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Karl May

Sinnsprüche

Die Auferstehung erfolgt nicht erst nach dem Tode, sondern schon hier. Jeder Gedanke, der sich vom Irdischen löst, um zum Himmel zu streben, ist Auferstehung und Himmelfahrt zugleich.

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Sich vom Bösen befreien, ist aller Aufgaben schwerste; wenn es jedoch gelingt, öffnet's die Seligkeit.

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Der wichtigste Tag deines irdischen Lebens ist der allerletzte, der Todestag; aber der entscheidendste kann vor diesem schon jeder andre Tag gewesen sein.

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Es gibt ein Geben, das nimmt, und es gibt ein Nehmen, das wie eine liebe Gabe erfreut.

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Der Himmel klopft öfter bei uns an als wir bei ihm.

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Die Liebe ist die einzige wirkliche Macht; alles andre ist entweder Gewalttätigkeit oder Verschlagenheit.

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Die Menschheit lebt das Leben des Einzelmenschen – und er das ihrige.

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Die Erde nimmt ohne Dank; Dank kennt nur der Himmel.

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Es gibt keinen Tod für den, der ihn nicht zu fürchten braucht.

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Ist es denn so schwer zu erkennen, daß vor, hinter und rund um uns die Ewigkeit liegt, von der unsre Zeit nicht einmal ein ganzes kleines Tröpflein ist? Wir leben mitten in der Ewigkeit, und nur der Sprachgebrauch versetzt uns in die willkürlich festgelegte und begrenzte Dauer, der wir den Namen Zeit gegeben haben.

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Wer sein altes Heim verläßt, pflegt vorher für ein neues zu sorgen. Hast du dir, wenn du stirbst, eine himmlische Wohnung gesichert?

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Die Frage, wo das Paradies einst lag, soll uns nicht quälen. Sobald die Gnade Gottes es uns wieder offenbart, werden wir seine Tore ragen sehn.

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Das wahre, gesunde Leben ist ein immerwährendes Absterben und Ausscheiden des Unbrauchbaren, um dem Brauchbaren Platz zu schaffen. Ohne Tod kein Leben.

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Wer den Maßstab des Endlichen an das Unendliche legt, um es zu erforschen, der läuft Gefahr bei seinem vergeblichen Bemühn auch noch dieses Maß zu verlieren.

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Sollte es wirklich vernünftige Menschen geben, die sich mit Aufwand aller ihrer Denkkraft bemühen, den Geist ins Reich der Fabel zu verweisen, sich selber aber für bedeutende Geister halten?

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Es ist selbstverständlich, daß die forschende Wissenschaft alles zergliedert, was Glieder hat; aber es ist unerfindlich, aus welchem Grund der Forscher auch die Seele als ein Gliedertier behandelt.

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Ihr kämpft um den Besitz dieser und streitet euch über das Vorhandensein jener Welt – es ist euer Unfriede, der euch hindert, diese zu besitzen und jene zu erkennen.

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Weshalb war deine Kindheit ein irdisches Paradies für dich? Weil du keine Sorge zu haben brauchtest, denn der Vater sorgte für dich. Und doch verzichtest du auf ein viel herrlicheres Paradies, indem du deine Gottesheimat verleugnest und dein irdisches Sorgen höher stellst als die himmlische Liebe des Vaters!

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Die irdische Gesetzgebung macht mit dem einzelnen Menschen zuweilen sehr langen, mit den Völkern aber oft sehr kurzen Prozeß.

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Die Erde wird dem Völkerfrieden nie freiwillig ihre Tore öffnen. Sie muß dazu gezwungen werden.

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Du prägst jedem Werk deines Geistes oder deiner Hände die Spuren deiner Seele ein und trägst dadurch zur Offenbarung der Seele deines Volkes bei. Hast du dabei jemals an deine Verantwortung gedacht?

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Es gibt vielleicht nur deshalb keinen Verkehr zwischen hier und dort, weil der Unglaube den Brückenbau von unsrer Seite aus verhindert.

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Wie es latente Wärme gibt, so gibt es auch gebundene, d. h. unterdrückte Liebe. Haben wir sie befreit, so nennen wir sie Dankbarkeit.

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Gott hat den Eltern einen größern Einfluß gegeben, als sie ahnen. Ihre Macht über die Kinder reicht noch über den Tod, über Körper, Raum und Zeit hinaus.

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Wer gibt dir das Recht, über den Glauben andrer zu lächeln? Du glaubst doch wenigstens ebenso fest wie sie, aber freilich nicht an Gott, sondern an die Unfehlbarkeit deiner Trugschlüsse.

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Deine Gedanken, Worte und Werke werden ins ›Buch des Lebens‹ von keinem andern als von dir selber eingetragen.

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Sobald der Mensch sich mit andern um Gott und Gottes Liebe streitet, hat er ihn und sie verloren.

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Auch die innere Welt hat ihre Zentrifugal- und Zentripetalkraft, ihren Flucht- und Anziehungstrieb: das Gute, das nach oben, und das Böse, das nach unten strebt.

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Weißt du, was unter ›Gebet‹ zu verstehn ist? Nicht allein der Mensch betet, – Gott betet auch.

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Kein Mensch ist so vollständig ungläubig, daß ihn der Gedanke, er könne sich vielleicht irren, nicht doch zuweilen ein wenig befangen macht.

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Du sagst, du glaubest fest an Gott. Gut! Aber einen wenn auch ganz, ganz kleinen Götzen hast du doch noch nebenbei? Hand aufs Herz! Ja?

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Denk dir im Verkehr mit deinem Nächsten stets, daß bei dir dein und bei ihm sein Engel stehe und der eine sich über dich freun, der andre dich liebgewinnen will.

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Den scharfsinnigen Zweifler kannst du noch überzeugen, den nachplappernden Ungläubigen nicht.

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Verlang nicht vom einzelnen Tropfen des Meeres, daß er dein Schiff trage, und nicht vom einzelnen Menschen, daß er grade dir Gutes tue. Beurteilst du deinen Nächsten nur nach seinem Wert für die Allgemeinheit, so wird es dir nicht schwerfallen, wahre christliche Nachsicht zu üben.

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Kleine Menschen treiben alles ihnen Unangenehme ins Große und Schlimme. Große Menschen sehen das Schlimme an ihren Mitmenschen entweder klein oder gar nicht.

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Das Ich besitzt Daseinsberechtigung nur für sich selbst; für andere muß es als Einzahl verschwinden und in der Mehrzahl stark und herrlich auferstehn.

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Dein Scherz sei wie ein frischer, reiner Hauch, der den Staub der Straße von der Blume weht, nicht aber wie der scharfe Windstoß, der sie welken macht.

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Mancher Mensch zeigt sich im Großen gütig, kann sich aber nicht überwinden, es auch im Kleinen und Einzelnen zu sein. Gottes Güte aber ist im All und im Atom gleich groß.

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Das Theater soll nicht ein Treffpunkt bevorzugter Klassen, sondern eine Volksschule im wahrsten und besten Sinne dieses Wortes sein.

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Nirgends zeigt sich der Mensch mehr als Mensch als da, wo er wirklich Mensch sein sollte.

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Der gewöhnliche Mensch vergibt vielleicht einen Fehler; aber die Folgen eines Fehlers wird er selten verzeihen.

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Wenn dich die bösen Buben locken, so – locke du nur wieder. Vielleicht ist's ihre Rettung!

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Wenn du dein Kind im rechten Sinn erziehst, ahnst du es nicht, daß du dich oft zu ihm erhebst und im Erziehn dein eigner Zögling bist?

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Wer seinen Feind haßt, verzichtet auf die beste Waffe, ihn zu besiegen.

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Sei immer zum Verzeihn bereit – nur einem gegenüber nicht: dir selber! Denn diese Verzeihung kann dir nur von den anderen kommen!

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Sonderbar: selbst der Fehlerhafteste verlangt, daß sein Mitmensch ohne Tadel sei! Sonderbar!

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Du darfst nur nach Reichtum streben, wenn du ihn in himmlische Münze wandeln willst. Denn wohlzutun und mitzuteilen bist du da!

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Der Schlaf ist nicht bloß das, wofür die meisten ihn halten. Für den Körper ein Ruhezustand, ist er für die Seele eine Zeit geheimnisvoller Tätigkeit, die wir mit dem nüchternen Verstand nicht erfassen, sondern nur feinfühlend erahnen können. Wir sollten viel mehr darauf achten.

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Die Sorge ist eine zwar ernste, aber wohlmeinende Freundin der Menschen – wenn sie von ihnen recht verstanden wird. Unverstand macht sie zur gefährlichen Feindin.

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Man kann die Seele nicht ins Gewand der Tugend kleiden. Die Tugend ist einfach der Gesundheitszustand der Seele.

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Wer die Güte andrer für selbstverständlich hält, wird nie recht dankbar sein können.

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Jeder Kritiker sollte, bevor er die Feder in die Hand nimmt, wenigstens sich selber einen Befähigungsnachweis vorlegen.

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Wir lächeln mitleidig über den Gespensteraberglauben und ahnen gar nicht, wie viele Gespenster wir uns selber geschaffen haben, um uns vor ihnen gruseln zu können.

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Man spricht vom Leben jedes einzelnen Menschen; ebenso könnte man von dem Sonnenlicht, von der Luft jedes Wesens sprechen. Auch das Leben ist ein Ganzes. Nicht das Leben tritt in das Geschöpf, sondern das Geschöpf tritt in das Leben ein.

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Indem wir denken, verwandeln wir Körperliches unausgesetzt in Geistiges und tragen dadurch unser Teil bei zur Rückbildung des Stoffs in Kraft.

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Wenn ein Kanzelredner, und sei er noch so gewandt, nicht aus dem Leben redet, so spricht er auch nicht für das Leben.

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Man spricht so oft von höherer Eingebung und hat doch nicht den Mut zu sagen, woher sie kommt.

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Hundert Menschen gehen in die Kirche; aber wem von ihnen merkt man noch am selben Tag den Weihegang ins Gotteshaus an?

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Viele Menschen setzen nur deshalb Worte wie Kraft, Natur, All für Gott, um sich der persönlichen Verehrung und Verantwortung zu entheben.

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Früher hatte man Schüler; heut macht man Schule.

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Hast du schon einmal das reine, selbstlose Glück empfunden, das aus dem freudigen Gehorsam zum wahren Guten fließt? Dann hast du mit Seligkeit gefühlt, daß das, was du ihm aufopferst, für dich und andre einen Wert besitzt. Und diese unschätzbare Belohnung ist es, die dem Gehorsam allein aus sich selber erwächst.

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Das Leben bringt Wolken genug. Schaff dir nicht selber noch Wolken dazu! Sie enthalten den Blitzstoff, den du nicht beherrschen kannst.

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Kannst du dir über Wesen und Zweck des Bösen nicht klar werden, so denke an das Beispiel des Stoffwechsels: nicht nur der Körper, sondern auch die Seele ist diesem Gesetz unterworfen. Sie ist rein und soll es bleiben. Sie nimmt, grad so wie der Körper, Nahrung auf, und auch sie soll alles das wieder ausscheiden, was ihr nicht dienlich ist. Tut sie das nicht, so tritt Vergiftung ein: die Sünde, die du Erbsünde nennen magst, weil das Nahrungsbedürfnis dir anererbt ist.

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Es ist falsch, sich den Himmel unendlich weit von uns zu denken. Zwischen ihm und der Erde liegt keine Spur von Raum. Wir wissen ja, daß für ihn weder Raum noch Zeit vorhanden ist.

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Hast du jemals eine Gabe gespendet, ohne daß du dich wenigstens in deinem Innern ihrer wohlgefällig rühmtest? Beobachte dein Ich, so wirst du merken, daß es stets auf der Lauer liegt, dich um den Wert dessen, was du tust, zu betrügen.

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Kennst du die einsamen Berge, die dir die Wasser des Lebens senden, die hehren, stillen Wälder, die diese Quellen schützen? Das alles wurde dir geschenkt ... – Kennst du die geräuschvollen Städte und ihre Babeltürme, die dich mit ihren Vergnügungen überschwemmen, die hohlen Prunkgebäude, die in ihrem Inneren nur Kloaken bergen? Das alles hast du dir erbaut ... – Vielleicht hat dich das Bewußtsein all dessen schon manchmal beunruhigt. Es würde dich entsetzen, wenn du ahntest, wie sehr deine innere Welt dieser äußeren gleicht.

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Keine Welt ist so groß, daß sie nicht in dir geistig Raum finden könnte.

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Wollten die Menschen doch endlich einsehen, welch ein Unterschied ist zwischen ›dem‹ Glauben und ›einem‹ Glauben! Zähle jene, die ›den‹ und jene, die ›einen‹ Glauben haben, und wundere dich dann noch darüber, daß es uns unmöglich ist, mit ›unserm‹ Glauben Berge zu versetzen!

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Wer das Geld – diesen allgemeinen Wertmesser für unsere Leistungen – verschwendet, der belohnt das Unverdienst, beschenkt das Laster und macht sich zum Beschützer unlauterer Denk- und Handlungsweise.

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Die Weltgeschichte ist zu neun Zehnteilen Kriegs- und Eroberungsgeschichte. Wenn sie einst in demselben Ausmaß Geschichte einer friedlichen Entwicklung geworden ist, dann darf der Mensch beginnen, von wirklichgewordener Nächstenliebe zu sprechen!

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Nichts ist so einfach und natürlich wie das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern, und die Welt würde den verlachen, der es spitzfindig zu erklären versuchte. Wer das Verhältnis zwischen Gott und Mensch mit Hilfe des Verstands erklären will, der entweiht seine heilige Natur mit irdischer Lächerlichkeit.

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Die Seele des Menschen ist nach ihrem Wesen nichts als Gottesliebe. Beginnt der Verstand des Menschen, diese Liebe zu empfinden, so sagt er, weil er sie nicht begreift: ›Ich glaube‹, anstatt: ›Ich liebe!‹

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Hast du schon bemerkt, daß die Hoffnung auf die Ewigkeit sich nach zwei Richtungen bewegt? Je höher sie steigt, um so tiefer senkt sie sich auch in dich hinein.

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Die Völker stehen in Wechselbeziehungen zueinander, von denen jeder einzelne mehr oder weniger berührt wird. Glaubt er, diese Beziehung nur zu seinem Nutzen ausbeuten zu müssen, so entzieht er schließlich denen, die er auszubeuten trachtet, sowohl die Möglichkeit als auch den guten Willen, ihm auch fernerhin zur Bereicherung zu dienen.

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Der Verbrecher ist nicht als Abschaum der Menschheit zu behandeln, sondern als das öffentlich hervorgetretene Symptom einer Krankheit, an der der ganze Organismus leidet. Zu diesem Organismus gehörst auch du. Nach vollbrachter Buße ist der Sünder wenigstens ebenso rein wie du, dessen Fehler nicht gerichtet worden sind. Hüte dich also vor Selbstgerechtigkeit!

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Wenn du klaren Auges ins Leben schaust, so wirst du bald erkennen, wer unter allen Feinden des Menschen sein größter ist: – der Trotz.

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Hinter jeder Tugend lauert ihre sündhafte Schwester: die Übertreibung.

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Der Mensch, der sich in allen Dingen auf Gottes Hilfe nur verläßt, ist keineswegs ein frommer Mensch. Vom rechten Geist gelenkte Tatkraft in ird'schen Angelegenheiten ist grad dem wahrhaft Frommen Pflicht.

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Sag mir einmal, was du in deinem Leben getan hast, ohne dabei irgendeinen andern Menschen zu brauchen!

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Die Macht des Geldes wirkt auf den Menschen genau wie jede andre irdische Macht: wohltätig, solang er sie beherrscht, verderblich aber, sobald er ihr zu gehorchen beginnt.

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Wer ahnt, der ist gewarnt worden.
Von wem?
Denke darüber nach!

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Wenn mancher Mensch wüßte, nicht was, sondern wer sein Gewissen eigentlich ist, er würde sich noch viel mehr vor ihm fürchten, als er es vielleicht schon tut.

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Die Grenze zwischen Land und Wasser verläuft nicht in grader Linie. So hat auch im Menschen die Scheidelinie zwischen dem Guten und dem Bösen ihre Buchten und Winkel, die der Bildung von Sümpfen Vorschub leisten.

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Wenn der Mensch sich ernstlich bestrebte, alles vom höchsten Gesichtspunkt aus zu betrachten, so würde das Leben ihm ganz anders erscheinen und seine Welt viel reiner und glücklicher werden.

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Um Verzeihung bitten ist oft schwer, sehr schwer. Aber es ist ein Glück und eine Gnade, jemanden zu haben, den man so bitten kann!

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Nichts Irdisches ist von ewiger Dauer. Darum ist die Treue göttlichen Ursprungs.

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Die wahre Reue ist stets siegreich. Weder das Menschenherz noch die Barmherzigkeit Gottes können ihr widerstehen.

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Hadere nicht mit Gott wegen der Prüfungen, die er dir sendet. Du bist sein Kind und Schüler. Je niedriger die Klasse, desto leichter das Examen. Und je stärker der Glaube, desto Größeres kann er überwinden. Du solltest dich freuen, wenn dir die Schwierigkeit der Prüfung sagt, welch großes Vertrauen der Vater in dich setzt.

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Mach dir die große Wahrheit klar:
Nur Menschen rechnen nach dem Jahr,
jedoch vor Gott gibt's keine Zeit;
du lebst schon in der Ewigkeit.

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Glaube ja nicht, daß sich Gottes Allmacht bei deiner Erschaffung mehr angestrengt habe als bei der des unscheinbaren Wurmes.

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Die Welt nimmt immer Miene und Gebaren dessen an, den sie umgarnen und betören will: sie spielt mit dem Spieler, trinkt mit dem Trinker, forscht mit dem Forscher und – beugt die Knie mit dem Beter.

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Das Raubtier im Menschen wagt erst dann den Sprung auf Fremde, wenn es sich im eigenen Lager groß und stark gefressen hat.

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Alles Große wirkt still, bescheiden und geheim; was Aufsehen erregt, betrachte mit Mißtrauen.

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Das Leben ist ein immerwährendes Streben. Hört dieses Streben auf, so ist das Leben zu Ende, auch wenn der Puls mechanisch weiterschlägt.

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Borgen bringt Sorgen, und du hütest dich weitestgehend, es zu tun; aber den großen Gläubiger der Menschheit borgst du täglich aufs neue an ohne zu fragen, wieviel du ihm bereits schuldest und ob du es jemals wirst bezahlen können.

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Bevor du einen Menschen beneidest, frage dich, ob du wirklich von ganzem Herzen und in jeder Beziehung an seiner Stelle sein möchtest!

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Wie du einen Raum niemals absolut, sondern nur relativ luftleer machen kannst, so wird es auch den Kolbenstößen des Schicksals nie gelingen, einem Herzen die Liebe völlig zu entziehen.

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Die Lebensverhältnisse haben auf die Erziehung des Menschen mehr Einfluß als Eltern und Lehrer. Verachte darum keinen Gestrauchelten, denn die Umstände, deren Opfer er wurde, hast auch du als Teil des Ganzen mit zustande gebracht.

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Von drei Dingen ist dein Leben abhängig: vom Einfluß des Guten, vom Einfluß des Bösen und von der Entscheidung dessen, der zwischen beiden wählen muß; der bist du selber. Dein Weg führt zum Licht oder in die Finsternis, je nach dem Einfluß, von dem du dich hast führen lassen.

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Dringt die Kunst in das Innere ihres Gegenstandes ein, so verschwindet dessen undurchsichtige Oberfläche wie bei einem Diamanten, der sich unter den Händen des Schleifers befindet.

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Mancher schämt sich, Gott zu verehren; daß er aber vor sich selber im Staube liegt, dessen schämt er sich nicht.

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Den Mörder des Leibes richtet man hin; den Mörder der Seele aber preist man als großen Philosophen. Den einen führt man zum Schafott, den andern zum Katheder, damit er noch tausend andre totschlagen möge.

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In dem Augenblick, da der Mensch einen seiner Fehler erkennt, ist er nicht mehr identisch mit ihm; der Fehler ist zum Objekt geworden, und die Verantwortlichkeit des Subjekts beginnt.