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XXIV. Kapitel.

Die geistige Atmosphäre von Königsberg begann auf Luise zu wirken. Ein Hofleben ohne Feste bot Raum und Zeit für stillen Verkehr mit bedeutenden Persönlichkeiten. Luise lernte Männer kennen, die für ihre Charakterentwicklung belangvoll wurden. Der Kriegsrat Scheffner, lange schon Ika Solms befreundet, wagte der Königin zu sagen, es sei ihre Pflicht, den Reichtum ihres Verstandes und Herzens freier anwenden zu lernen. Sie, die immer von Bildungsstreben Beseelte, ergriff die Gelegenheit, Süverns historische Vorlesungen zu studieren. Sie war nicht zu stolz, Unwissenheit einzugestehen. Sie hätte am liebsten den Geschichtsunterricht des Kronprinzen geteilt, wäre das nicht ein Angriff auf die mütterliche Autorität gewesen. Nun merkte sie bald: das Gefühl eines, wenn auch noch kleinen geschichtlichen Wissens machte sie viel sicherer im Gespräch. Und Gesprächspartner gab es nun viele. Denn Königsberg war der Sammelplatz patriotisch gesinnter Offiziere und Staatsmänner geworden. Scharnhorst und Gneisenau begannen von hier aus die Reformen des Heeres, arbeiteten in engem Anschluß an Steins innerpolitischen Neugestaltungen.

Den Minister riefen Geschäfte nach Berlin. Die Königin bat ihn vor seiner Abreise, daß er ihr einen Sommeraufenthalt zubillige. Um die große Sparsamkeit, die er befahl, ertragen zu können, mußte sie manchmal ein wenig darüber scherzen. »Dürfen wir ein bißchen Landluft genießen, Exzellenz?« fragte sie in bescheidenem Ton.

Stein, der phantastische Reisepläne erwarten mochte, zog eine bittere Miene und sprach vom Luxus der Modebäder und den großen Kosten.

»Ich meinte, Eure Exzellenz, ob es uns die Verhältnisse gestatten, daß wir für den Sommer vor die Tore von Königsberg ziehen, in Hippels Garten ›Auf den Huben‹.«

.

Sie sah den Minister mit großem Ernst an. »Ich werde zwei Zimmer haben, der König eins, die Kammerdiener und meine Frauen je eins, und eines kann im Notfall zum Speisen benutzt werden. Die älteren Kinder können täglich zu Fuß herauskommen, und ich werde Pyrmonter Brunnen trinken und im Garten spazieren gehen. Sagen mir Eure Exzellenz, sind das zu ausschweifende Wünsche?«

Sie mußte in Gedanken noch manchmal lächeln über das Gesicht, das der Minister zu diesem unerwartet bescheidenen Plan gemacht.

Nun war das Königspaar um die Zeit der Lindenblüte in diesen wunderlichen Landaufenthalt übergesiedelt. Bürgerlicher und einfacher konnten sie ihr Leben wohl kaum mehr gestalten. Luise genoß die Stille des großen Gartens, und bevölkerte ihn mit den Gestalten ihrer Lektüre, den Punischen Kriegen, dem Leben des großen Karl.

Plötzlich kamen die Nachrichten von österreichischen Rüstungen, von der siegreichen Erhebung Spaniens gegen Napoleon. Scharnhorst und Gneisenau eilten zum Königspaar, diese wichtigen Veränderungen der europäischen Lage zu besprechen. Friedrich Wilhelm blieb teilnahmslos, die Königin ahnte, daß neue Möglichkeiten heraufzogen.

Unruhe erfüllte sie. Endlich einmal Unruhe, in der nicht Angst, sondern Hoffnung lag. Wenn sich eine Wendung in der Welt vorbereitete? Wenn der Vernichtungsstrom, der sich über ihr Land, über ihr Geschick ergossen, abgelenkt würde, oder wenn Gott der Herr in unaussprechlicher Gnade seine Hände reichen würde, daß Versinkende vermöchten über den Wassern zu schreiten? –

Stein stand vor der Königin. Er traf sie allein. Sie las auf Steins Gesicht, daß er ihr Wichtiges zu sagen habe. Sie führte ihn aus dem engen Hause unter das Zelt im Garten. »Was bringen Eure Exzellenz?«

Er sah sie mit seinen gebietenden Augen streng und eifervoll an. »Dinge, die lange in der Luft liegen, und die sich nun zusammenballen«, antwortete er. »Es kann Eurer Majestät nicht entgangen sein, wie überall die Zeichen sich melden, daß die führenden Kräfte der Nation die Schmach der Unterdrückung nicht länger tragen wollen. Die Gründung von Freikorps, des Tugendbundes waren der erste Auftakt. Nun«, er dämpfte seine Stimme, »sind Scharnhorst und Gneisenau so weit, daß sie planmäßig eine Volkserhebung gegen die Fremdherrschaft vorbereiten.«

Sie starrte ihn an, sie fragte mit bebenden Lippen: »Krieg? Krieg gegen Napoleon?«

Der Minister nickte. »Alles andere wirkte ja nicht. Ich arbeite nun fast ein Jahr daran, die französischen Forderungen zu befriedigen. Wir leisteten das Erdenkliche. Aber die Anmaßung, die Willkür Napoleons geht unerbittlich weiter. Eure Majestät wissen, daß die Entsendung des Prinzen Wilhelm wenig Erfolg hat. Eure Majestät kennen die unablässig beunruhigenden neuen Forderungen Napoleons. Es gibt nichts mehr, als eine bewaffnete Abwehr vorzubereiten. Wir müssen uns selbst für eine Landesverteidigung rüsten, und müssen Verbündete suchen.«

»Und der König?« fragte Luise bangen Herzens.

»Scharnhorst, Gneisenau und ich hoffen, ihn doch auf unsere Seite zu gewinnen.« –

Der Freiherr vom Stein hatte die Königin richtig erkannt. Ihr Herz mußte bei den Mutigen sein. Ihr Temperament mußte entflammen für Pläne zur Tat. Dahin war die stille Zeit des Nachdenkens, der Lektüre. Luise wandte sich an die österreichische Kaiserin, an Alexander, an seine Mutter, seine Gattin. Die Erkenntnis, Preußen und Österreich, Nord- und Süddeutschland müßten sich zusammenschließen gegen den fremden Bedrücker, befeuerte ihre Seele.

Es war wie ein Traum: Die Befreiung sollte kommen? All das Unerträgliche würde abgeschüttelt werden, die verlorenen Provinzen zurückgewonnen!

O seliger Gedanke!

Sie fühlte den Strom neuen Lebens. Sie sah vor sich, daß sich Männer und Jünglinge erheben würden, die Schmach von Jena und Auerstädt auszulöschen.

Der Sommer verebbte. Schon waren die Schwalben fortgezogen, schon lagen die Felder in Öde. Konnte dieser Herbst noch den Auftakt zu neuen Ereignissen bringen? Oder mußte man noch einmal das Herz zusammenpressen, und noch einen Winter des martervollen Wartens an der Grenze des Landes ertragen?

Die Königin spielte mit ihren Kindern im Garten. Da kam der König. In seiner eckigen, steifen Weise schob er den Arm unter den Luises, führte sie weg. »Wird dir unerwarteter sein als mir«, sagte Friedrich Wilhelm mit vergrämter Stimme. »Haben eben nichts mehr zu hoffen. Der Zar reist nach Erfurt, sich freundschaftlich mit Napoleon zu treffen!«

 

Sie hatte den Zaren seit Tilsit nicht wiedergesehen. Und nun kam er, auf dem Weg zum Zusammensein mit dem großen Feind. Sie las den Anmeldebrief und war wieder hingerissen vom Zauber seiner Worte – wog sie ab gegen seine enttäuschende, gleitende Haltung in Tilsit. Durfte sie ihm noch einmal vertrauen? Kann ein gläubiges Herz nicht endlich zum törichten Herzen werden?

Als Alexander kam, verebbte alles zur Konvention. Er blieb nur flüchtig, war zurückhaltend, fast verlegen. Das gab Luise eine ernste Haltung. Da der Zar es dem König ablehnte, einen Bund mit Preußen und Österreich gegen Napoleon zu schließen, mußte sich Luise beschränken, Alexander um Fürsprache in Erfurt zu bitten. Sie quälte diese Worte heraus, schamvoll, müde und ohne Kraft. Sie dachte, lieber ewig leiden als ewig bitten.

Der Abgott ihrer alten Träume hörte verbindlich zu. Er ging unter einem Schwall von Freundschaftsbeteuerungen.

Das Königspaar hatte ihn im offenen Wagen einige Stunden weit begleitet. Nun fuhren sie durch den Herbstabend zurück. Die Gestirne waren heraufgezogen, in schmerzlicher Pracht stand der Mond am Himmel.

Luise tastete nach der Hand ihres Gatten. Sie fühlte ihn wieder so deutlich als ihren unverbrüchlichen Halt. Ach, auch dann noch, wenn ihr Temperament, ihr Wille zu Taten beschwingt waren und in Ungeduld hinausstrebten aus dem Drückenden der Zeit in eine freiere Zukunft.

Der kühle, glitzernde Herbsthimmel stand in seiner Ruhe.

Sie schlief nicht in der Nacht. Eine kleine Lampe brannte im Raume. Luise betrachtete das Gesicht Friedrich Wilhelms. Es war so besonders schön, wenn der Schlaf alles Kleinliche, Mürrische, Pedantische von seinen Zügen wischte. Über seinen schöngebildeten Formen lag dann nur die Güte und Vornehmheit seines Wesens. So jung sah er aus im Schlafe. Und er mußte so viel erdulden.

Plötzlich war Geräusch vor der Türe. Stimmen erklangen. Der König sprang auf, fuhr in seine Uniform, eilte ins Nebenzimmer. Was war geschehen? Die Königin kleidete sich hastig an.

In einem ausgekühlten Raum, der von ein paar Wachskerzen gespenstisch beleuchtet war, fand sie den König allein, am Tische sitzend, über den Bericht aus Paris gebeugt. »Wilhelm meldet,« sagte der König mit bebender Stimme, »Napoleon stellte ihn vor die Alternative, ein Traktat zu unterschreiben oder die Kriegserklärung zu erhalten. Man hat einen Brief des Freiherrn vom Stein an den Fürsten Wittgenstein aufgefangen, in dem mein Minister unverhohlen von den Dingen spricht, die er mit Scharnhorst und Gneisenau – unter deiner Billigung – vorbereitet.«

Ihr war, als stünde ihr das Herz still.

»Habe nicht umsonst gewarnt«, fuhr Friedrich Wilhelm fort. »Dieser Mann, der nach seinen eigenen Worten Aufregung und Gärung bringen muß, ist ein Unvorsichtiger. Er will uns erlösen, und stürzt uns in neues Unglück. Ist ihm ja auch gleich, ob ich König von Preußen bleibe oder nicht.«

»Er will das Wohl des Landes, und damit unser Wohl!« rief sie leidenschaftlich. »Kann er für den unseligen Zufall, daß einer seiner Briefe in Napoleons Hände fiel?«

Friedrich Wilhelm stand auf. Seine vornehme Haltung blieb ihm zu jeder Stunde. »Mein Bruder mußte einen Vertrag unterschreiben, der fast die Räumung des Landes verspricht, aber die Kriegsschulden in der Höhe von einhundertvierzig Millionen Franken anerkennt. Stettin, Küstrin und Glogau bleiben besetzt, die Stärke des preußischen Heeres wird in den nächsten zehn Jahren nach französischem Gutachten normiert werden. Und wir müssen für einen Krieg Frankreichs gegen Österreich ein Hilfskorps stellen. Dies alles danken wir Steins Unvorsichtigkeit.«

Sie wollte aufflammen. Aber das erstarrte Gesicht des Königs, die fröstelnde Kühle der Nacht, der unheimlich beleuchtete Raum, all diese Sinneswahrnehmungen legten sich wie ein quälender Druck über ihr Herz.

Fern erstarb im Unfaßlichen, wie ein nie gelebtes Märchen, das Jubelwort: die Befreiung.

Lebensangst fiel in Luises Seele.

Was nun, was nun? Stein forderte seine Entlassung. Der König war großmütig genug, sie in diesem Augenblick nicht zu bewilligen. Bange Tage schleppten sich weiter. Graf Goltz kam aus Erfurt an. Er hatte sofort nach Kenntnis von dem Pariser Traktat die nutzlosen Verhandlungen abgebrochen.

Welche Nachrichten er mitbrachte, erfuhr die Königin durch Stein.

Er kam bleich und erregt. Statt die Königin zu beruhigen, warf er ihr mit heftigen Worten vor, welchen politischen Fehler sie beginge, daß sie immer wieder ihre Hoffnung auf den Zaren setze und seinen Schmeichelreden glaube.

»Wie werden sich Exzellenz dazu stellen, wenn der Zar bei seinem baldigen Eintreffen hier dem König erneut die Verständigung mit Napoleon ans Herz legt?« In ihrer Frage klang Angst. Sie wollte Rat. Sie erhoffte noch von Stein übermenschliche Weisheit.

Doch der Minister war schlechtester Laune, gallig und bitter. »Es sind hübsche Nachrichten da«, stieß er heraus. »Seine französische Majestät hatte Lust, das Schlachtfeld von Jena wieder zu besichtigen. Seine russische Majestät war entzückt. Der neue Großherzog von Sachsen und von Napoleons Gnaden ... ebenfalls. Eiligst wurde ein Prunkzelt auf dem Schlachtfeld errichtet. Und damit die bonapartische Majestät doch auch ein Amüsement hatte, veranstaltete man eine fröhliche Hasenjagd auf dem Boden, der rot ist vom Blute von Preußens Söhnen. Ja, so nett und gefällig ist der herrliche Rousseausche Mensch, der Herr Zar. Was erhoffen Eure Majestät noch von ihm?«

Die Königin beendete die Audienz. –

Es kam, wie Luise vorhergesehen. Der Zar traf ein, hingerissen von den schönen Tagen in Erfurt, bezaubert von Napoleons Genie, von mancher Gestalt seiner Umgebung, wie dem Fürsten Talleyrand. Wie einst in Tilsit beteuerte er, sein möglichstes getan zu haben. Wenn der König von Preußen in eine ruhigere Zeit für Land und Volk eingehen wolle, müsse er sich in das russisch-französische System fügen. An eine Erhebung gegen Napoleon unter den jetzigen Verhältnissen sei nicht zu denken. Was den Freiherrn vom Stein anbelange, nun, in jenem Pariser Traktat war doch unterschrieben, daß der König von Preußen keine Untertanen aus den abgetretenen Provinzen in seine Dienste nehmen dürfe. Stein schalte automatisch aus. Auch würde ja seine Politik unmöglich, sobald Friedrich Wilhelm in die Verständigung mit Napoleon willige.

Der Zar blickte auf die Königin. Rührende Gestalt. Rührendes Angesicht. Man sah, wie das Blut zu ihrem Herzen floß. Man sah, wie diese leidgewohnten Züge immer noch die Kraft zu neuem Erschrecken besaßen.

Er wandte sich lächelnd zu ihr: »Ich sprach mit Napoleon von Hardenberg, meine teuerste Freundin. Er sagte mir, welche Idee, er wolle der Königin einen ihr so angenehmen Mann doch nicht entziehen. Kurz, er will sich nicht erinnern, daß seine Regierung einst auf Hardenbergs Rücktritt bestand.«

Sie lächelte und dachte gequält, sollen wir denn alles aus fremder Hand empfangen?

Alexander erwartete Dank. Er liebte enthusiastischen Dank. Als er ausblieb, zog er sein hübsches Gesicht, das immer noch fast knabenhaft jung schien, in Falten. »Überhaupt bin ich böse«, sagte er. »Ich war unzählige Male hier Gast, und Sie kamen nie zu mir.« Er umarmte den König, zog Luises Hände an sein Herz. »Wer mich ganz kennen will, muß mich in meiner Heimat sehen, in meinem Petersburg, in meinem Reich. Zu Potsdam wurde mir der Besuch Eurer Majestäten versprochen. Nun bin ich zum letzten Male hier und fordere die Einlösung dieses Versprechens. Sie bei mir zu sehen, wird mich unaussprechlich glücklich machen.« –

Es waren viele Bedenken gegen diese Reise über die Grenze. Sie mochte den Patrioten als eine Vergnügungsfahrt des Königspaares erscheinen, und sie würde auch viel Geld kosten. Dies wandte Stein ein, er mißbilligte die Sache absolut, und sie wurde der letzte Anstoß zu seinem Abschied. Der König, der nie ein inneres Verhältnis zu seinem Minister bekommen hatte, war gleichgültig. Die Königin wußte, wenn der Zar auch nur noch ein halbes Herz für Preußen besaß, so blieb er doch der einzige Machtfaktor, die einzige Stimme für den armen, verwundeten preußischen Staat.

Dies sagte ihr auch Hardenberg. Er war herbeigeeilt, er wurde ihr von neuem Trost und Hoffnung. – –

Novemberstürme rasten über das Land. Die Gemächer im alten Schloß zu Königsberg blieben trotz aller Kaminfeuer schauernd kühl. Aber es ging wieder Leben durch diese Räume. Prinzeß Radziwill und Frau von Berg, die leidenschaftlichen Seelen, drängten Luise zur Petersburger Reise. Stein nahm Abschied, und Luise mußte den tausendmal Ersehnten in kühler Haltung gehen lassen. Gespensterhaft erschien ihr diese letzte Audienz. War es ein Unglück, daß er ging? Oder erlöste er damit von unerfüllbaren Forderungen? Sollte sie weinen, sollte sie aufatmen?

Lebensangst ergriff sie. Wenn sie nun das Land verließen, um über schier unermeßliche Wege nach Petersburg zu fahren – würde sie die Heimat wiedersehen? Und wenn sie Alexander erblickte, umgeben von schimmerndem Glanz und halb asiatischer Pracht, mußte sie nicht dann verzweifeln über die Armut, die über ihren Mann, ihr Land hereingebrochen?

Und wenn sie Alexander sah, umgeben von den beiden Kaiserinnen, von hundert fremden Gestalten und auch von seiner neuen Seelenfreundin Frau von Krüdener, wurde es dann nicht zum Gespenst, daß er sie einst seine einzige, seine einmalige Freundin genannt? Sie fürchtete. Sie hoffte. Aber aus der Lebensangst wurde wieder ein Gefühl des Lebens. Die Totenstarre, die trotz aller Tätigkeit seit Tilsit über ihr gelegen, löste sich. Sie sah Tränen in Hardenbergs Augen. Und an der Art dieser Tränen wußte sie zum erstenmal: es gibt auch Tränen der Hoffnung. Sie wußte, er glaubte noch an ihre Sterne. »Betreten Sie einmal wieder die große Welt,« sagte er, »und Sie werden erfahren, daß nicht alles an unserem Handeln, an unserer Kraft liegt. Wir werden auch getragen von der ewigen Bewegung aller Dinge. Wir können nie ganz außerhalb des Weltschicksals sein. Jede Welle, deren Flut die Menschheit hebt, zittert auch durch das Unbewußte unseres Herzens und formt an unserem Leben.«

Sie sann nach. Und fühlte sich wieder getragen von dem großen Strom alles Lebens.

Sie wollte nichts mehr für sich. Und das machte sie stolz und stark, für ihrer Kinder Land einen großen Weg zu gehen.


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