Rolf, rüge doch des Setzers Fehler nicht, Druckfehler ist dein ganz Gedicht. |
Dein Lied ist Morgentau, der über Rosen fließt. Doch weißt du, Freund, daß Tau – auch Wasser ist? |
Mein Lied gefällt, was Meister Feil auch spreche. Für Gäste kocht ich zu, was kümmern mich die Köche! |
Mein Herr Barbier hat eigne Gaben: Er tut so gravitätisch langsam schaben, Daß, während er zur Linken ist, Der Bart zur Rechten wieder sprießt. |
Still, ohne Pracht, doch sicher, daß man's merke, So schreiten Prinz und Dogg einher in ihrer Stärke. In Seid und Schellen prunkt und bellt und flucht mit Zeter Der Junker und sein Köter. |
Warum trägt Frau Cäcilie Im Antlitz nur die Lilie? – Die Rose schlich bei vollem Glase Sich auf des Herrn Gemahles Nase. |
Des Pöbels Einfalt hält Gemahl Und Mann für einerlei; Doch manche Dam hat ihren Herrn Gemahl Und einen Mann dabei. |
Dein Witz Schärft Pfeile nadelspitz; Selbst keine Zauberrüstung schützte, Wenn er den Stahl der Wahrheit spitzte. Doch witzelnde Sophisterei Prallt ab wie spitzes Blei. |
Wenn Pastor Schmidt Mit schwerem Schritt Die Straße tritt: »Gott segn euch, Herr!«, Schrein um ihn her Die Pflasterer Und sehn in Ruh Dem Rammeln zu. |
Der adlige Rat |
Mein Vater war ein Reichsbaron! Und Ihrer war, ich meine . . . ? |
Der bürgerliche Rat |
So niedrig, daß, mein Herr Baron, Ich glaube, wären sie sein Sohn, Sie hüteten die Schweine. |
Aller Schmeicheler ist der verworfenste, wer mit des Freimuts Unbiegsamer Gebärd unter dem Herrscher sich bläht. Also, gespannt vom Stahle mit Schnellkraft, hebt sich des Polsters Leerer Schwulst und umwallt weicher des Sitzenden Last. |
Geifernd in Wut verreckte der Kritiker. Wenn er vorbeirennt, Zerberus, krieche geschwind unter dein Schauer; er beißt. |
Wart, ich werde mich rächen, Freund Luperkus, Daß du, ohne mich einzuladen, schmausest! Künftig nötige, fleh und schicke neunmal! Neunmal werd ich im Zorn – und was denn? – kommen! |
Ferne von Menschen zu sein, wenn dies dir Seligkeit scheinet, Bist du entweder ein Gott, Einsamer, oder ein Vieh. |
Lächelnd wog in der Hand ein römischer Pfaff die Oblaten; »Welchen«, sprach er, »von euch, Dingelchen, mach ich zum Gott?« |
Mehr denn der Mensch verlanget die Menschlichkeit. Jeglicher Becher Kühlt dem Menschen den Durst; Menschlichkeit bildet ihn schön. |
Dein redseliges Buch lehrt mancherlei Neues und Wahres. Wäre das Wahre nur neu; wäre das Neue nur wahr! |
Komm hervor aus der Flasche, du tückischer Wein, du Verderber! Viele verderbtest du schon: jetzo verderben wir dich! |
Widerspruch ist vielen Gebrauch bei allem, was auffällt; Treffender Widerspruch, selten ist dieser Gebrauch. Gegen jene genügt die einzige Rede der Alten: Dir mag dieses, mein Freund, scheinen, das andere mir. Kundige nur gewinnt man sogleich durch Worte der Wahrheit, Weil die Kundigen stets auch die Gelehrigsten sind. |
Interpret, was ist das? »Ein Dolmetsch.« Aber ein Dolmetsch? »Läßt die Gedanken in Ruh, Worte zermetscht er für toll.« |
Wär ihm der Scham nur weniges geschenket, Längst hätt er sich erhenket. Doch einem Hund an Unverschämtheit gleich, Lebt er und bellt und kriecht sich adelig und reich. |
Nicht aus Gunst erhob das Geschick dich; sondern zu zeigen, Daß es sogar aus dir etwas zu machen verstand. |
Kaum schuf ihn die Natur und ruhete nach der Geburt aus, Weil sie die ganze Kraft wandt auf den einen Homer. |
Treffliche nennt hier einer mit Lob, dort einer mit Tadel; Doch der Gemeine versinkt, weder genannt noch bemerkt. |
An Stolberg
Edlere nennst du die Söhne Gewappneter, die in der Vorzeit Tugend des Doggen vielleicht adelte oder des Wolfs? Was dich erhob vom Adel, die edlere Menschlichkeit, schmähn sie Als unadligen Tand. Nenne sie Adlige, Freund. |
(Der Tragiker Agathon an den König Archelaus)
Drei Lehren faß ein Herrscher wohl ins Herz. Die eine: daß er über Menschen herrscht; Die andre: daß er nach Gesetzen herrscht; Die dritte: daß er nicht auf immer herrscht. |
Wer auf gemeiner Bahn gemeine Werke treibet: Leicht macht er's allen recht; Gemacht in kurzem hat er's schlecht. Wer neue Bahnen wählt, kühn denkt und edel schreibet: Leicht macht er's allen schlecht, Gemacht in kurzem hat er's recht. |
Unter den Musen auch sind Strafgöttinnen, die dich begeistern. Schreib! Nicht ärgere Wut kann ich dir wünschen! O schreib! |
Verse des Jünglinges pries der Ältere, Werke des Mannes Tadelt der Greis. Dank dir, Guter, dein Tadel ist Lob. |
Leicht wird Hermes gespeist: er nimmt, ihr Hirten, mit wenig Süßer Milch und des Baums rinnendem Honig vorlieb. Aber Herakles nicht! den stattlichsten Widder der Herde Oder das fetteste Lamm wählt sich der Leckre zum Schmaus. »Aber den Wolf verscheucht er!« – Was frommet es, wenn das Bewachte Umkommt, ob es der Wolf, ob's der Bewachende raubt! |
Unduldsam heißen wir, weil uns der Päpstler Lehre, Wir andern sein verdammt, wenn sie uns nicht bekehre, Abscheulich dünkt? Du irrest weit. Wir dulden alles gern – drum nicht Unduldsamkeit. |
Mein Guter, zwischen Würd und Wert Ist eine große Kluft. Dein Ehrenamt nur wird geehrt; Dich selber nennt man – Schuft. |