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100. Trostgesang.

Mel.: Es spricht der Unweisen Mund wohl.

1. Noch dennoch mußt du drum nicht ganz
In Traurigkeit versinken:
Gott wird des süßen Trostes Glanz
Schon wieder lassen blinken.
Steh in Geduld, wart in der Still
Und laß Gott machen, was Er will,
Er kann's nicht böse machen.

2. Ist denn dies unser erstes Mal,
Daß wir betrübet werden?
Was haben wir als Angst und Qual
Bisher gehabt auf Erden?
Wir sind wohl mehr so hoch gekränkt,
Und hat doch Gott uns drauf geschenkt
Ein Stündlein voller Freuden.

3. So ist's auch Gottes Meinung nicht,
Wenn Er uns Unglück sendet,
Als sollte drum sein Angesicht
Ganz von uns sein gewendet;
Nein, sondern dieses ist sein Rat,
Daß der, so ihn verlassen hat,
Durch's Unglück wiederkehre.

4. Denn das ist unsers Fleisches Mut,
Wenn wir in Freuden leben,
Daß wir dann unserm höchsten Gut
Am ersten Urlaub geben;
Wir sind von Erd und halten wert
Viel mehr, was hier ist auf der Erd,
Als was im Himmel wohnet.

5. Drum fährt uns Gott durch unsern Sinn,
Und läßt uns Weh geschehen,
Er nimmt uns, was uns lieb, dahin,
Damit wir aufwärts sehen,
Und uns zu seiner Güt und Macht,
Die wir bisher nicht groß geacht't,
Als Kinder wiederfinden.

6. Tun wir nun das, ist Er bereit,
Uns wieder anzunehmen,
Macht aus dem Leide lauter Freud
Und Lachen aus dem Grämen,
Und ist ihm das gar schlechte Kunst;
Wen Er umfängt mit Lieb und Gunst,
Dem ist geschwind geholfen.

7. Drum falle, du betrübtes Heer,
In Demut vor ihm nieder,
Sprich: HErr, wir geben dir die Ehr,
Ach, nimm uns Sünder wieder
In deine Gnade, reiß die Last,
Die du uns aufgeleget hast,
Hinweg, heil unsern Schaden!

8. Denn Gnade gehet doch vor Recht,
Zorn muß der Liebe weichen:
Wenn wir erliegen, muß uns schlecht
Gott sein Erbarmen reichen.
Dies ist die Hand, die uns erhält,
Wo wir die lassen, bricht und fällt
All unser Tun in Haufen.

9. Auf Gottes Liebe mußt du stehn,
Und dich nicht lassen fällen,
Wenn auch der Himmel ein wollt gehn,
Und alle Welt zerschellen:
Gott hat uns Gnade zugesagt,
Sein Wort ist klar, wer sich drauf wagt,
Dem kann es nimmer fehlen.

10. So darfst du auch an seiner Kraft
Gar keinen Zweifel haben;
Wer ist's, der alle Dinge schafft?
Wer teilt aus alle Gaben?
Gott tut's, und das ist auch der Mann,
Der Rat und Mittel finden kann,
Wenn jedermann verzaget.

11. Dünkt dir die Hilf unmöglich sein,
So sollst du gleichwohl wissen:
Gott räumt uns dieses nimmer ein,
Daß Er sich lass' einschließen
In unsers Sinnes engen Stall;
Sein Arm ist frei, tut überall
Viel mehr, als wir verstehen.

12. Was ist sein ganzes wertes Reich,
Als lauter Wundersachen?
Er hilft und baut, wenn wir uns gleich
Des gar kein' Hoffnung machen;
Und das ist seines Namens Ruhm,
Den du, wenn du sein Heiligtum
Willst sehen, ihm mußt geben.


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