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In einem felsigen Thale des südlichen Böhmerwaldes liegt auf einer durch eine starke Krümmung der Moldau und den Parkmühlgraben gebildeten Insel die alte deutsche Stadt Krummau. Es war im Frühjahre 1898, als ich auf einer Gebirgsreise nach meinem lieben Waldgebirge diese malerische Stadt mit ihrer alterthümlichen stolzen Herzogsburg kennen lernte. Ich war von dem hochgelegenen Bahnhofe nach der Stadt herabgestiegen, hatte mir im »Goldenen Engel« am Ringplatz ein Zimmer gemiethet, mich durch einen kräftigen Abendimbiß nach der langen Eisenbahnfahrt erquickt und schlenderte nun plan- und ziellos in der Dämmerung durch die engen krummen Gassen des freundlichen Städtleins. Es gewährt immer einen eigenartigen Genuß, zu abendlicher Stunde das Thun und Treiben der Kleinstädter zu beobachten. Nur in kleinen Städten und auf dem Lande kommt man in rechte Feierabendstimmung, wenn man den behaglich sein Pfeifchen schmauchenden Ackerbürger beim Nachbar vor der Hausthür stehen sieht und blonde Mägdlein auf der Steinbank vor dem Thore ihre alten Volkslieder singen hört von dem Schatz in der weiten Ferne oder von dem goldenen Mond und den blinkenden Sternen.
Eben war ich auf meiner Wanderung bei der alten ehrwürdigen Erzdechanteikirche angelangt, als ich in einer Seitengasse eine laut kreischende Frauenstimme vernahm, die mich sehr unsanft aus meiner träumerischen Feierabendstimmung riß. Ein paar flachshaarige Buben sprangen an mir vorüber und flüchteten sich in die tiefe Thürnische des stattlichen Schulgebäudes, das sich gegenüber der Kirche erhebt. Gleichzeitig vernahm ich die barschen Worte eines Wachmannes, der die Knaben zu ihrer eiligen Flucht veranlaßt haben mochte. Der Polizist führte an seiner Seite ein zerlumptes altes Weib, der man es auf den ersten Blick ansah, daß sie eine Zigeunerin war. Unter flehentlichen Wehklagen bat sie den Schutzmann, er möge sie freilassen, sie wolle in ihrem ganzen Leben nie mehr die Stadt betreten.
»Da schaut’s die elendige Landstreicherin«, sagte der Hüter der Ordnung zu einigen Bürgern, die neugierig zum Fenster des Bräuhauses neben der Kirche herausblickten, »die mir gestern Mittag am Budweiser Thor entwischt ist. Das Weibsbild hat gestohlen wie ein Rabe und mag nun ein paar Tage büßen!«
Nur mit Widerstreben und unter lautem Schreien folgte die Zigeunerin dem sie unsanft am Arme zerrenden Polizisten. Ein Schwarm neugieriger Kinder zog lachend und lärmend hinterdrein. Ich setzte meine abendliche Wanderung fort und verträumte noch eine Stunde im dem in altfranzösischem Geschmack angelegten Hofgarten, um mich sodann nach meinem Gasthaus zurückzubegeben, woselbst ich mich zeitlich zur Ruhe begab, denn am anderen Morgen wollte ich in der Frühe das alte prächtige Schloß besichtigen und dann eine mehrtägige Wanderung ins Gebirge antreten.
Als ich am anderen Morgen frohgemuth zu dem alten Schlosse emporstieg, gedachte ich noch einmal unwillkürlich der Zigeunerin, die nun im Kerker des Rathauses unten um ihre verlorene Freiheit trauern mochte, und es überkam mich eine leise Regung des Mitleids mit der heimatlosen Landstreicherin. Doch die goldene Frühlingssonne glänzte so prächtig über dem malerischen Städtlein und den winkenden blauen Bergen in der Ferne, daß ich nicht länger mich mit dem häßlichen braunen Weibe beschäftigen mochte.
»Gott grüße euch, ihr lieben Berge, mit eurem tiefdunkeln Waldesgrün, noch heut komm ich zu euch hinüber, um die wintermüde Seele an eurer thaufrischen Schönheit sich erquicken zu lassen!«
So wanderte ich denn hinauf über den Markt Höritz mit seinem rasch weltbekannt gewordenen Passionsspielhaus nach Oberplan, wo ich am Abend noch vor dem niedrigen Häuslein stand, in dem einst Adalbert Stifter, der gottbegnadete Sänger des Hochwalds, das Licht der Welt erblickt hat. Am folgenden Tage giengs weiter hinauf zum Dreisessel und hinab zu dem zauberhaft düsterschönen Blöckensteiner See, über dessen Gestade sich das Stifterdenkmal erhebt, ein ergreifend schönes Denkzeichen an den größten Sohn dieses herrlichen deutschen Berglandes. Was in die Granitquader dieses Obelisken eingemeißelt ist, ergreift die Seele des Wanderers mit wunderbarer Gewalt: »Auf diesem Anger, an diesem Wasser ist der Herzschlag des Waldes!« Ja, wer hier in der erhabenen Ruhe und majestätischen Einsamkeit der jungfräulichen Waldespracht nicht den Herzschlag des Waldes spürt, der mag daheim bleiben in dem Dunstkreis der Großstadt. Mit Wehmuth im Herzen nahm ich Abschied von Wald und Fels und See. Noch am Abende des vierten Tages meiner Reise fuhr ich von Salnau auf der Böhmerwaldbahn nach Krummau zurück, von wo aus ich dann noch in der Nacht wieder nach der Heimat zurückzukehren gedachte.
Bis zum letzten Haltepunkte vor Krummau hatte ich allein in dem Abtheil des Bahnwagens gesessen und noch manchen sehnsüchtigen Blick. auf die Berge hinter mir geworfen. Da ward ich plötzlich durch den Klang einer mir bekannt vorkommenden Männerstimme aufgeschreckt. Der Schaffner öffnete die Thür und ein junger Mann mit blondem Vollbart stieg, mich höflich grüßend, zu mir in den Wagen. Wir sahen einander ein paar Augenblicke prüfend an und riefen dann fast gleichzeitig aus: »Bist Du’s oder bist Du’s nicht?«
Ja, er wars, ganz noch so, wie ich ihn vor fünf Jahren auf unserer Kneipe in Leipzig kennen gelernt hatte; mein alter Studienfreund und Couleurbruder Franz Hofstetter, der einst wegen allzu kräftiger Bethätigung seiner kerndeutschen Gesinnung an der Wiener Universität relegiert worden war und dann in Leipzig und München seine Studien vollendet hatte.
Von urkräftiger Freude des unverhofften Wiedersehens nach jahrelanger Trennung erfüllt, drückten wir uns die Hand und fanden kaum Worte, um unsere beiderseitige Überraschung zum Ausdruck zu bringen. Kaum hatte ich erst erfahren, daß Franz seit einem Jahre sich als Arzt in Krummau niedergelassen und seit einem halben Jahre sich mit der Tochter eines bekannten deutschböhmischen Abgeordneten vermählt habe, als auch schon unser Zug in Krummau hielt. Als ich andeutete, daß ich bis Budweis weiter zu fahren gedachte, hatte Franz auch schon meinen Rucksack zur Tür hinausgeworfen und sagte: »Daraus wird ein für allemal nichts. Es ist doch mehr , als selbstverständlich, daß Du wenigstens heute Nacht und morgen mein Gast bist. Also marsch, marsch, alter Freund, hinaus aus diesem Kasten!«
So stand ich denn im nächsten Augenblicke wieder, wie vor wenigen Tagen auf dem ziemlich menschenleeren Bahnsteig des Krummauer Bahnhofs, diesmal freilich nicht als einsamer Fremdling, sondern an der Seite eines alten, treuen Freundes. Wir giengen miteinander zur Stadt hinab und standen bald vor einem netten Hause, an dessen Thürschild die Worte »Med. Dr. Fr. Hofstetter« mir kündeten, daß wir am Ziele waren.
»Herzlich willkommen alter Freund in meinen vier Pfählen!« rief Franz, mir die Rechte entgegenstreckend, als wir sein trauliches Heim betraten. Bald lernte ich Frau Hilde, die liebreizende Gattin des Freundes kennen, die sich mit echt hausmütterlicher Sorge bemühte, uns eine treffliche Abendmahlzeit zu bereiten. Ihre liebenswürdige Gastfreundschaft und der feurige Vöslauer aus Franzens Keller löste gar bald die Fessel der zarten Scheu, die Junggesellen in der glückumwobenen Häuslichkeit eines jungen Menschenpaares so leicht befällt. Wir schwelgten in seeligen Erinnerungen aus der goldenen Zeit der akademischen Freiheit, und Frau Hildes glockenhelles Lachen klang gar harmonisch zu dem Klirren der Becher, die wir schier unzählige Male auf ihr Wohl leerten. Allmählich gieng unsere Unterhaltung von der heiterschönen Vergangenheit zu dem Ernste der Gegenwart über. Franz erzählte mir von den heißen nationalen Kämpfen, die sich in seinem Heimatlande, ganz besonders aber im Gebiete der Sprachengrenze abspielten. Auch die einst kerndeutsche Stadt Krummau war bereits stark von slavischen Bevölkerungselementen durchsetzt, die sich von Jahr zu Jahr gemehrt hatten und nun bereits einen nicht unbeträchtlichen Theil der Einwohnerschaft ausmachten. Meines Freundes Kollege im Städtchen war ebenfalls ein Czeche, ebenso die meisten k.k. Beamten, sowie die zahlreichen fürstlich Schwarzenbergischen Beamten, die, selbst wenn sie Deutsche von Geburt waren, doch größtentheils ihr Volksthum verleugneten, um des Gnadensonnenlichtes des hochgeborenen Herrn Fürsten von Schwarzenberg nicht verlustig zu gehen.
Ich erzählte dem Freunde von den nordböhmischen Volkstagen zu Eger und Asch, an denen ich theilgenommen hatte und von der innigen Theilnahme, mit der man besonders in Bayern und Sachsen den Selbsterhaltungskampf der deutschen Brüder in der Ostmark verfolgte.
Mitternacht war längst vorüber, als mich mein Freund nach dem behaglichen Fremdenzimmer führte, wo ich bald in sanftem, erquickenden Schlummer lag.
Als ich am anderen Morgen erwachte, war es noch früh am Tage. Im Hause meines Freundes schien noch alles zu schlafen. Darum öffnete ich, nachdem ich mich angekleidet hatte, das dem Marktplatze zu gelegene Fenster meines Stübchens, um meinen von der feuchtfröhlichen Abendsitzung noch etwas eingenommenen Kopf in der frischen Morgenluft zu baden. Unten am steinernen Brunnentrog sammelten sich Hausmägde der benachbarten Häuser, um frisches Wasser zum Morgenkaffee zu holen. Leider verstand ich kein Wort ihrer lebhaften Unterhaltung, da die Dienstboten in Krummau, wie in den meisten Städten an der Sprachengrenze fast ausnahmslos Czechen sind.
Und doch, jetzt vernahm ich die im Munde des Deutschösterreichers so anmuthig klingenden Laute der theuren Muttersprache! Zwei schon durch die Sauberkeit ihrer Kleidung sich von den czechischen Mädchen vortheilhaft unterscheidende Küchenfeen erschienen am Brunnen, der eben frei geworden war. Es klangen wie von ungefähr die Worte herauf an mein Ohr:
»– Zigeunervolk weiß mehr, als unsereins, und schon manchesmal ist in Erfüllung gegangen, was ein altes Zigeunerweib vorausgesagt hat«.
Ich hatte bisher nur dem Klang nicht dem Inhalte der Worte gelauscht. Jetzt ward ich aufmerksam und vernahm die Antwort des blonden Mädchens, das eben seinen Krug mit dem klaren Wasser des Brunnens füllte.
»Ja, und daß sie nun wirklich gestorben sein soll, wie sie vor drei Tagen verkündet hat! Als ob sie schliefe, hat sie auf der Stohschütte in ihrer Zelle gelegen, und heut Vormittag soll sie untersucht werden, ob sie etwa ein Gift genommen hat«.
Gern hätte ich mehr von dem Gespräch der beiden Mädchen vernommen, denn sie hatten offenbar von der alten Landstreicherin gesprochen, deren Gefangennahme ich kürzlich mit angesehen hatte, jedoch die Mägde bogen in die nächste Gasse ein und entschwanden meinem Auge und meinem Ohr.
So hatte sie denn ihr Wanderleben in der engen Gefangenenzelle beschlossen, hatte die süße Freiheit nicht wieder genossen. Warum aber sollte sie sich vergiftet haben? Die wenigen Tage der Haft, die man ihr zudictiert haben mochte, konnten ihr doch unmöglich etwas so neues sein, daß sie ihretwegen freiwillig aus dem Leben gegangen wäre. Wie oft schon mochte sie mit der Polizei Bekanntschaft geschlossen haben! Und bloß der Prophezeiung zuliebe, von der die Mädchen am Brunnen sprachen, sich zu vergiften, das traue ich selbst einer Zigeunerin nicht zu.
Beim Morgenkaffee, den ich mit dem Freunde und seiner Gattin gemeinschaftlich einnahm, lenkte ich das Gespräch auf mein Erlebnis an der Erzdechanteikirche und die Zigeunerin, von der die Mädchen sich unterhalten hatten.
»Was, auch du hast schon von der geheimnisvollen Prophezeiung gehört?« fragte mich Franz erstaunt und lachend fügte er hinzu: »Heute ist die dreitägige Haft der braunen Maria abgelaufen, und nun wird sie wieder ihrem Berufe nachgehen und mit ihrem albernen Geschwätz den Bauernweibern den Kopf verdrehen!«
»Das thut sie nicht mehr«, erwiderte ich, »denn sie ist, wie ich auch schon heute morgen erfahren habe, gestern Abend im Gefängnisse gestorben. Nun sag’ mir aber, welche Bewandtnis es mit ihrer Prophezeiung hat, von der ich noch nichts Genaues weiß!«
»Ach, die ganze Sache ist sehr einfach«, versetzte Franz. »Die Zigeunerin Maria treibt sich schon seit Jahren im Waldgebirge umher. Wahrsagen, Stehlen und Betteln sind ihre Hauptkünste. Fast jedes Frühjahr zeigt sie sich in unserer Stadt, und gläubige Seelen behaupten von ihr, das sie thatsächlich eine Hellseherin sei und schon manchem seine Zukunft offenbart habe. Vor weinigen Tagen ward sie wegen Landstreichens an die hiesige städtische Frohnstätte abgeliefert. Ihr Gefangennahme hast du ja mit angesehen. Am folgenden Morgen hat sie dringlich verlangt vor den Bürgermeister geführt zu werden , da sie ihm eine wichtige Mittheilung zu machen habe. In der Expedition des Stadtoberhauptes hat sie dann zunächst himmelhoch gebeten, auf freien Fuß gesetzt zu werden, da sie nur noch drei Tage zu leben habe. Natürlich hielt der gestrenge Herr Bürgermeister diese Prophezeiung für einen plumpen Schwindel und ließ Maria wieder in ihr sicheres Gewahrsam führen. Gestern Vormittag sind ihr wegen Landstreichens vom Bezirksgericht drei Tage Haft zuerkannt worden, wobei ihr die Untersuchungshaft angerechnet werden sollte, so daß sie thatsächlich heute morgens entlassen worden wäre, wenn sie nicht, wie du mir eben sagst, das Zeitliche gesegnet hätte. Nach der kurzen Gerichtsverhandlung begehrte die braune Maria abermals den Bürgermeister zu sprechen. In seiner Amtsstube hat sie dann feierlich erklärt, sie wünsche vor ihrem bevorstehenden Tode noch zu offenbaren, was sie von der nächsten Zukunft wisse. Das laufende Jahr werde zwar im allgemeinen ein glückliches sein und reich werde der Erntesegen in den Gärten und auf den Äckern sein, doch werde in der zweiten Hälfte des Jahres ein entsetzliches Verbrechen verübt werden, das alle Gemüther in Schrecken und unfaßbare Trauer versetzen werde. Das nächste Jahr, das letzte dieses Jahrhunderts, werde ein Jahr wilder und blutiger Kämpfe für die österreichischen Lande werden und nach langem erbitterten und hartnäckigen Kampfe werde der edle Deutesche über den Slaven den Sieg davontragen. Das neue Jahrhundert aber solle mit einem Weltkriege anheben, wie ihn die Menschheit noch nicht erlebt habe, nach Beendigung desselben aber werde sich der Lobgesang der himmlischen Heerscharen ›Friede auf Erden!‹ erfüllen. Der Bürgermeister hat das Testament der Zigeunerin zu Protokoll genommen und sie dann in die Zelle zurückführen lassen. Ich begreife nicht wie es möglich ist, daß sich heute morgens schon die Dienstboten am Brunnen erzählen, was uns gestern Mittag der Bürgermeister im engsten Kreise unter dem Siegel der Verschwiegenheit beim Frühschoppen erzählt hat.«
Mein Freund hatte eben seine mich ungemein interessierende Erzählung beendet, als es draußen an der Vorsaalthür schellte und ein Bote des Bürgermeisters ihm einen Brief seines Herrn überbrachte, in dem Franz gebeten wurde, im Laufe des Vormittags die Leiche der Zigeunerin Maria zu untersuchen, um festzustellen, ob sie eines natürlichen Todes gestorben sei, oder ob sie einen Selbstmord begangen habe.
Nach der Sprechstunde des Freundes, während der ich nochmals nach dem Schloß emporstieg, um den Bergen in der Ferne einen letzten Gruß zuzuwinken, begaben wir uns gemeinschaftlich nach der Zelle Marias, die nun ihr Totenkämmerlein geworden war. Während der Untersuchung erzählte mir der uns begleitende Beamte die wunderbare Prophezeiung Marias noch einmal ebenso, wie ich sie aus dem Munde meines Freundes vernommen hatte.
Die ärztliche Untersuchung des Leichnams ergab keinerlei Anzeichen einer Vergiftung, so daß nicht daran zu zweifeln war, daß Maria wenigstens inbezug auf ihre eigene Person die Wahrheit vorhergesehen und vorhergesagt hatte.
Am Abende nahm ich von Franz und seiner lieben Gattin herzlichen Abschied und reiste in der Nacht wieder heimwärts. Als im Morgengrauen die Thürme der alten deutschen Stadt Eger vor meinen Blicken auftauchten, gedachte ich unwillkürlich der Zigeunerin und ihrer Prophezeiung des endlichen Sieges der deutschen Ostmärker und des darauf folgenden Friedens. – In die liebe Heimat zurückgekehrt, vergaß ich bald das trübe Erinnerungsbildchen meiner Böhmerwaldreise, und nur wenn ein Brief oder ein Zeitungsbericht aus dem südlichen Bruderlande meine Seele zum gerechten Zorn gegen die Bedränger und Bedrücker des Deutschthums in der Ostmark entflammte, mußte ich, obwohl ich durchaus nicht abergläubisch bin, im stillen jenes Erlebnisses gedenken. Mit ganz besonderer Lebhaftigkeit aber ward ich an Marias Prophezeiung erinnert, als vor wenigen Monaten die Schreckenskunde von der Ermordung der hochseligen Kaiserin Elisabeth die deutschen Gaue durchflog. Möge die reine, erhabene Dulderseele der unglücklichen deutschen Fürstenmutter ihr deutsches Volk umschweben und durch Kampf zum Sieg führen, damit, wenn nun einmal das Gräßliche geschehen durfte, auch der letzte Theil der Prophezeiung Marias sich erfülle.