Robert Louis Stevenson
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Das Flaschenteufelchen
Übersetzt von Heinrich Conrad
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The Bottle Imp
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Es war ein Mann von der Insel Hawaii, den ich Keawe nennen will; er lebt nämlich noch, und sein Name muß verschwiegen bleiben; aber sein Geburtsort war nicht weit von Honaunau, wo die Gebeine Keawes des Großen in einer Höhle begraben liegen. Dieser Mann war arm, ehrlich und fleißig; er konnte lesen und schreiben wie ein Schulmeister; außerdem war er ein ausgezeichneter Matrose, fuhr eine Zeitlang auf den Inseldampfern und steuerte einen Kutter an der Küste von Hamakua. Schließlich kam es Keawe in den Sinn, sich mal die große Welt und ausländische Städte anzusehen, und er heuerte auf einem Schiff an, das nach San Franzisko fuhr. |
There was a man of the Island of Hawaii, whom I shall call Keawe; for the truth is, he still lives, and his name must be kept secret; but the place of his birth was not far from Honaunau, where the bones of Keawe the Great lie hidden in a cave. This man was poor, brave, and active; he could read and write like a schoolmaster; he was a first-rate mariner besides, sailed for some time in the island steamers, and steered a whaleboat on the Hamakua coast. At length it came in Keawe's mind to have a sight of the great world and foreign cities, and he shipped on a vessel bound to San Francisco. |
Das ist eine schöne Stadt, mit einem schönen Hafen und so vielen reichen Leuten, daß man sie nicht zählen kann; und im besonderen ist da ein Hügel, der ganz mit Palästen bedeckt ist. Nach diesem Hügel machte nun Keawe eines Tages einen Spaziergang, seine ganze Tasche voll von Geld, und besah sich mit Vergnügen die großen Häuser auf beiden Seiten, |
This is a fine town, with a fine harbour, and rich people uncountable; and, in particular, there is one hill which is covered with palaces. Upon this hill Keawe was one day taking a walk with his pocket full of money, viewing the great houses upon either hand with pleasure. |
»Was für schöne Häuser sind das!« dachte er bei sich selber, »Und wie glücklich müssen die Leute sein, die darin wohnen und sich nicht um den morgigen Tag zu kümmern brauchen!« |
"What fine houses these are!" he was thinking, "and how happy must those people be who dwell in them, and take no care for the morrow!" |
Wie er so darüber nachdachte, kam er vor ein Haus, das war kleiner als die anderen, aber wunderschön und sauber wie ein Spielzeug; die Treppen vor dem Hause glänzten wie Silber, die Beete in dem Garten waren voll Blumen wie Girlanden, und die Fensterscheiben funkelten wie Diamanten. Und Keawe blieb stehen und verwunderte sich über die Herrlichkeit all dessen, was er sah. |
The thought was in his mind when he came abreast of a house that was smaller than some others, but all finished and beautified like a toy; the steps of that house shone like silver, and the borders of the garden bloomed like garlands, and the windows were bright like diamond; and Keawe stopped and wondered at the excellence of all he saw. |
Wie er nun so dastand, bemerkte er einen Mann, der durch ein Fenster nach ihm sah, und das Fenster war so klar, daß Keawe ihn beobachten konnte, wie man einen Fisch in einer Wasserlache auf dem Riff beobachten kann. Der Mann war schon ältlich, mit einem kahlen Kopf und einem schwarzen Bart; auf seinem Gesichte lag schwere Sorge, und er seufzte bitterlich. Und die Wahrheit ist die: Als Keawe auf den Mann drinnen und der Mann auf Keawe draußen sah, beneidete jeder von ihnen den anderen. |
So stopping, he was aware of a man that looked forth upon him through a window so clear that Keawe could see him as you see a fish in a pool upon the reef. The man was elderly, with a bald head and a black beard; and his face was heavy with sorrow, and he bitterly sighed. And the truth of it is, that as Keawe looked in upon the man, and the man looked out upon Keawe, each envied the other. |
Auf einmal lächelte der Mann und nickte und winkte Keawe zu, er solle hereinkommen, und ging ihm an die Haustür entgegen. Und da sagte der Mann und seufzte dabei bitterlich: |
All of a sudden, the man smiled and nodded, and beckoned Keawe to enter, and met him at the door of the house. |
»Das ist ein schönes Haus, mein Haus. Hätten Sie nicht Lust, sich mal die Zimmer anzusehen?« |
"This is a fine house of mine," said the man, and bitterly sighed. "Would you not care to view the chambers?" |
So führte er denn Keawe durch das ganze Haus, vom Keller bis auf den Dachboden hinauf, und in dem Hause war nichts, das nicht in seiner Art vollendet war, und Keawe war erstaunt. |
So he led Keawe all over it, from the cellar to the roof, and there was nothing there that was not perfect of its kind, and Keawe was astonished. |
»Gewiß«, sagte Keawe, »dies ist ein schönes Haus; wenn ich in einem solchen Haus wohnte, würde ich den ganzen Tag lachen. Wie kommt es denn nun, daß Sie immer so seufzen?« |
"Truly," said Keawe, "this is a beautiful house; if I lived in the like of it, I should be laughing all day long. How comes it, then, that you should be sighing?" |
»Es ist kein Grund vorhanden«, sagte der Mann, »warum Sie nicht ein Haus haben sollten, das in allen Dingen diesem hier ähnlich ist, und sogar noch schöner, wenn Sie wünschen. Sie haben doch wohl etwas Geld bei sich, denke ich?« |
"There is no reason," said the man, "why you should not have a house in all points similar to this, and finer, if you wish. You have some money, I suppose?" |
»Ich habe fünfzig Dollar«, sagte Keawe, »aber ein Haus wie dies wird mehr als fünfzig Dollar kosten.« |
"I have fifty dollars," said Keawe; "but a house like this will cost more than fifty dollars." |
Der Mann dachte einen Augenblick nach, wie wenn er rechnete; dann sagte er: |
The man made a computation. |
»Es tut mir leid, daß Sie nicht mehr haben, denn das kann Ihnen vielleicht in der Zukunft Sorgen bereiten; aber für fünfzig Dollar sollen Sie es haben.« |
"I am sorry you have no more," said he, "for it may raise you trouble in the future; but it shall be yours at fifty dollars." |
»Das Haus?« fragte Keawe. |
"The house?" asked Keawe. |
»Nein, nicht das Haus«, antwortete der Mann, »aber die Flasche; denn ich muß Ihnen sagen: Obwohl ich Ihnen so reich und glücklich erscheine, so kam all mein Glück und dieses Haus mitsamt dem Garten von ihr her, die nicht viel größer ist als eine Faust. Da ist sie.« |
"No, not the house," replied the man; "but the bottle. For, I must tell you, although I appear to you so rich and fortunate, all my fortune, and this house itself and its garden, came out of a bottle not much bigger than a pint. This is it." |
Und er öffnete einen Wandschrank und nahm eine rundbauchige Flasche mit einem langen Hals heraus; das Glas der Flasche war weiß wie Milch, mit schillernden Regenbogenfarben. Drinnen in der Flasche bewegte sich etwas Unbestimmtes, wie ein Schatten und ein Feuer. |
And he opened a lockfast place, and took out a round-bellied bottle with a long neck; the glass of it was white like milk, with changing rainbow colours in the grain. Withinsides something obscurely moved, like a shadow and a fire. |
»Dies ist die Flasche«, sagte der Mann; und als Keawe lachte, fuhr er fort: »Sie glauben mir nicht? Nun, dann versuchen Sie es selber mal. Sehen Sie zu, ob Sie sie zerbrechen können.« |
"This is the bottle," said the man; and, when Keawe laughed, "You do not believe me?" he added. "Try, then, for yourself. See if you can break it." |
So nahm denn Keawe die Flasche in die Hand und schmiß sie auf den Fußboden und schmiß sie immer wieder, bis er müde war; aber sie prallte von dem Fußboden ab wie ein Kinderball und blieb heil und ganz. |
So Keawe took the bottle up and dashed it on the floor till he was weary; but it jumped on the floor like a child's ball, and was not injured. |
»Das ist ein merkwürdiges Ding«, sagte Keawe, »denn wie sie sich anfühlt und aussieht, sollte sie aus Glas sein.« |
"This is a strange thing," said Keawe. "For by the touch of it, as well as by the look, the bottle should be of glass." |
»Aus Glas ist sie«, versetzte der Mann und seufzte dabei schwerer denn je, »aber das Glas dieser Flasche wurde in den Flammen der Hölle geblasen. Ein Teufelchen wohnt darin, und das ist der Schatten, den wir da sich bewegen sehen; wenigstens denke ich mir das. Wenn irgendein Mensch diese Flasche kauft, steht ihm das Teufelchen zu Befehl; alles was er begehrt – Liebe, Ruhm, Geld, Häuser wie dieses Haus, ja sogar eine Stadt wie diese Stadt – alles ist sein, sobald er das Wort ausspricht. Napoleon hatte diese Flasche und wurde durch sie der König der Welt; aber schließlich verkaufte er sie und stürzte. Kapitän Cook hatte diese Flasche und fand dank ihr den Weg zu so vielen Inseln; aber auch er verkaufte sie und wurde auf Hawaii erschlagen. Denn sobald sie verkauft ist, entschwindet die Macht des früheren Besitzers und der Beistand des Teufels: und wenn einer nicht mir dem zufrieden ist, was er hat, wird es ihm übel ergehen.« |
"Of glass it is," replied the man, sighing more heavily than ever; "but the glass of it was tempered in the flames of hell. An imp lives in it, and that is the shadow we behold there moving: or so I suppose. If any man buy this bottle the imp is at his command; all that he desires - love, fame, money, houses like this house, ay, or a city like this city - all are his at the word uttered. Napoleon had this bottle, and by it he grew to be the king of the world; but he sold it at the last, and fell. Captain Cook had this bottle, and by it he found his way to so many islands; but he, too, sold it, and was slain upon Hawaii. For, once it is sold, the power goes and the protection; and unless a man remain content with what he has, ill will befall him." |
»Und doch reden Sie selber davon, daß Sie sie verkaufen wollen?« sagte Keawe. |
"And yet you talk of selling it yourself?" Keawe said. |
»Ich habe alles, was ich wünsche, und ich werde allmählich alt«, antwortete der Mann. »Ein einziges vermag das Teufelchen nicht – es kann nicht das Leben verlängern; und, es wäre nicht ehrlich, es Ihnen zu verhehlen: Mit der Flasche ist ein Übelstand verbunden; denn wenn ein Mensch stirbt, bevor er sie verkauft, muß er ewiglich in der Hölle brennen.« |
"I have all I wish, and I am growing elderly," replied the man. "There is one thing the imp cannot do - he cannot prolong life; and, it would not be fair to conceal from you, there is a drawback to the bottle; for if a man die before he sells it, he must burn in hell forever." |
»Ganz gewiß ist das ein Übelstand!« rief Keawe. »Mit dem Ding möchte ich nichts zu tun haben. Ich kann, Gott sei dank, auch ohne ein Haus fertig werden; aber
eines gibt es, womit ich ganz und gar nicht fertig werden könnte, nämlich, daß ich verdammt wäre!« |
"To be sure, that is a drawback and no mistake," cried Keawe. "I would not meddle with the thing. I can do without a house, thank God; but there is one thing I could not be doing with one particle, and that is to be damned." |
»Herrje! Sie müssen nicht gleich so hastig sein!« antwortete der Mann. »Sie haben weiter nichts zu tun, als daß Sie sich der Macht des Teufelchens mit Mäßigung bedienen und die Flasche dann an irgendeinen andern verkaufen, wie ich sie jetzt Ihnen verkaufe, und dann bis an das Ende Ihrer Tage in Behaglichkeit leben.« |
"Dear me, you must not run away with things," returned the man. "All you have to do is to use the power of the imp in moderation, and then sell it to someone else, as I do to you, and finish your life in comfort." |
»Hm, ich bemerke zweierlei«, sagte Keawe. »Die ganze Zeit seufzen Sie wie eine Jungfer, die verliebt ist – das ist das eine; und das andere ist: Sie verkaufen diese Flasche sehr billig.« |
"Well, I observe two things," said Keawe. "All the time you keep sighing like a maid in love, that is one; and, for the other, you sell this bottle very cheap." |
»Ich habe Ihnen schon gesagt, warum ich seufzte: nämlich weil ich befürchte, daß meine Gesundheit schwach wird; und wie Sie selber sagten, zu sterben, um zum Teufel zu gehen, das ist für jeden Menschen was Schreckliches. Was nun das anbetrifft, daß ich die Flasche so billig verkaufe, so muß ich Ihnen erklären, daß mit der Flasche eine besondere Bedingung verknüpft ist. Vor langer Zeit, als der Teufel sie zuerst auf die Erde brachte, da war sie ungeheuer teuer. Zu allererst wurde sie an den Priester Johannes verkauft für viele Millionen Dollar; sie kann aber nur mit Verlust verkauft werden. Wenn Sie sie um denselben Preis verkaufen, den Sie dafür bezahlt haben, so kommt sie zu Ihnen zurück wie eine Taube in den Schlag. Infolgedessen ist der Preis in allen diesen Jahrhunderten fortwährend gesunken, und die Flasche ist jetzt merkwürdig billig. Ich selber kaufte sie von einem meiner großmächtigsten Nachbarn hier auf dem Hügel, der Preis, den ich dafür bezahlte, betrug nur neunzig Dollar. Ich könnte sie für neundundachtzig Dollar und neunundneunzig Cent verkaufen, aber nicht um einen Cent teurer, sonst würde das Ding zu mir zurückkommen. Nun sind zwei Mißstände dabei. Erstens: Wenn man eine so eigenartige Flasche für achtzig und soundsoviele Dollar anbietet, denken die Leute, man mache einen Scherz. Und zweitens – aber damit eilt es nicht, und ich brauche nicht näher darauf einzugehen. Nur müssen Sie dran denken, daß Sie die Flasche für gemünztes Geld verkaufen müssen.« |
"I have told you already why I sigh," said the man. "It is because I fear my health is breaking up; and, as you said yourself, to die and go to the devil is a pity for anyone. As for why I sell so cheap, I must explain to you there is a peculiarity about the bottle. Long ago, when the devil brought it first upon earth, it was extremely expensive, and was sold first of all to Prester John for many millions of dollars; but it cannot be sold at all, unless sold at a loss. If you sell it for as much as you paid for it, back it comes to you again like a homing pigeon. It follows that the price has kept falling in these centuries, and the bottle is now remarkably cheap. I bought it myself from one of my great neighbours on this hill, and the price I paid was only ninety dollars. I could sell it for as high as eighty-nine dollars and ninety-nine cents, but not a penny dearer, or back the thing must come to me. Now, about this there are two bothers. First, when you offer a bottle so singular for eighty odd dollars, people suppose you to be jesting. And second - but there is no hurry about that - and I need not go into it. Only remember it must be coined money that you sell it for." |
»Woher soll ich aber wissen, daß dies alles wahr ist?« fragte Keawe. |
"How am I to know that this is all true?" asked Keawe. |
»Einen kleinen Versuch können Sie sofort machen«, versetzte der Mann. »Geben Sie mir Ihre fünfzig Dollar, nehmen Sie die Flasche und wünschen Sie sich Ihre fünfzig Dollar in Ihre Tasche zurück. Wenn
das nicht eintrifft, so versichere ich Ihnen mit meinem Ehrenwort, daß ich den Handel rückgängig mache und Ihnen Ihr Geld zurückzahle.« |
"Some of it you can try at once," replied the man. "Give me your fifty dollars, take the bottle, and wish your fifty dollars back into your pocket. If that does not happen, I pledge you my honour I will cry off the bargain and restore your money." |
»Sie belügen mich doch nicht?« fragte Keawe. |
"You are not deceiving me?" said Keawe. |
Und der Mann band sich mit einem großen Eid. |
The man bound himself with a great oath. |
»Schön, soviel will ich riskieren«, sagte Keawe, »denn das kann ja weiter nichts schaden.« |
"Well, I will risk that much," said Keawe, "for that can do no harm." |
Und er bezahlte dem Mann sein Geld, und der Mann übergab ihm die Flasche. |
And he paid over his money to the man, and the man handed him the bottle. |
»Flaschenteufelchen!« sagte Keawe. »Ich wünsche meine fünfzig Dollar zurück!« Und richtig – kaum hatte er das Wort gesprochen, so war seine Tasche so schwer wie zuvor. |
"Imp of the bottle," said Keawe, "I want my fifty dollars back." And sure enough he had scarce said the word before his pocket was as heavy as ever. |
»Wahrhaftig! Das ist eine wundervolle Flasche!« rief Keawe. |
"To be sure this is a wonderful bottle," said Keawe. |
»Und nun guten Morgen, mein schöner Junge, und hole Sie der Teufel statt meiner!« sagte der Mann. |
"And now good-morning to you, my fine fellow, and the devil go with you for me!" said the man. |
»Halt!« rief Keawe. »Ich will von diesem Unsinn nichts mehr wissen. Hier – nehmen Sie Ihre Flasche zurück!« |
"Hold on," said Keawe, "I don't want any more of this fun. Here, take your bottle back." |
»Sie haben sie für weniger gekauft, als ich dafür bezahlt hatte«, antwortete der Mann und rieb sich die Hände. »Jetzt gehört sie Ihnen, und ich für meinen Teil wünsche weiter nichts, als Ihren Rücken zu sehen.« |
"You have bought it for less than I paid for it," replied the man, rubbing his hands. "It is yours now; and, for my part, I am only concerned to see the back of you." |
Und damit klingelte er nach seinem chinesischen Diener und ließ Keawe die Haustür zeigen. |
And with that he rang for his Chinese servant, and had Keawe shown out of the house. |
Als nun Keawe auf der Straße stand, seine Flasche unter dem Arm, da begann er nachzudenken. |
Now, when Keawe was in the street, with the bottle under his arm, he began to think. |
»Wenn dies von der Flasche alles wahr ist, habe ich vielleicht ein böses Geschäft gemacht«, dachte er, »aber vielleicht hat der Mann nur einen Spaß mit mir getrieben.« |
"If all is true about this bottle, I may have made a losing bargain," thinks he. "But perhaps the man was only fooling me." |
Das erste, was er tat, war, daß er sein Geld zählte. Die Summe stimmte genau – neunundvierzig Dollar amerikanisches Geld und ein chilenischer Peso. |
The first thing he did was to count his money; the sum was exact - forty-nine dollars American money, and one Chili piece. |
»Das sieht nach Wahrheit aus«, sagte Keawe zu sich selber, »nun will ich es mal an einer anderen Stelle versuchen.« |
"That looks like the truth," said Keawe. "Now I will try another part." |
Die Straßen in jenem Stadtteil waren so rein wie ein Schiffsdeck, und obgleich es Mittag war, gingen keine Leute auf der Straße. Keawe setzte die Flasche in den Rinnstein und ging weg. Zweimal sah er sich um, und da stand jedesmal die milchweiße, rundbauchige Flasche auf der Stelle, wo er sie hingestellt hatte. Zum dritten Male sah er sich um, und dann bog er um eine Ecke; aber kaum hatte er das getan, da stieß etwas an seinen Ellbogen – und siehe da! Es war der lange Flaschenhals, der steil empor stand, und der runde Bauch der Flasche, der fest in der Tasche seiner Matrosenjacke stak. |
The streets in that part of the city were as clean as a ship's decks, and though it was noon, there were no passengers. Keawe set the bottle in the gutter and walked away. Twice he looked back, and there was the milky, round-bellied bottle where he left it. A third time he looked back, and turned a corner; but he had scarce done so, when something knocked upon his elbow, and behold! it was the long neck sticking up; and as for the round belly, it was jammed into the pocket of his pilot-coat. |
»Und das sieht auch nach Wahrheit aus!« sagte Keawe. |
"And that looks like the truth," said Keawe. |
Das nächste, was er nun tat, war folgendes: Er kaufte in einem Laden einen Pfropfenzieher und ging an einen einsamen Ort auf freiem Felde, draußen vor der Stadt. Und dort versuchte er, den Pfropfen herauszuziehen; aber sooft er die Schraube hineindrehte, kam sie wieder heraus, und der Kork war heil und ganz wie zuvor. |
The next thing he did was to buy a cork-screw in a shop, and go apart into a secret place in the fields. And there he tried to draw the cork, but as often as he put the screw in, out it came again, and the cork as whole as ever. |
»Das ist ein neumodischer Pfropfen«, sagte Keawe; und auf einmal begann er zu zittern und zu schwitzen, denn er hatte Angst vor der Flasche. |
"This is some new sort of cork," said Keawe, and all at once he began to shake and sweat, for he was afraid of that bottle. |
Auf seinem Rückweg nach dem Hafen sah er einen Laden, worin ein Mann Muscheln und Keulen von den Südsee-Inseln verkaufte, dazu alte Götzenbilder, alte Münzen, chinesische und japanische Bilder und all solches Zeug, wie Seeleute es in ihren Matrosenkisten mitbringen. Und da hatte er einen Einfall. So ging er denn hinein und bot die Flasche für einhundert Dollar zum Verkauf an. Der Ladenbesitzer lachte ihn zuerst aus und bot ihm fünf. Aber allerdings – hm, es sei eine merkwürdige Flasche, solches Glas sei niemals in einer menschlichen Glashütte geblasen worden, so hübsch spielten die Farben unter dem Milchweiß, und so seltsam tanzte der Schatten in der Mitte. Nachdem er also eine Weile mit ihm gefeilscht hatte, wie diese Leute zu tun pflegen, gab der Trödler dem Keawe sechzig Silberdollar für das Ding und setzte es auf ein Bord mitten in seinem Schaufenster. |
On his way back to the port-side, he saw a shop where a man sold shells and clubs from the wild islands, old heathen deities, old coined money, pictures from China and Japan, and all manner of things that sailors bring in their sea-chests. And here he had an idea. So he went in and offered the bottle for a hundred dollars. The man of the shop laughed at him at the first, and offered him five; but, indeed, it was a curious bottle - such glass was never blown in any human glassworks, so prettily the colours shone under the milky white, and so strangely the shadow hovered in the midst; so, after he had disputed awhile after the manner of his kind, the shop-man gave Keawe sixty silver dollars for the thing, and set it on a shelf in the midst of his window. |
»Nu«, sagte Keawe, »ich habe also für sechzig verkauft, was ich für fünfzig kaufte – oder eigentlich noch etwas billiger, weil einer von meinen Dollars ein chilenischer war. Nun werde ich also die Wahrheit auch über einen anderen Punkt erfahren.« |
"Now," said Keawe, "I have sold that for sixty which I bought for fifty - or, to say truth, a little less, because one of my dollars was from Chili. Now I shall know the truth upon another point." |
So ging er denn an Bord seines Schiffes zurück, und als er seine Kiste aufmachte, da lag die Flasche – sie war also schneller gekommen als er selber. |
So he went back on board his ship, and, when he opened his chest, there was the bottle, and had come more quickly than himself. |
Nun hatte Keawe an Bord einen Maat, der hieß Lopaka. |
Now Keawe had a mate on board whose name was Lopaka. |
»Was fehlt dir denn«, sagte Lopaka, »daß du so in deine Kiste starrst?« Sie waren allein vorne im Schiffsraum, und Keawe ließ ihn Verschwiegenheit schwören und erzählte ihm alles. |
"What ails you?" said Lopaka, "that you stare in your chest?"
They were alone in the ship's forecastle, and Keawe bound him to secrecy, and told all. |
»Das ist eine sehr sonderbare Geschichte«, sagte Lopaka, »und ich fürchte, du wirst wegen dieser Flasche in Sorgen kommen. Aber eines ist dabei sehr klar: Die Sorgen sind dir sicher, und darum solltest du auch den Profit von diesem Geschäft mitnehmen. Überlege dir, was du dir wünschen willst; gib den Befehl, und wenn der ausgeführt wird, wie du es willst, dann will ich selber die Flasche kaufen; denn ich habe den Wunsch, einen Schoner zu besitzen und zwischen den Inseln Handel zu treiben.« |
"This is a very strange affair," said Lopaka; "and I fear you will be in trouble about this bottle. But there is one point very clear - that you are sure of the trouble, and you had better have the profit in the bargain. Make up your mind what you want with it; give the order, and if it is done as you desire, I will buy the bottle myself; for I have an idea of my own to get a schooner, and go trading through the islands." |
»Danach steht mein Sinn nicht«, sagte Keawe, »sondern ich möchte ein schönes Haus mit Garten an der Küste von Kona haben, wo ich geboren wurde: wo die Sonne zur Tür hineinscheint, mit Blumen im Garten; Glasscheiben in den Fenstern, Bilder an der Wand, Nippsachen und schöne Decken auf den Tischen – ganz und gar so ein Haus, wie das, worin ich heute war – bloß ein Stockwerk höher und mit Balkonen rund herum wie des Königs Palast; und darin möchte ich wohnen ohne Sorge und mit meinen Freunden und Verwandten lustig sein.« |
"That is not my idea," said Keawe; "but to have a beautiful house and garden on the Kona Coast, where I was born, the sun shining in at the door, flowers in the garden, glass in the windows, pictures on the walls, and toys and fine carpets on the tables, for all the world like the house I was in this day - only a storey higher, and with balconies all about like the King's palace; and to live there without care and make merry with my friends and relatives." |
»Schön«, sagte Lopaka, »laß uns die Flasche mit nach Hawaii nehmen; und wenn alles richtig ausfällt, wie du denkst, will ich die Flasche, wie ich dir sagte, kaufen und will für mich einen Schoner verlangen.« |
"Well," said Lopaka, "let us carry it back with us to Hawaii; and if all comes true, as you suppose, I will buy the bottle, as I said, and ask a schooner." |
So machten sie es denn miteinander ab, und es dauerte nicht lange, da fuhr das Schiff nach Honolulu zurück, mit Keawe und Lopaka und der Flasche an Bord. Kaum waren sie an Land gekommen, so begegneten sie am Strande einem Freund, der sofort Keawe sein Beileid auszusprechen begann. |
Upon that they were agreed, and it was not long before the ship returned to Honolulu, carrying Keawe and Lopaka, and the bottle. They were scarce come ashore when they met a friend upon the beach, who began at once to condole with Keawe. |
»Ich weiß nicht, wozu man mir Beileid aussprechen muß«, sagte Keawe. |
"I do not know what I am to be condoled about," said Keawe. |
»Ist es möglich, daß du es noch nicht gehört hast?« rief der Freund. »Dein Oheim, der gute alte Mann, ist tot, und dein Vetter, der schöne Junge, ertrank in der See.« |
"Is it possible you have not heard," said the friend, "your uncle - that good old man - is dead, and your cousin - that beautiful boy - was drowned at sea?" |
Keawe war sehr bekümmert, begann zu weinen und zu klagen und vergaß so ganz und gar seine Flasche. Aber Lopaka war nachdenklich, und als Keawes Schmerz sich ein bißchen gelegt hatte, sagte er auf einmal: |
Keawe was filled with sorrow, and, beginning to weep and to lament, he forgot about the bottle. But Lopaka was thinking to himself, and presently, when Keawe's grief was a little abated. |
»Ich habe eben darüber nachgedacht – hatte nicht dein Oheim Landbesitz in Hawaii im Bezirk Kau?« |
"I have been thinking," said Lopaka. "Had not your uncle lands in Hawaii, in the district of Kau?" |
»Nein«, sagte Keawe, »nicht in Kau; die Ländereien liegen an der Bergseite – ein bißchen südlich von Hookena.« |
"No," said Keawe, "not in Kau; they are on the mountain-side - a little way south of Hookena." |
»Diese Ländereien werden ja jetzt dein sein?« fragte Lopaka. |
"These lands will now be yours?" asked Lopaka. |
»Ganz gewiß werden sie das!« sagte Keawe und begann wieder um seine Verwandten zu jammern. |
"And so they will," says Keawe, and began again to lament for his relatives. |
»Nein!« rief Lopaka. »Laß jetzt das Jammern sein! Ich habe einen Gedanken in meinem Sinn. Was meinst du, wenn dies die Flasche verursacht hätte? Denn hier ist ja der Platz fertig für dein Haus.« |
"No," said Lopaka, "do not lament at present. I have a thought in my mind. How if this should be the doing of the bottle? For here is the place ready for your house." |
»Wenn das so ist«, rief Kaewe, »dann ist das eine sehr schlimme Art, mir zu dienen, indem man meine Verwandten tötet. Aber, allerdings, es mag wohl sein; denn gerade in so einer Lage sah ich das Haus mit meines Geistes Augen.« |
"If this be so," cried Keawe, "it is a very ill way to serve me by killing my relatives. But it may be, indeed; for it was in just such a station that I saw the house with my mind's eye." |
»Das Haus ist aber noch nicht gebaut«, sagte Lopaka. |
"The house, however, is not yet built," said Lopaka. |
»Nein – und wird wohl auch niemals gebaut werden!« sagte Keawe. »Denn mein Onkel hatte zwar ein bißchen Kaffee und Ava und Bananen, aber das wird nicht mehr sein, als daß ich bequem leben kann; und der Rest der Ländereien ist schwarze Lava.« |
"No, nor like to be!" said Keawe; "for though my uncle has some coffee and ava and bananas, it will not be more than will keep me in comfort; and the rest of that land is the black lava." |
»Laß uns zum Rechtsanwalt gehen«, sagte Lopaka, »ich habe meinen Gedanken immer noch im Kopf.« |
"Let us go to the lawyer," said Lopaka; "I have still this idea in my mind." |
Als sie nun zu dem Rechtsanwalt kamen, da stellte es sich heraus, daß Keawes Oheim in den letzten Tagen ungeheuerlich reich geworden war, und es war ein Vermögen an barem Geld vorhanden. Da rief Lopaka: |
Now, when they came to the lawyer's, it appeared Keawe's uncle had grown monstrous rich in the last days, and there was a fund of money. |
»Und hier ist das Geld für das Haus!« |
"And here is the money for the house!" cried Lopaka. |
»Wenn Sie an ein neues Haus denken, das Sie bauen wollen«, sagte da der Rechtsanwalt, »hier ist die Karte eines neuen Baumeisters, von dem man große Dinge erzählt.« |
"If you are thinking of a new house," said the lawyer, "here is the card of a new architect, of whom they tell me great things." |
»Besser und besser!« rief Lopaka. »Hier ist ja alles klipp und klar. Laß uns fortfahren, den Befehlen zu gehorchen!« |
"Better and better!" cried Lopaka. "Here is all made plain for us. Let us continue to obey orders." |
So gingen sie denn zu dem Baumeister, und der hatte Baupläne von Häusern auf seinem Tisch liegen. |
So they went to the architect, and he had drawings of houses on his table. |
»Sie wünschen etwas, das nicht so alltäglich ist«, sagte der Baumeister. »Wie gefällt Ihnen dies hier?« Und er reichte Keawe eine Zeichnung. |
"You want something out of the way," said the architect. "How do you like this?" and he handed a drawing to Keawe. |
Als nun Keawe einen Blick auf diese Zeichnung warf, da schrie er laut auf; denn es war ganz genau das Bild von dem Hause, das er sich gedacht hatte. |
Now, when Keawe set eyes on the drawing, he cried out aloud, for it was the picture of his thought exactly drawn. |
»Dies Haus muß ich kriegen«, dachte er bei sich. »So wenig mir die Art und Weise gefällt, wie ich dazu komme, so muß ich es doch jetzt kriegen; es ist wohl auch ebensogut, wenn ich mit dem Bösen auch das Gute nehme.« |
"I am in for this house," thought he. "Little as I like the way it comes to me, I am in for it now, and I may as well take the good along with the evil." |
So sagte er denn dem Baumeister alle seine Wünsche und wie er das Haus eingerichtet haben wolle, und von den Bildern an der Wand und den Nippsachen auf den Tischen; und er fragte den Mann, für wieviel Geld er es übernehmen wollte, den ganzen Auftrag auszuführen. |
So he told the architect all that he wished, and how he would have that house furnished, and about the pictures on the wall and the knick-knacks on the tables; and he asked the man plainly for how much he would undertake the whole affair. |
Der Baumeister stellte viele Fragen, und dann nahm er eine Feder und machte eine Berechnung; und als er fertig war, nannte er genau die Summe, die Keawe geerbt hatte. |
The architect put many questions, and took his pen and made a computation; and when he had done he named the very sum that Keawe had inherited. |
Lopaka und Keawe sahen einander an und nickten. |
Lopaka and Keawe looked at one another and nodded. |
»Es ist ganz klar«, sagte Keawe, »daß ich dieses Haus kriegen muß, ob ich will oder nicht. Es kommt vom Teufel, und ich fürchte, ich werde wenig Gutes davon haben; und eines ist ganz gewiß: Ich werde keine Wünsche mehr äußern, solange ich noch diese Flasche habe. Aber das Haus habe ich nun einmal auf dem Buckel, und darum kann ich ebensogut mit dem Bösen auch das Gute nehmen.« |
"It is quite clear," thought Keawe, "that I am to have this house, whether or no. It comes from the devil, and I fear I will get little good by that; and of one thing I am sure, I will make no more wishes as long as I have this bottle. But with the house I am saddled, and I may as well take the good along with the evil." |
So machte er seinen Vertrag mit dem Baumeister, und sie unterzeichneten ein Papier; und Keawe und Lopaka gingen wieder zu Schiff und segelten nach Australien; denn sie hatten untereinander abgemacht, daß sie sich um den Bau gar nicht bekümmern, sondern es dem Baumeister und dem Flaschenteufel überlassen wollten, nach ihrem eigenen Gefallen dieses Haus zu bauen und auszuschmücken. |
So he made his terms with the architect, and they signed a paper; and Keawe and Lopaka took ship again and sailed to Australia; for it was concluded between them they should not interfere at all, but leave the architect and the bottle imp to build and to adorn that house at their own pleasure. |
Sie hatten eine gute Reise; nur wagte die ganze Zeit über Keawe kaum ein Wort zu sagen, denn er hatte geschworen, daß er keine Wünsche mehr aussprechen und keine Dienste mehr von dem Teufelchen annehmen wollte. Als sie zurückkamen, war die Zeit herum. Der Baumeister sagte ihnen, das Haus sei fertig, und Keawe und Lopaka fuhren als Passagiere auf der ›Hall‹ nach Kona hinunter, um das Haus zu besichtigen und nachzusehen, ob alles richtig gemacht sei, wie Keawe es sich in seinem Sinn gedacht hatte. |
The voyage was a good voyage, only all the time Keawe was holding in his breath, for he had sworn he would utter no more wishes, and take no more favours from the devil. The time was up when they got back. The architect told them that the house was ready, and Keawe and Lopaka took a passage in the HALL, and went down Kona way to view the house, and see if all had been done fitly according to the thought that was in Keawe's mind. |
Nun, das Haus stand am Bergabhang, so daß es vom Schiff aus gesehen werden konnte. Über ihm lief der Wald hinauf bis in die Regenwolken; unter ihm fiel die schwarze Lava in Klippen ab, in denen die Könige der alten Zeiten begraben liegen. Ein Garten blühte rund um das Haus herum mit Blumen von allen Farben; und auf der einen Seite war ein Garten mit Papaiabäumen, und auf der anderen ein Garten mit Brotbäumen, und auf der Vorderseite, nach der See zu, da war ein Schiffsmast aufgetakelt und trug eine Flagge. Das Haus war aber drei Stockwerke hoch mit großen Zimmern und breiten Balkonen vor jedem. Die Fenster waren aus Glas, und das war so ausgezeichnet, daß es so klar wie Wasser und so hell wie der Tag war. Alles mögliche Hausgerät schmückte die Zimmer. Gemälde hingen an den Wänden in goldenen Rahmen: Bilder von Schiffen und von Schlachten, von den allerschönsten Weibern und von merkwürdigen Orten; nirgendwo auf der Welt gibt es Gemälde von so hell leuchtenden Farben wie die, die Keawe in seinem Hause an der Wand hängen fand. Die Nippsachen aber waren außerordentlich schön: Uhren, die die Stunden schlugen, und Spieldosen; kleine Männchen mit nickenden Köpfen; Bücher voll von Bildern; kostbare Waffen aus allen Teilen der Welt; die elegantesten Rätselspiele, mit denen ein Mann, wenn er allein ist, sich die Zeit vertreiben kann. Und da kein Mensch in solchen Zimmern leben möchte, bloß um durch sie hindurchzugehen und sie anzugucken, so waren die Balkone so breit gemacht, daß eine ganze Stadt voller Wonne hätte darauf hausen können; und Keawe wußte nicht, welcher Balkon ihm lieber war: der auf der Rückseite, wo man die Landbrise bekam und auf die Baumgärten und die Blumenbeete sah, oder der Vorderbalkon, auf dem man den Seewind trinken und über den steilen Bergwall hinabblicken und die ›Hall‹ sehen konnte, wie sie alle Wochen einmal zwischen Hookena und den Bergen von Pili hin und her fuhr, oder die Schoner, die die Küste hinaufkreuzten, um Holz und Ava und Bananen zu holen. |
Now the house stood on the mountain side, visible to ships. Above, the forest ran up into the clouds of rain; below, the black lava fell in cliffs, where the kings of old lay buried. A garden bloomed about that house with every hue of flowers; and there was an orchard of papaia on the one hand and an orchard of breadfruit on the other, and right in front, toward the sea, a ship's mast had been rigged up and bore a flag. As for the house, it was three storeys high, with great chambers and broad balconies on each. The windows were of glass, so excellent that it was as clear as water and as bright as day. All manner of furniture adorned the chambers. Pictures hung upon the wall in golden frames: pictures of ships, and men fighting, and of the most beautiful women, and of singular places; nowhere in the world are there pictures of so bright a colour as those Keawe found hanging in his house. As for the knick-knacks, they were extraordinary fine; chiming clocks and musical boxes, little men with nodding heads, books filled with pictures, weapons of price from all quarters of the world, and the most elegant puzzles to entertain the leisure of a solitary man. And as no one would care to live in such chambers, only to walk through and view them, the balconies were made so broad that a whole town might have lived upon them in delight; and Keawe knew not which to prefer, whether the back porch, where you got the land breeze, and looked upon the orchards and the flowers, or the front balcony, where you could drink the wind of the sea, and look down the steep wall of the mountain and see the HALL going by once a week or so between Hookena and the hills of Pele, or the schooners plying up the coast for wood and ava and bananas. |
Als sie nun alles besichtigt hatten, da setzten Keawe und Lopaka sich auf die Türschwelle, und Lopaka fragte: |
When they had viewed all, Keawe and Lopaka sat on the porch. |
»Nun, ist alles so, wie du es dir ausgedacht hattest?« |
"Well," asked Lopaka, "is it all as you designed?" |
»Worte können es nicht aussprechen«, sagte Keawe. »Es ist besser, als ich geträumt hatte, und ich bin ganz krank vor Zufriedenheit.« |
"Words cannot utter it," said Keawe. "It is better than I dreamed, and I am sick with satisfaction." |
»Es ist bloß ein Ding dabei zu bedenken«, sagte Lopaka, »dies alles kann auf ganz natürliche Weise hergegangen sein, und das Flaschenteufelchen hat vielleicht gar nichts damit zu tun. Wenn ich nun die Flasche kaufte und schließlich keinen Schoner bekäme, dann hätte ich für nichts und wieder nichts meine Hand ins Feuer gesteckt, Ich gab dir allerdings mein Wort; trotzdem denke ich, du möchtest mir eine weitere Probe nicht abschlagen.« |
"There is but one thing to consider," said Lopaka; "all this may be quite natural, and the bottle imp have nothing whatever to say to it. If I were to buy the bottle, and got no schooner after all, I should have put my hand in the fire for nothing. I gave you my word, I know; but yet I think you would not grudge me one more proof." |
»Ich habe geschworen, ich würde keine Gunst mehr annehmen«, sagte Keawe. »Ich sitze schon tief genug drin.« |
"I have sworn I would take no more favours," said Keawe. "I have gone already deep enough." |
»Es ist keine Gunst, woran ich denke«, versetzte Lopaka. »Ich möchte bloß das Teufelchen selber sehen. Dabei ist nichts zu gewinnen, und so braucht man sich auch eines solchen Wunsches nicht zu schämen; aber wenn ich ihn einmal sähe, so würde ich der ganzen Sache gewiß sein. Also tu mir doch den Gefallen und laß mich das Teufelchen sehen; sobald du es getan hast, will ich die Flasche kaufen.« |
"This is no favour I am thinking of," replied Lopaka. "It is only to see the imp himself. There is nothing to be gained by that, and so nothing to be ashamed of; and yet, if I once saw him, I should be sure of the whole matter. So indulge me so far, and let me see the imp; and, after that, here is the money in my hand, and I will buy it." |
»Dabei ist bloß eins, wovor ich Furcht habe«, sagte Keawe. »Das Teufelchen mag vielleicht sehr häßlich anzusehen sein; und wenn du es einmal gesehen hättest, so könnte es dir dann sehr unerwünscht sein, die Flasche zu haben.« |
"There is only one thing I am afraid of," said Keawe. "The imp may be very ugly to view; and if you once set eyes upon him you might be very undesirous of the bottle." |
»Ich bin ein Mann von Wort«, sagte Lopaka. »Und hier zwischen uns liegt das Geld.« |
"I am a man of my word," said Lopaka. "And here is the money betwixt us." |
»Nun schön«, antwortete Keawe. »Ich bin selber neugierig. Also los: Laßt Euch mal anschauen, Herr Teufel!« |
"Very well," replied Keawe. "I have a curiosity myself. So come, let us have one look at you, Mr. Imp." |
Sobald nun das gesagt war, schaute das Teufelchen aus der Flasche heraus und war gleich wieder drinnen, flink wie eine Eidechse; Keawe und Lopaka aber saßen da zu Stein erstarrt. Es war schon finstere Nacht, bevor einer von den beiden einen Gedanken fassen oder die Stimme finden konnte, ein Wort zu sprechen; und dann schob Lopaka seinem Freunde das Geld zu, nahm die Flasche und sagte: |
Now as soon as that was said, the imp looked out of the bottle, and in again, swift as a lizard; and there sat Keawe and Lopaka turned to stone. The night had quite come, before either found a thought to say or voice to say it with; and then Lopaka pushed the money over and took the bottle. |
»Ich bin ein Mann von Wort, und wenn ich das nicht wäre, dann würde ich diese Flasche nicht mit meinem Fuß anrühren. Na, ich werde meinen Schoner kriegen und dazu einen Dollar oder zwei für meine Flasche; und dann will ich diesen Teufel wieder loswerden, so schnell ich kann. Denn um dir die reine Wahrheit zu sagen: Sein Anblick hat mich ganz umgeschmissen.« |
"I am a man of my word," said he, "and had need to be so, or I would not touch this bottle with my foot. Well, I shall get my schooner and a dollar or two for my pocket; and then I will be rid of this devil as fast as I can. For to tell you the plain truth, the look of him has cast me down." |
»Lopaka«, sagte Keawe, »denke nicht schlechter von mir, als du nötig hast! Ich weiß, es ist Nacht, die Wege sind schlecht und die Stelle bei den Gräbern ist ein schlimmer Ort, um in so später Stunde dran vorbeizugehen – aber ich erkläre dir: Seitdem ich das Gesichtchen gesehen habe, kann ich nicht essen oder schlafen oder beten, bis es aus meiner Nähe ist. Ich will dir eine Laterne geben und einen Korb, in den du die Flasche legen kannst – und jedes Bild oder jedes schöne Ding in meinem Hause, wonach dir der Sinn stehen mag, kannst du haben –, aber geh sofort und schlafe in Hookena bei Nahinu.« |
"Lopaka," said Keawe, "do not you think any worse of me than you can help; I know it is night, and the roads bad, and the pass by the tombs an ill place to go by so late, but I declare since I have seen that little face, I cannot eat or sleep or pray till it is gone from me. I will give you a lantern and a basket to put the bottle in, and any picture or fine thing in all my house that takes your fancy; - and be gone at once, and go sleep at Hookena with Nahinu." |
»Keawe«, sagte Lopaka, »mancher Mann würde dies übelnehmen – zumal da ich dir einen so großen Gefallen tue, mein Wort zu halten und die Flasche zu kaufen, und besonders, da die Nacht und die Dunkelheit und der Weg an den Gräbern vorbei zehnmal so gefährlich sein müssen für einen Menschen, der solch eine Sünde auf seinem Gewissen und solch eine Flasche unter seinem Arm hat. Aber ich bin selber so fürchterlich erschrocken, ich habe nicht das Herz, dich zu tadeln. So gehe ich denn also; und ich bitte Gott, du mögest in deinem Hause glücklich sein und ich möge mit meinem Schoner Glück haben und wir mögen beide schließlich in den Himmel kommen, trotz dem Teufel in seiner Flasche.« |
"Keawe," said Lopaka, "many a man would take this ill; above all, when I am doing you a turn so friendly, as to keep my word and buy the bottle; and for that matter, the night and the dark, and the way by the tombs, must be all tenfold more dangerous to a man with such a sin upon his conscience, and such a bottle under his arm. But for my part, I am so extremely terrified myself, I have not the heart to blame you. Here I go then; and I pray God you may be happy in your house, and I fortunate with my schooner, and both get to heaven in the end in spite of the devil and his bottle." |
So ging Lopaka den Berg hinunter; und Keawe stand auf seinem Vorderbalkon und horchte auf das Klappern der Hufe und spähte nach dem Laternenschein, wie er den Bergpfad beleuchtete und das Höhlenriff, wo die Toten der alten Zeit begraben liegen; und die ganze Zeit über zitterte er und faltete die Hände und betete für seinen Freund und gab Gott Ruhm und Preis dafür, daß er selber aus dieser Not entronnen war. |
So Lopaka went down the mountain; and Keawe stood in his front balcony, and listened to the clink of the horse's shoes, and watched the lantern go shining down the path, and along the cliff of caves where the old dead are buried; and all the time he trembled and clasped his hands, and prayed for his friend, and gave glory to God that he himself was escaped out of that trouble. |
Aber der nächste Tag kam herrlich leuchtend, und sein neues Haus war so köstlich anzuschauen, daß er seine Schrecken vergaß. Ein Tag folgte dem anderen, und Keawe hauste dort in beständiger Freude. Er hatte seinen Platz auf dem hinteren Balkon; dort aß und wohnte er und las die Geschichten in den Zeitungen von Honolulu; jeder aber, der vorüberging, kam herein und besah die Zimmer und die Bilder. Und der Ruhm des Hauses erscholl weit und breit: In ganz Kona nannte man es Ka-Hale Nui, das große Haus; zuweilen auch das Blanke Haus, denn Keawe hielt sich einen Chinesen, der den ganzen Tag Staub wischte und putzte; und das Glas und die Vergoldungen und die schönen Stoffe und die Gemälde leuchteten so hell wie der Morgen. Keawe selber aber konnte nicht in seine Zimmer gehen, ohne zu singen – so weit war ihm das Herz! Und wenn auf der See Schiffe vorbeisegelten, ließ er seine Flagge vom Mast wehen. |
But the next day came very brightly, and that new house of his was so delightful to behold that he forgot his terrors. One day followed another, and Keawe dwelt there in perpetual joy. He had his place on the back porch; it was there he ate and lived, and read the stories in the Honolulu newspapers; but when anyone came by they would go in and view the chambers and the pictures. And the fame of the house went far and wide; it was called KA-HALE NUI - the Great House - in all Kona; and sometimes the Bright House, for Keawe kept a Chinaman, who was all day dusting and furbishing; and the glass, and the gilt, and the fine stuffs, and the pictures, shone as bright as the morning. As for Keawe himself, he could not walk in the chambers without singing, his heart was so enlarged; and when ships sailed by upon the sea, he would fly his colours on the mast. |
So ging die Zeit dahin, bis eines Tages Keawe auf einen Besuch nach Kailua kam, um nach seinen Freunden zu sehen. Dort wurde er wohl bewirtet; am nächsten Morgen aber verabschiedete er sich, sobald er konnte, und ritt schnell wieder heim, denn er war ungeduldig, sein schönes Haus zu sehen, und außerdem war die nächste Nacht gerade die Nacht, in der bei Kona die Toten der alten Tage umgehen; und da er bereits mit dem Teufel zu tun gehabt hatte, lag ihm um so weniger etwas daran, es mit den Toten zu tun zu kriegen. Ein bißchen über Honaunau hinaus sah er in die Ferne und bemerkte ein Weib, das am Strande badete; und sie schien ein wohlgewachsenes Mädchen zu sein, aber er dachte nicht weiter daran, Dann sah er ihr weißes Hemd flattern, als sie es anzog, und dann ihr rotes Holoku; und als er bei ihr angekommen war, da war sie mit dem Anziehen fertig geworden und war von der See heraufgekommen und stand neben der Straße in ihrem roten Holoku; sie war ganz frisch von dem Bade, und ihre Augen glänzten und waren freundlich. Kaum sah nun Keawe sie, so zog er die Zügel an und sagte zu ihr: |
So time went by, until one day Keawe went upon a visit as far as Kailua to certain of his friends. There he was well feasted; and left as soon as he could the next morning, and rode hard, for he was impatient to behold his beautiful house; and, besides, the night then coming on was the night in which the dead of old days go abroad in the sides of Kona; and having already meddled with the devil, he was the more chary of meeting with the dead. A little beyond Honaunau, looking far ahead, he was aware of a woman bathing in the edge of the sea; and she seemed a well-grown girl, but he thought no more of it. Then he saw her white shift flutter as she put it on, and then her red holoku; and by the time he came abreast of her she was done with her toilet, and had come up from the sea, and stood by the track-side in her red holoku, and she was all freshened with the bath, and her eyes shone and were kind. Now Keawe no sooner beheld her than he drew rein. |
»Ich dachte, ich kenne jedermann in dieser Gegend; wie kommt es denn, daß ich dich nicht kenne? |
"I thought I knew everyone in this country," said he. "How comes it that I do not know you?" |
»Ich bin Kokua, Kians Tochter«, sagte das Mädchen, »und bin gerade von Oahu zurückgekehrt. Wer bist du?« |
"I am Kokua, daughter of Kiano," said the girl, "and I have just returned from Oahu. Who are you?" |
»Wer ich bin, das werde ich dir in einer kleinen Weile sagen«, sagte Keawe und stieg von seinem Pferd herunter, »aber nicht jetzt. Denn ich habe einen Gedanken in meinem Sinn, und wenn du wüßtest, wer ich bin, so könntest du schon von mir gehört haben und würdest mir keine wahre Antwort geben. Aber sage mir vor allen Dingen eins: Bist du verheiratet?« |
"I will tell you who I am in a little," said Keawe, dismounting from his horse, "but not now. For I have a thought in my mind, and if you knew who I was, you might have heard of me, and would not give me a true answer. But tell me, first of all, one thing: Are you married?" |
Da lachte Kokua laut und sagte: |
At this Kokua laughed out aloud. |
»Du fragst aber auch! Bist du selber verheiratet?« |
"It is you who ask questions," she said. "Are you married yourself?" |
»Wahrhaftig, Kokua, ich bin nicht verheiratet«, antwortete Keawe, »und dachte bis zu dieser Stunde niemals daran, mich zu verheiraten. Aber hier ist die reine Wahrheit: Ich habe dich hier am Wegrand getroffen, und ich sah deine Augen, die wie die Sterne sind, und mein Herz flog dir zu, so schnell wie ein Vogel. Nun also, wenn du nichts von mir wissen willst, dann sag es, und ich will weiterreiten nach meinem Hause; aber wenn du mich nicht für schlechter hältst als irgendeinen anderen jungen Mann, dann sag auch das! Und ich will für die Nacht bei deinem Vater einkehren und will morgen mit dem guten Mann reden.« Kokua sprach kein einziges Wort, aber sie sah über das Meer hin und lachte. |
"Indeed, Kokua, I am not," replied Keawe, "and never thought to be until this hour. But here is the plain truth. I have met you here at the roadside, and I saw your eyes, which are like the stars, and my heart went to you as swift as a bird. And so now, if you want none of me, say so, and I will go on to my own place; but if you think me no worse than any other young man, say so, too, and I will turn aside to your father's for the night, and to-morrow I will talk with the good man."
Kokua said never a word, but she looked at the sea and laughed. |
»Kokua«, sagte Keawe, »wenn du nichts sagst, will ich das als gute Antwort nehmen; so laß uns zu deines Vaters Tür gehen!« |
"Kokua," said Keawe, "if you say nothing, I will take that for the good answer; so let us be stepping to your father's door." |
Sie ging vor ihm her, immer noch ohne zu sprechen; nur zuweilen sah sie sich um und blickte dann wieder weg, und sie hielt die Bänder ihres Hutes zwischen ihren Zähnen. |
She went on ahead of him, still without speech; only sometimes she glanced back and glanced away again, and she kept the strings of her hat in her mouth. |
Als sie nun vor die Tür gekommen waren, da trat Kiano auf seine Veranda hinaus, rief laut und hieß Keawe mit seinem Namen willkommen. Da sah das Mädchen ihn an, denn der Ruf von dem großen Hause war auch ihr zu Ohren gekommen; und sicherlich war es eine große Versuchung. Diesen ganzen Abend waren sie sehr lustig beisammen, und das Mädchen war unter den Augen der Eltern dreist wie ein Spatz und neckte Keawe, denn sie hatte einen flinken Witz. Den nächsten Tag sprach er mit Kiano, und dann suchte er das Mädchen auf, das allein war, und sagte: |
Now, when they had come to the door, Kiano came out on his verandah, and cried out and welcomed Keawe by name. At that the girl looked over, for the fame of the great house had come to her ears; and, to be sure, it was a great temptation. All that evening they were very merry together; and the girl was as bold as brass under the eyes of her parents, and made a mock of Keawe, for she had a quick wit. The next day he had a word with Kiano, and found the girl alone. |
»Kokua, den ganzen Abend hast du mich geneckt, und es ist noch Zeit, mir zu sagen, ich könne gehen. Ich wollte dir nicht sagen, wer ich bin, weil ich ein so schönes Haus habe und fürchtete, du würdest zu viel an das Haus denken und zu wenig an den Mann, der dich liebt. Jetzt weißt du alles, und wenn du mich nie wiederzusehen wünschest, dann sag es nur gleich.« |
"Kokua," said he, "you made a mock of me all the evening; and it is still time to bid me go. I would not tell you who I was, because I have so fine a house, and I feared you would think too much of that house and too little of the man that loves you. Now you know all, and if you wish to have seen the last of me, say so at once." |
»Nein«, sagte Kokua; aber diesmal lachte sie nicht, Keawe fragte aber auch nicht weiter. |
"No," said Kokua; but this time she did not laugh, nor did Keawe ask for more. |
So freite Keawe. Es war schnell gegangen; aber auch ein Pfeil fliegt schnell und eine Büchsenkugel noch schneller, und doch können beide das Ziel treffen. Es war schnell gegangen, aber es war auch tief gegangen, der Gedanke an Keawe erfüllte des Mädchens ganzen Sinn; sie hörte seine Stimme in der Brandung am Lavastrand; um dieses Jünglings willen, den sie nur zweimal gesehen hatte, würde sie Vater und Mutter und ihre heimatlichen Inseln verlassen. Keawe aber flog auf seinem Roß den Bergweg entlang unter der Gräberklippe, und der Klang der Hufe und Keawes Stimme, der vor Freude sang, hallten aus den Höhlen der Toten wider. Er kam zu dem Blanken Hause und sang immer noch. Er saß und aß auf dem breiten Balkon, und der Chinese wunderte sich über seinen Herrn, wie er zwischen zwei Bissen sang. Die Sonne sank in die See und die Nacht kam; und Keawe ging auf seinen Balkon bei Lampenlicht, das hoch auf den Berg hinaufschien, und der Klang seines Singens verwunderte die Menschen auf den Schiffen. |
This was the wooing of Keawe; things had gone quickly; but so an arrow goes, and the ball of a rifle swifter still, and yet both may strike the target. Things had gone fast, but they had gone far also, and the thought of Keawe rang in the maiden's head; she heard his voice in the breach of the surf upon the lava, and for this young man that she had seen but twice she would have left father and mother and her native islands. As for Keawe himself, his horse flew up the path of the mountain under the cliff of tombs, and the sound of the hoofs, and the sound of Keawe singing to himself for pleasure, echoed in the caverns of the dead. He came to the Bright House, and still he was singing. He sat and ate in the broad balcony, and the Chinaman wondered at his master, to hear how he sang between the mouthfuls. The sun went down into the sea, and the night came; and Keawe walked the balconies by lamplight, high on the mountains, and the voice of his singing startled men on ships. |
»Hier bin ich nun in meinem Haus auf der Höhe«, sagte er zu sich selber, »Besser wird wohl mein Leben nicht werden; dies ist die Höhe des Berges, und rund um mich herum neigt es sich abwärts zum Schlimmeren. Zum erstenmal will ich die Zimmer benutzen und will in meiner schönen Wanne baden mit dem heißen Wasser und dem kalten und will allein in dem Bett meines Brautgemachs schlafen.« |
"Here am I now upon my high place," he said to himself. "Life may be no better; this is the mountain top; and all shelves about me toward the worse. For the first time I will light up the chambers, and bathe in my fine bath with the hot water and the cold, and sleep alone in the bed of my bridal chamber." |
So bekam denn der Chinese einen Befehl und mußte aus seinem Schlaf aufstehen und den Herd heizen; und als er unten an seinem Kessel arbeitete, hörte er über sich in den erleuchteten Zimmern seinen Herrn singen und frohlocken. Als das Wasser zu kochen begann, rief der Chinese seinen Herrn; und Keawe ging in das Badezimmer; und der Chinese hörte ihn singen, als er die Marmorwanne füllte; und hörte ihn singen und wieder singen, als er sich auszog – bis plötzlich der Gesang aufhörte. Der Chinese lauschte und lauschte; er ging ins Haus hinauf, um Keawe zu fragen, ob alles recht sei, und Keawe antwortete ihm: »Ja« und hieß ihn zu Bett gehen; aber es war kein Gesang mehr in. dem Blanken Hause, und die ganze Nacht hindurch hörte der Chinese seines Herrn Schritte, wie er ruhelos auf den Balkon um das Haus herumging. |
So the Chinaman had word, and he must rise from sleep and light the furnaces; and as he wrought below, beside the boilers, he heard his master singing and rejoicing above him in the lighted chambers. When the water began to be hot the Chinaman cried to his master; and Keawe went into the bathroom; and the Chinaman heard him sing as he filled the marble basin; and heard him sing, and the singing broken, as he undressed; until of a sudden, the song ceased. The Chinaman listened, and listened; he called up the house to Keawe to ask if all were well, and Keawe answered him "Yes," and bade him go to bed; but there was no more singing in the Bright House; and all night long, the Chinaman heard his master's feet go round and round the balconies without repose. |
Nun, die Sache war die: Als Keawe sich auszog, um sein Bad zu nehmen, da bemerkte er auf seiner Haut einen Flecken, wie einen Moosfleck an einem Felsen, und da hörte er auf zu singen. Denn er kannte solche Flecken und wußte, daß er von der Chinesischen Krankheit befallen war. |
Now the truth of it was this: as Keawe undressed for his bath, he spied upon his flesh a patch like a patch of lichen on a rock, and it was then that he stopped singing. For he knew the likeness of that patch, and knew that he was fallen in the Chinese Evil. (5) |
Nun ist es sehr traurig für jeden Menschen, diese Krankheit zu haben. Und sehr traurig wäre es für jeden Menschen, ein so schönes und behagliches Haus zu verlassen, von allen seinen Freunden zu scheiden und nach der Nordküste von Molokai gehen zu müssen, zwischen den gewaltigen Felsen und der Brandung des Meeres. Aber was wollte das heißen im Vergleich zu Keawe, der seine Liebste erst gestern gesehen und sie erst an diesem Morgen gewonnen hatte und jetzt alle seine Hoffnungen in einem Augenblick zerbrechen sah wie ein Stück Glas? |
Now, it is a sad thing for any man to fall into this sickness. And it would be a sad thing for anyone to leave a house so beautiful and so commodious, and depart from all his friends to the north coast of Molokai between the mighty cliff and the sea-breakers. But what was that to the case of the man Keawe, he who had met his love but yesterday, and won her but that morning, and now saw all his hopes break, in a moment, like a piece of glass? |
Eine Weile saß er auf dem Rande der Badewanne; dann sprang er mit einem Schrei, auf und rannte hinaus, und lief auf und ab, auf und ab, immer den Balkon entlang, wie ein Verzweifelter. |
Awhile he sat upon the edge of the bath; then sprang, with a cry, and ran outside; and to and fro, to and fro, along the balcony, like one despairing. |
»Herzlich gern könnte ich Hawaii verlassen, die Heimat meiner Vorväter«, dachte Keawe bei sich selber; »leichten Herzens könnte ich mein Haus verlassen, das hochgelegene, das vielfenstrige, hier oben auf den Bergen, mit tapferem Herzen könnte ich nach Molokai gehen, nach Kalaupapa an den Klippen, um mit den Aussätzigen zu leben und dort zu schlafen, fern von meinen Vorvätern. Aber welches Unrecht habe ich getan, welches Unglück liegt auf meiner Seele, daß ich Kokua begegnen mußte, wie sie kühl vom Seewasser in den Abend ging? Kokua, die die Seelen bezaubert! Kokua, das Licht meines Lebens! Sie darf ich niemals freien; sie darf ich nicht länger ansehen; sie darf ich nicht mehr streicheln mit meiner liebenden Hand. Und darum, um deinetwillen, o Kokua, schreie ich meine Klagen!« |
"Very willingly could I leave Hawaii, the home of my fathers," Keawe was thinking. "Very lightly could I leave my house, the high-placed, the many-windowed, here upon the mountains. Very bravely could I go to Molokai, to Kalaupapa by the cliffs, to live with the smitten and to sleep there, far from my fathers. But what wrong have I done, what sin lies upon my soul, that I should have encountered Kokua coming cool from the sea-water in the evening? Kokua, the soul ensnarer! Kokua, the light of my life! Her may I never wed, her may I look upon no longer, her may I no more handle with my loving hand; and it is for this, it is for you, O Kokua! that I pour my lamentations!" |
Nun war Keawe ein bemerkenswerter Mann; er hätte dort oben in dem Blanken Hause jahrelang wohnen können, und kein Mensch hätte etwas davon gemerkt, daß er von der Lepra befallen war. Aber darauf gab er nichts, wenn er Kokua verlieren mußte. Und ferner – er hätte Kokua heiraten können, krank wie er war, und so manche würden das getan haben, weil sie Schweineseelen haben; aber Keawe liebte das Mädchen mannhaft, und er wollte ihr keinen Schaden tun und sie nicht in Gefahr bringen. |
Now you are to observe what sort of a man Keawe was, for he might have dwelt there in the Bright House for years, and no one been the wiser of his sickness; but he reckoned nothing of that, if he must lose Kokua. And again, he might have wed Kokua even as he was; and so many would have done, because they have the souls of pigs; but Keawe loved the maid manfully, and he would do her no hurt and bring her in no danger. |
Ein Weilchen später, als Mitternacht vorbei war, kam ihm wieder die Flasche in den Sinn. Er ging nach der Schwelle seiner Hintertür, wo er mit Lopaka gesessen hatte und rief in sein Gedächtnis den Tag zurück, an dem der Teufel herausgeschaut hatte; und bei dem Gedanken erstarrte das Blut in seinen Adern zu Eis. |
A little beyond the midst of the night, there came in his mind the recollection of that bottle. He went round to the back porch, and called to memory the day when the devil had looked forth; and at the thought ice ran in his veins. |
»Ein furchtbares Ding ist die Flasche«, dachte Keawe, »schrecklich ist das Teufelchen, und schrecklich ist es, Höllenflammen zu riskieren. Aber welche andere Hoffnung hab' ich, meine Krankheit zu heilen oder Kokua zu heiraten? Was? Habe ich dem Teufel einmal getrotzt, nur um ein Haus zu bekommen, und ich sollte ihm nicht abermals trotzen, um Kokua zu gewinnen?« |
"A dreadful thing is the bottle," thought Keawe, "and dreadful is the imp, and it is a dreadful thing to risk the flames of hell. But what other hope have I to cure my sickness or to wed Kokua? What!" he thought, "would I beard the devil once, only to get me a house, and not face him again to win Kokua?" |
Und da erinnerte er sich, daß am nächsten Tage die ›Hall‹ auf ihrer Rückfahrt nach Honolulu vorbeikäme. |
Thereupon he called to mind it was the next day the HALL went by on her return to Honolulu. |
»Dahin muß ich zuerst gehen«, dachte er, »und Lopaka aufsuchen. Denn meine beste Hoffnung ist jetzt, dieselbe Flasche wiederzubekommen, die ich mit solcher Freude loswurde.« |
"There must I go first," he thought, "and see Lopaka. For the best hope that I have now is to find that same bottle I was so pleased to be rid of." |
Keinen Augenblick konnte er schlafen; der Bissen blieb ihm in der Kehle stecken beim Essen; aber er schickte einen Brief an Kiano, und um die Zeit, als der Dampfer kommen mußte, ritt er über die Gräberklippen an den Strand, Es regnete; sein Pferd ging mühsam; er blickte nach den schwarzen Öffnungen der Höhlen hinauf und beneidete die Toten, die dort schliefen und keine Sorgen mehr hatten, und er dachte daran, wie er am Tage vorher vorübergaloppiert war, und war erstaunt. So kam er denn nach Hookena hinunter, und da waren wie gewöhnlich die Bewohner der ganzen Gegend versammelt wegen des Dampfers. Unter dem Wellblechdach vor dem Kaufladen saßen sie, scherzten und erzählten die Neuigkeiten; in Keawes Brust aber war keine Lust zum Sprechen, und er saß in ihrer Mitte und sah hinaus auf den Regen, der auf die Häuser niederfiel und auf die Brandung, die gegen die Felsen schlug, und Seufzer stiegen in seiner Kehle hoch. |
Never a wink could he sleep; the food stuck in his throat; but he sent a letter to Kiano, and about the time when the steamer would be coming, rode down beside the cliff of the tombs. It rained; his horse went heavily; he looked up at the black mouths of the caves, and he envied the dead that slept there and were done with trouble; and called to mind how he had galloped by the day before, and was astonished. So he came down to Hookena, and there was all the country gathered for the steamer as usual. In the shed before the store they sat and jested and passed the news; but there was no matter of speech in Keawe's bosom, and he sat in their midst and looked without on the rain falling on the houses, and the surf beating among the rocks, and the sighs arose in his throat. |
»Keawe vom Blanken Haus ist trübselig«, sagte einer zum andern. Jawohl, das war er, und das ist kein Wunder. |
"Keawe of the Bright House is out of spirits," said one to another. Indeed, and so he was, and little wonder. |
Dann kam die ›Hall‹, und das Strandboot brachte ihn an Bord. Das Achterdeck des Schiffes war voll von Weißen, die den Vulkan besucht hatten, wie es ihre Gewohnheit ist; und das Mittelschiff war voll bepackt mit Kanaken und das Vorderschiff mit wilden Ochsen von Hilo und Pferden von Kau; aber Keawe saß abgesondert von allen andern in seinem Kummer und spähte nach Kianos Haus aus. Da lag es, tief am Strand in den schwarzen Felsen und überschattet von den Kokospalmen, und dort neben der Tür war ein rotes Holoku, nicht größer als eine Fliege, und bewegte sich, geschäftig wie eine Fliege, hin und her. |
Then the HALL came, and the whaleboat carried him on board. The after-part of the ship was full of Haoles (6) who had been to visit the volcano, as their custom is; and the midst was crowded with Kanakas, and the forepart with wild bulls from Hilo and horses from Kau; but Keawe sat apart from all in his sorrow, and watched for the house of Kiano. There it sat, low upon the shore in the black rocks, and shaded by the cocoa palms, and there by the door was a red holoku, no greater than a fly, and going to and fro with a fly's busyness. |
»Oh! Königin meines Herzens«, rief er, »ich will meine liebe Seele wagen, dich zu gewinnen!« |
"Ah, queen of my heart," he cried, "I'll venture my dear soul to win you!" |
Bald nachher sank die Dunkelheit hernieder, die Kajüten wurden beleuchtet, und die Weißen saßen und spielten Karten und tranken Whisky, wie es ihre Gewohnheit ist; Keawe aber ging die ganze Nacht hindurch auf dem Deck auf und ab; und den ganzen nächsten Tag, als sie im Lee von Maui oder von Molokai vorüberdampften, lief er immer noch auf und ab wie ein wildes Tier in einem Käfig. |
Soon after, darkness fell, and the cabins were lit up, and the Haoles sat and played at the cards and drank whiskey as their custom is; but Keawe walked the deck all night; and all the next day, as they steamed under the lee of Maui or of Molokai, he was still pacing to and fro like a wild animal in a menagerie. |
Gegen Abend fuhren sie an Diamond Head vorüber und kamen an die Kais von Honolulu. Keawe ging vom Schiff unter die Menge und begann, nach Lopaka zu fragen. Er war anscheinend Besitzer eines Schoners geworden – keinen besseren gab es auf den Inseln! – und war auf eine Kreuzfahrt ausgesegelt, weit weg – bis Pola-Pola oder Kahiki; so konnte er also von Lopaka keine Hilfe erwarten. Da fiel Keawe ein, daß ein Freund von ihm Rechtsanwalt in der Stadt war – seinen Namen darf ich nicht nennen –, und er erkundigte sich nach ihm. Sie sagten, er sei plötzlich reich geworden und habe ein schönes neues Haus am Strande bei Waikiki; und da kam Keawe ein Gedanke, er rief einen Wagen an und fuhr nach des Anwalts Haus. |
Towards evening they passed Diamond Head, and came to the pier of Honolulu. Keawe stepped out among the crowd and began to ask for Lopaka. It seemed he had become the owner of a schooner - none better in the islands - and was gone upon an adventure as far as Pola-Pola or Kahiki; so there was no help to be looked for from Lopaka. Keawe called to mind a friend of his, a lawyer in the town (I must not tell his name), and inquired of him. They said he was grown suddenly rich, and had a fine new house upon Waikiki shore; and this put a thought in Keawe's head, and he called a hack and drove to the lawyer's house. . |
Das Haus war funkelnagelneu, die Bäume im Garten waren nicht größer als Spazierstöcke, und der Rechtsanwalt, als er kam, sah aus wie ein Mensch, der zufrieden ist. |
The house was all brand new, and the trees in the garden no greater than walking-sticks, and the lawyer, when he came, had the air of a man well pleased. |
»Womit kann ich dir dienen?« sagte der Rechtsanwalt. |
"What can I do to serve you?" said the lawyer. |
»Du bist ein Freund von Lopaka«, antwortete Keawe. »Lopaka kaufte von mir ein Stück Ware, und ich dachte, du wärest vielleicht imstande, mir auf seine Spur zu helfen.« |
"You are a friend of Lopaka's," replied Keawe, "and Lopaka purchased from me a certain piece of goods that I thought you might enable me to trace." |
Des Anwalts Gesicht wurde sehr finster, und er sagte: |
The lawyer's face became very dark. |
»Ich will nicht behaupten, daß ich dich nicht verstehe, Keawe; aber dies ist eine üble Geschichte, die man lieber nicht aufrühren sollte. Ich versichere dir: Ich weiß nichts Bestimmtes, indessen habe ich eine Ahnung, und wenn du in einer gewissen Gegend anfragen würdest, so denke ich, du könntest was Neues hören.« |
"I do not profess to misunderstand you, Mr. Keawe," said he, "though this is an ugly business to be stirring in. You may be sure I know nothing, but yet I have a guess, and if you would apply in a certain quarter I think you might have news." |
Und er nannte den Namen eines Mannes, den auch ich wieder besser verschweige. So ging es tagelang, und Keawe lief von einem zum anderen, fand überall neue Kleider, Pferde und Wagen, schöne neue Häuser und überall sehr zufriedene Leute, obgleich allerdings, sobald er sein Anliegen andeutete, ihre Gesichter sich verfinsterten. |
And he named the name of a man, which, again, I had better not repeat. So it was for days, and Keawe went from one to another, finding everywhere new clothes and carriages, and fine new houses and men everywhere in great contentment, although, to be sure, when he hinted at his business their faces would cloud over. |
»Ohne Zweifel bin ich auf der Spur«, dachte Keawe. »Diese neuen Kleider und Fuhrwerke sind lauter Gaben des Teufelchens, und diese frohen Gesichter sind die Gesichter von Menschen, die ihren Profit gehabt und sich selber vor dem verfluchten Ding in Sicherheit gebracht haben. Wenn ich bleiche Wangen sehe und Seufzen höre, dann werde ich wissen, daß ich dicht bei der Flasche bin.« |
"No doubt I am upon the track," thought Keawe. "These new clothes and carriages are all the gifts of the little imp, and these glad faces are the faces of men who have taken their profit and got rid of the accursed thing in safety. When I see pale cheeks and hear sighing, I shall know that I am near the bottle." |
So geschah es zuletzt, daß er mit einer Empfehlung an einen Weißen in die Britanniastraße gewiesen wurde. Als er vor die Tür kam, ungefähr um die Zeit des Abendessens, waren da die üblichen Anzeichen von einem neuen Hause und neuen Garten und elektrischem Licht, das durch die Fenster strahlte; als aber der Besitzer kam, da fuhr Keawe ein Stoß von Hoffnung und Furcht durch den Leib; denn hier war ein junger Mann, weiß wie ein Leichnam und schwarz um die Augen, das Haar wüst um den Kopf, und in seinem Gesicht ein Ausdruck, wie ein Mensch ihn haben mag, der den Galgen erwartet. |
So it befell at last that he was recommended to a Haole in Beritania Street. When he came to the door, about the hour of the evening meal, there were the usual marks of the new house, and the young garden, and the electric light shining in the windows; but when the owner came, a shock of hope and fear ran through Keawe; for here was a young man, white as a corpse, and black about the eyes, the hair shedding from his head, and such a look in his countenance as a man may have when he is waiting for the gallows. |
»Hier ist es ganz gewiß!« dachte Keawe; und so gab er denn diesem Mann ganz unverhüllt sein Anliegen kund und sagte: |
"Here it is, to be sure," thought Keawe, and so with this man he noways veiled his errand. |
»Ich bin gekommen, um die Flasche zu kaufen.« |
"I am come to buy the bottle," said he. |
Bei diesem Wort taumelte der junge Weiße gegen die Wand. |
At the word, the young Haole of Beritania Street reeled against the wall. |
»Die Flasche!« ächzte er. »Die Flasche zu kaufen!« |
"The bottle!" he gasped. "To buy the bottle!" |
Dann war es, wie wenn er erstickte, er ergriff Keawe an einem Arm, zog ihn in ein Zimmer und schenkte zwei Gläser Wein ein. |
Then he seemed to choke, and seizing Keawe by the arm carried him into a room and poured out wine in two glasses. |
»Auf Ihr wertes Wohlsein!« sagte Keawe, der zu seiner Zeit viel mit Weißen verkehrt hatte. »Ja«, fuhr er dann fort, »ich will die Flasche kaufen. Wie hoch ist jetzt der Preis?« |
"Here is my respects," said Keawe, who had been much about with Haoles in his time. "Yes," he added, "I am come to buy the bottle. What is the price by now?" |
Auf dieses Wort hin ließ der junge Mann sein Glas aus der Hand fallen, sah Keawe an wie ein Gespenst und rief: |
At that word the young man let his glass slip through his fingers, and looked upon Keawe like a ghost. |
»Der Preis! Der Preis! Sie wissen den Preis nicht?« |
"The price," says he; "the price! You do not know the price?" |
»Deshalb frage ich Sie ja«, antwortete Keawe. »Aber weshalb sind Sie so bestürzt? Ist etwas nicht in Ordnung mit dem Preis?« |
"It is for that I am asking you," returned Keawe. "But why are you so much concerned? Is there anything wrong about the price?" |
»Die Flasche ist seit Ihrer Zeit ein gut Teil im Wert gesunken, Herr Keawe«, sagte der junge Mann stammelnd. |
"It has dropped a great deal in value since your time, Mr. Keawe," said the young man stammering. |
»Nun schön, da werde ich um so weniger dafür zu bezahlen haben«, sagte Keawe. »Wieviel zahlten Sie dafür?« |
"Well, well, I shall have the less to pay for it," says Keawe. "How much did it cost you?" |
Der junge Mann war so weiß wie ein Bettuch, als er sagte: |
The young man was as white as a sheet. |
»Zwei Cents.« |
"Two cents," said he. |
»Was?« rief Keawe. »Zwei Cents? Dann können Sie sie ja nur für einen Cent verkaufen. Und wer sie kauft –« |
"What?" cried Keawe, "two cents? Why, then, you can only sell it for one. And he who buys it - " |
Die Worte erstarben auf Keawes Zunge: Wer sie kaufte, der konnte sie niemals wieder verkaufen; die Flasche und der Flaschenteufel mußten bei ihm verbleiben, bis er starb; und wenn er starb, mußte er in die rote Höllentiefe fahren. |
The words died upon Keawe's tongue; he who bought it could never sell it again, the bottle and the bottle imp must abide with him until he died, and when he died must carry him to the red end of hell. |
Der junge Mann in der Britanniastraße fiel auf seine Knie und schrie: |
The young man of Beritania Street fell upon his knees. |
»Um Gottes willen, kaufen Sie sie! Sie können mein ganzes Vermögen obendrein bekommen. Ich war wahnsinnig, als ich sie zu dem Preise kaufte. Ich hatte all mein Geld in meinem Geschäft aufs Spiel gesetzt und hatte fremdes Geld unterschlagen; ich wäre sonst verloren gewesen und hätte ins Gefängnis gehen müssen.« |
"For God's sake buy it!" he cried. "You can have all my fortune in the bargain. I was mad when I bought it at that price. I had embezzled money at my store; I was lost else; I must have gone to jail." |
»Armes Geschöpf!« sagte Keawe. »Sie wagten Ihre Seele an ein so verzweifeltes Abenteuer, um der gerechten Strafe für Ihre Missetat zu entgehen; und Sie denken, ich könnte zögern, da ich es aus Liebe tue? Geben Sie mir die Flasche und Kleingeld heraus, das Sie, davon bin ich überzeugt, schon zur Hand haben. Hier ist ein Fünfcentstück.« |
"Poor creature," said Keawe, "you would risk your soul upon so desperate an adventure, and to avoid the proper punishment of your own disgrace; and you think I could hesitate with love in front of me. Give me the bottle, and the change which I make sure you have all ready. Here is a five-cent piece." |
Es war so, wie Keawe vermutet hatte: Der junge Mann hatte das Kleingeld in einer Schublade bereitliegen; die Flasche wechselte den Besitzer, und kaum hatten Keawes Finger den Flaschenhals umspannt, so hatte er den Wunsch ausgesprochen, wieder eine reine Haut zu haben. Und richtig – als er in sein Zimmer kam und sich vor einem Spiegel nackt auszog, da war sein Leib blank und rein wie der eines neugeborenen Kindes. Und nun kam das Sonderbare. Kaum hatte er dieses Wunder gesehen, da änderte sich sein Sinn, und er machte sich gar nichts mehr aus dem Chinesenübel und wenig genug aus Kokua und hatte nur den einzigen Gedanken, daß er jetzt für Zeit und Ewigkeit dem Flaschenteufel verfallen sei und keine bessere Hoffnung habe, als ewiglich in den Flammen der Hölle zu brennen. |
It was as Keawe supposed; the young man had the change ready in a drawer; the bottle changed hands, and Keawe's fingers were no sooner clasped upon the stalk than he had breathed his wish to be a clean man. And, sure enough, when he got home to his room, and stripped himself before a glass, his flesh was whole like an infant's. And here was the strange thing: he had no sooner seen this miracle, than his mind was changed within him, and he cared naught for the Chinese Evil, and little enough for Kokua; and had but the one thought, that here he was bound to the bottle imp for time and for eternity, and had no better hope but to be a cinder for ever in the flames of hell. |
In weiter Ferne sah er vor seines Geistes Augen die Flammen lodern, und seine Seele schauderte zurück, und Finsternis fiel auf das Licht. |
Away ahead of him he saw them blaze with his mind's eye, and his soul shrank, and darkness fell upon the light. |
Als Keawe ein wenig zu sich kam, bemerkte er, daß es ein Abend war, an dem die Musikbande im Gasthaus spielte. Dorthin ging er, weil er Angst hatte, allein zu sein; und dort lief er unter glücklichen Gesichtern hin und her und hörte die Melodien auf und ab schweben und sah Berger den Takt schlagen, und die ganze Zeit hörte er die Flammen prasseln und sah das rote Feuer in der bodenlosen Höllentiefe brennen. Plötzlich spielte die Musik: ›Hiki – ao
- ao‹, das war ein Lied, das er mit Ivokua gesungen hatte, und bei diesen Klängen kam ihm der Mut wieder, und er dachte: |
When Keawe came to himself a little, he was aware it was the night when the band played at the hotel. Thither he went, because he feared to be alone; and there, among happy faces, walked to and fro, and heard the tunes go up and down, and saw Berger beat the measure, and all the while he heard the flames crackle, and saw the red fire burning in the bottomless pit. Of a sudden the band played HIKI-AO-AO; that was a song that he had sung with Kokua, and at the strain courage returned to him. |
»Es ist nun mal geschehen, und so will ich noch einmal mit dem Bösen auch das Gute hinnehmen.« |
"It is done now," he thought, "and once more let me take the good along with the evil." |
Und so geschah es, daß er mit dem ersten Dampfer nach Hawaii zurückfuhr, und sobald es geschehen konnte, wurde er mit Kokua vermählt und brachte sie nach dem Blanken Hause am Berghang. |
So it befell that he returned to Hawaii by the first steamer, and as soon as it could be managed he was wedded to Kokua, and carried her up the mountain side to the Bright House. |
Nun war es so mit diesen beiden: Wenn sie beisammen waren, dann war Keawes Herz beruhigt; aber sobald er allem war, befiel ihn ein brütendes Grauen, und er hörte die Flammen prasseln und sah das rote Feuer in dem bodenlosen Höllenabgrund brennen. Das Mädchen hatte sich ihm ganz und gar zu eigen gegeben; das Herz hüpfte ihr in der Brust bei seinem Anblick, ihre Hand schlug sich in die seinige; und sie war so schön gestaltet von den Haaren auf ihrem Kopf bis herab zu den Nägeln ihrer Zehen, daß kein Mensch sie ohne Freude ansehen konnte. Sie war liebreich in ihrem Wesen. Stets wußte sie ein gutes Wort zu sagen. Voll von Gesang war sie und ging hin und her in dem Blanken Hause, das Schönste in seinen drei Stockwerken, und schmetterte ihre Lieder wie die Vögel. Keawe sah und hörte sie mit Entzücken, und dann mußte er sich beiseite schleichen und weinen und stöhnen, wenn er an den Preis dachte, den er für sie bezahlt hatte; und dann mußte er seine Augen trocknen und sein Gesicht waschen und zu ihr gehen und mit ihr auf den breiten Balkonen sitzen, in ihre Lieder einstimmen und, mit einem kranken Gemüt, auf ihre lächelnden Blicke antworten. |
Now it was so with these two, that when they were together, Keawe's heart was stilled; but so soon as he was alone he fell into a brooding horror, and heard the flames crackle, and saw the red fire bum in the bottomless pit. The girl, indeed, had come to him wholly; her heart leapt in her side at sight of him, her hand clung to his; and she was so fashioned from the hair upon her head to the nails upon her toes that none could see her without joy. She was pleasant in her nature. She had the good word always. Full of song she was, and went to and fro in the Bright House, the brightest thing in its three storeys, carolling like the birds. And Keawe beheld and heard her with delight, and then must shrink upon one side, and weep and groan to think upon the price that he had paid for her; and then he must dry his eyes, and wash his face, and go and sit with her on the broad balconies, joining in her songs, and, with a sick spirit, answering her smiles. |
Es kam ein Tag, da begannen ihre Füße schwer und ihre Lieder seltener zu werden; und nun war es nicht Keawe allein, der abseits weinte, sondern jedes von ihnen beiden sonderte sich von dem anderen ab, und sie saßen auf gegenüberliegenden Balkonen, die die ganze Breite des Blanken Hauses trennte. Keawe war so in seine Verzweiflung versunken, daß er die Veränderung kaum bemerkte und nur froh darüber war, daß er mehr Stunden für sich hatte, um allein zu sitzen und über seinem Schicksal zu brüten, und daß er nicht so oft dazu verdammt war, mit einem kranken Herzen ein lächelndes Gesicht zu zeigen. Aber eines Tages, als er leise durch das Haus ging, da hörte er einen Ton wie von einem schluchzenden Kinde, und da lag Kokua mit dem Gesicht auf den Brettern des Balkons und weinte wie eine verlorene Seele. |
There came a day when her feet began to be heavy and her songs more rare; and now it was not Keawe only that would weep apart, but each would sunder from the other and sit in opposite balconies with the whole width of the Bright House betwixt. Keawe was so sunk in his despair, he scarce observed the change, and was only glad he had more hours to sit alone and brood upon his destiny, and was not so frequently condemned to pull a smiling face on a sick heart. But one day, coming softly through the house, he heard the sound of a child sobbing, and there was Kokua rolling her face upon the balcony floor, and weeping like the lost. |
»Du hast recht, daß du in diesem Hause weinst, Kokua«, sagte er. »Und doch wollte ich den Kopf von meinem Leibe hergeben, damit du wenigstens hättest glücklich sein können.« |
"You do well to weep in this house, Kokua," he said. "And yet I would give the head off my body that you (at least) might have been happy." |
»Glücklich!« rief sie. »Keawe, als du allein in deinem Blanken Hause wohntest, da war dein Name sprichwörtlich auf der Insel für einen glücklichen Mann; Lachen und Singen waren in deinem Munde, und dein Antlitz war glänzend wie der Sonnenaufgang. Dann heiratetest du die arme Kokua; und der liebe Gott weiß, was an ihr nicht recht ist – aber von dem Tage an hast du nicht mehr gelächelt. Oh, was fehlt mir? Ich dachte, ich sei hübsch, und ich wußte, daß ich ihn liebte. Was fehlt mir, daß ich diese Wolke über meinen Gatten bringe?!« |
"Happy!" she cried. "Keawe, when you lived alone in your Bright House, you were the word of the island for a happy man; laughter and song were in your mouth, and your face was as bright as the sunrise. Then you wedded poor Kokua; and the good God knows what is amiss in her - but from that day you have not smiled. Oh!" she cried, "what ails me? I thought I was pretty, and I knew I loved him. What ails me that I throw this cloud upon my husband?" |
»Arme Kokua«, sagte Keawe, Er setzte sich auf den Boden neben sie und suchte ihre Hand zu fassen; aber sie riß sie weg. |
"Poor Kokua," said Keawe. He sat down by her side, and sought to take her hand; but that she plucked away. |
»Arme Kokua!« sagte er wieder. »Mein armes Kind – mein hübsches! Und ich hatte alle diese Zeit gedacht, ich wollte dich schonen! Nun, so sollst du alles wissen; dann wirst du wenigstens Mitleid haben mit dem armen Keawe; dann wirst du begreifen, wie sehr er dich liebte in den vergangenen Tagen – daß er der Hölle trotzte, um dich zu besitzen – und wie sehr er dich immer noch liebt, der arme Verdammte, daß er noch ein Lächeln auf sein Gesicht zwingen kann, wenn er dich erblickt.« Und so erzählte er alles, vom allerersten Anfang an. |
"Poor Kokua," he said, again. "My poor child - my pretty. And I had thought all this while to spare you! Well, you shall know all. Then, at least, you will pity poor Keawe; then you will understand how much he loved you in the past - that he dared hell for your possession - and how much he loves you still (the poor condemned one), that he can yet call up a smile when he beholds you."
With that, he told her all, even from the beginning. |
»Dies hast du um mich getan?« rief sie. »Oh – dann habe ich auch keinen Kummer mehr!« |
"You have done this for me?" she cried "Ah, well, then what do I care!". |
Und sie umschlang ihn und weinte an seiner Brust. |
And she clasped and wept upon him. |
»Ach, Kind!« sagte Keawe. »Ich aber, wenn ich an das Höllenfeuer denke, ich habe recht viel Kummer!« |
"Ah, child!" said Keawe, "and yet, when I consider of the fire of hell, I care a good deal!" |
»Sprechen wir nicht davon!« sagte sie. »Kein Mensch kann verloren sein, weil er Kokua liebte und sonst keinen anderen Fehler begangen hat. Ich sage dir, Keawe, ich werde dich retten, mit diesen meinen Händen, oder mit dir vereint untergehen. Was! Du liebtest mich und gabst deine Seele hin, und du denkst, ich will nicht sterben, um dafür dich zu retten?« |
"Never tell me," said she; "no man can be lost because he loved Kokua, and no other fault. I tell you, Keawe, I shall save you with these hands, or perish in your company. What! you loved me, and gave your soul, and you think I will not die to save you in return?" |
»Ach, Geliebte! Du möchtest hundertmal sterben – welchen Unterschied würde das machen?« rief er. »weiter nichts, als daß ich dann einsam wäre, bis die Zeit meiner Verdammnis käme!« |
"Ah, my dear! you might die a hundred times, and what difference would that make?" he cried, "except to leave me lonely till the time comes of my damnation?" |
»Du weißt nichts!« sagte sie. »Ich wurde in einer Schule in Honolulu erzogen; ich bin kein gewöhnliches Mädchen. Und ich sage dir: Ich werde meinen Geliebten retten. Was sagtest du da von einem Cent? Die ganze Welt ist doch nicht amerikanisch? In England haben sie ja ein Geldstück, das sie einen Farthing nennen – das ist ungefähr ein halber Cent. Aber o weh!« rief sie. »Damit wird es ja kaum besser – denn der Käufer muß verloren und verdammt sein, und wir werden keinen Menschen finden, der so tapfer ist wie mein Keawe! Aber höre – da ist Frankreich! Da haben sie eine kleine Münze, die sie einen Centime nennen, und von denen gehen fünf auf einen Cent, oder so ungefähr. Besser könnte es uns nicht passen. Komm, Keawe – laß uns nach den französischen Inseln gehen; laß uns nach Tahiti gehen, so schnell uns Schiffe befördern können. Dort haben wir vier Centimes, drei Centimes, einen Centime; viermal also ist ein Verkauf und Kauf möglich; und wir sind zwei, um den Handel zu betreiben. Komm, mein Keawe! Küsse mich und jage die Sorgen weg! Kokua wird dich beschützen.« |
"You know nothing," said she. "I was educated in a school in Honolulu; I am no common girl. And I tell you, I shall save my lover. What is this you say about a cent? But all the world is not American. In England they have a piece they call a farthing, which is about half a cent. Ah! sorrow!" she cried, "that makes it scarcely better, for the buyer must be lost, and we shall find none so brave as my Keawe! But, then, there is France; they have a small coin there which they call a centime, and these go five to the cent or there-about. We could not do better. Come, Keawe, let us go to the French islands; let us go to Tahiti, as fast as ships can bear us. There we have four centimes, three centimes, two centimes, one centime; four possible sales to come and go on; and two of us to push the bargain. Come, my Keawe! kiss me, and banish care. Kokua will defend you." |
»Gottesgabe!« rief er. »Ich kann nicht glauben, daß Gott mich dafür bestrafen will, daß ich etwas so Gutes begehrt habe! Sei es also, wie du willst; bringe mich, wohin es dir beliebt: Ich lege mein Leben und Seelenheil in deine Hände.« |
"Gift of God!" he cried. "I cannot think that God will punish me for desiring aught so good! Be it as you will, then; take me where you please: I put my life and my salvation in your hands." |
In aller Frühe am nächsten Morgen war Kokua schon beim Packen. Sie nahm Keawes Kiste, die er als Matrose benutzt hatte; und zuerst legte sie die Flasche in eine Ecke; und dann packte sie ihre reichsten Kleider ein und die besten Schmucksachen, die sie im Hause hatten. »Denn«, sagte sie, »wir müssen wie reiche Leute aussehen – wer würde sonst an die Flasche glauben?« |
Early the next day Kokua was about her preparations. She took Keawe's chest that he went with sailoring; and first she put the bottle in a corner; and then packed it with the richest of their clothes and the bravest of the knick-knacks in the house. "For," said she, "we must seem to be rich folks, or who will believe in the bottle?" |
Und während der ganzen Zeit, da sie packte, war sie so lustig wie ein Vogel; nur wenn sie Keawe ansah, dann stürzten ihr die Tränen in die Augen und sie mußte hinlaufen und ihn küssen. Keawe aber war eine Last von seiner Seele los; jetzt, da er sein Geheimnis mit einem anderen Menschen teilte und Hoffnung vor sich sah, da schien er ein neuer Mensch geworden zu sein; seine Füße traten leicht auf die Erde, und das Atmen war ihm wieder eine Wonne. Aber immer noch lauerte Grauen an seinen Ellbogen; immer und immer wieder, wie der Wind eine Kerze ausbläst, starb in ihm die Hoffnung, und er sah die Flammen züngeln und die rote Glut in der Hölle brennen. |
All the time of her preparation she was as gay as a bird; only when she looked upon Keawe, the tears would spring in her eye, and she must run and kiss him. As for Keawe, a weight was off his soul; now that he had his secret shared, and some hope in front of him, he seemed like a new man, his feet went lightly on the earth, and his breath was good to him again. Yet was terror still at his elbow; and ever and again, as the wind blows out a taper, hope died in him, and he saw the flames toss and the red fire burn in hell. |
Sie verbreiteten in der Gegend das Gerücht, daß sie eine Vergnügungsreise nach den Staaten machten; das kam den Leuten sonderbar vor und war doch nicht so sonderbar wie die Wahrheit, wenn einer hätte die erraten können! So fuhren sie denn nach Honolulu mit der ›Hall‹ und von da auf der ›Umatilla‹ nach San Franzisko mit einem Haufen weißer Leute, und in San Franzisko machten sie die Überfahrt auf der Postbrigantine ›Tropic Bird‹ nach Papeete, dem Hauptort der Franzosen auf den Südsee-Inseln. Dort kamen sie nach einer angenehmen Reise an einem schönen Tage an und sahen das Riff mit der schäumenden Brandung, und Motuiti mit seinen Palmen, und den Schoner, der auf der Reede lag, und die weißen Häuser der Stadt unten am Strande entlang unter grünen Bäumen, und in der Höhe die Berge und die Wolken von Tahiti, der Insel der Weißen. |
It was given out in the country they were gone pleasuring to the States, which was thought a strange thing, and yet not so strange as the truth, if any could have guessed it. So they went to Honolulu in the HALL, and thence in the UMATILLA to San Francisco with a crowd of Haoles, and at San Francisco took their passage by the mail brigantine, the TROPIC BIRD, for Papeete, the chief place of the French in the south islands. Thither they came, after a pleasant voyage, on a fair day of the Trade Wind, and saw the reef with the surf breaking, and Motuiti with its palms, and the schooner riding within-side, and the white houses of the town low down along the shore among green trees, and overhead the mountains and the clouds of Tahiti, the wise island. |
Und die Leute sagten ihnen, das weiseste sei, ein Haus zu mieten. Das taten sie auch und nahmen eins gegenüber dem britischen Konsulat, gaben auf protzige Weise viel Geld aus und taten sich hervor mit schönen Wagen und Pferden. Dies konnten sie sich leisten, solange sie die Flasche in ihrem Besitz hatten. Denn Kokua war kühner als Keawe und verlangte, sooft sie Lust hatte, von dem Teufelchen zwanzig oder auch hundert Dollar. So wurden sie denn bald in der Stadt viel bemerkt; und die Fremden von Hawaii, ihr Reiten und ihr Fahren, Kokuas schöne Holokus und kostbare Spitzen wurden das Stadtgespräch. |
It was judged the most wise to hire a house, which they did accordingly, opposite the British Consul's, to make a great parade of money, and themselves conspicuous with carriages and horses. This it was very easy to do, so long as they had the bottle in their possession; for Kokua was more bold than Keawe, and, whenever she had a mind, called on the imp for twenty or a hundred dollars. At this rate they soon grew to be remarked in the town; and the strangers from Hawaii, their riding and their driving, the fine holokus and the rich lace of Kokua, became the matter of much talk. |
Mit der Sprache von Tahiti wurden sie nach dem allerersten Anfang ganz gut fertig; sie ähnelt in der Tat dem Hawaiischen, nur daß gewisse Buchstaben anders sind; und sobald sie sich einigermaßen gewandt ausdrücken konnten, begannen sie sich um den Verkauf der Flasche zu bemühen. Nun muß man bedenken, daß das nicht so leicht zu machen war; es war nicht so einfach, Leute dahin zu bringen, daß sie es für ernst hielten, wenn man sich erbot, für vier Centimes ihnen die Quelle von Wohlergehen und unerschöpflichem Reichtum zu verkaufen. Außerdem war es notwendig, die Gefahren der Flasche deutlich zu nennen. So kam es denn, daß einige überhaupt nicht an die ganze Geschichte glaubten und sie auslachten, andere aber um so mehr an die dunklere Seite dachten, ernste Gesichter machten und sich von Keawe und Kokua zurückzogen, als von Menschen, die mit dem Teufel zu tun hätten. Anstatt Boden zu gewinnen, begannen die beiden zu bemerken, daß man in der Stadt ihnen auswich; die Kinder liefen schreiend vor ihnen davon – für Kokua etwas Unerträgliches –, Katholiken bekreuzigten sich, wenn sie vorübergingen; und alle Menschen wichen wie auf Verabredung ihren Freundlichkeiten aus. |
They got on well after the first with the Tahitian language, which is indeed like to the Hawaiian, with a change of certain letters; and as soon as they had any freedom of speech, began to push the bottle. You are to consider it was not an easy subject to introduce; it was not easy to persuade people you were in earnest, when you offered to sell them for four centimes the spring of health and riches inexhaustible. It was necessary besides to explain the dangers of the bottle; and either people disbelieved the whole thing and laughed, or they thought the more of the darker part, became overcast with gravity, and drew away from Keawe and Kokua, as from persons who had dealings with the devil. So far from gaining ground, these two began to find they were avoided in the town; the children ran away from them screaming, a thing intolerable to Kokua; Catholics crossed themselves as they went by; and all persons began with one accord to disengage themselves from their advances. |
Da kam Niedergeschlagenheit über sie. Nach der Mühsal eines Tages saßen sie abends in ihrem neuen Hause und sprachen kein Wort miteinander, aber das Schweigen wurde dadurch gebrochen, daß Kokua plötzlich laut aufschluchzte; manchmal beteten sie miteinander; manchmal holten sie ihre Flasche hervor, stellten sie auf den Boden und saßen den ganzen Abend und sahen zu, wie der Schatten in der Mitte tanzte. Dann hatten sie Angst, zu Bett zu gehen. Eis dauerte lange, bis Schlaf zu ihnen kam, und wenn eines von ihnen eingeschlummert war und dann aufwachte, fand es das andere, wie es stumm im Finstern weinte; oder auch, das andere war aus dem Hause geflohen und aus der Nachbarschaft der Flasche, um unter den Bananen im Gärtchen auf und ab zu gehen oder im Mondschein am Strande zu wandern. |
Depression fell upon their spirits. They would sit at night in their new house, after a day's weariness, and not exchange one word, or the silence would be broken by Kokua bursting suddenly into sobs. Sometimes they would pray together; sometimes they would have the bottle out upon the floor, and sit all evening watching how the shadow hovered in the midst. At such times they would be afraid to go to rest. It was long ere slumber came to them, and, if either dozed off, it would be to wake and find the other silently weeping in the dark, or, perhaps, to wake alone, the other having fled from the house and the neighbourhood of that bottle, to pace under the bananas in the little garden, or to wander on the beach by moonlight. |
So war es eines Nachts, als Kokua erwachte. Keawe war fort. Sie fühlte im Bett nach ihm, und sein Platz war kalt. Da befiel sie Furcht, und sie richtete sich im Bett auf. Ein bißchen Mondschein drang durch die Ritzen der Läden ein, das Zimmer war hell, und sie konnte die Flasche auf dem Fußboden sehen. Draußen wehte ein starker Wind, die großen Bäume in der Allee rauschten und ächzten laut, und die abgefallenen Blätter raschelten auf der Veranda. In all diesen Geräuschen hörte Kokua einen anderen Ton; ob er von einem Tier oder von einem Menschen ausging, konnte sie kaum sagen, aber der Ton war todestraurig und schnitt ihr in die Seele. Leise stand sie auf, öffnete die Tür ein wenig und sah hinaus auf den mondhellen Garten. Da lag Keawe unter den Bananen, den Mund in den Staub gedrückt, und wie er so lag, stöhnte er. |
One night it was so when Kokua awoke. Keawe was gone. She felt in the bed and his place was cold. Then fear fell upon her, and she sat up in bed. A little moonshine filtered through the shutters. The room was bright, and she could spy the bottle on the floor. Outside it blew high, the great trees of the avenue cried aloud, and the fallen leaves rattled in the verandah. In the midst of this Kokua was aware of another sound; whether of a beast or of a man she could scarce tell, but it was as sad as death, and cut her to the soul. Softly she arose, set the door ajar, and looked forth into the moonlit yard. There, under the bananas, lay Keawe, his mouth in the dust, and as he lay he moaned. |
Kokuas erster Gedanke war, hinauszulaufen und ihn zu trösten; aber ihr zweiter Gedanke hielt sie mit Macht zurück. Keawe hatte sich vor seiner Frau wie ein tapferer Mann gehalten; es geziemte ihr nicht, in der Stunde seiner Schwachheit ihn zu beschämen. Mit diesem Gedanken ging sie in das Haus zurück. |
It was Kokua's first thought to run forward and console him; her second potently withheld her. Keawe had borne himself before his wife like a brave man; it became her little in the hour of weakness to intrude upon his shame. With the thought she drew back into the house. |
«Himmel!« sagte sie bei sich selber. »Wie gedankenlos bin ich gewesen – wie schwach! Nicht ich, sondern er schwebt in dieser ewigen Gefahr; er, nicht ich, nahm den Fluch auf seine Seele. Um meinetwillen, aus Liebe zu einem Geschöpf, das so wenig wert ist und so wenig helfen kann, sieht er jetzt die Flammen der Hölle vor sich – ja, riecht schon ihren Qualm, wie er da draußen liegt in Sturm und Mondschein. Bin ich so stumpfsinnig, daß ich bis jetzt niemals meine Pflicht geahnt habe, oder sah ich sie schon vorher und schob sie beiseite? Aber nun will ich wenigstens meine Seele in beide Hände meiner Liebe nehmen; jetzt nehme ich Abschied von den weißen Stufen zum Himmel und den wartenden Gesichtern meiner Freunde. Liebe um Liebe – und möge meine Liebe Keawes Liebe gleich sein! Seele um Seele – laß es die meinige sein, die zugrunde geht!« |
"Heaven!" she thought, "how careless have I been - how weak! It is he, not I, that stands in this eternal peril; it was he, not I, that took the curse upon his soul. It is for my sake, and for the love of a creature of so little worth and such poor help, that he now beholds so close to him the flames of hell - ay, and smells the smoke of it, lying without there in the wind and moonlight. Am I so dull of spirit that never till now I have surmised my duty, or have I seen it before and turned aside? But now, at least, I take up my soul in both the hands of my affection; now I say farewell to the white steps of heaven and the waiting faces of my friends. A love for a love, and let mine be equalled with Keawe's! A soul for a soul, and be it mine to perish!" |
Sie war ein flinkes, behendes Weib und schnell mit ihrem Anzug fertig. Sie nahm in ihre Hand das Wechselgeld – die kostbaren Centimestücke, die sie immer bereithielten; denn diese Münze ist wenig im Gebrauch, und sie hatten sich bei einer amtlichen Stelle damit versehen. Als sie draußen in der Allee war, trieb der Wind Wolken heran, und der Mond verdunkelte sich; die Stadt lag im Schlaf, und sie wußte nicht, wohin sie gehen sollte, bis sie im Schatten der Bäume einen Menschen husten hörte. |
She was a deft woman with her hands, and was soon apparelled. She took in her hands the change - the precious centimes they kept ever at their side; for this coin is little used, and they had made provision at a Government office. When she was forth in the avenue clouds came on the wind, and the moon was blackened. The town slept, and she knew not whither to turn till she heard one coughing in the shadow of the trees. |
»Alter Mann«, sagte Kokua, »was suchst du hier draußen in der kalten Nacht?« |
"Old man," said Kokua, "what do you here abroad in the cold night?" |
Der alte Mann konnte vor Husten kaum sprechen, aber sie verstand schließlich so viel, daß er alt und arm war und fremd auf der Insel. |
The old man could scarce express himself for coughing, but she made out that he was old and poor, and a stranger in the island. |
»Willst du mir einen Dienst erweisen?« sagte Kokua. »Als ein Fremdling dem anderen und als ein alter Mann einem jungen Weibe – willst du einer Tochter Hawaiis helfen?« |
"Will you do me a service?" said Kokua. "As one stranger to another, and as an old man to a young woman, will you help a daughter of Hawaii?" |
»Oho!« sagte der alte Mann. »So bist du die Hexe von den acht Inseln und suchst sogar meine arme Seele zu umstricken? Aber ich habe von dir gehört und spotte deiner sündhaften Lockung!« |
"Ah," said the old man. "So you are the witch from the eight islands, and even my old soul you seek to entangle. But I have heard of you, and defy your wickedness." |
»Setz dich hierher«, sagte Kokua, »und laß mich dir eine Geschichte erzählen.« |
"Sit down here," said Kokua, "and let me tell you a tale." |
Und sie erzählte ihm die Geschichte von Keawe, vom Anfang bis zum Ende, und so schloß sie: |
And she told him the story of Keawe from the beginning to the end. |
»Nun, ich bin seine Frau, die er mit dem Heil seiner Seele erkauft hat. Was könnte ich tun? Wenn ich selber zu ihm ginge und ihm anböte, die Flasche zu kaufen, würde er nein sagen. Aber wenn du gehst – dann wird er sie bereitwillig verkaufen. Ich will hier auf dich warten; du kaufst sie für vier Centimes, und ich kaufe sie dir für drei wieder ab. Und der Herrgott gebe einem armen Mädchen Kraft!« |
"And now," said she, "I am his wife, whom he bought with his soul's welfare. And what should I do? If I went to him myself and offered to buy it, he would refuse. But if you go, he will sell it eagerly; I will await you here; you will buy it for four centimes, and I will buy it again for three. And the Lord strengthen a poor girl!" |
»Wenn du mit falschem Herzen redest«, sagte der alte Mann, »so glaube ich, Gott würde dich auf der Stelle sterben lassen.« |
"If you meant falsely," said the old man, "I think God would strike you dead." |
»Das würde er! Verlaß dich drauf, das würde er! Ich könnte nicht verräterisch sein – Gott würde es nicht leiden.« |
"He would!" cried Kokua. "Be sure he would. I could not be so treacherous - God would not suffer it." |
»Gib mir die vier Centimes und warte hier auf mich«, sagte der alte Mann. |
"Give me the four centimes and await me here," said the old man. |
Als nun Kokua allein auf der Straße stand, erstarrte ihre Seele. Der Wind heulte in den Bäumen, und ihr kam es vor, wie wenn es das Rauschen der Höllenflammen wäre; die Schatten schwankten im Licht der Straßenlaterne, und sie kamen ihr vor wie Hände böser Geister, die nach ihr griffen. Hätte sie die Kraft gehabt, so hätte sie weglaufen müssen, und hätte sie den Atem gehabt, so hätte sie laut schreien müssen; aber wirklich, sie konnte weder das eine noch das andere und stand und zitterte da in der Allee wie ein geängstigtes Kind. |
Now, when Kokua stood alone in the street, her spirit died. The wind roared in the trees, and it seemed to her the rushing of the flames of hell; the shadows tossed in the light of the street lamp, and they seemed to her the snatching hands of evil ones. If she had had the strength, she must have run away, and if she had had the breath she must have screamed aloud; but, in truth, she could do neither, and stood and trembled in the avenue, like an affrighted child. |
Dann sah sie den alten Mann zurückkommen, und er hielt die Flasche in seiner Hand. |
Then she saw the old man returning, and he had the bottle in his hand. |
»Ich habe nach deinem Wunsch getan«, sagte er. »Als ich deinen Mann verließ, weinte er wie ein Kind; heute nacht wird er ruhig schlafen.« |
"I have done your bidding," said he. "I left your husband weeping like a child; to-night he will sleep easy." |
Er hielt ihr die Flasche hin. |
And he held the bottle forth. |
»Bevor du sie mir gibst«, sagte Kokua keuchend, »nimm das Gute mit dem Bösen – verlange von deinem Husten befreit zu werden.« |
"Before you give it me," Kokua panted, "take the good with the evil - ask to be delivered from your cough." |
»Ich bin ein alter Mann«, erwiderte er, »und zu nahe am Tor des Grabes, um vom Teufel eine Gunst anzunehmen. Aber was ist dies? Warum nimmst du nicht die Flasche? Zögerst du?« |
"I am an old man," replied the other, "and too near the gate of the grave to take a favour from the devil. But what is this? Why do you not take the bottle? Do you hesitate?" |
»Nichts von Zögern!« rief Kokua. »Ich bin nur schwach. Gönne mir einen Augenblick noch. Es ist nur meine Hand, die widerstrebt; mein Fleisch schreckt zurück vor dem verfluchten Ding. Einen Augenblick nur!« |
"Not hesitate!" cried Kokua. "I am only weak. Give me a moment. It is my hand resists, my flesh shrinks back from the accursed thing. One moment only!" |
Der alte Mann sah Kokua freundlich an; dann sagte er: »Armes Kind! Du hast Angst; deine Seele täuscht dich. Wohlan, laß mich die Flasche behalten. Ich bin alt und kann in dieser Welt nicht mehr glücklich sein, und was in der nächsten –« |
The old man looked upon Kokua kindly. "Poor child!" said he, "you fear; your soul misgives you. Well, let me keep it. I am old, and can never more be happy in this world, and as for the next - " |
»Gib sie mir!« keuchte Kokua. »Hier ist dein Geld. Denkst du, ich bin so gemein? Gib mir die Flasche.« |
"Give it me!" gasped Kokua. "There is your money. Do you think I am so base as that? Give me the bottle." |
»Gott segne dich, Kind!« sagte der Alte. |
"God bless you, child," said the old man. |
Kokua verbarg die Flasche unter dem Holoku, sagte dem alten Mann Lebewohl und ging den Baumgang entlang, es war ihr gleichgültig, wohin. Denn alle Wege waren für sie jetzt gleich – sie führten alle in die Hölle. Manchmal ging sie, manchmal lief sie, manchmal schrie sie laut in die Nacht hinaus, manchmal lag sie im Straßenstaub und weinte. Alles, was sie von der Hölle gehört hatte, fiel ihr ein; sie sah die Flammen lodern und roch den Qualm, und ihr Fleisch verfiel auf den glühenden Kohlen. |
Kokua concealed the bottle under her holoku, said farewell to the old man, and walked off along the avenue, she cared not whither. For all roads were now the same to her, and led equally to hell. Sometimes she walked, and sometimes ran; sometimes she screamed out loud in the night, and sometimes lay by the wayside in the dust and wept. All that she had heard of hell came back to her; she saw the flames blaze, and she smelt the smoke, and her flesh withered on the coals. |
Als es fast Morgen war, kam sie wieder zur Besinnung und ging zu ihrem Haus zurück. Es war genau, wie der alte Mann gesagt hatte: Keawe schlummerte wie ein Kind. Kokua stand da, starrte auf sein Antlitz und sagte: |
Near day she came to her mind again, and returned to the house. It was even as the old man said - Keawe slumbered like a child. Kokua stood and gazed upon his face. |
»Jetzt, mein Gatte, kannst du schlafen. Wenn du erwachst, kannst du singen und lachen. Aber die arme Kokua, die nichts Böses dachte – ach! für die arme Kokua gibt es keinen Schlaf mehr, kein Singen mehr, keine Freude mehr – weder auf Erden noch im Himmel.« |
"Now, my husband," said she, "it is your turn to sleep. When you wake it will be your turn to sing and laugh. But for poor Kokua, alas! that meant no evil - for poor Kokua no more sleep, no more singing, no more delight, whether in earth or heaven." |
Und sie legte sich in das Bett an seine Seite, und ihr Elend war so groß, daß sie augenblicklich in einen tiefen Schlaf verfiel. |
With that she lay down in the bed by his side, and her misery was so extreme that she fell in a deep slumber instantly. |
Spät am Morgen weckte ihr Gatte sie auf und erzählte ihr die gute Nachricht. Er war anscheinend ganz wahnsinnig vor Entzücken, denn er achtete gar nicht auf ihren Kummer, obgleich sie diesen nur schlecht verhehlen konnte. Die Worte blieben ihr in der Kehle stecken; Keawe sprach genug für beide. Sie aß keinen Bissen, aber wer hätte das bemerken sollen? Keawe leerte die ganze Schüssel. Kokua sah und hörte ihn wie etwas Sonderbares in einem Traum; zeitweise vergaß sie ihr Unglück oder zweifelte daran und legte ihre Hände auf die Stirne; daß sie selber sich verdammt wußte und dabei ihren Gatten schwatzen hörte, erschien so ungeheuerlich. |
Late in the morning her husband woke her and gave her the good news. It seemed he was silly with delight, for he paid no heed to her distress, ill though she dissembled it. The words stuck in her mouth, it mattered not; Keawe did the speaking. She ate not a bite, but who was to observe it? for Keawe cleared the dish. Kokua saw and heard him, like some strange thing in a dream; there were times when she forgot or doubted, and put her hands to her brow; to know herself doomed and hear her husband babble, seemed so monstrous. |
Die ganze Weile aß Keawe, plauderte, machte Pläne für ihre Rückfahrt und dankte ihr dafür, daß sie ihn gerettet habe, schmeichelte ihr und nannte sie die treue Helferin, die schließlich doch Rat gewußt habe. Er lachte über den alten Mann, der so dumm gewesen wäre, die Flasche zu kaufen. |
All the while Keawe was eating and talking, and planning the time of their return, and thanking her for saving him, and fondling her, and calling her the true helper after all. He laughed at the old man that was fool enough to buy that bottle. |
»Er sah aus wie ein würdiger alter Mann«, sagte Keawe, »aber kein Mensch kann nach dem äußeren Schein urteilen; denn wozu wollte der alte Schuft die Flasche haben?« |
"A worthy old man he seemed," Keawe said. "But no one can judge by appearances. For why did the old reprobate require the bottle?" |
»Lieber Mann«, sagte Kokua bescheiden, »seine Absicht ist vielleicht gut gewesen.« |
"My husband," said Kokua, humbly, "his purpose may have been good." |
Keawe lachte ärgerlich und rief: |
Keawe laughed like an angry man. |
»Papperlapapp! Ein alter Schuft war er, sage ich dir; und ein alter Esel dazu! Denn es war schwer genug, die Flasche für vier Centimes zu verkaufen; und für drei, das wird ganz unmöglich sein. Es ist nicht mehr Spielraum genug, das Ding beginnt schon sengerig zu riechen – brrr!« sagte er und schauderte. »Allerdings kaufte ich selber sie für einen Cent, als ich nicht wußte, daß es kleinere Münzen gebe. Ich lief wie ein Narr herum und fand keinen Käufer – du hattest mehr Glück; aber niemals wird noch einer gefunden werden – und wer die Flasche jetzt hat, der wird mit ihr zur Hölle fahren!« |
"Fiddle-de-dee!" cried Keawe. "An old rogue, I tell you; and an old ass to boot. For the bottle was hard enough to sell at four centimes; and at three it will be quite impossible. The margin is not broad enough, the thing begins to smell of scorching - brrr!" said he, and shuddered. "It is true I bought it myself at a cent, when I knew not there were smaller coins. I was a fool for my pains; there will never be found another: and whoever has that bottle now will carry it to the pit." |
»O mein Gatte!« sagte Kokua. »Ist es nicht schrecklich, sich selber durch das ewige Verderben eines anderen zu retten? Mir scheint,
ich könnte darüber nicht lachen. Ich würde mich demütig fühlen. Ich würde voll Trauer sein. Ich würde für den armen Menschen beten, der die Flasche hat.« |
"O my husband!" said Kokua. "Is it not a terrible thing to save oneself by the eternal ruin of another? It seems to me I could not laugh. I would be humbled. I would be filled with melancholy. I would pray for the poor holder." |
Da wurde Keawe noch ärgerlicher, weil er die Wahrheit ihrer Worte fühlte, und er rief: |
Then Keawe, because he felt the truth of what she said, grew the more angry. |
»Firlefanz! Du magst voll Trauer sein, wenn du Lust hast. Aber ein gutes Weib denkt nicht so! Wenn du überhaupt an mich dächtest, würdest du dich jetzt schämen!« |
"Heighty-teighty!" cried he. "You may be filled with melancholy if you please. It is not the mind of a good wife. If you thought at all of me, you would sit shamed." |
Hierauf ging er aus, und Kokua war allein. |
Thereupon he went out, and Kokua was alone. |
Welche Aussicht hatte sie, die Flasche für drei Centimes zu verkaufen? Keine – das sah sie klar und deutlich. Und wenn sie auch eine Aussicht hätte – ihr Mann nahm sie ja in aller Eile mit nach einem Lande, wo es keine kleinere Münze gab als einen Cent. Und hier – an dem Morgen ihrer Selbstopferung – lief ihr Gatte von ihr weg und schalt sie aus! |
What chance had she to sell that bottle at two centimes? None, she perceived. And if she had any, here was her husband hurrying her away to a country where there was nothing lower than a cent. And here - on the morrow of her sacrifice - was her husband leaving her and blaming her. |
Sie wollte nicht einmal versuchen, die Zeit auszunutzen, die sie noch hatte, sondern saß zu Hause. Bald holte sie die Flasche hervor und sah sie in unaussprechlicher Angst an. Bald verbarg sie sie voll Ekel an irgendeinem Ort, wo sie sie nicht sah. |
She would not even try to profit by what time she had, but sat in the house, and now had the bottle out and viewed it with unutterable fear, and now, with loathing, hid it out of sight. |
Nach einer Zeit kam Keawe heim und sagte ihr, sie solle mit ihm spazierenfahren. |
By-and-by, Keawe came back, and would have her take a drive. |
»Mein Gatte«, antwortete sie, »ich bin krank, mir ist nicht gut zumute. Entschuldige mich – ich kann an keine Vergnügungen denken.« |
"My husband, I am ill," she said. "I am out of heart. Excuse me, I can take no pleasure." |
Da wurde Keawe noch zorniger. Auf sie, weil er glaubte, sie denke nur noch über das Geschick des alten Mannes nach. Auf sich selber, weil er ihr eigentlich recht gab und weil er sich schämte, so glücklich zu sein. |
Then was Keawe more wroth than ever. With her, because he thought she was brooding over the case of the old man; and with himself, because he thought she was right, and was ashamed to be so happy. |
»Das ist deine Treue!« rief er. »Das ist deine Liebe! Dein Gatte ist gerade eben von ewigem Verderben errettet, das er nur deinetwillen auf sich nahm – und du kannst nic ht an Vergnügen denken! Kokua, du hast kein aufrichtiges Herz!« |
"This is your truth," cried he, "and this your affection! Your husband is just saved from eternal ruin, which he encountered for the love of you - and you can take no pleasure! Kokua, you have a disloyal heart." |
Wütend lief er wieder weg und zog den ganzen Tag in der Stadt herum. Er traf Freunde und zechte mit ihnen; sie nahmen einen Wagen und fuhren aufs Land und zechten dort auch wieder. Die ganze Zeit über war's Keawe unbehaglich zumute, weil er sich vergnügte, während seine Frau traurig seinem Herzen wußte, daß sie mehr im Recht war als er; und weil er das wußte, trank er um so mehr. |
He went forth again furious, and wandered in the town all day. He met friends, and drank with them; they hired a carriage and drove into the country, and there drank again. All the time Keawe was ill at ease, because he was taking this pastime while his wife was sad, and because he knew in his heart that she was more right than he; and the knowledge made him drink the deeper. |
Nun war unter den Zechern, die mit ihm tranken, auch ein roher Mensch, ein Weißer, der früher Bootsmann auf einem Walfischfänger gewesen war, ein Landstreicher, Goldgräber, Galgenvogel, ein gemein denkender, dreckschnauziger Kerl. Er soff und freute sich, wenn er andere betrunken sah, und er drängte Keawe zum Trinken. Bald hatte die ganze Gesellschaft kein Geld mehr. |
Now there was an old brutal Haole drinking with him, one that had been a boatswain of a whaler, a runaway, a digger in gold mines, a convict in prisons. He had a low mind and a foul mouth; he loved to drink and to see others drunken; and he pressed the glass upon Keawe. Soon there was no more money in the company. |
Da rief der Bootsmann: »Hör mal, du! Du bist ja reich – hast es wenigstens fortwährend gesagt. Du hast 'ne Flasche oder so 'nen Affenkram.« |
"Here, you!" says the boatswain, "you are rich, you have been always saying. You have a bottle or some foolishness." |
»Ja«, sagte Keawe, »ich bin reich; ich will in die Stadt gehen und etwas Geld von meiner Frau holen; sie hat es in Verwahrung.« |
"Yes," says Keawe, "I am rich; I will go back and get some money from my wife, who keeps it." |
»Das ist Unsinn, Maat«, sagte der Bootsmann, »traue niemals einem Unterrock mit den Dollars! Sie sind alle so falsch wie Wasser; halte lieber ein Auge auf sie!« |
"That's a bad idea, mate," said the boatswain. "Never you trust a petticoat with dollars. They're all as false as water; you keep an eye on her." |
Nun, dieses Wort machte Eindruck auf Keawe; denn er war von all dem Trinken nicht mehr ganz klar im Kopf; und er dachte: |
Now, this word struck in Keawe's mind; for he was muddled with what he had been drinking. |
»Ich sollte mich allerdings nicht wundern, wenn sie falsch wäre! Warum wäre sie sonst so niedergeschlagen, da ich doch erlöst bin? Aber ich will ihr zeigen, daß ich nicht der Mann bin, mit mir spaßen zu lassen! Ich will sie auf frischer Tat ertappen!« |
"I should not wonder but she was false, indeed," thought he. "Why else should she be so cast down at my release? But I will show her I am not the man to be fooled. I will catch her in the act." |
Sie gingen demgemäß nach der Stadt zurück. Keawe sagte dem Bootsmann, er solle an der Ecke, beim alten Gefängnis, auf ihn warten und ging allein die Allee hinauf bis an die Tür seines Hauses. Es war wieder Abend geworden; drinnen war Licht, aber kein Laut war zu hören, und Keawe schlich um die Ecke, öffnete sachte die Hintertür und sah hinein. |
Accordingly, when they were back in town, Keawe bade the boatswain wait for him at the corner, by the old calaboose, and went forward up the avenue alone to the door of his house. The night had come again; there was a light within, but never a sound; and Keawe crept about the corner, opened the back door softly, and looked in. |
Da saß Kokua auf dem Fußboden, die Lampe neben ihr, vor ihr stand eine milchweiße Flasche mit einem runden Bauch und einem langen Hals; und Kokua sah die Flasche an und rang die Hände. |
There was Kokua on the floor, the lamp at her side; before her was a milk-white bottle, with a round belly and a long neck; and as she viewed it, Kokua wrung her hands. |
Lange Zeit stand Keawe da in der Tür und schaute. Erst war er so verblüfft, daß er nicht denken konnte; dann kam Angst über ihn, der Handel sei nicht richtig gewesen und die Flasche wieder zu ihm zurückgekommen wie damals in San Franzisko. Und da zitterten ihm die Knie, und die Dünste des Weines verflogen aus seinem Kopf wie Nebel von einem Fluß am Morgen. Und dann hatte er einen anderen Gedanken, und das war ein seltsamer, der die Wangen erglühen machte. Und er sagte zu sich selber: |
A long time Keawe stood and looked in the doorway. At first he was struck stupid; and then fear fell upon him that the bargain had been made amiss, and the bottle had come back to him as it came at San Francisco; and at that his knees were loosened, and the fumes of the wine departed from his head like mists off a river in the morning. And then he had another thought; and it was a strange one, that made his cheeks to burn. |
»Hierüber muß ich Gewißheit haben!« |
"I must make sure of this," thought he. |
So schloß er die Tür, ging leise wieder um die Hausecke und trat dann geräuschvoll in den Garten, wie wenn er gerade eben nach Hause gekommen wäre! Und siehe da! Als er die Haustür öffnete, war keine Flasche zu sehen, Kokua saß auf einem Stuhl und fuhr empor wie ein Mensch, der aus dem Schlaf geweckt wird. |
So he closed the door, and went softly round the corner again, and then came noisily in, as though he were but now returned. And, lo! by the time he opened the front door no bottle was to be seen; and Kokua sat in a chair and started up like one awakened out of sleep. |
»Ich habe den ganzen Tag gezecht und bin lustig gewesen«, sagte Keawe. »Ich war mit guten Gesellen zusammen und bin bloß gekommen, mir Geld zu holen; dann geh' ich wieder mit ihnen zechen und jubeln.« |
"I have been drinking all day and making merry," said Keawe. "I have been with good companions, and now I only come back for money, and return to drink and carouse with them again." |
Dabei waren sein Gesicht und seine Stimme so erregt wie das Jüngste Gericht; aber Kokua war zu verstört, um das zu bemerken. |
Both his face and voice were as stern as judgment, but Kokua was too troubled to observe. |
»Du hast recht, lieber Mann; es ist ja dein eigenes Geld«, sagte sie, und dabei zitterte ihre Stimme. |
"You do well to use your own, my husband," said she, and her words trembled. |
»Oh, ich tue immer recht, in allen Dingen!« sagte Keawe, und er ging stracks auf die Kiste los und nahm Geld heraus. Aber außerdem sah er in die Ecke, wo sie die Flasche aufbewahrt hatten, und da stand die Flasche. |
"O, I do well in all things," said Keawe, and he went straight to the chest and took out money. But he looked besides in the corner where they kept the bottle, and there was no bottle there. |
Da schwankte vor ihm die Kiste auf dem Fußboden wie eine Meereswoge, und das Haus drehte sich um ihn wie ein Kranz von Rauch, denn er sah, daß er jetzt verloren war und daß es kein Entrinnen gab. »Es ist, wie ich befürchtete«, dachte er, »sie hat die Flasche gekauft.« |
At that the chest heaved upon the floor like a sea-billow, and the house span about him like a wreath of smoke, for he saw he was lost now, and there was no escape. "It is what I feared," he thought. "It is she who has bought it." |
Und dann kam er wieder zu sich selber und stand auf, aber der Schweiß strömte über sein Gesicht, so dick wie Regen und so kalt wie Brunnenwasser. Und er sagte: |
And then he came to himself a little and rose up; but the sweat streamed on his face as thick as the rain and as cold as the well-water. |
»Kokua, was ich dir heute sagte, paßt sich nicht für mich. Jetzt gehe ich wieder zu meinen lustigen Gesellen, um mit ihnen lustig zu sein«, und dabei lachte er gemütlich. »Das Weinglas wird mir mehr Vergnügen machen, wenn du mir verzeihst.« |
"Kokua," said he, "I said to you to-day what ill became me. Now I return to carouse with my jolly companions," and at that he laughed a little quietly. "I will take more pleasure in the cup if you forgive me." |
Im Nu umschlang sie seine Knie, sie küßte seine Knie mit strömenden Tränen und rief: |
She clasped his knees in a moment; she kissed his knees with flowing tears. |
»Oh! Ich verlangte bloß ein freundliches Wort!« |
"O," she cried, "I asked but a kind word!" |
»Laß uns niemals wieder hart voneinander denken!« sagte Keawe, und schon war er zum Hause hinaus. |
"Let us never one think hardly of the other," said Keawe, and was gone out of the house. |
Nun war das Geld, das Keawe genommen hatte, nur etwas von dem Vorrat an Centimestücken, die sie gleich nach ihrer Ankunft sich besorgt hatten. Ganz gewiß hatte er keine Lust, noch zu trinken! Sein Weib hatte ihre Seele für ihn hingegeben – jetzt mußte er seine Seele für sie hingeben. Kein anderer Gedanke war auf der ganzen Welt für ihn da. |
Now, the money that Keawe had taken was only some of that store of centime pieces they had laid in at their arrival. It was very sure he had no mind to be drinking. His wife had given her soul for him, now he must give his for hers; no other thought was in the world with him. |
An der Ecke, beim alten Stockhaus, stand der Bootsmann und wartete auf ihn. |
At the corner, by the old calaboose, there was the boatswain waiting. |
»Meine Frau hat die Flasche«, sagte Keawe, »und wenn du mir nicht hilfst, sie von ihr herauszukriegen, gibt's heute abend kein Geld mehr und kein Getränk mehr.« |
"My wife has the bottle," said Keawe, "and, unless you help me to recover it, there can be no more money and no more liquor to-night." |
»Du willst doch nicht sagen, daß das mit der Flasche ernst ist?« rief der Bootsmann. |
"You do not mean to say you are serious about that bottle?" cried the boatswain. |
»Da ist die Laterne!« sagte Keawe. »Sehe ich aus, wie wenn ich Spaß machte?« |
"There is the lamp," said Keawe. "Do I look as if I was jesting?" |
»Das stimmt. Du siehst so ernsthaft aus wie ein Gespenst.« |
"That is so," said the boatswain. "You look as serious as a ghost." |
»Na also!« sagte Keawe. »Hier sind zwei Centimes; du mußt zu meiner Frau ins Haus gehen und ihr diese für die Flasche anbieten, die sie dir – wenn ich mich nicht sehr irre – augenblicklich geben wird. Bringe sie mir hierher, und ich werde sie für einen Centime wieder von dir zurückkaufen; denn das ist bei der Flasche Gesetz: daß sie stets für eine geringere Summe verkauft werden muß, als sie gekostet hat. Aber was du auch tust – sag ihr auf keinen Fall ein Wort davon, daß du von mir kommst!« |
"Well, then," said Keawe, "here are two centimes; you must go to my wife in the house, and offer her these for the bottle, which (if I am not much mistaken) she will give you instantly. Bring it to me here, and I will buy it back from you for one; for that is the law with this bottle, that it still must be sold for a less sum. But whatever you do, never breathe a word to her that you have come from me." |
»Maat! Hast du mich auch nicht zum besten?« sagte der Bootsmann. |
"Mate, I wonder are you making a fool of me?" asked the boatswain. |
»Wenn ich's täte, könnte es dir ja nichts schaden«, antwortete Keawe. |
"It will do you no harm if I am," returned Keawe. |
»Da hast du recht, Maat«, sagte der Bootsmann. |
"That is so, mate," said the boatswain. |
»Und wenn du an meinen Worten zweifelst«, fuhr Keawe fort, »so kannst du einen Versuch machen. Sobald du aus dem Haus heraus bist, wünsche dir deine Tasche voll Geld oder eine Flasche vom besten Rum oder was du magst, und du wirst sehen, was das Ding leistet.« |
"And if you doubt me," added Keawe, "you can try. As soon as you are clear of the house, wish to have your pocket full of money, or a bottle of the best rum, or what you please, and you will see the virtue of the thing." |
»Schön, Kanake!« sagte der Bootsmann. »Ich will's versuchen; aber wenn du deinen Spaß mit nur treibst, dann treib' ich meinen auf deinem Buckel mit 'nem Tauende!« |
"Very well, Kanaka," says the boatswain. "I will try; but if you are having your fun out of me, I will take my fun out of you with a belaying pin." |
So ging denn der Bootsmann die Allee hinauf, und Keawe stand und wartete. Es war beinahe dieselbe Stelle, wo Kokua die Nacht zuvor gewartet hatte; aber Keawe war fester entschlossen und schwankte nicht einen Augenblick in seinem Vorhaben; nur war seine Seele bitter vor Verzweiflung. |
So the whaler-man went off up the avenue; and Keawe stood and waited. It was near the same spot where Kokua had waited the night before; but Keawe was more resolved, and never faltered in his purpose; only his soul was bitter with despair. |
Es kam ihm vor, wie wenn er lange Zeit gewartet hätte, als er endlich eine Stimme in der dunklen Allee singen hörte. Er erkannte die Stimme als die des Bootsmanns, aber es war sonderbar, wie betrunken sie plötzlich klang. |
It seemed a long time he had to wait before he heard a voice singing in the darkness of the avenue. He knew the voice to be the boatswain's; but it was strange how drunken it appeared upon a sudden. |
Dann kam der Mann selbst in den Lichtkreis der Laterne getaumelt. Er hatte des Teufels Flasche in seinen Rock gesteckt und diesen zugeknöpft. Eine andere Flasche hielt er in der Hand, und in dem Augenblick, als er in Sicht kam, hob er sie an seinen Mund und trank. |
Next, the man himself came stumbling into the light of the lamp. He had the devil's bottle buttoned in his coat; another bottle was in his hand; and even as he came in view he raised it to his mouth and drank. |
»Du hast sie, wie ich sehe«, sagte Keawe. |
"You have it," said Keawe. "I see that." |
»Hand vom Sack!« rief der Bootsmann und sprang zurück. »Komm mir bloß einen Schritt zu nahe und ich hau' dir in die Fresse! Du dachtest wohl, du könntest mich als deinen Dummen schicken, was?« |
"Hands off!" cried the boatswain, jumping back. "Take a step near me, and I'll smash your mouth. You thought you could make a cat's-paw of me, did you?" |
»Was meinst du!« rief Keawe. |
"What do you mean?" cried Keawe. |
»Was ich meine?« brüllte der Bootsmann. »Das ist 'ne verdammt gute Flasche, jawoll! Das mein' ich! Wie ich sie für zwei Centimes bekam, kann ich nicht begreifen. Aber ganz gewiß sollst du sie nicht für einen kriegen!« |
"Mean?" cried the boatswain. "This is a pretty good bottle, this is; that's what I mean. How I got it for two centimes I can't make out; but I'm sure you shan't have it for one." |
»Du meinst, du willst sie nicht verkaufen?« |
"You mean you won't sell?" gasped Keawe. |
»Nä, Herr!« rief der Bootsmann. »Aber ich will dir einen Schluck von dem Rum geben, wenn du Lust hast.« |
"No, SIR!" cried the boatswain. "But I'll give you a drink of the rum, if you like." |
»Ich sage dir, der Mann, der die Flasche hat, fährt zur Hölle!« |
"I tell you," said Keawe, "the man who has that bottle goes to hell." |
»Ich denke, dahin fahre ich sowieso!« antwortete der Matrose. »Und diese Flasche ist das Beste, was ich bis jetzt auf der Welt traf, um damit zur Hölle zu fahren. Nä, Herr!« rief er noch einmal. »Das ist jetzt meine Flasche, und du kannst sehen, wo du 'ne andere herkriegst!« |
"I reckon I'm going anyway," returned the sailor; "and this bottle's the best thing to go with I've struck yet. No, sir!" he cried again, "this is my bottle now, and you can go and fish for another." |
»Kann dies wahr sein?« rief Keawe. »Um deinetwillen bitte ich dich dringend: Verkaufe sie mir.« |
"Can this be true?" Keawe cried. "For your own sake, I beseech you, sell it me!" |
»Ach, Quatsch!« antwortete der Bootsmann. »Du dachtest, ich wäre ein Schafskopf, jetzt siehst du, daß ich keiner bin und damit basta! Wenn du keinen Schluck von dem Rum haben willst, will ich selber einen nehmen. Hier, prost! Und gute Nacht!« |
"I don't value any of your talk," replied the boatswain. "You thought I was a flat; now you see I'm not; and there's an end. If you won't have a swallow of the rum, I'll have one myself. Here's your health, and good-night to you!" |
So ging er denn die Allee hinunter nach der Stadt zu, und damit verschwindet die Flasche aus dieser Geschichte. |
So off he went down the avenue towards town, and there goes the bottle out of the story. |
Keawe aber rannte zu Kokua, so leicht wie der Wind; und groß war ihre Freude in dieser Nacht; und groß war seitdem der Friede aller ihrer Tage im Blanken Haus. |
But Keawe ran to Kokua light as the wind; and great was their joy that night; and great, since then, has been the peace of all their days in the Bright House. |