Ludwig Anzengruber
Gedichte
Ludwig Anzengruber

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Zu Bildern von Defregger.

1. Die Maler.Anzengruber hatte über Aufforderung der »Concordia« in Prag, Verein deutscher Schriftsteller und Künstler in Böhmen«, für einen Defregger-Abend (29. Januar 1887) diesen (wie auch den folgenden) Text zu lebenden Bildern nach den Gemälden des Meisters gedichtet. A. d. H.

(1887)

Da Führa hat zwoa Stadtherrn g'bracht
Zur Senderin, da saubern;
Was wöllen dö zwoa G'sellen denn,
Wöll'n s' wildern oder raubern?
No schaugt's eng 's Bild nur voreh' on,
D'Mural kimmt nachher hintendron.

Da oan' Herr biet' da Dirn' oan' Trank,
Sie lacht eahn freundli on zan Dank;
Daneben steht ihr Schotz, da Bua,
Und macht gar wilde Aug'n dazua.
Da zweiti Stadtherr blinzt dös Leut
So seitlings an, als war's a Freud'
Für eahm und wahrer Augentrost,
Je mehrer sich der Bua d'erbost.
Und leichtlich mit van Ausgang schliaßt
Dö Sach', der möcht' gar koa'm nit g'fall'n,
Da half' nur oans: 'es Dirndel müaßt'
'n Malerleuten halt was mal'n.Jemandem etwas malen, parodistisch: jemanden zum besten haben, derb abfahren lassen. A. d. H.

2. Die gebissene Gans.

(1887)

A jede Sünd' find't ihren Lohn
Und Straf' dö muß af Erden sein!
Wir laden zur Ekschekutschjon
Hitzt von oan argen Mürder ein!
Wie er sich da aum Boden wind't
Und kriechen thut als wie a Wurm,
Dö Gans, dö heunt noch leben künnt',
Is grad vurhin durch eahm versturb'n.
's ganz' Auditorium dös steht
Voll Schreck ob derer Schlechtigkeit,
Na, na, so wor koan Haushund net
In früh'rer guter, frummer Zeit!
Und künnt mer's nur noch sicher wissen,
G'schiacht wirklich eahm so hart und weh?
Da Racker hat am End' koan G'wissen
Und fürcht' sich ledig nur vor d'Schläg'.
's is dös wohl freilich a a Grund,
Denn gern laßt sich gar koaner schlag'n,
Und schließlich is ja doch da Hund
A Mensch a, mit Respekt zu sag'n.

3. Da Zwoasilbig'.

(1884)Auf Einladung der Wiener Künstlergenossenschaft für ihr Weihnachtsalbum gedichtet. A.d.H.

Wie's da Defregger g'moant hat, meine Herrn,
Werd' ich dös Bildel vielleicht net d'erklär'n,
Doch därf dös eng nöt, noch 'en Master kränken,
Ich greif' nöt viel daneb'n, so sollt' ich denken.
Dös Weibsleut scheint mer, dös is oans, was gern
Mit jeden lacht und plaudert, doch in Ehr'n,
Dös Monleut – denk' ich mir a wengerl faul,
Schon weil er d'Ludel mitführ'n thut im Maul;
Ich hoaßet's, – soll a Aufschrift amol drüberstehn:

A Dorfplausch im Vorübergehn.

»No, Fei'rob'nd, Veit? Is d'Arbeit 'thon?« – »Dös schon!«
»Han, woaßt daß d'Trautel wieder da sein soll?« – »A wohl!«
»Dö was dein Schatz von eh'nder wor« – »Wos gor!«
»No, ganz umsunst is doch wohl koan so G'red'.« – »'Leicht nöt?«
»A bisserl wos möcht' doch dron sein.« – – »No, mein –«
»Z'weg'n ma hat d'Sach' sich zwischen eng zerschlag'n?« – »Müßt s' frag'n.«
»Moanst, daß ich 's Rätsel lösen thua?« – »Geh zua!«
»Hast 'leicht von ihr z' viel g'wußt und just nix Schön's.« – »Na, Cenz!«
»Dann sie von dir nit weni!« – »Pfüat God, hitzt geh'n i!«
Nur oans muß ich entschuldiga, weil's just noch geht,
Daß ob'n ich nur dö Herrn und nöt a d'Frau'n anred'!
Nur weil für d'Kratzfüß' d'Verschfüß' fahl'n, so macht si
Vor d'Artigkeit a Schuber.

November achtzehnhundert vierundachtzi zu Wean L. Anzengruber.


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