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Soldatentreue.

(1756)

Verhängnißvoll und ahnungsdüster lag
Ein unheilvoller Octobertag
Ueber den Thälern am Lilienstein,
Jammer bringend, und Elend und Pein.
Tief in die Schluchten versprengt,
Von preußischen Truppen gedrängt
Harrten, duldend des Hungers Graus,
Standhaft die sächsischen Krieger aus.
Das Regiment vom Prinzen Xaver
Trug's drei furchtbare Tag' und Nächte
Sträubend sich gegen das Loos der Knechte,
Männlich kämpfend – doch hoffnungsleer.

Die Trommeln wirbeln – und Preußens Aar
Nimmt gefangen die trotzende Schaar.

»Erstes Bataillon vom Prinzen Xaver
Vorwärts marsch nach Cottbus und Crossen!
Zweites nach Schweidnitz!«
von Friedrichs Heer
Sind ohne Rettung die Sachsen umschlossen.

Da starrte manch' Auge trüb und hohl
Und manches Herz seufzt ohne Worte:
»Lebwohl, o liebes Land, leb' wohl,
Es schließt sich uns des Edens Pforte!«

Ja! Sachsen, deiner Felsen Bau,
Dein Saatengrün, dein Himmelsblau,
Drein sich die Lerche trillernd schwingt,
Dein Grund, durch den sich silbergrau
Anmuthig hin die Elbe schlingt,
Der Dörfer waldumzirktes Band,
Dein Rebengold am steilen Rand! –
Dies Alles lassen – um ein Land,
Voll öder Ebenen und Sand,
Wo dürre Kiefern trostlos rauschen,
Das, das heißt Höll' um Himmel tauschen!

Doch sann ein braver Musketier
Auf Rettung aus dem Schmachrevier.
Und sie gelang, mein Belling, Dir!
Du wußtest Wege Dir zu bahnen,
Nahmst die Kanonen, nahmst die Fahnen
Und ließest Crossens Schandquartier.

»Kam'raden,« riefst Du, »zurück zum Heer,
Zur Heimath, zum Regimente Xaver

Dich selbst zum tapfern Lenker kührend,
Dein Bataillon mit Klugheit führend,
Ein Weisel Deinem treuen Chor
Drangst keck Du über die Oder vor!

Dort endete, der Heimath fern,
Dein Stern im menschlich hohen Streben,
Doch nur, um als ein ew'ger Stern
In tausend Herzen fort zu leben!



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