Wilhelm Busch
Der Zylinder
Wilhelm Busch

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Wilhelm Busch

Der Zylinder

Josephitag ist, wie du weißt,
Ein Fest für den, der Joseph heißt.

Drum bürstet, weil er fromm und gut,
Auch dieser Joseph seinen Hut
Und macht sich überhaupt recht schön,
Wie alle, die zur Metten gehn.

Hier geht er aus der Türe schon
Und denkt an seinen Schutzpatron. –

Heraußen weht nicht sehr gelind
Von Osten her ein kühler Wind,
So daß die beiden langen Spitzen,
Die hinten an dem Fracke sitzen,
Mit leichtem Schwunge sich erheben
Und brüderlich nach Westen streben.

Jetzt kommt die Ecke. Immer schlimmer
Weht hier der Wind. – Ein Frauenzimmer,
Obschon von Wuchse schön und kräftig,
Ist sehr bewegt und flattert heftig,
So daß man wohl bemerken kann –
O Joseph, was geht dich das an?

Ja, siehst du wohl, das war nicht gut!
Jetzt nimmt der Wind dir deinen Hut!

Schnell legt der Joseph sein Brevier
Auf einen Stein vor einer Tür,
Um so erleichtert ohne Weilen
Dem schönen Flüchtling nachzueilen. –

O weh, da trifft und faßt ihn grad,
Doch nur am Rand, ein Droschkenrad.

Jetzt eilt er wieder schnell und heiter
In schönen Kreisen emsig weiter.
Und Joseph eilet hinterdrein –

Hopsa! Da liegt ja wohl ein Stein.

Wutschi – Der Joseph liegt im Saft.
Der Hut entfernt sich wirbelhaft.

Dies sieht aus frohem Hintergrund
Ein alter Herr mit seinem Hund,
Und grade kommen auch daher
Die andern frommen Josepher
Und denken sich mit frohem Graus:
Wie schauderhaft sieht Joseph aus!

Und Josephs Hut, wo wäre der,
Wenn der Soldat allhier nicht wär'

Und nicht mit seinem Bajonett
Ihn mutig aufgehalten hätt'. –

Nun hat ihn doch der Joseph wieder. –
Stolz geht der Krieger auf und nieder. –

Der Joseph aber schaut geschwind,
Wo seine andern Sachen sind.
Gottlob sie sind noch alle dort. –
Der Herr mit seinem Hund geht fort,

Und Joseph schreitet auch nach Haus.
Er sieht nicht mehr so stattlich aus

Und muß nun leider dessentwegen
Privatim seiner Andacht pflegen.
Drum soll man nie bei Windeswehen
Auf weibliche Gestalten sehen.