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De l'art d'un Inoculateur C'est l'Amour qui fut l'inventeur. Pour l'intérêt d'un jeune coeur, On fait la piquûre: La cure En est sure, Jeunes Beautés, ne craignez rien; C'est un mal qui fait du bien. |
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Favart. |
Wie selten fällt des jungen Dichters Wahl Auf den Gesang, den ihm sein Herz empfahl. Singt Einer auch von Amors Abentheuern: So stimmen hundert ihre Leyern Auf den Trompetenton der festlichen Moral, Und jeder schreyt mit andern Schreyern Und mancher Harlekin wagt einen Todtensprung In seiner ersten Angst, zu dem erhabnen Young Und tändelt voller Ernst mit allen Ungeheuern Der Schwermuth, spornt sich selbst zu Rasereyen an, Schweift in die Gegenden der Freuden ein – und stürzet Mit Murren auf den Wandersmann, Der durch ein Lied, das ihm sein Genius ersann, Sich sorglos seinen Weg verkürzet. – Wie reizend stell' ich mir die freyen sichern Zeiten Es lebe Billigkeit! Ich räche Auch ich, ich höre gern die Sprache des Gefühls Und sehe gern, wie nach und nach Freund, den die Scherze gern zu ihrem Dichter wählen, |
Da, wo der dunkle Strom des Maynes Sich in den hellern Rhein verliert; Wo nebst dem Gott des deutschen Weines Der erste Fürst des Reichs regiert: Nicht weit von Maynz – damit es jeder wisse, Wer sich auf Politik und Flüsse Und gute Weine nicht versteht, – Da lebte, kürzlich noch, dem fetten Vaterlande, Dem Adel und der Welt zur Schande, Ein altes, geiziges, stiftmässiges Skelet: Ich nenn es Harpagon. – In seinen jüngern Jahren Kam ihm die Grille sich zu paaren Aus Liebe nicht, aus Raubsucht ein. Er stahl Zwo Tonnen Golds durch seine schlaue Wahl: Denn seine Ehe war nichts weiter, Als nur ein Einbruch ohne Leiter, Bei dem er noch vor der Gefahr Gehenkt zu werden, sicher war. Gewinnst genug für ihn, um einer Art von Drachen In seinem Bette Raum zu machen! Es segnete kein Mensch den neuen Ehestand, Es kam ein Mädchen an, allein man musste sagen, Es herrschte in dem Dorf ein alter Aberglaube, |
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Dem droht der Überdruss vergebens, Der manchen Ehemann gleich nach der Trau befällt, Wer die Gefährtin seines Lebens Aus einer Beaumont Hand erhält; Der kluge Mann wird nichts vermissen. Ihm bleibt zu weiterm Unterricht Nichts übrig, als die Kunst zu küssen. O warum konnte doch die gute Mutter nicht So viel als eine Beaumont wissen! Das, was sie wusste, lehrte sie: Sie lehrt das Kind erst reden und dann singen, Und wusst' ihm ohne viele Müh Geschmack am Lesen beizubringen. Sie wagt' es ohne Locks Versuch Die Unterweisung abzuändern: Sie lasen manches gute Buch, Und wechselten mit Hauskalendern. In diesen Übungen verfloss Die lange Zeit von funfzehn Jahren. Das Fräulein war nun hübsch und gross, Empfindlich: aber unerfahren. Einst las sie Zeitungen, und fing von Frankfurt an, |
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Nicht jeder trifft, Bekanntschaften zu machen, Die Zeit so gut, wie sie der Ritter traf. Die Schöne lag in einem luft'gen Schlaf, Ein Viertelstündchen vorm Erwachen. So mancher Reiz, von dem der schwüle Tag Die feinen Decken weggeschoben, Ward durch das halbe Licht der Laube mehr erhoben, In deren Schattenkreis sie lag. – Ein solches Kleinod zu entdecken, War sich der Ritter nicht versehn. Er sah und blieb mit freudigem Erschrecken Beim ersten Augenblick, wie eine Säule, stehn: Beim zweiten wollt' er näher gehn, Beim dritten – – – aber ach! die Unschuld schläft zu schön; Es wär' ja Schade, sie zu wecken! – Nun konnt' er eine lange Zeit In unentschlossner Trunkenheit, Bei diesem Gegenstand nicht seinen Blicken wehren: Doch, als er reiflicher erwog, Was ihm der Schlaf verrieth und was er ihm entzog, Wagt er es endlich, ihn zu stören. – Denn sehn wir wohl die grösste Schönheit ganz, Man seh' auch was man will, so lange wir den Glanz Von ihren Augen noch entbehren? Er kniete vor ihr hin, küsst' ihre nächste Hand – – – Kein Wunder dass der Schlaf verschwand! Es war der erste Kuss, den sie in ihrem Leben, (Beglückt war der, der ihn gegeben!) Im Wachen und im Traum empfand. Erröthend sprang sie auf und drehte Den starren Blick auf den, der ihr die Hand gedrückt. So steht im Schein' der Abendröthe Der Venus Marmorbild, das einen Garten schmückt. Man spotte nicht! Der jungen Schönen War der Besuch von einer Mannsperson Noch unerhört: doch wird sie schon Sich mit der Zeit daran gewöhnen. – Die gute Fee, der wohl an Scenen Von dieser Art nicht viel gelegen war, Ermunterte zuletzt das allzustille Paar, Sich ihrer Sprache nicht zu schämen. – Hier dieser Herr, schrie sie, das dächten Sie wohl nicht, Versteht die Wunderkur, von der die Zeitung spricht, Und würde sich wohl gar bequemen, Die Kur mit Ihnen vorzunehmen, Wenn Sie es wünschten. – – – Auf einmal Fasst auf das Wort der Fee, die schöne Karoline Vertrauen zu dem Herrn, den seine gute Miene Schon ohnedem bei ihr empfahl: – – – Herr Doctor – oder wie Ihr Titel Sonst heissen mag, besitzen Sie das Mittel, Von dem die Zeitung Wunder spricht: So bitt' ich, retten Sie mein jugendlich Gesicht. Es ist das einzige, was mir das Glück gegeben, Was mich noch zu erfreun vermag, Ging es verloren: keinen Tag Würd' ich diess Unglück überleben. Ich weiss zwar nicht, ob ich die Müh, So sehr mein Herz es wünscht, verdiene? – Nun, lieber Herr, – mit unschuldsvoller Miene Sah sie ihn an, – was meynen Sie? – Wie pochte nicht das Herz dem jungen Herrn! So nahe |
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Dem Leser, welcher das Project Des Ritters nicht etwan von selber schon entdeckt, Will ich davon, so viel ich weiss, erzählen. – Er hatte nicht umsonst so manche hübsche Nacht Nach diesem glücklichen System Der Arzt fing an zuerst, wie sichs gebührt, zu fragen: |
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Das junge Paar fuhr fort in bester Eintracht froh Zu küssen, Er – und Sie – dafür zu danken: Und wie der erste Tag entfloh, Verging der andre auch – Doch fingen schon der Kranken Am dritten an die Knie zu wanken. Der Puls schlug heftiger, so bald der Ritter kam, Und stockte, wenn er Abschied nahm. Dann jagten Wünsche sich mit schreckenden Gedanken. Die Langeweile zwar beschleunigte die Nacht: Doch seufzend ward sie hingebracht: Matt stand sie auf. – Mit schmachtenden Geberden Erzählte sie der Alten ihre Noth Und sprach am vierten Tag', um widerlegt zu werden, Mit süssem Lächeln von dem Tod. Die Alte liess an sie, weil doch einmal die Mütter Viel weiter als die Töchter sehn, Erfahrungsvoll viel Tröstliches ergehn. – »Mein Kind, sprach sie, der Tod ist bitter. »Sie werden, – lassen Sie den Ritter »Das Seinige nur thun – es besser überstehn, »Als sich itzt denken lässt.« – – – Zum Glücke Trat auch, indem sie sprach, der junge Arzt herein Und mit ihm Trost und Ruh. Sein Kuss und seine Blicke Verbreiteten, (so wie geschwinder Sonnenschein Ein Schimmern übers Meer,) auf Karolinens Wangen Ein Lächeln, wie man nur in einer Brautnacht sieht, Das von dem Herzen ausgegangen, Sich auf das Herz zurücke zieht, Und unserm jungen Herrn ein feuriger Verlangen Nach ihm, als nach dein Tod' verrieth. Der Ritter zitterte, und wär' dem keuschen Orden Beinah schon ungetreu geworden. – Wenn ich Deutschmeister wär', hätt' ich's ihm wohl verdacht? Die Liebe hat schon mehr Meineidige gemacht, Die dennoch zu Kapitel gehen: Denn, würde jeder abgesetzt, Der diese strenge Pflicht verletzt, So würden weit und breit die Lehen Des deutschen Reiches offen stehen. Ach wider eines Mädchens Reiz Hilft weder Fürstenhut noch Kreuz! – Und dennoch hielt der junge Herr noch lange Sein Herz, so sehr es auch nach der Vollendung schlug, In jenem ungeduld'gen Zwange, Den nie vor ihm ein deutscher Herr ertrug. Zwar überliess er noch den unzufriednen Sinnen So manche schon erlangte kleine Lust Auf Karolinens Mund und Brust, Wenn's möglich wär', noch einmal zu gewinnen, Und schob nur Etwas auf, das, wenn man zärtlich liebt, Man ungern einen Tag verschiebt. So überliess Columb ermüdeten Begleitern Von seiner Tapferkeit das schon entdeckte Land: Voll Ahndungen, mit sieggewohnter Hand Sein seltnes Glück noch zu erweitern, Schifft er in Ruhe fort, und überschifft den Strand, Wo Helden ohne Vorsicht scheitern. – Der Schönen ward, nach Sonnenuntergang, Ein Umstand macht mich itzt verlegen, |
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Der Ritter hatte kaum gemerkt, Wie redlich ihn der Schlaf gestärkt, So stand er auf, von allen Sorgen Des Alters und der Milzsucht frey, Und segnete den heitern Morgen Und seine Jugend und den May. Der Plan, den ihm die Lieb' entwarf, Das unschuldsvollste Herz zu rühren, War halb erreicht; und es bedarf Nur einer Kleinigkeit, ihn vollends auszuführen. Voll Muth klopft sein entschlossnes Herz Und an der Hand der Zärtlichkeit geleitet, Eilt er dahin, wo ihm der Scherz Ein sanftes Lager zubereitet; Und weil er weiss, dass sich der Liebe Reiz Mit falschem Putze nicht verträget: So hatt' er, eh' er ging, sein glänzend Ritterkreuz Mit klugem Lächeln abgeleget. – Die Kranke hatte kaum den jungen Arzt erblickt, So lag sie schon in seinen Armen Und ward mit tröstendem Erbarmen An sein verliebtes Herz gedrückt. – Die Glücklichen! Sie fühlten nur und schwiegen, Und wechselseitiges Vergnügen, Das rührend still so wie der Morgen war, Schien diess berauschte frohe Paar In die Vergessenheit zu wiegen; Und wollustvolle Thränen stiegen Den Küssenden ins Aug' – – – allein Wird wohl der armen kranken Schönen Mit alle dem geholfen seyn? Ich will nichts Böses prophezeyhn: Allein ich zweifle fast, denn ihre Blicke sehnen Sich, wenn ich's recht versteh, nach stärkern Arzeneyn. Ihr Busen zieht des jungen Mannes Thränen, Ihr heisser Mund zieht seine Küsse ein, Und jeder Athemzug vergiftet, Wie leicht zu denken ist, ihr wallend Blut noch mehr. Der Puls bleibt aus, der Athem wird ihr schwer. Nun wankt – nun sinkt sie gar – und er? – Indem er ihr die Schnürbrust lüftet, Ruft Hülfe – doch, auf das Gehör Der Alten, welche schlief, war sich nicht zu verlassen. Er rufte noch einmal – allein er hätte eh'r Den Vater aus dem Wald, die Kinder von den Gassen Herbeigeruft: denn Schlaf und Alter hören schwer, Und von den Bäumen in dem Garten War nichts, als Schatten zu erwarten. Auch der ist gut zu seiner Zeit. Er trug, – (die Laube war zu gutem Glück nicht weit,) Sein krankes Kind dahin und legt die matten Glieder Sanft ausgestreckt im weichen Rasen nieder, Und lobte die Gelegenheit. Kaum lag die Schöne da, so gingen Ihr schon die Augen auf, die blassen Wangen fingen, Mit neuem Feuer an zu glühn – – – Was half denn so geschwind? Kann etwan der Jasmin Ein Mädchen wieder zu sich bringen? Wie? oder hat ein Arzt, der seine Kunst versteht, In seinen Händen schon diess glückliche Vermögen? Das weiss ich Alles nicht, das mag die Facultät Der Ärzte weiter überlegen. – Kurz der Genesung schnell Gefühl Bewiess ihr deutlich gnung, sie habe nun das Ziel Der Kur erreicht. – Im schnellen Übergange Vom Dunkeln in das Licht, und eben dieses war Der jungen Dame Fall, ist uns vor der Gefahr Aus Freuden blind zu werden, bange: Man klaget lächelnd über Licht, Hält seine Hände vors Gesicht Und traut sich halb und traut sich wieder nicht, Die scheuen Augen aufzuschlagen: Doch was man nicht sogleich vermag, Kommt schon –– Wir blinzeln erst bis wir den vollen Tag So gut als Andere vertragen. – So sass auch Sie in Furcht und Hoffnung da, Und wusste nicht wie ihr geschah, Und ob die Kur geendet wäre? Mit Stammeln fragt sie ihn: doch er erklärt sich nicht Und führet sie zu mehrerm Unterricht Noch einmal in die Kinderlehre. – Und nun floh der Betrug und unsre Schöne nahm, Je weiter sie in der Erkenntniss kam, Nach der Gewohnheit aller Schönen, Die letzte Zuflucht zu den Thränen. Bei ihrem süssen nie gefühlten Gram Schwur sie, mit ihm, der sie in seine Arme nahm, Mit diesem falschen Mann sich niemals zu versöhnen. – So martert sich aus Stolz, aus Sehnsucht und aus Schaam, Ein säugend Kind, das wir entwöhnen. O möchte stets die Schaam der Mädchen Wang' erhöhn! Diess Himmelszeichen macht ein jedes Mädchen schön. Selbst Psyche ward dadurch dem jungen Amor lieber, Die Röthe, die wir oft an mancher Schönen sehn, Wenn wir zu viel uns unterstehn, Ist nicht von dieser Art; gleich einem Scharlachfieber Greift sie die Haut nur an, und – wenn wir weiter gehn, Tritt sie wohl gar ans Herz und geht in Ohnmacht über. – Die Farbe, welche hier des Fräuleins Wang' umzog, War ächte Farb', und sie verflog Nach tausend Küssen erst, und Beide Genossen nun die seltne Freude, Die Freude der Beruhigung. Nur manchmal noch entstand auf Karolinens Wangen Ein wiederkommendes Verlangen Aus dankbarer Erinnerung. – Doch wer beschreibt die Freude, die wir fühlen, Wenn die entbrannten Triebe nun Sich in gelinder Wärme kühlen, Und unsre Sinne von den Spielen Der ersten Lieb' ermattet, ruhn! – O möcht' ich bald zu Deinen Füssen, Gespielin meiner Jugendzeit, Nach wohlerlangter Müdigkeit Diess Glück der Wanderer geniessen! – Lass nicht, itzt da der Weg mit Blumen überstreut Uns manchen Platz zur Ruhe beut, Unthätig unsre Zeit verfliessen! Was soll uns denn den Weg versüssen, Wenn erst der Winter kömmt und Berg und Thal verschneyt, Und alle Schritte uns verdriessen? |
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Die Zeit verstreicht für Liebende geschwind: Und unser junges Paar verlauschte Den Mittag schon, als etwas mehr als Wind Um die verschwiegne Laube rauschte. Es war die gute Fee – Sie hatte nun die Nacht, Wo sie die Schlafende bewacht, So ziemlich wieder eingebracht. Kaum konnte sie die Glieder regen, So lief sie nach der Laube hin: Doch, wenn ich recht berichtet bin, Kam sie diessmal ein wenig ungelegen. Als eine seichte Kennerin Von Schilderey'n der Art besah sie Karolinen Vom Fuss' an bis zum Kopf, und doch verstand sie nicht, Was ihr diess glühende Gesicht Und diese so zufriednen Mienen Ganz deutlich vorzumalen schienen. Sie macht die Brille fest, und guckt und fragt dabei, Ob ihr ein wenig besser sey? – »Ja, rief das Fräulein, ja; die Krankheit ist vorüber. »Ich fühle mich so hergestellt, »Wie jedes Mädchen wünscht. Mir ist nunmehr die Welt, »Mein Reiz, und selbst mein Leben lieber.« – Sie reicht' dem Arzt die Hand, indem sie dieses sprach, Und tausend Küsse folgten nach. – Die Alte sah den Herrn mit jener Ehrfurcht an, Die wir für Äsculape tragen, Und wollte schon für ihren hohlen Zahn Bei der Gelegenheit nach einem Mittel fragen. Allein, er liess sie nicht zum Wort, Stand auf und ging entschlossen fort, Und sprach: »Noch kennen Sie nicht alle die Gefahren, »Die mit der Kur verknüpfet sind: »Drum geh' und sorg' ich itzt, mein Kind, »Sie für den Rückfall zu bewahren, »Der täglich fast bei Ihren Jahren »Zu fürchten ist.« – Wohin mag er wohl gehn? Vielleicht weiss er ein Kraut im nächsten Walde stehn, Das dazu dient – – – Doch nein! – Mit übereiltem Schritte Ging er nach ihres Vaters Hütte. Nun die Gesichter möcht' ich sehn! Doch ich errathe seine Bitte. Ein andrer hätte sie so hurtig' nicht gethan: – Er hielt um Karolinen an. So bald der junge Herr sich deutlicher erklärte, Dass, ausser Karolinens Hand, Die ihm auf diesen Fall der Alte zugestand, Er keine Ausstattung und kein Geschenk begehrte, Kein Hemd' und neues Kleid: mit einem Worte: nichts Als nur die Mitgift des Gesichts Und das, was ihr noch sonst als Mädchen angehörte; – So sprach er: »Ja,« und gab ihm zum Verkauf Sein Ehrenwort und seine Hand darauf Und schickte gleich nach Karolinen. – Die kam geschwind mit ihrer Alten her, Sah auf den jungen Herrn mit halb verschämten Mienen Und sagte hurtig »Ja!« und kurz nach ihr erschienen Zween Zeugen und ein Geistlicher – – – Das sieht ja eilig aus! – Ich glaube, Der Alte weiss wohl gar, was in der grünen Laube An seinem Töchterchen für eine Kur geschehn? O nein! Sein Geiz argwöhnte nur, es möchte Der Kauf wohl noch zurücke gehn, So bald der Ritter ihn als Ökonom bedächte. – Er that es nicht und bot schon seine Rechte Der schönen Braut mit Freuden dar. Da ward zum Glück für sein freyherrliches Geschlechte, Die alte Fee noch ein Versehn gewahr: Die Schöne stand in der Gefahr, In der wohl öfters Jungfern stehen, Sich ohne Kranz getraut zu sehen, Und liess ihr dunkelbraunes Haar, Verstört, wie es seit Morgens war, Uneingedenk in alle Winde wehen. Die Zeit verläuft indess! der Abend bricht herein. Wie ist der Sache wohl in solcher Eil zu rathen? – Nach manchem Vorschlag, den sie thaten, Fiel endlich noch der Braut das beste Mittel ein. – »Auf was, rief sie, will man noch warten? »Geh, Marte! lauf! Wie vieles findet sich »Zu einem Kranz' in Deinem Garten! »Lauf nur zur Laube hin und brich »Drey Stängel ab! Sie! die ich oft in Tagen »Der schwülen Sommerszeit zu meinem Trost beschlich, »Sie wird mir nicht den letzten Dienst versagen. »Nur ihre Blätter will ich tragen, »Denn man erzog Sie ja für mich!« – Man weiss, ein Kranz ist bald gewunden, Bald festgesteckt, und manchmal bald zerstört. – Nun ward dem Geistlichen mit Andacht zugehört; Und nach Verlauf von wenigen Sekunden Die Braut, – der Ehre war sie werth: Zu einer jungen Frau erklärt. – So ging der Trauungstag zu Ende. Ein wenig zwar beraubt folgt ihm die erste Nacht: Doch unser Fräulein ward durch schon bekannte Hände In alle Sicherheit gebracht. Denn man liegt doch im Bette, wie ich glaube, Weit sich'rer, als in einer Laube, Die noch so schönen Schatten giebt. Hier sieht's kein Mensch, wenn sich die Haube Auch dann und wann im Schlaf verschiebt: – Und wenn es ja des Morgens merklich wäre: So eine Kleinigkeit ficht eine Frau nicht an – Sie setzt sie wieder recht und schwört bei ihrer Ehre, Der Mann hab' es im Schlafe bloss gethan – – – Doch wo gerath ich hin? – Das kommt von vielem Plaudern. – Wer hiess mich auch so lange zaudern? – Die Leutchen haben schon einander eingewiegt. Wie süss ist nicht Sein Schlaf! Auch unsre Karoline Liegt neben ihm in der zufriednen Miene, In der wohl jede Frau beruhigt und vergnügt Nach einer schweren Krankheit liegt. |