Henrik Ibsen
Gedichte
Henrik Ibsen

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Der Bergmann

Fels, birst weiter, Tag um Tag!
Dröhnend fällt mein Hammerschlag.
In die Tiefe muß ich dringen,
Bis mir ihre Erze klingen.

In der Berge stummem Schoß
Liegen reiche Schätze bloß,
Krondemanten, Edelsteine,
Goldgeäst von rotem Scheine.

Friede herrscht dort weit und breit,
Fried' und Ruh' seit Ewigkeit; –
Brich den Weg mir, schwerer Hammer,
Zu des Berges Herzenskammer!

Saß als Knab' einst, lustgeschwellt,
Unter Gottes Sternenzelt,
Zog einher auf Frühlingswegen,
In der Brust der Unschuld Segen.

Doch im mitternächtigen Schacht
Ward ich fremd des Tages Pracht,
In der Grube Tempelgängen
Fremd der Erde heitren Klängen.

Damals, als ich niederstieg,
Glaubt' ich noch, ein Kind, an Sieg,
Glaubte, daß der Rätsel Fülle
Abgrundgeisterwort enthülle.

Noch hat keiner mich belehrt
Über das, was mich verzehrt,
Noch kein Blitz die Nacht durchschossen,
Der die Tiefen hätt' erschlossen.

War's ein Irrtum? Führte nicht
Dieser Weg zum rechten Licht?
Ach, mein Blick wird ja geblendet,
Forscht er, himmelan gewendet.

Nein, hinab, wo weit und breit
Friede herrscht seit Ewigkeit,
Brich den Weg mir, schwerer Hammer,
Zu des Berges Herzenskammer! –

Hammerschlag auf Hammerschlag
Bis zum letzten Lebenstag.
Keines Hoffnungsmorgens Schimmer;
Tiefe, tiefe Nacht auf immer!


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