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Martin Luther (1483-1546)

1. Lob der edeln Fraw Musica.

(Die music ist ein schön herliche gab Gottis und nahe der Theologia. Ich wolte mich meiner geringen music nit umb was großes verzeihen! –

Aus den Tischreden.)

Für allen freuden auf erden
kan niemand kein feiner werden
denn die ich geb mit meim singen
und mit manchem süßen klingen.

Hie kan nicht sein ein böser mut,
wo da singen gesellen gut;
hie bleibt kein zorn, zank, haß und neid,
weichen muß alles herzeleid;
geiz, sorg und was sonst hart anleit,
färt hin mit aller traurigkeit.

Auch ist ein jeder des wol frei,
daß solche freud kein sünde sei,
sondern auch Gott vil baß gefällt
denn alle freud der ganzen welt:
dem teufel sie sein werk zerstört,
und verhindert vil böser Mörd.

Das zeugt David, des könges tat,
der dem Saul oft geweret hat,
mit gutem süßen harfenspil
daß er in großen mord nicht fiel.

Zum Göttlichen wort und warheit
macht sie das herz still und bereit,
solches hat Eliseus bekannt,
da er den geist durchs harfen fand.

Die beste Zeit im jar ist mein,
da singen alle vögelein;
Himmel und erden ist der voll,
vil gut gesang da lautet wol.
Voran die liebe nachtigall
mach alles frölich überall
mit ihrem lieblichen gesang:
des muß sie haben immer dank.

Vil mer der liebe HErre Gott,
der sie also geschaffen hat,
zu sein die rechte sängerin,
der musicen ein meisterin.

Dem singt und springt sie tag und nacht,
seins lobes sie nichts müde macht:
den ert und lobt auch mein gesang
und sagt ihm ein ewigen dank.

2. Lebensregel.

Willst du alt werden, werd es bald,
Behalte den Kragen warm,
Fülle nicht zu sehr den Darm,
Mach dich an die Gret zu nah nicht heran:
Langsam wirst du grau alsdann!

3. Warnung.

Es ist auf Erden kein besser List,
Als wer seiner Zungen ein Meister ist.
Viel wissen und wenig sagen,
Nicht antworten auf alle Fragen.
Rede wenig und machs wahr,
Was du borgest, zahle bar,
Laß einen jeden, wer er ist,
So bleibst du auch wohl, wer du bist!


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