Im Fasching war's vor vielen Jahren. Das elfjährige Böhmerwald-Büblein hatte in solch' feiernder Herrgottszeit gute Tage, denn jetzt gab es keine Arbeit im Waldschlage, kein Gras und Laub, keine Streu, kein Klaubholz und keine Sägespäne durften auf dem Rücken aus dem Hochwalde oder der Brettsäge mühsam nach Hause geschleppt werden, höchstens daß es manchmal galt, etwas Tannen- oder Fichtenreisig von den stolzen Waldriesen »abzustümmeln« und auf dem Zugschlitten über den hartgefrorenen Schnee oder auf glatter Schlittenbahn nach Hause zu ziehen oder daheim im behaglich erwärmten Stübchen beim Rädergeschnurre und Haspelgesurre Scheitholz im Ofenloche aufzuschichten, Wolle zu zausen, Federn zu schleißen oder Erdäpfel zu schälen, welch letzteres aber nicht zu des Bübleins Lieblingsbeschäftigungen zählte. Brot wäre ihm lieber gewesen zur »saueren« Suppe.
Aber Rast gönnte es sich eigentlich doch niemals: Landkartenmalen, Geschichten lesen, Musizieren – solches sagte dem Büblein besonders zu, oder er saß am großen Familientische, der schon den Urgroßeltern Dienste geleistet, unter einem stattlichen Stoße von Noten und schrieb mit einer Emsigkeit die sichtbaren Zeichen für die Töne auf steifes, selbst rastriertes Papier, daß die Kielfeder knirschte: Das Büblein komponierte, »arrangierte« und ergänzte fehlende Stimmen, und war das Werk vollbracht, so wurde die liebe Geige von der Wand genommen und auch gleich geduldige, ausdauernde Probe gehalten...
Und so saß ich – an einem Faschingssonntag – wieder am Tische und setzte zu einzelnen Tanzstücken die fehlenden Violastimmen, weil ich mit Leidenschaft die Bratsche spielte, die man früher im Walddorfe gar nicht kannte. Liebmütterchen selig saß auf der Ofenbank und verrichtete im Himmelschlüssel ihre »Meßandacht«, weil sie des furchtbaren Schneegestöbers wegen nicht in die eine gute Wegstunde entfernte Kirche gehen konnte, während der gleichfalls schon verklärte Vater mit dem Waschen, Ölen und Beledern der Flöten und Clarinetten beschäftigt war. Denn in meinem Vaterhaus hatte Frau Musika ihr Daheim aufgeschlagen und seinen Bewohnern schöne, freudenreiche Stunden bereitet.
Da polterte es draußen im Vorhause. Ein Fremder mußte es sein, denn er war eifrig bemüht, sich den Schnee von den Füßen zu stampfen, bevor er die Stube betrat. Endlich stand er vor meinem Vater. Ein Bote war's vom Wirte des benachbarten Ortes Finsterau in Baiern, und ein »G'spiel« – eine Tanzmusik – hatte er anzusagen. Die Spielleute sollten punkt zwölf Uhr auf dem Tanzboden sein, damit sie die Essenzeit nicht versäumen, und gleich nach dem Essen gehe der Tanz los. Streichmusik wäre erwünscht!
So die Botschaft.
Mein Vater vernahm sie mit sichtlichem Wohlgefallen, denn den lustigen Baiernburschen spielte er allzeit gerne zum Tanze auf: Sie waren gute Zahler und gemütliche Kerle. Freilich waren sie auch leidenschaftliche und wilde Raufer; oft ging bei so einem »G'raff« auch eine Geige in Trümmer, ja sogar die Baßgeige hatte einmal einen derartigen Krafthieb davongetragen, daß sie zeitlebens an dessen Folgen krankte; allein die hitzigen Kämpen ließen sich nicht spotten, sie ersetzten jeglichen Schaden, so ihre Fäuste unter den Instrumenten angerichtet, aufs Genaueste.
Und so sagte der Vater mit Freuden zu. Die Baßgeige mit dem blinden Zizkakopfe lud er dem Glücksboten auf die Schulter und schickte ihn mit der Nachricht zurück, daß die Musikanten pünktlich erscheinen werden. Schnell wurden nun die einzelnen Spielleute von dem bevorstehenden »G'spiel« verständigt. Alle vernahmen sie die Freudenbotschaft mit Wohlgefallen, selbst der achtzigjährige »Hansei-Vatter«, der zeitlebens niemals krank war und demnach auch niemals ein »G'spiel« versäumte, eilte mit seinem »B-Clarinettl« herbei, und der Bombardn-Michl, der allzeit durstige Spielmann, machte schon im Geiste die kühne Berechnung, wie sein heutiger Rausch ausfallen werde.
Um 11 Uhr war die ganze »Kapelle« in meinem Vaterhause beisammen. Nachdem noch die zur Mitnahme bestimmten Musikalien ausgemustert waren, war die Kapelle reisefertig.
Ich, ein Knirps, etwas größer als meine Bratsche, knöpfte mein leichtes Zeugröckchen bis an den Hals zu, setzte die Pudelhaube mit den »ausgepolsterten Ohrwascheln« auf den zottigen Kopf und preßte mein geliebtes Instrument an meine linke Seite.
»Loß den Buam heut' dahoam«, sprach die Mutter; »der bleibt Enk jo im Schnee stecka!«
»Do is koa G'foahr«, meinte der Vater gutmütig lächelnd, denn er hielt was auf mich, und ich durfte auf keinem »G'spiel« fehlen. »Wir gengan voraus und moch'n den Weg, und er zappelt hint'n drein.«
In der Wirtsstube dampfte und qualmte es ganz entsetzlich. Die derben, massigen Buchentische waren dicht besetzt, und auf dem riesigen Herde glühten die Platten und sott und brodelte und schmorte es ganz lustig. Zuvorkommend wurden wir mit »Kudelsuppe«, »saurem G'schling« und Kalbsbraten – echt baierischen Wirtshausgerichten – bewirtet, und das schwarzbraune Bier mit dem rosigen Schaume floß nur so in den steinernen Maßkrügen. Ich hielt mich wacker zum Fleische und gabelte und spießte munter drauf los, indessen ich dem Nektar Staubgeborener nicht sonderlich viel Aufmerksamkeit schenkte.
Endlich war das Stärkungswerk vollbracht, und nun ging es hinauf in den geräumigen Tanzboden, wo in einem Winkel das Orchester für die Spielleute wie eine Olymp thronte. Rasch hatte ich die Winkelecke okkupiert, um im Falle einer Rauferei ziemlich weitab von Schuß und Wurf zu sein.
Ein Bursche mit rotem, steifem Nacken und weißem Schnurrbarte »friemte« sich sogleich einen Landler an. Ich setzte meine Bratsche an und glich dabei viel eher einem Wegweiser als einem munteren Fiedler, denn die Bratsche verdeckte völlig meinen Kopf und wetteiferte mit meiner physischen Größe.
Bald huben die Geigen und Flöten an zu klingen und zu singen, das Blech schmetterte lustig drein, und des Basses Gerumpel mischte sich gewaltig in das Strampfen und Jauchzen der Reigenden. Und je lustiger die Musik erklang, desto heißer wurde das Drehen und Schleifen der Tänzer, und die Röcke der rotwangigen Mädchen flogen und flatterten wie die Fahnen im Winde.
So dauerte es fort bis gegen 4 Uhr. Längst schon hatte der kleine Spielmann die Aufmerksamkeit der lebenslustigen Burschen erregt, bis sich endlich der als »eiskalter« Raufer weit und breit berühmte und auch gefürchtete »Bart'n-Max« mit einem vollen Maßkruge dem Orchester näherte und mich anrief:
»He, Du Bürschl, konnst a wos?«
Ein jäher Schreck fuhr in meine Glieder, denn der Bart'n-Max hatte sich herabgelassen, mich seiner Aufmerksamkeit zu würdigen, und das wollte schon etwas heißen, denn wenn dieser den Mund auftat, dann schwiegen die stämmigsten, untersetztesten Burschen, weil sie wußten, daß der nicht viel Spaß versteht.
Ehrfurchtsvoll bejahte ich seine Frage.
»Kreuzsakradie«, schrie er jetzt, daß ich zu zittern begann, »so nimm Dei' Fiedl und fiedl' mir schnell wos auf, oba gonz alloa! Wird Da guat zoit, wenn'st Dei' Sach guat mochst! Konnst oba nix, donn hau' i Dia 'n Schädl ein und Dei' Fiedl hot ausg'wins'lt für immer! Mirk Da's, Bürschl!«
Das klang gar furchtbar gewaltig in meine Ohren. Leichenblaß nahm ich des Vaters Geige und setzte sie an.
»Do geh'st owa (herunter), Du Knirps«, donnerte mich der Maxl an, daß es dröhnte wie das Nebelhorn auf hoher See, »man siahgt Di' jo gar net!«
Willig gehorchte ich und stellte mich an den äußersten Rand des Orchesters.
»Do gehst her, mit'n af'n Tonzbod'n, und hiatzt geigst ma amal 'n Spinnradlpuika af! Buama, ausg'wichn, sog' i, daß man'n siahgt!«
Mit schlotternden Knien betrat ich die Mitte des Tanzbodens und setzte den Bogen an.
»Loß' losgeh'n!« kommandierte der Gewalthaber.
Und nun gab ich mein erstes Konzert zum Besten, wobei sich der Maxl wie ein Kreisel drehte und so derb mit den Füßen stampfte, daß der Boden erzitterte, indessen ich von allen Seiten mit wohlgefälligen Blicken betrachtet wurde. Als ich meine Sache zur allgemeinen Zufriedenheit beendet hatte, griff der Maxl in die Tasche und reichte mir einen – Silbertaler!
»Brav host g'fiedelt, Bürschl«, lobte er, »aus Dir wird a rechta Spielmonn! Hiatzt trink amal!«
Mit freudestrahlenden Augen griff ich nach dem Maßkruge und machte einen beherzten Zug daraus.
»Stirka, stirka (stärker)!« eiferte mich der Maxl an, als ich ihm den Krug mit einem »Gelt's Gott!« zurückgeben wollte.
Und ich trank wieder und fühlte mich ungemein geschmeichelt über die Leutseligkeit des tonangebendsten Burschen.
»Wirst austrinka?« zürnte er, als ich ihm zum zweitenmal den Krug zurückgeben wollte.
»I konn nimma!« stöhnte ich.
»Du muaßt, sunst...«
Dabei rollte er die Augen wild und packte mich beim Schopfe.
Die Furcht verhalf mir zu dem sonst Unmöglichen: ich, der elfjährige Bengel, brachte es zustande, ganz allein einen vollen Maßkrug zu leeren.
Nun kamen auch andere Burschen und verlangten von mir einzelne »Stückl«. Ich mußte die Münchener-, die Fischer- und die Mariandlpolka aufspielen, mußte den »Vogelhupfauf« und »Walzer, ob'st hergehst?« fiedeln, meine Taschen füllten sich mit glänzenden Geldstücken, und mein Mut und Selbstbewußtsein wuchs und schwoll in dem Maße, daß ich tatsächlich der Meinung ward, hier auch eine wichtige Person zu sein. Mit besonderer Freude gewahrte ich die blitzenden und funkelnden Augen der schönen Walddiandln, die alle bewunderungsvoll auf mir ruhten, und in meinem Bubenherzen regte sich etwas wie – Liebe, und sie gefielen mir alle gar gewaltig, diese kugelrunden, daseinsfreudigen Dingerchen.
Endlich durfte ich mein sicheres Asyl wieder aufsuchen, und der Tanz nahm seinen Fortgang.
Die Maß Bier hatte ihre Wirkung nicht verfehlt, denn in meinen Adern erwachte ein ganz eigentümliches Leben, das mir völlig fremd war. So wohlig war mir zu Mute, daß ich fort und fort lachen mußte, und je mehr es in mir schäumte, stürmte und kochte, desto emsiger strich ich die Bratsche, daß die Saiten barsten und die Bogenhaare flogen, ja sogar neue Landlerweisen kamen mir in den Sinn, die ich unter der wackeren Begleitung der übrigen Musik auch ganz flott zur Wiedergabe brachte.
Und wie sich die reigenden und jauchzenden Paare so radschnell vor meinen Augen drehten und mir die ganze Welt und das schöne, herrgottentsprossene Leben ein ewiger Faschingstag zu sein schien, wie ich die hochroten, wonneglühenden Wangen der lust- und liebeschäumenden Dirndln sah, um deren schlanke Nacken sich sehnige Burschenarme legten, da kam es mir selbst so siedend heiß in die Füße, daß ich am allerliebsten meine Bratsche mit so einer lebenden Dirne vertauscht und mich mit derselben im schwebenden Rhythmus der Musi gewiegt hätte...
Doch Scham und – Feigheit hinderten mich an der Verwirklichung meiner Gelüste. Was dann, wenn mir so ein Wettermädl verachtend einen Korb geben oder mich gar auslachen würde? Dieser Gedanke war zu entsetzlich – und doch, und doch! Das erhitzte Blut gab nicht nach, mich gelüstete es ganz gewaltig und unwiderstehlich nach einem Tänzchen, und da gab's kein Halten und Bemeistern mehr!
Versuchst es einmal – dachte ich – mit einer Alten, die im Winkel unbeachtet steht und ebenso nach einem Hopser schmachtet wie du selbst! ... Und da hielt mein Auge auch schon strenge Musterung unter der ziemlich stattlichen Schar der sogenannten »Stehengebliebenen«.
Eine vierzigjährige alte Jungfer war es aus meinem Heimatdörfchen, welche die Sehnsucht nach einem Tänzchen trotz des Hundewetters hierhergelockt. Ein Gesicht hatte sie wie ein verdorrter Hasenbalg, und den Hals zierte ein dermaßen schwerer Kropf, daß derselbe mit jedem Augenblicke loszureißen oder zu zerplatzen drohte. Verlassen stand sie in einem Winkel und folgte mit schmachtenden Blicken den Dahinfliegenden, und keiner erbarmte sich ihrer, keinem gelüstete es nach dieser Rose. »Uilei-Resei« ward sie genannt und arm war sie wie eine Kirchenmaus. Sie erkor ich zu meiner ersten Tänzerin!
Endlich stand ich vor ihr. Gerade bis an den Busen hinauf reichte ich ihr; dabei hatte sie einen derartigen Körperumfang, daß mein dürres Leiblein wohl dreimal darin Platz gefunden hätte. Mit diesem Dividenden wollte ich's nun einmal als Divisor versuchen, den Quotienten mir auf das Prächtigste ausmalend! Aufgehen muß sie, die Division, und bleibt ein Rest, nun, dann versuchst du es noch einmal, bis die Rechnung stimmt! Ja sogar für die Probe fühlte ich mich begeistert. –
»Resei«, flüsterte ich sie an, »magst tanz'n mit mir?«
»Ui Jegerl, Du bist's? Na, geh nur her, i lern Dia's schon, 's Tonz'n!«
Mein Gesicht strahlte auf diese menschenfreundliche Antwort wie Feuersglut, und auch ihr Antlitz umschwebte etwas wie Verklärung, weil sich ihr nun unerwarteterweise doch auch eine, wenn auch nicht besonders zusagende Gelegenheit bot, sich wenigstens einige Male im stürmischen Takte der Musik zu bewegen.
Beherzt griff ich zu und begann sofort an Ort und Stelle mit beiden Füßen zugleich zu hüpfen und zu springen.
»So net, so net, loß' da Zeit, Bua! Du springst jo wie-r-a Goasbock! Auf alle zwoa Füaß hupft ma jo net!« ermahnte das Resei, und dabei umfaßte sie mich mit ihren prügeldicken Armen und stürmte mit mir wie ein Raubvogel mit einem erhaschten Spätzlein mitten ins Tanzgewühl.
Von allen Seiten gab's Püffe, Stöße und Fußtritte, daß mir Hören und Sehen verging; doch das Resei geriet vor Tanzwut ganz außer Rand und Band, sie hielt mich in ihren Händen wie einen Hampelmann und drehte mich nach allen Seiten hin und her wie ein Ringelspiel, halb trug sie mich, halb schob sie mich, dann hob sie mich wieder bis zu ihrer Kropfkugel empor und flüsterte mir glückselig ins Ohr: »Schmeckt's Dia?« und fort raste sie wieder mit mir wie der Teufel mit einer armen Seele. Ihr Gesicht schwamm dabei in einem förmlichen Schweißmeere, und der Kropf keuchte, stöhnte und rasselte wie eine Dampfmaschine, so daß mir heimlich bange wurde.
Da ging plötzlich die Tür auf, und ein hochgewachsener Herr mit schwarzem Vollbarte und goldener Brille wurde an der Schwelle sichtbar. Augenblicklich schwieg die Musik, und die Tänzer öffneten respektvoll eine Gasse. Ich drückte mich mit dem Resei in eine Ecke und erwartete begierig die Fortsetzung des Tanzes. Doch gewahrte ich, wie sich einzelne Mädchen im Alter von vierzehn bis sechzehn Jahren, die noch die Sonntagsschule zu besuchen, also noch kein Recht auf den Tanzboden zu gehen hatten, so schnell als möglich zu verbergen suchten – und das schien mir bedenklich, denn auch in meiner Gehirnkammer dämmerte etwas wie Schuldbewußtsein auf.
Da stürzte sich plötzlich der furchtbare Mann auf die armen Mädchen und bedachte sie vor aller Augen dermaßen mit Ohrfeigen und »Maulschellen«, daß alles entsetzt zurückwich und mit sichtlicher Angst der weiteren Entwicklung harrte. Jedenfalls mußte dieser schreckliche Inquisitor in seinem guten Rechte gewesen sein, denn niemand wagte es, Einsprache gegen sein wildes Tun zu erheben oder nur einen trotzigen Blick zu zeigen. Ja selbst die schneidigsten Burschen standen wie versteinert da und getrauten sich nicht, ein Wort zu sagen.
Als die schuldbeladenen Mädchen ihren Lohn im gehörigen Maße empfangen hatten, packte er sie einzeln am Kragen und warf sie mit ingrimmigem Blicke ganz ungeniert zur Türe hinaus!
Der Lehrer war es, der hier so wacker Ordnung machte und dessen ganz vernünftiges Vorgehen von jedermann gebilligt wurde.
Schließlich gewahrte er auch mich, der ich am ganzen Körper zitterte wie Gallerte. Ohne daß ich zu seinen Pflegebefohlenen gehörte, erfaßte er auch mich mit so derbem Griffe am Schopfe und beutelte mich so lustig, daß ich geglaubt, jetzt müsse ich die Passauerstadt sehen, und schließlich schleppte er auch mich hinaus und warf mich über die Stiege hinab. Dann verließ er mit triumphierender Miene den Schauplatz seiner gerichtlichen Tätigkeit, mir unten im Hausflur noch eine derbe Kopfnuß versetzend. Und nun wimmerte ich vor Schmerz und Schande, bis mein Vater erschien und mich liebreich aufrichtete. Mit ernstem Worte verwies er mir meinen Fehltritt; dann begab er sich ins Schulhaus, um vom Lehrer Genugtuung zu verlangen, die dieser, nachdem der Irrtum aufgeklärt war, auch in Form einer Entschuldigung gab.
So endete mein erstes Tanzdebut. Lammsfromm saß ich nun die ganze Nacht auf dem Orchester und strich geduldig und resigniert meine Bratsche, bis der Morgen graute.
Die Lust zum Tanzen aber war mir für lange, lange Jahre gründlich vergangen, und heute billige ich selbst von ganzem Herzen die etwas hitzige, aber pädagogisch richtige Handlungsweise des energischen Lehrers.