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Stilpon, aus Megara gebürtig, lebte 300 Jahre vor Chr. G., war einer der berühmtesten Philosophen seiner Zeit und, wie man aus dem, was Diogenes der Laërter von ihm erzählt, schließen muß, ein Mann von edelm Herzen und hellem Kopfe, der aber eben darum manchen Leuten ein Sonderling schien. Den Anekdoten zufolge, die von ihm erzählt werden, hatte er an Witz, Laune und Satire Aehnlichkeit mit dem Cyniker Diogenes. Er gehörte indeß nicht zu der Secte der Cyniker, hatte jedoch mit Diogenes Umgang gehabt. Was Wieland hier von ihm berichtet, scheint eine bloße Erfindung des Dichters zu seyn, zu der ich wenigstens in dem Leben Stilpons keine historische Veranlassung gefunden habe. Anstatt aus Megara, wurde er vielmehr aus Athen verwiesen, wo man ihn vor dem Areopag der Gottlosigkeit angeklagt hatte, weil er von der Minerva des Phidias behauptet, sie könne als ein Geschöpf des Phidias keine Tochter des Jupiter und also auch kein Gott seyn. Die listige Wendung vor Gericht, daß ja allerdings Minerva kein Gott, sondern eine Göttin sey, half ihm nichts. Vermuthlich wählte Wieland also den Stilpon nur zur Auflösung eines interessanten Problems, weil Megara ein sehr kleiner Staat war, – der auf einen nicht größeren und bedeutenderen aus der neueren Zeit hindeuten sollte, – und weil der Charakter dieses Philosophen ihm zu diesem Lucianischen Aufsatze trefflich geeignet schien.