Alain René Lesage
Gil Blas von Santillana
Alain René Lesage

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Sechstes Kapitel.

Gil Blas geht in die Komödie, findet daselbst eine Schauspielerinn, worüber er äußerst erstaunt, und was sich weiter zuträgt.

Garcias war noch nicht aus dem Saal, als zwey wohlgekleidete Cavaliere hereintraten, die sich neben mich setzten. Sie hoben von der hier befindlichen Schauspielergesellschaft, und von dem neuen Stück an zu sprechen, das jetzt gegeben wurde, und das, nach ihrer Erzählung, viel Aufsehens machte. Dadurch bekam ich Lust, der Vorstellung von heut' Abend beyzuwohnen. Solang' ich mich in Granada befand, war ich nicht in die Komödie gekommen. Die meiste Zeit hatt' ich mich im erzbischöflichen Pallaste aufgehalten, woselbst das Schauspiel unter dem Bannfluche ruhte. Mithin war ich genöthigt gewesen, mich dieses Vergnügens zu berauben, und hatte keinen weitern Zeitvertreib gehabt, als Predigten.

Um die gehörige Zeit begab ich mich in's Schauspielhaus, das ich stark besetzt fand. Noch eh' das Stück anging, hört' ich von allen Seiten Kritiken darüber, und bemerkte, daß jedermann davon zu urtheilen sich unterfing. Der eine war dafür, der andere dawider. Hat man wohl jemahls ein besser dialogirtes Stück 53 gesehen! sagte man zu meiner Rechten. Pfuj! über den abscheulichen Dialog! hieß es zu meiner Linken.

Es gibt zwar, zur Steuer der Wahrheit gesagt, unter den Schriftstellern viele erbärmliche Gesellen, doch unter den Kunstrichtern noch weit mehrere. Und wenn ich bedenke, was ein dramatischer Dichter für Unannehmlichkeiten auszustehen hat, so wundr' ich mich, daß es noch Männer gibt, die kühn genug sind, der Unwissenheit der Menge, und den gefährlichen Kritteleyen der Halbgelehrten Trotz zu biethen, die bisweilen den Geschmack des Publicums irre führen.

Endlich erschien der GraciosoGracioso, »der Harlekin der Spanier und Portugiesen. Er hat seine eigne weißgraue Tracht, aus Jäkchen, Baret u. s. w. bestehend, wenigstens bey den letztern. Diese lustige stehende Bedientenrolle kommt sowohl in den Comedias di Figuron, (worin nur solche Personen auftreten, welche gern das Ansehen von vornehmen und reichen Menschen haben möchten) und in den Comedias de Capa y Espada: (worin Leute von Stande, als Ritter und Edle spielen,) als in den Comedias heroycas (welches die eigentlichen Tragikomödien sind, deren Personen aus Fürsten und großen Herren bestehen, und deren Stoff sich auf wahre, wenigstens auf geglaubte, wirkliche Begebenheiten, oder auf Sagen aus der Mythologie gründet) vor. Es gibt Stücke, worin sich zwey Graciosos befinden, nämlich ein Gracioso secundo, und verschiedene, worin sich auch noch eine Graciosa befindet. Riccoboni leitet diesen Character von dem Harlekin der Italiäner her; und freylich hat er mit dem ältern Harlekin der italiänischen Bühne in so fern Aehnlichkeit, als er zuweilen ein wenig plump und gefrässig ist; aber andere Characterzüge, als seine Geschwätzigkeit, seine Furchtsamkeit, hat er nicht mit dem Harlekin gemein. Eher könnte der Sosias des Plautus, oder der Davus, und andere dergleichen Sclavenrollen, aus dem Terenz sein Muster seyn. Doch, wozu ihm einen besondern Stammbaum aufsuchen, da dergleichen Charactere bey allen Völkern sich in der wirklichen, und in der theatralischen Welt gefunden haben? Und ein bestimmter Ursprung läßt dem Gracioso sich um desto minder geben, da sein Character, so viel ich sehe, nicht durchaus bestimmt, oder ein und derselbe ist. Die spanischen Dichter schildern und brauchen ihn auf die mannigfaltigste Art. Er ist zuweilen höchst schlau und verschlagen, wie man es z. B. in dem Tarugo (spanisches Theater B. 2. Brschw. 1770. 8. im ersten Stück) sehen kann; und zuweilen possierlich einfältig. Oft dient er zum Werkzeuge der Verwickelung, und eben so oft der Entwickelung; mit andern Worten, er ist die Springfeder der mehrsten Stücke; aber gewiß nur in den schlechtesten auf solche Art spaßhaft, wie Riccoboni und Flögel ihn darstellen. Ich will übrigens noch bemerken, daß eben der Cosme aus dem von Lessing in der Dramaturgie angeführten spanischen Graf Essex, welchen Flögel (in der Geschichte der Groteskkomischen S. 83.) zu dem besondern Hanswurste der Spanier macht, nichts als der Gracioso des Stücks ist. Dieser hat immer in jedem Stücke seinen eigenen Nahmen; und so wie er hier Cosme heißt: so heißt er in andern Stücken anders, bald Tarugo, bald Fabio, bald Bustos, bald Tabaco, bald Alarve, bald Clarin u. s. w. Gracioso ist bloß ein theatralischer Beynahme, welchen Lessing durch Hanswurst zu übersetzen, oder so zu benennen, sehr Recht hatte, den aber Flögel nicht, wie er thut, von dem Gracioso hätte unterscheiden sollen. Augustin Moreto y Cabana, einer der vorzüglichsten Comiker der Spanier, hat seinen Rollen des Gracioso durch Reichthum an glücklichem Witze große Vorzüge vor der ähnlichen Rolle in andern Dichtern gegeben.« – D. Uebers., der das Stück öffnete. Kaum ward man ihn gewahr, 54 so erfolgte ein allgemeines Klatschen. Hieraus nahm ich ab, daß es einer von denen verhätschelten Schauspielern war, dem das Publikum alles 55 zu gute hält. Er sagte auch wirklich nicht Ein Wort, machte nicht Eine Geste, die nicht beklatscht wurde. Man ließ ihm zu sehr merken, daß man ihn gern sahe, auch machte er davon 56 übeln Gebrauch. Ich ward gewahr, daß er sich manchmahl ganz vergaß, und die Gewogenheit, die man für ihn hatte, auf eine zu starke Probe setzte. Hätte man ihn ausgepfiffen, anstatt ihn zu beklatschen, so würd' ihm öfter Recht widerfahren seyn.

Auch entstand ein Händeklatschen, wenn sich einige andre Acteurs sehen liessen, und zumahl wenn eine Actrise auftrat, die das Kammermädchen im Stücke machte. Ich betrachtete selbige genau, und mein Erstaunen läßt sich gar nicht mit Worten ausdrücken, als ich in ihr Laure'n erkannte, meine theure Laure, die ich noch zu Madrid in Arsenie'ns Diensten glaubte. Ich konnte gar nicht daran zweifeln, daß sie's war. Ihr Wuchs, ihre Gesichtszüge, der Ton ihrer Stimme, alles an ihr leistete mir Gewähr, daß ich mich nicht irrte. Dessenungeachtet wollt ich dem Zeugniße meiner Augen und Ohren nicht trauen, sondern fragte einen neben mir stehenden Herrn nach ihrem Nahmen. Woher kommen Sie denn des Landes? sagte er zu mir. Vermuthlich sind Sie eben erst hier angelangt, da Sie die schöne Stella nicht kennen.

Indeß war die Aehnlichkeit zu auffallend, als daß ich mich könnte getäuscht haben. Ich sahe wohl ein, daß Laure mit ihrem Stande zugleich auch den Nahmen verwechselt haben mußte. Begierig ihre jetzigen Umstände zu 57 wissen, (denn die Hausangelegenheiten der Theaterpersonen weiß das Publikum so gut als seine eignen,Leider so ist es! Und das nicht nur in Spanien und Frankreich, sondern auch in Deutschland. Unstreitig würde es für die Kunst weit zuträglicher seyn, wenn das Publikum seine volle Aufmerksamkeit den Künstlern, und nicht die mindeste ihren Privatangelegenheiten schenkte, denn deren genaue Kenntniß streut Samen zu mannigfaltiger Cabale aus, und zeigt öfter die Künstler nicht in dem vortheilhaftesten Lichte. – D. Uebers. erkundigte ich mich bey eben dem Manne, ob Stella bereits einen Liebhaber von Bedeutung hätte? Seit zwey Monathen, sagte er zu mir, hält sich ein vornehmer Portugiese, der Marques de Marialva hier auf, der ihretwegen großen Aufwand macht. Hätt' ich nicht besorgt, ihn durch zu viele Fragen zu belästigen, so würd' ich gewiß noch mehr erfahren haben.

Diese Nachricht beschäftigte mich mehr als das Stück, und hätte mich jemand nach dessen Inhalt gefragt, so würd' er mich sehr in Verlegenheit gesetzt haben. Ich dachte an weiter nichts als an Laure'n, an Stella'n, und nahm mir fest vor, sie den folgenden Tag zu besuchen.

Mir war wegen des Empfangs nicht so ganz wohl zu Muthe. Ich hatte Ursache zu glauben, 58 daß ihr mein Anblick in ihren jetzigen glänzenden Umständen nicht allzulieb seyn würde. Ich stellte mir auch vor, eine so gute Komödiantinn wie sie, könnte, um sich an einem Menschen zu rächen, mit dem sie mißvergnügt zu seyn Ursache hatte, gar leicht thun, als kenne sie mich nicht. Doch ließ ich mich durch alles dieß gar nicht abschrecken. Nach einem leichten Mahle (denn andre gab's in meinem Speisequartier nicht) begab ich mich auf meine Stube, den Busen voll drängenden Sehnens nach dem morgenden Tag.

Ich schlief diese Nacht wenig, und stand mit grauendem Tage auf. Da ich aber glaubte, daß die Geliebte eines vornehmen Herrn so frühzeitig nicht sichtbar seyn würde, so bracht' ich drey oder vier Stunden zu, mich zu putzen, und mich rasiren, frisiren, und parfümiren zu lassen. Ich wollte mich ihr in einem Aufzuge zeigen, worin sie über mich zu erröthen nicht Ursache hätte. Um zehn Uhr ging ich aus, erkundigte mich im Schauspielhause nach ihrem Logis, und verfügte mich dann zu ihr. Sie wohnte in einem großen Hause, dessen erstes Stockwerk sie inne hatte.

Ich sagte zu einem Kammermädchen, die mir die Thür öffnete, sie möchte nur hineinsagen: es wäre ein junger Mensch da, der die Demoiselle Stella zu sprechen wünschte. Wie mich das Mädchen anmeldete, hört' ich ihre Herrschaft mit sehr lauter Stimme rufen: 59 Wer ist der junge Mensch? Was will er von mir? Laß ihn herein kommen.

Hieraus schloß ich, daß ich zu ungelegner Zeit gekommen sey, daß sich ihr portugiesischer Liebhaber bey ihrem Nachttisch befinden müsse, und daß sie darum so laut spräche, um ihn zu überreden: sie sey nicht das Mädchen, die verdächtige Bothschaften annimmt. Meine Vermuthungen trafen auf ein Haar ein. Der Marques de Marialva brachte alle Vormittage bey ihr zu. Mithin durft' ich nicht des besten Empfangs gewärtig seyn. Allein dieß Muster aller Komödiantinnen gewahrte mich kaum, so rannte sie mit offnen Armen auf mich zu, und rief mit Enthusiasmus: Ah! mein Bruder! seh' ich Dich wieder! Mit diesen Worten umarmte sie mich einige Mahle. Hierauf wandte sie sich zu dem Portugiesen.

Verzeihen Sie, gnädiger Herr, daß ich so ohn' alle Rücksicht auf Ihre Gegenwart mich durch die mächtige Stimme des Bluts habe hinreissen lassen. Ich kann nicht nach einer dreyjährigen Abwesenheit einen zärtlichgeliebten Bruder wiedersehen, ohne ihm Merkmahle meiner Gewogenheit zu geben. Nun, lieber Gil Blas, fuhr sie fort, und wandte sich wieder zu mir, wie steht's mit unsrer Familie? In was für einem Zustande hast Du sie hinterlassen?

Anfänglich kam ich durch die Reden in einige Verlegenheit, da ich aber bald merkte, wo 60 Laura hinauswollte, sucht' ich ihre List zu unterstützen, und antwortete ihr mit einer Miene, die zu der Schnurre, die wir spielen wollten, vollkommen paßte: Unsre Aeltern, liebe Schwester, befinden sich, dem Himmel sey Dank, noch ganz wohl.

Ich glaube, hob sie an, daß Du nicht wenig erstaunt bist, mich als Komödiantinn zu Granada zu sehen; doch verdamme mich nicht, ohne mich gehört zu haben. Es sind nunmehr drey Jahre, wie Du weißt, daß mich mein Vater auf's vortheilhafteste zu versorgen glaubte, indem er mich an den Hauptmann Don Antonio Cöello vermählte, der mich aus Asturien nach seiner Vaterstadt Madrid führte. Nachdem wir ein halbes Jahr da gewesen waren, zieht er sich durch sein hitziges Temperament eine Ehrensache zu, tödtet einen Cavalier, der einige Aufmerksamkeit gegen mich zu äußern sich hatte einfallen lassen. Dieser hatte sehr hohe Anverwandten, die in ungemein großem Ansehen standen. Mein Mann, der ohne Gönner und Freunde war, entfloh mit alle dem, was wir an Juwelen und baarem Gelde besaßen, nach Catalonien. Er geht zu Barcelona zu Schiffe, begibt sich nach Italien, geht in venedische Dienste, und verliert endlich sein Leben in Morea in einer Schlacht gegen die Türken. Unter der Zeit zog der Fiskus ein Landgut ein, woraus unser ganzes 61 Vermögen bestand, und ich kam dadurch in eine sehr schlimme Lage.

Wozu mich entschließen, in dieser drückenden, äußersten Noth? Eine junge Witwe, die edel denkt, befindet sich immer in großer Verlegenheit. Zurückkehren nach Asturien, das konnt' ich nicht. Was hätt' ich dort gesollt? Beyleidsbezeigungen waren alles, was ich von meiner Familie erwarten konnte. Auf der andern Seite war ich viel zu gut erzogen, mich Ausschweifungen zu überlassen. Was nun also beginnen? Ich ward Komödiantinn, um meinen guten Ruf zu erhalten.

Mir wandelte eine so starke Lachlust an, als ich Laure'n ihren Roman endigen hörte, daß ich mich deren kaum erwehren konnte. Endlich gelang mir's doch, und ich sagte zu ihr mit ernster Miene: Ich billige Deine Aufführung, Schwester, und freue mich, Dich zu Granada so anständig versorgt zu sehen.

Der Marques de Marialva, der von allen diesen Reden kein Wort verloren hatte, nahm alles das, was die Witwe des Don Antonio zu Markte zu bringen für gut befand, für bare Münze an. Er mischte sich sogar in unsre Unterredung, fragte mich, ob ich zu Granada, oder anderswo eine Bedienung hätte. Ich bedachte mich einen Augenblick, ob ich lügen sollte, oder nicht; da ich Letzteres aber nicht für nöthig achtete, sagt' ich die Wahrheit. 62 Ich erzählte ihm also haarklein; wie ich in den erzbischöflichen Pallast hinein und wieder herausgekommen war. Dieß belustigte den portugiesischen Cavalier ungemein. Wahr ist's, daß ich, ungeachtet des dem weisen Melchior gethanen Versprechens, mich auf des Erzbischofs Kosten weidlich lustig machte. Das drolligste dabey war, daß Laura, die sich einbildete, ich schmiedete, so wie sie, ein Mährchen zusammen, eine schallende Lache aufschlug; was sie nicht würde gethan haben, wenn sie gewußt hätte, daß es klare bare Wahrheit sey.

Nachdem ich meine Erzählung damit geschlossen hatte, daß ich sagte: ich hätte mir ein ausmöblirtes Zimmer gemiethet, kam man und meldete: es sey gedeckt. Ich wollte mich also fort und nach meinem Speisequartier begeben; allein Laura hielt mich zurück.

Was willst Du machen, lieber Bruder? sagte sie zu mir: Du mußt mit mir essen. Ich werde sogar nicht zugeben, daß Du länger im Gasthofe logirst. Du sollst bey mir essen und wohnen. Laß heut' Abend Deine Sachen herbringen. Ein Bett für Dich ist da.

Der Portugiese, dem diese Gastfreyheit vielleicht nicht behagte, nahm nunmehr das Wort, und sagte zu Lauren: Nein, Stella, Sie wohnen hier zu wenig bequem, um jemanden bey sich zu logieren. Ihr Bruder, fuhr er fort, 63 scheint mir ein artiger junger Mann, und ich interessire mich für ihn, da er das Glück hat, Ihnen so nahe anzugehören. Ich will ihn in meine Dienste nehmen. Er wird der Liebling unter meinen Secretären seyn, ja sogar mein Vertrauter. Er stelle sich ja diesen Abend um Schlafenszeit bey mir ein; er soll ein Zimmer für sich eingerichtet finden. Ich gebe ihm vierhundert Ducaten Gehalt, und hab' ich in der Folge, wie ich hoffe, Ursache mit ihm zufrieden zu seyn, so will ich ihn in einen Stand setzen, daß ihn seine zu große Offenherzigkeit gegen den Erzbischof nicht reuen soll.

Ich dankte dem Marques auf's feurigste für seine Güte, und hierauf kam die Reihe an Laure'n, die mich weit hinter sich ließ. Genug davon, Kinder! sagte er. Es ist vorbey. Mit Endigung dieser Worte nahm er von seiner Theaterprinzessinn Abschied und ging.

Sie zog mich sogleich in ein Cabinett, und da wir nunmehr ganz allein waren, rief sie: Länger kann ich mir das Lachen nicht verbeissen, ich müßte sonst sticken. Und damit warf sie sich auf einen Stuhl und die Hände in die Seiten gestämmt, schlug sie die ausgelassenste Lache auf. Mir war es unmöglich, ihr nicht Gesellschaft zu leisten, und nachdem wir uns recht herzlich satt gelacht, sagte sie zu mir: Gesteh' mir nur, Gil Blas, wir spielen eine recht neck'sche 64 Komödie. Der Entwicklung aber war ich nicht gewärtig. Ich war bloß Willens, Dir Tisch und Logis zu verschaffen, und um Dir dieß auf eine anständige Art anbiethen zu können, gab ich Dich für meinen Bruder aus. Ich bin ungemein erfreut, daß Dir das Ungefähr zu einem so guten Posten verholfen hat. Der Marques de Marialva ist ein edelmüthiger Herr, und wird gewiß noch weit über seine Versprechungen gegen Dich hinausgehen. Eine andere wie ich hätte vielleicht einen Menschen nicht so gut aufgenommen, der von seinen Freunden wegschleicht wie der Marder vom Taubenschlage. Allein ich bin eins von jenen gutherzigen Dingern, die einen Schelm, den sie geliebt haben, immer mit Vergnügen wiedersehen.

Ich gestand meine Unhöflichkeit treuherzig ein, und bath sie dieserhalb um Verzeihung. Sie führte mich hierauf in einen sehr netten Speisesaal. Wir setzten uns zu Tische und behandelten einander als Bruder und Schwester, weil wir eine Kammerfrau und einen Bedienten zu Zeugen hatten.

Nach dem Essen begaben wir uns wieder in das vorige Cabinett. Nunmehr überließ sich meine unvergleichliche Laura ganz ihrer natürlichen Lustigkeit, und erkundigte sich nach alle dem, was mir seit unsrer Trennung begegnet war. Ich erzählte ihr's auf's offenherzigste, und 65 nachdem ich ihre Neugier völlig befriediget hatte, stillte sie die meinige auf folgende Art:

 


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