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Patriotischer Beitrag zur Methyologie der Deutschen
nebst einer Vorrede über das Methyologische Studium überhaupt

Allen
Hochwürdigsten, Hochgebornen,
Hochwürdigen, Hochwohlgebornen
Wohlwürdigen, Wohlgebornen,
Ehrwürdigen und Hochedelgebornen,
wie auch allen
Großachtbaren, Wohledeln und
Wohlehrenfesten

launigten
Roten Nasen
namentlich also und schlechterdings ausgeschlossen,
alle diejenigen, die hier und da an
Haubenstöcken oder Haubenstöcken ähnlichen
Köpfen sitzen,
eignet diesen Beitrag in Untertänigkeit
zu
Der Sammler

Vorrede

Unter uns Deutschen gesprochen

Wo ich nicht sehr irre, so sind die Zeiten da Europa die Systeme so von den Deutschen nehmen mußte, wie das Gewürz von den Holländern, ihrem Ende sehr nahe oder vorbei. Ein Teil unsrer Landsleute ist jetzt in den allgemeinen kritischen Aufstand und in das Rezensieren omnium contra omnes so verflochten, daß er nicht hört, und der andere hat seine Augen in Empfindsamkeit so geschlossen, daß er nicht sieht, was um ihn vorgeht. Der tabellarische Vortrag liegt gänzlich und überall gebricht es an Händen für das System- Wesen. Es können keine Systeme mehr gemacht, folglich auch keine mehr verführt werden. Was ist natürlicher, als daß die Ausländer auf den Einfall geraten sich selbst welche zu bauen und es uns am Ende, da es ihnen weder an Materialien noch an Polhöhe fehlt, darinnen gleich, oder wohl gar zuvortun und den ganzen Handel an sich ziehen? Was auf einem schlechten Boden gerät, kommt auch wohl auf einem guten fort, aber nicht umgekehrt. Der Geist der Freiheit und was davon sein Leben hat, erfordert, was man auch darwider einwenden mag, guten Wiesenwachs. Man kann es, anderer Beweise zu geschweigen, schon allein aus dem Umstand schließen, daß man heut zu tage kaum sagen kann welches besser schmeckt, Holländische, Schweizerische und Englische Freiheit, oder Holländische, Schweizerische und Englische Käse. So daß es uns schwer werden wird, wieder ein Branche des Handels jener Nation an uns zu ziehen. Hingegen der Geist des Systems und was unter ihm lebt, kommt so gar in den nordlichen Ländern fort, wo man zuweilen statt plumpudding Eichenrinden kaut. Wir haben uns also in Zeiten wohl vorzusehen.

Was mich hauptsächlich hierauf aufmerksam gemacht hat, ist der Einfall, den ein Engländer zwar noch nicht gehabt hat, denn sonst käme mein guter Rat zu spät, aber vermutlich haben wird, ich meine den Gedanken die Kunst zu trinken systematisch zu behandeln, wozu wir Deutschen, da wir, was das Praktische hierin betrifft, nun einmal bei Auswärtigen zum Sprüchwort geworden sind, nächst den Lapithen und Centauren vorzüglich aufgelegt wären. Mit vielem Vergnügen sehe ich, daß uns ein großer Mann, der zwar ein geborner Schotte gewesen, aber seine Weltkenntnis in dem weisen Frankreich erlernt hat, in diesem Stück Gerechtigkeit widerfahren läßt. Der berühmte Joh. Barclajus sagt nämlich satyric. P. IV. Cap. V. von uns: Immensa cupiditas potus, iam confesso vitio, ideoque magis libero, illam gentem infestat. Nec ad voluptatem tantum haec Thracica libido est, sed in parte comitatis et pene disciplinae. Daß dieses keine Schmeichelei ist, sieht man aus andern höchst treffenden Zügen unsers Charakters, die er am angeführten Ort darlegt. Zumal erhellt aus folgendem, daß er sich lange in Deutschland aufgehalten haben müsse, Ignota ibi perfidia, sagt er, etiam in venali fortitudine stipendia merentium. Ne ingenium quidem fraudis aut odia sub amicitia titulis latent: et omnino ingentia scelera verecundi populi simplicitas ignorat. Aber wie sehr wir uns doch in manchen Stücken geändert haben erhellt recht klar aus folgendem. Litterae, spricht er, in multis locis cultae inter homines minus sciendi anidos quam docendi. Plura quam legerint scribunt: et suam famam ex voluminum, quae edunt numero aut magnitudine aestimant. Was doch unsere guten Voreltern für drolligte Geschöpfe müssen gewesen sein! Daß ihn aber dieser Gelehrte früh oder spät haben wird, fürchte ich daher, weil er in irgend einem Magazin 85 Redensarten angibt, die seine Nation habe, die Trunkenheit eines Menschen zu bezeichnen. Jedermann, dem bekannt ist, wie bald man mit einer Wissenschaft fertig ist, wenn man einmal die Kunstwörter weg hat, wird dieses mit mir fürchten. Ich habe also, so bald als möglich, meinen teuresten Landesleuten eben dieses herrliche Hülfsmittel in die Hände geben, und zugleich dadurch zeigen wollen, daß wir den Engländern, wie überhaupt in nichts, also auch nicht in diesem Punkt zu weichen Ursache haben. Ich übergebe ihnen nämlich hier 144 oder gerade 12 Dutzend ähnliche Redensarten, worunter keine einzige ist, die nur bloß in einem einzigen Haus gebräuchlich wäre, deren doch der Engländer eines oder etliche in seinem Verzeichnis anführt. Ich zweifle nicht, daß sich überhaupt nicht noch viele, zumal in unserem seefahrenden Deutschland, sollten hinzufinden lassen, da kein Gegenstand in der Natur geschickter ist die Bewegungen, Richtungen und Zufälle eines Betrunkenen, geschickter, lebhafter und lehrreicher auszudrücken als ein Schiff. Ja ich zweifle sehr ob ich einmal alle die ganz allgemein rezipierten werde gefunden haben. Es ist der menschlichen Unart sehr angemessen, in allen Dingen, vornehmlich aber in philosophicis, immer erst im weiten Feld und dann zu Hause zu suchen, wie denn auch nicht zu leugnen ist, daß das Weithergeholte durch etwas Gewisses reizt, wovon niemand als der Weitherholende selbst einen Begriff hat und haben kann. Zur Bestättigung dessen, was ich hier sage, dient der Umstand, daß würklich unter den angegebenen Redensarten der Ausdruck: er ist berauscht einer von den letzten gewesen ist, die man gefunden hat.

Ich habe aber noch ungleich mehr zur Erweiterung dieser Wissenschaft beigetragen, ich habe die Wörter Methyologie Man hat dieses Wort, seines besseren Äußerlichen wegen dem richtigeren Methologie mit Fleiß vorgezogen. und methyologisch, Methystik und methystisch, Pinik und Pinisch eigenhändig zusammengesetzt, und gedenke über den allgemeinen Methyologischen Blick und das Methyologische Gefühl Abhandlungen zu schreiben; die ihren Tituln vielleicht entsprechen sollen. Überhaupt habe ich mir bei der Wörterfertigung den Plan gemacht in allen Bezeichnungen meiner Begriffe die Züge so zu verwaschen, daß ein jeder das Seine darinnen zu erkennen glaubt, welches eine Liebe zur Wissenschaft in jungen Gemütern erweckt, die nicht zu beschreiben ist.

Was aber die Wissenschaft selbst betrifft, so ist allzu bekannt, daß die Methystik, oder, mich deutlicher auszudrücken, die Wissenschaft die Länder jenseit der Bouteille mit Nutzen zu bereisen, bisher in einer schändlichen Vergessenheit geschmachtet, und man braucht nicht die stärkste Vergrößerung aufzustecken um zu sehen, daß dem menschlichen Geschlecht durch eine philosophische Behandlung dieses Süjets wichtige Vorteile zuwachsen müssen. Es ist hier gar der Ort nicht dieses umständlich und wie es wohl die Wichtigkeit des Gegenstandes verdiente, aus einander zu setzen, doch kann ich eine Betrachtung nicht ganz übergehen: Der berühmte Baco von Verulam sagt in seinem schönen Buch de augmentis scientiarum, daß in einer Wissenschaft nicht viel mehr geleistet werde, sobald man sie systematisch zu behandeln anfange. Vielleicht würde also dadurch den kühnen Versuchen in dieser Wissenschaft etwas vorgegriffen, oder mich populärer auszudrücken, dem leidigen Trinken gesteuret. Ich denke die großen Trinker, die Genies, sollen nach und nach abnehmen, so wie die Vorschriften es mit Absicht und vernunftmäßig zu tun, zunehmen. Denn ehe dieses geschieht, zumal ehe das Terminologische Fach gut versehen ist und man etwas hat, das man einstweilen vorläufig brauchen kann, bis man die Wissenschaft erlernt hat, ist an keine Stümper zu gedenken. Außerdem ist ja den Kindern bekannt, daß ohne etwas Wein und etwas Beifall keine poetische Ader offen gehalten werden kann, und es verdient wenigstens einmal versucht zu werden, was auch die Vernunft auf den Flügeln des Champagners ausrichten könne, da die Einbildungskraft Wunder auf denselben tut.

Narratur et prisci Catonis
Saepe mero caluisse virtus

Da ich Euch also, lieben Landesleute, nicht allein den Nutzen dieser Wissenschaft selbst, sondern auch die Gefahr die uns augenscheinlich von England aus droht, mit solchen Gründen als es meine Fähigkeit und die Nähe der Messe erlaubt, vorgestellt, ja da ich euch selbst vorgearbeitet habe: so ersuche ich euch freundschaftlich, steckt die kritischen Schwerter und Messer ein, verlaßt die Nüße der Tändelei und nützt die Felder, die unsere Vorfahren schon ernähret haben, anstatt, daß ihr mit einem ungewissen Erfolg neue anbaut. Lacht aber auch nicht, daß ich euch diesen Rat in einem Büchelchen gebe, das kaum 3 gr. kostet, denn es wäre mir ein leichtes gewesen es zu 12 gr. auszuarbeiten, ohne daß ihr für einen Pfennig mehr Ware bekommen hättet, welches ich auch würklich, wann es meine Zeit und Kräfte erlauben, bei einer zweiten Auflage einmal zu tun gedenke.

Geschrieben vor der Jubilate-Messe 1773.

 

Der Beitrag selbst

Redens-Arten, womit die Deutschen die Trunkenheit einer Person andeuten.

 

α) Hochdeutsche

Er spürt den Wein.
Er hat einen Schuß.
Er ist angeschossen.
Er hat einen Hieb.
Er hat einen Strich.
Er hat einen Jesuiter.
Er hat etwas zu viel.
Er ist besoffen.
Er ist benebelt.
Er hat einen heiligen Schein.
Er hat einen Rausch.
Er ist begeistert.
Er ist voll.
Er hat etwas im Kopf.
Er hat genug.
Er hat einen Haarbeutel.
Er hat ein Glas zu viel getrunken.
Er hat zu tief ins Glas geguckt.
Er ist illuminiert.
Er taumelt.
Die Zunge ist ihm schwer.
Er kann die Zunge nicht mehr heben.
Er kann auf kein Bein mehr stehen.
Er ist berauscht.
Er ist betrunken.
Er ist dabei gewesen.
Er ist fertig.
Er ist hin.
Er ist weg.
Er ist selig.
Er sieht den Himmel für eine Baßgeige an.
Er sieht die Buchstaben doppelt.
Er ist himmelhageldick.
Er hält einen Calenberger Bauern für eine Erdbeere. Aus Gründen, die hier unmöglich auseinander gesetzt werden können, erhellt, daß ein Calenberger Bauer, oder vielmehr sein roter Kittel, der hier allein in Betracht kommt, ohngefähr 80 Fuß entfernt sein muß, um von einem Betrunkenen für eine Erdbeere, die nur einen Fuß entfernt wäre, gehalten zu werden
Der Kopf ist ihm schwer.
Er hat trübe Augen.
Er ist im Oberstübchen nicht richtig.
Er hat Glas-Augen.
Er wackelt.
Er hat etwas im Dach.
Er ist toll und voll.
Er hat seine Ladung.
Er war an einen guten Ort.
Er ist geliefert.
Er ist gedeckt.
Er sieht zwo Sonnen.
Er ist pudelhageldick.

Er geht als wenn alle Häuser sein gehörten.
Er ist ganz weg.
Er segelt mit vollen Segeln.
Er hat sich an Laden gelegt.
Er ist pudeldick.
Er hat seinen Talis.
Er hat sein Teil.
Er kann nicht mehr über den Bart spucken.
Er macht einen pas frisé.
Er ist dick.
Er hat des Guten zu viel getan.
Er hat pokuliert.
Er schwebt.
Er kreuzt.
Er hat satt.
Er sah Schleifkannen am Himmel.
Er ist so voll, daß er es mit den Fingern im Halse fühlen kann.
Er kann keine Ecke vorbei kommen.
Er hat sich einen Bart gemacht.
Er geht einen M-Strich. (il fait des SS)
Er ist gut gesegnet.
Er hat schief geladen.
Er hat sich schwarz gemacht. Es spükt ihm im Giebel.
Er laviert.
Er hat etwas im Krüsel.
Er ist katzendick.
Er hat sich bespült.
Er hat geschnapst.
Er hat sich was bene getan.
Er hat sich gut vorgesehen.
Er hat einen Tummel.
Er kann kaum lallen.
Er hat Moses Zunge.
Er ist herumgeführt.
Er ist unter dem Tische.
Er sieht eine Turm-Spitze für einen Zahnstocher an.
Er hat sich besäbelt.
Er hat sich die Nase begossen.
Er hat sich begabet.
Er kann nicht mehr lallen.
Er hat sich etwas zu Gemüte geführt.
Er ist à tout.
Er hat sich betudelt.
Er hat einen Schnurren.
Er hat einen Ditto.
Er ist sternblinddick.
Er riecht nach der Fuselbulle. Die Zunge ist ihm gelähmt. Man hat ihn begraben.
Er ist blindhagelvoll.
Er ist so voll wie ein Dudelsack.
Er sieht aus wie ein gestochen Kalb.
Er sieht aus wie eine Ente wenns wetterleuchtet.

β) Plattdeutsche

He het veel unter de Nase gegoten.
He is fette.
He is to lange up der Döeßke wesen.
He is knüppeldicke.
He is so dick as en Täck.
He hefft to veele püchelt.
He is to lange unter den Wachholder-Baume wesen.
He is snerrt.
He hat sich todecket.
He hat wat in de Krone.
He hat wat im Timpen.
He is ähmig.
He heft de Planken to leev.
He heft to veele sipsölket.
He hat wat im Sticksel.
He geht up den Knobben na Huß.
He kann keen Küken nöhmen.
He is so dicke as en Beest.
He heft de Jacke voll.
He hat wat im Knaupe.
He heft to veele knipset.
He kükt ut fif Augen.
He heft den Tecken dicke.
He is en Swinigel.
He hett flammet.
He heft den Pigel dicke.
He is so dicke as en Pedde.
He is so dicke as en Swin.
He hat den Boden sehen.
He is bemüselt.
He het in kenen Rauk arbetet.
He grallögt.
He is duhn.
He is carthövven.
He is so dicke as en Schinder-Tieve.
He swimslaget.
He is kartaunendick.
He hat sich wat ins Auge wisket.
He hette qualmet.
He is half sieven.
He heft to veele pullet.
He is so stramm as en Trummel.
He is jöhlig.


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