auch ein Großmütterchen, das zitternd am Stabe wanckt –

Stössl (indem er gerührt zu schreiben anfängt). Das sind die Folgen, wenn a junger Mensch zum Theater geht.

Spornhofer. Auch eine blinde Muhme hab' ich, die sich freut auf das Wiederseh'n –

Stössl (während er schreibt). Genug, der allgemeine Familientrost bleibt nit aus. (aufstehend) – Da hab'n Sie das Certificat – (übergiebt ihm die Schrift, man hört von Außen ein Posthorn.)

Spornhofer. Die Postchaise bläst eben das erste Signal –

Stössl. Da sind nur mehr Fünf Minuten – tummeln S' Ihnen und leb'n Sie wohl.

Spornhofer. Möge Sie Ihr Bewußtseyn dafür trösten, wenn Ihnen Deutschland grollt, daß Sie es um die Kunstgröße Spornhofer ärmer gemacht, (eilt zur Mitte lincks ab.)

11te Scene

(Stössl, allein.)

Stössl. Wieder ein Verirrter, dem sein guter Stern heimleuchten thut. – Ich werd' einige Verantwortlichkeit haben – Verdruß – denn eigentlich sollt' ich nit – und Aufseh'n wird's machen – am End' hätt er gar heut' spielen soll'n – da liegt ja 's Comödizettel – (nimmt den Zettel, welchen Schofel auf dem Tisch liegen ließ, und überliest ihn schnell.) »Phaon« – richtig – »Phaon, Herr Spornhofer« – da hab'n wir den Teufel – (überlegend.) G'scheidter wär's, wenn er erst Morgen Früh – (man hört das Posthorn wie früher) zu spät –! – jetzt fahrt s' fort die Ordinari, das Schicksal geht seinen Gang, (mit selbstzufriedener Resignation.) G'scheh'n is g'scheh'n. – Das wird eine Mord-Confusion –. (mit Stolz.) Aber ich beglück' eine Famili, und ruinier' eine Comödi – das is der glorreichste Tag meines Lebens!

(man hört unten, wie früher, gegen die Thüre poltern, Stössl eilt durch den Bogen die Treppe hinab nach der Apotheke ab.)


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