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Vocati sumus ad militiam Dei vivi. |
Tertullianus ad Martyres c. 3. |
Herrn
Dr. Johannes Martensen
in Kopenhagen
gewidmet.
»Wo sich Girolamo verspätet? Gewitter droht die schwüle Nacht; Ob er noch jetzt im Walde betet, Nicht hat auf Stund' und Wetter Acht? Komm, Niccolo, hinaus, wir wollen So sprach die Mutter mit Verzagen; Der Himmel badet mit Erbarmen Die Frühlingsnacht mit Wetterschlägen Wohl hört er nicht den Donner ziehen, Bald aber wird er, heimgekommen Er that's in mancher schönen Stunde, Ich glaub' es nicht, o Weib, doch wehe, Oft aus den Waldeseinsamkeiten, In jenen Wald voll Balsamkühle Dann rauscht uns Trost, dann duftet Hoffen Doch kann kein Wort zur Ruhe legen Die Nachbarn rufen Litaneien, |
Die Nacht vorüber und im Osten Hellstrahlend auf die Sonne geht, Der Donner und der Sturm vertosten, Die Luft voll Duft und Liedern weht. Der Himmel mit den Lenzgewittern An Helena vorübergleiten Schnell zu des Walds geheimsten Stämmen Nicht schreckt sie nun der Räuberrotte Rastlos bis zu der Sonne Neigen Oft wenn sie auf entfernten Wegen Dann zürnet sie des Manns Geberden, Sie ruft hinaus in offne Felder: Wie einen Stein das Meer, verschlinget |
Ermüdet von verlornen Wegen, Die sie geirret ohne Ruh, Und von des Herzens bangen Schlägen, Geht Helena dem Hause zu. Der Vater harret an der Thüre, »Siehst du, es darf der Sturm nicht rauben Hinsinkend in des Stuhles Lehnen, »Nun ist er fort, doch unverloren. Zeit ist's, daß du dem Sohn entsagest Der Brief wird deinen Kummer heilen, »»O Vater, Mutter, Gott befohlen! Ich zog von euch mit bittern Schmerzen, Schon seid ihr alt, es naht die Stunde, Ich werde nicht euch hinbegleiten Mein Geist in schlummerlosen Nächten So kniet' ich letzte Nacht im Haine, O Gott! soll ich der Welt entweichen Da schlug der Blitz den Baum in Splitter, Und jeden Tropfen meines Blutes, Ich wandre fort im Morgenrothe; Schon wird es Nacht, die Sterne scheinen Und sie versinkt in düsterm Traume, Sie spricht: »Die Kirche feiert heute Der Vater lehnt am Fensterrahmen, |
Der auserkorne Gottesbote Die Straße nach Bologna zieht, Rastlos, bis er im Abendrothe Die Thurmeskreuze funkeln sieht. Er möchte seinen Schritt beschwingen, Schon pocht er an mit frommem Worte Ein hoher Greis mit weißen Haaren, Der Bäume Wipfel säuselnd beben Und sinnend ruht der Blick des Alten Und leise trat zum Klostergarten Wie weise Alte gerne pflegen, So hat nach freundlichem Willkommen »An Blumen freut sich mein Gemüthe, Wenn ich durch ihre schmucken Reihen So ist mir schon zu Sinn geworden, Ob sie nicht in Gelübden leben? – Gehorsam springen sie vom Bette, Er sprach's, indessen dicht und leise Nun kehrt mit forschendem Betrachten Der Jüngling, neigend sich bescheiden, Und den Gelübden, jenen dreien, Der Greis vertieft sich, frohbetroffen, |
Ein Bund im Rosenzelt geflochten, Bei Sternenglanz und Becherklang, Als Wort und Wein und Blüthen pochten Ans Herz, und Nachtigallensang; Der mag verschwinden und vergehen Der Strauch hat neue Rosentriebe, Ein Bund im Schlachtgefild geschlungen, Ist schön! doch mit dem Kampfestosen Der Bund allein wird lange dauern: So haben sich zum Freundschaftsbunde Sie saßen traulich in der Zelle, Sie haben ernst und lang gesprochen Wie diese Freunde, Gotteshelden, Die Jünglinge, das Antlitz neigend, Verschlossen ist das Aug, verhangen Im tiefen Walde der Betrachtung Laßt euch den heil'gen Wald umranken! So saßen lange die Genossen, Sie hören nicht wie vor der Zelle Und die Vertieften auch nicht hören Die Brüder störend aufzuregen Erst als er ihnen seine Hände Erwachten sie zusammenschauernd Da fassen liebend sich die Beiden: |
Schon hat die Priesterweih' empfangen Girolamo; aus seinem Mund Viel segensreiche Worte klangen Er reift in Gott mit jeder Stund. Ein Wunsch durchglüht sein ganzes Leben, Er spricht die Sehnsucht vieler Herzen Er rastet nimmer, zu verkünden Eifrig geweiht dem Pred'gerorden Domenico an seiner Seite Die Sonne im Gebirge sinket, Die Winternacht mit kalten Schauern Von allen Bergen in der Runde Nach Tagesmüh'n die Glieder dehnen, Sie eilen fort, sie ruhen nimmer, Wenn dürstend eine Karawane Wie eilen dann die Heißen, Matten, So sputen sich auf dunkeln Wegen Sein Wort, das Gottes Macht verkündet, Sein Wort, das in geheimste Falten Sie hören in den Finsternissen, Doch auch sein Wort als Friedenskunde, Und als die Nacht vorbeigedunkelt, Da fällt die frische Morgenhelle Der Hagel schlug in diesen Zeiten Schon eilen, wie zum Freudenfeste, Die Luft erschallt von Freundesworten, Sind auch die Aehren nicht gerathen |
Des Domes Thor ist aufgegangen; Nicht aber Allen wird gestillt Der Quelle durstendes Verlangen, Die heute von der Kanzel quillt. Altaresstufen, Bilderblenden Girolamo hat nun betreten Nun steht der Fromme aufgerichtet, Wenn Vögel ihren Sang beginnen, Von seinen Zinnen fließt allmählig So ist vom Antlitz dieses Frommen, O daß der Strahl, der Gottesklare, Komm, segne mich mit deiner Nähe, Laß weihend in die Seele fallen »Die Zeit des Mitleids und der Güte, Die Zeit des Mondes und der Sterne, Und war dein Herz am heißen Tage Dann kehrt zu seinem Heiligthume Dann drängt es dich den Haß zu heilen, Und dem Erstaunten und Gerührten Wenn Nachts im Wald die Vögel schweigen, Du siehst den Quell zu Thale rinnen, »Er treibt auf Erden seine Wogen Und wenn du Nachts am Waldesquelle Was kann die Trauer dir bezwingen Was hat den Balsam deiner Wunde, O Nacht des Mitleids und der Güte, O Weihnacht! Weihnacht! höchste Feier! Denn zöge jene Nacht die Decken Der Menschheit schmachtendes Begehren Die Sehnsucht, die zum Himmel lauschte Die Sehnsucht, die so lange Tage Das Paradies war uns verloren, Der nur geliebt und nie gesündet, Der Hohepriester ist gekommen, Kennt ihr den Strauch im Waldesgrunde? Wohl stürbe gern in seinem Grame Nach seines Fluches altem Brauche Der Strauch – das ist das Finsterkalte Naturvergöttrer! ihr Geäfften Allgöttler! eures Gottes Glieder Als Tabernakel, voll Rubinen Und die Kinnlade eines Haien Und euer Engel, dessen Zeichen Noch immer lebt der alte Jude, Und wo er trifft auf seinen Gängen Geht hin nach Rom und hört die Mette Dort brennen tausend helle Kerzen, O seht die thierischen Gestalten, Der Eine liest, die Augen rollend, Ein Zweiter denkt mit heißer Stirne Ein Andrer hört aus den Gesängen Ein Andrer träumt in Spielgemächer Die Cerimonie wird als Fratze Und die Gemeinde, geistverlassen Schamlos geputzte Weiber schwirren Der Fromme geht, die Brust voll Klage, Ist dieß ein Fest, daß er geboren, Doch sollt ihr nicht dem Kummer glauben. Ob euren modernden Gebeinen Die Herzen werden sich versöhnen Die Herzen werden sich verbünden, Und finden werden sie gemeinsam Zugvögel sammeln sich in Schaaren, Vereinigt trotzen sie den Winden, So werden sich die Seelen einen So wird sich finden einst hienieden Ja! endlich wird die Stunde schallen, Dann liegt der Stab des Abgemühten |
Savonarola ist gefährlich Der Pabst- und Mediceermacht, Weil er das Licht der Wahrheit ehrlich Der Sünde streckt in ihre Nacht. Die Fackel strahlt in tiefste Klausen; Mariano aber ist der Rechte; »Geh hin und schlage diesen Schwärmer Erkämpfst du sieghaft mir den Frieden, Der hat die Kanzel heut bestiegen Bevor Mariano läßt erschallen Es schwelgt sein Auge in den Ehren, Sie harren Alle seiner Rede, Mariano! feiner Redemeister! Laß deinen Cicero erschallen! Laß Aristoteles ertönen, Schon hast du sie heraufbeschworen, Sie sind der Gegenwart entrissen, Verspottet werden die Propheten, Mariano schont der zarten Rosen, Doch jetzo wird Mariano's Predigt »Girolamo! du Volksbetäuber! Dein heißer Hauch weht unheilschwanger Wenn dich, das Wort des Heils zu künden, Hast du der Kirche nicht demüthig O Freunde! glaubet nicht dem Herben, Schreckt nicht zurück vor allen Lüsten, Der Gott, der Sich uns hingegeben, Er gönnt den flücht'gen Phänomenen, Auf uns ruht sichtbar Gottes Segen, Der feste Schirm, der kluge Rather, Ha! wie sie jüngst nach Florenz rannten, Der Kaiser Friedrich sandte diesen, Und Andre grüßten ihn und warben Kostbar Geräthe und Geschmeide Die wilden Zöglinge der Wüsten, Die Thiere, die aus Edens Hainen Die Pflanzen, die an ferne Klüfte Lorenzo ruft – dem Staub entwinden Lebendig werden alte Rollen, Der lebensfreudige Hellene, Ihr seid glückselig schon hienieden, Seid ihr gefallen auch, ihr Armen, Gott wird nicht ewig euch verlassen Die Menschheit hatt' in Gottes Lichte Wenn auch, zur Menschentiefe wallend, Wir aber sollen nicht verzagen, So sprach Mariano; – frei und freier Sie mögen ihre Flügel spreizen |
Mariano hört in seiner Zelle Bei klarer stiller Morgenluft San Marco's Glocke rein und helle, Wie sie das Volk zur Predigt ruft. Mariano hört den Ruf beklommen, Mit einmal ist sein Muth geschwunden, Und, hastig auf und niederschreitend, Und, eifersüchtig auf die Ehren, Er trüg' es leichter, wenn sie alle Ha! wie sie lauschen auf die Rede! Ihn täuschten nicht die Glockenlaute Zu enge wird der Volkesmenge Er zeigt in flammend wahren Zügen, »Die Kirche ist treulos geworden, Der Klerus möchte gerne bannen Auffangen alle Segensgrüße, Die Kirche ehr' ich, doch im Kampfe, Ich will euch nicht die Welt vergiften, Wenn euch die Welt mit Schmeicheleien Die Seele soll auf ihrem Zuge Weh dem, wer sich der Welt verdungen, Du bist ihr Knecht, du bist ihr Werber, Ein schlechter Arzt bedrängten Sündern, Du weinst, als ob das Herz dir breche, Doch ist nur Willkühr, nicht Betrübung Du Kanzelgaukler, all dein Flöten, Wenn auch die Hörer seufzen, weinen, Unheilig ist ein solches Trauern, Machst du mit classischem Geschwätze Dein Wort ist Fälschung und Verführung, Wenn du das Volk auch irreleitest, Die Gränzen möchtest du vermischen Verschleiern möchtest du die Wunde, Die Wunde läßt sich nicht verschleiern, Einst, in des alten Bundes Tagen, Des Herrn Gesetz gebot ihm Landung, Nun aber ist zu seinem Wohle Und rudert kühn der Glaubensstarke Wo er hineilt die Freudenpfade, Belohnet wird ihm sein Vertrauen, Die Menschheit hat nach Gottes Lichte Du nennest Christum eine Quelle, Der alte Quell war nur ein Sehnen, Dir sind zu eng des Glaubens Schranken, Der Herr der Welt in Menschenhülle, Ich kenne dich und die Genossen, Ihr möchtet lieber Gott uns schildern, Und was von göttlichen Ideen Einst werden sagen spätre Thoren: Wenn die Idee sich findet wieder: Die Menschenhülle Gott umschlingend Sie wäre durch die Welt als Schemen Die Hohe sollte sich begnügen, Nein! nein! Wem je der Menschheit Klagen Ist Christus Traum, dann ist das Leben Die feindlichen Naturgewalten Und wenn er mit geschärften Sinnen An ehernen Gesetzen schleifen Haß, Undank, und gebrochne Treue, So zieht in untröstbarer Trauer Geh hin, du Armer! frag nach Troste Sie haben nichts für deine Klagen, Das ist das Leben und Verscheiden, Gott will uns über alle Leichen In dieses Lebens Kampfgewühlen Drum ließ in Schmerz und Tod die Armen Gelöst sind nun die bangen Fragen, Und unerschüttert steht das Hoffen, Das Alles aber ist verloren, Ihr ward der Glaube eine Leiche, O Thoren! wenn ihr Gott betrachten, Wie schnell auch die Gedanken rennen, Drum lüfte euer Geist die Flügel, Und spähet, lauschet, harret, trauert, Gebet ist Balsam, Trost und Friede, Gebet ist Freiheit, die der Schranke Geheimnißvoll und doch so helle, O lernet glauben, lernet beten! Gott wird Italien schrecklich schlagen, Gott wird, heimsuchend die Verbrecher, Ausgießt den schlechten Wein der Zecher, Gott aber wird nach wenig Tagen O wollet nicht durch äußre Werke Und trauet nicht der Friedenskunde, O legt nicht schlafen das Gewissen, Es muß die Kirche sich erneuern; |
Aus Perlen mischt und Edelsteinen, Aus theuern Säften einen Trank Der bange Arzt, die Freunde weinen, Lorenzo ist zum Sterben krank. Wollt ihr den ernsten Tod bestechen Umsonst! vorüber ist vorüber! Das heiße Fieber strömt mit Gluten Und was von seinen Lebenstrieben Des Zimmers Fenster sind verhangen Verhangen sind mit dunkeln Flören Auch ist der heitre Götterorden, Was hilft es, daß der Flor verhehle Hört ihr ihn stöhnen, toben, klagen Der Kranke schaut im Fieberwahne, Es gilt, den Himmel zu gewinnen, Der Seelen jede hat zwei Rosse, Doch göttlich sind der Götter Pferde, Leicht schwingt sich über jede Klippe Den Himmel rings im weiten Kreise Der Andern Rosse sind im Kampfe; Dem Götterzug vorangetragen Und hinter Zeus, dem großen Meister, Den besten Seelen mag's gelingen, Der Führer streckt für Augenblicke, Hört ihr Lorenzo's Seele schreien Ihr edles Roß, weiß, blankgefiedert, Das andre schwarz, voll arger Tücken, Sein Aug, blutunterlaufen, gläsern, Müh, Angstschweiß und Getümmel drängen Lorenzo mitten im Gefechte Hoch schwingt er's aus dem wilden Heere, Das Kreuz wird von den Hufen schallend Nun stürzen sich ins Heer der Streiter Der erste läßt den Bogen schwirren; Ein kalter Sturm jetzt kommt gezogen, Und plötzlich Ross' und Reiter schwinden Das Fieber sein Gebein durchschüttelt, Die Freunde weinen, daß die Kette, Girolamo mit tiefem Trauern Nun steht er feierlich am Kranken, »Noch ist es Zeit« – so spricht der Fromme – Versäume nicht die kurze Stunde, Ich frage dich: bist du gestanden Auf einem Berg, von dessen Scheitel Zu dem kein Jauchzen und kein Singen, Dort kann mit überraschtem Grauen, Dort scheint auf klarem, ew'gem Eise Und ist dein Geist dahingegangen, Und bitter wird er dann beklagen, Mit immer mattern Herzensschlägen »O Fürst! den Segen will ich sprechen Glaubst du an Gottes heil'ge Dreiheit, Für welche Gott sein Blut vergossen, Freiheit ist nicht die höchste Gabe, Ihr schleicht in Gottes Haus als Diebe, Kann's Auge froh zur Ferne dringen, Willst du den Bund nicht anerkennen Der Bund, dem ihr nicht könnt entlaufen, Es ist der Schmerz, die Eisenkette, Schon wenn euch läßt die Mutter sinken O Fürstenhut – und Sterbenszüge! Lorenzo! gib die Freiheit wieder, Lorenzo spricht: »»Wollt' ich beglücken Ich hab' in schlummerlosen Nächten, Den lichten Spuren meiner Ahnen Wir zogen nach dem heil'gen Grabe Ich soll nicht Fürst und Vater heißen »Du sollst! du sollst das Werk zerstücken Dein Volk ist krank und ist verdorben, Die Griechenweisheit überkleistert Der Grieche hat nicht Gott gefunden Die Künstler meißeln, malen, leiern Der Traum der Alten war verloren, Dir hat, dem Hochbegabten, Reichen, Der Fiebertraum, der dich gepeinigt, Die Künste der Hellenen kannten Daß sie am Schmerz, den sie zu trösten Doch Abend ist's und Ernst geworden, Was hast du deinem Volk geboten Ist dir im Herzen nicht verglommen Lorenzo spricht: »»Gott ist mein Glaube, Ich wollte nur mein Volk beglücken, Ich raube meinem Volke nimmer Doch gib, o Vater, mir den Segen, O laß mich deine Hand noch fassen, Da wendet sich vom starren Kranken Und sinnend bricht er eine Rose Er stellt mit unterdrücktem Weinen Jetzt neigt er sich dem Kranken näher Und spricht: »Eh dich der Tod verwüstet, Geruch nur war dir nicht gegeben.Die Geruchlosigkeit Lorenzo's ist historisch bekannt. Roscoe life of Lorenzo de' Medicis. Wie du im Lenz vom Blüthenstrauche So hast du dieser heil'gen Blätter Erbarmen möge dir begegnen Die Schaar der Freunde steht beklommen Ein ängstlich Fragen, scheues Lauern, Und fallen muß zur selben Stunde |
Die Stadt ruht schweigend hingebreitet In Mitternacht und Mondesglanz, Des Domes Thürmer einsam schreitet Auf seinem hohen Thurmeskranz. Und er bedenkt an luft'ger Stelle, Aus einem Haus nur hört der Wächter, Dort wacht ein lustiges Gelage, Was sie dem Schlaf an Stunden stahlen, Horch! Tubal klappert durch die Gasse; Er ist dem Irrenhaus entsprungen, Du armer Jude! ist's ein Wunder, Warst du nicht elend und verachtet, Nun schlägst du grimmig mit der Krücke So denkt auf seinen hohen Mauern Doch, schon erschrickt, als ob ihm dräue Indeß sein Herz nur schüchtern oben Da sitzen sie am langen Tische, »Die allerschönste Blüthenhecke!« »Das Freudenröslein sei begossen Umflorten Blickes faßt ein Zweiter Ein Maler senkt ans Glas die Stirne, Ein Kriegskumpan den Schenken hetzet: Ein Andrer singt, und Andre zanken, Dem Ernsten ruft ein kecker Junge: Der Deutsche, trüb in allen Stücken, Den Deutschen trübt und drückt sein Himmel, Der Deutsche spricht: »Mir ist viel theurer Die Alpen hab' ich überklommen Der Junge drauf: »Nur ein Verbrechen Bangt dir, daß wir die schlimme Kunde Der Fremde stürzet auf den Jungen, Und alle fahren von den Bänken Durch Felsen, bleich, gehöhlt, verwittert, Und hier durchbraust den grimmen Alten, Der Jude fährt ins Zechgewirre »O frecher Traum! o bittre Blendung! O daß ein Blitz ins Herz euch schlage Er war es nicht, der auf den Wegen Er war es nicht, der mit den Ahnen Er hatte nicht, wie jener Echte, Der auf dem Kreuz gewinselt Klagen, Sein Werk war nicht im Bund mit Gotte, Nach seinen vierzehnhundert Jahren Warum thut er jetzt keine Wunder? Es wimmelt noch von Qualzerfressnen, Warum denn brach die Liebeskette? Wenn er sich nicht zur Hülfe sputet, Die galiläischen bösen Geister, Sie schwammen fort unter der Erde »Schon in der ersten Zeit der Feigen« Nun wird für seine Frühlingstreue Einst lag das erste jener Thiere, Der sprach zum Thier im Sterbebette: Der müde Strom des heil'gen Lebens Da sprach das Thier: »»drei frische Knaben Seht ihr das Blut hinübersprützen? Der Jude rief es und ist brausend Der Fremde spricht mit bitterm Scherzen: Er ist kein Narr, er ist nur elend, Ob auch der alte Jude rase; |
Girolamo war euch ein trüber Prophet; doch wahr! seht! schreckenschwer Die Apenninen zieht herüber Dort ein Gewitter, Feindesheer. Zerstörend, plündernd, mordend tosen Der König auf Erobrerpfaden Sie rücken, Schreck auf Schrecken thürmend, Dort werden Männer, Kinder, Frauen Die Florentiner zitternd bangen, Er soll ein Heer zu Hülfe raffen, Umsonst! Lorenzo ist gestorben; Und blickt auf seines Sohnes Zittern Pietro zieht dem Feind entgegen; Mit staunender Verachtung höret Der stolze Mediceername Anstatt den Uebermuth zu strafen In Münzen und in blanken Barren Verachtung trifft so schlechten Boten, Wie ehmals zieht er mit Gepränge Und die Signoren treiben spottend Sein Freund Orsini will ihn schützen Pietro flieht, der Pöbel wüthet Cameen, Münzen und Juwelen, Die schönen Bilder an den Wänden Ein Zug dem Pöbel angehörend, Wer sind die drei, die Finstern, Stummen, Die düstern Wandrer vorwärts eilen, Sie sehn noch fern der Thürme Zinnen, Wohl mancher, der an ihrem Leide Doch Keiner mit dem Haupte nickend Schwer denken sie, verhaßt, vertrieben, Denn gern vergißt, wen Undank kränket, Zu Rosse mit Triumphgepränge Die Gonfalonieren müssen Der Riese, der am Wappenbilde Das Roß hat in den Grund geschlagen Florenz! wer wird den König bannen, Girolamo, der fromme Krieger, »Sieh! Dieser hat die Welt erschaffen; Sieh! Dieser hier kann dich zermalmen; Man hat das Stadtthor abgebrochen, Der sah in unsre Stadt dich reiten Dachtest du nicht mit Scham und Beben, Sei mild, o Fürst! und zieh von hinnen! Girolamo hat ihn bezwungen, Florenz! wer wird die Zweifel enden, Ob ein Monarch, nach seinem Wollen, Es streiten sich mit gleichen Schaaren Girolamo beruft zum Dome Er will nach heil'gem Ziele steuern: Denn freier mag in einem Freien, O Held! sie werden dich bestreiten, Der Mensch muß sterben, darum eilen. Und wem ein heiliger Gedanke Die Liebe rechnet nicht mit Küssen; |
Rastlos, unhemmbar wandelt weiter Durch Feinde vorwärts seine Bahn Der unerschrockne Gottesstreiter, Bekämpfend Knechtschaft, Schuld und Wahn. Die Römler sind auf ihn erbittert, Wenn er vom Markuskloster schreitet Den Weg ihm hundert Freunde bahnen, »Ich saß allein in meiner Zelle; Des Pabstes Bote war's, er rollte Den will ich nicht; mein Trachten, Sinnen Der Pabst soll keinen Frieden hoffen, Es ist in Roma eingebrochen, Er hält als frecher Kirchenschänder Er greift die Orgel, singet Psalmen Und sie erfrischend zu bedienen, Kleinmüthige, die hört' ich klagen: »Der Teufel hat Verrath und Lügen, Ich aber rufe: nicht verzaget! Es lag auf ihrem Krankenlager Und ihre falschen Freunde eilten, Sie wühlten hastig in den Schränken, Und sie begannen sich zu schlagen Gefesselt waren ihr die Glieder, Wie Stück für Stück die Räuber nahmen, Da trieb der Schmerz ihr Herz zu schlagen, Heilkräftig war der Frau die Kränkung, Und euer Glaube soll nicht wanken; |
Der Weinberg reifet süße Trauben Wo San Pietro's Kirche steht, Durch seine üpp'gen Rankenlauben Der Sommernachtwind laulich weht. Der Weinberg reifet süße Sünden Da blinkt ein Tisch mit Früchten, Flaschen, Vanozza, einst des Pabstes Schöne, Das Pfand entflohner Wonnestunden, So reizend, daß für sie entbrannte Sie läßt ihr schwarzes Haar den Lüften, Der bloße Busen athmet freier; Vom Mondenlichte meinet anders, »O bliesen doch die Abendwinde Mein Liebchen, laß dich's nicht gereuen, Weil einst wir ohne Woll'n und Wissen Cäsar, der andre Bruderbuhle, Er sitzet stumm, und heimlich wüthend, In seines Herzens tiefsten Schachten So oft auf Mund und Busenblöße »Freut euch am schönen Erdenloose! Wir müssen uns von hinnen packen, Der Herzog rief's, den Becher schwingend; Vanozza spricht: »Ich bin Sorgen, »Für viele Noth und wenig Ehre »Heraus, ihr Herren Cardinäle, Der Herzog wirft dem alten Degen Die Cardinäle werfen klirrend Die Cardinäle mit Gelächter »Ihr könnt verlieren ohne Grollen, Die Mitra wird zum Wünschelhute, Liegt wo ein Christ im Todesjammer, Weil das Verdienst der sel'gen Geister Ihr laßt euch nicht das Kreuz bedrängen; Die Päbste, Priester und Prälaten Die Cardinäle lachen weidlich, Der Alte drauf: »Wer glaubt, den schraubt man; Nun starrt nach einer dunkeln Hecke Doch hat er schnell sich rückbesonnen, Die Frauen aber ihn nicht lassen: Weil er nicht gern mit Wortesklängen »Durch Florenz kam ich einst zu schreiten Ich sah sie nach San Marco schweben Und, nimmer weiß ich, wie's gekommen, Und Mancher war umsonst beflissen, O möchte sie doch länger dauern! Ich spürte viele Tag' und Nächte, Nicht hab' ich mehr seit jenem Tage Als mit Lucrezia's Lockenringen Mir war, als ich geblickt zum Strauche, War's Blendwerk nur und Spiel des Weines, So spät zum päbstlichen Pallaste Der Condottiere folgt, sein alter Die Andern hören fort sie reiten, |
Giorgio liegt in seinem Nachen, Das Holz, das er ans Ufer lud, Vor losen Dieben zu bewachen, Und singt sein Liedlein wohlgemuth: »Auf einer grünen Halde, »Und auf der grünsten Halde, Nun sah er in den Mondenstrahlen, Nun schwinden sie mit scheuem Satze, Bald wieder kommen sie geschritten, Der Reiter bringet einen Kalten Wo Mist und Unrath in die Wellen Banditenkundig und geschäftig Sie schleichen fort, sie kommen wieder Giorgio sieht es unverwundert; Doch faßt ihn Wehmuth, Graus und Bangen; |
»Schon ist das Abendroth verglommen, Mein Herzog noch nicht heimgekehrt; Nun wird er auch nicht wiederkommen, Bevor die Nacht die Straßen leert. Auf seinen Wandel kann ich bauen, So sprach in trauter Abendstunde »»Da weiß ich eine andre Mähre Ja, ihn hast du geliebt, mich nimmer; Wohl hat dein Söhnlein zum Erbarmen Diesmal hat eine alte, kühle, Und reißt man ihn nicht auf, ich wette, Sie hat von seinem Liebesfieber Nun schweigen Beide; der, verloren Des Unheils lächelnder Verkünder Der Pontifex zusammenschauernd »Verruchter! Schrecklicher! erzähle! Dies Zürnen ist ein Windesfächeln Sein Lächeln, still und ungeheuer, Und in den Zeichen bittrer Leiden »»Ich segle frei im Meer der Lüste; Doch hab' ich dem nicht Gift gespendet; Ich bin ein Pfaff mit frommen Mienen, Macht mich einmal ein Feind ergrimmen, Die Bienen folgen meinem Zorne, Du treibst ja in profanen Stunden Und schwer gedenkt der Pabst des herben |
»Nimm du mein Ringlein, gib mir deines! Komm Täubchen, bau'n wir unser Nest!« – Das Nest bleibt leer, denn ach! ein Kleines, So sterbt ihr beide an der Pest! »Spielt auf! schenkt ein! und dann willkommen! »O Kerkernacht, o bittres Härmen! »Viel Sünden noch ... doch springt die Heerde »Triumph! wie schön das Blutgerinnsel Von Haus zu Haus, und hüben, drüben, Verstockte Herzen! o Verbrecher! Es will erschüttern und erweichen Schon hat der Prediger verwendet Auch hat er schon aus eurer Mitte |
Nun schleicht mit Zittern und mit Beben Die Freude als ein Jammerbild, Nun irrt das kecke Lüsteleben Ein rettungslos umstelltes Wild. Verödet sind die Tisch' und Bänke, In den verlassnen Kirchenhallen Dort wieder schreiten Prozessionen Unmuthig schleichen die Gewerbe, Am Spiegel ziert mit eitlem Sinne Sie will kein falsches Roth mehr nehmen Wer schon den Feind will niederboren, Vor diesem Lauern, dumpfen Drohen, Die Ross' am Leichenwagen werden Die Liebe hat ihr Wort verloren, Wie mit den Gaben und Geschenken So heftet jetzt sich das Verderben Du arme Mutter! zittre, zittre, |
Zwei Künstler wollen übernachten Im üpp'gen Mediceerhain, Die Griechenbilder zu betrachten Beim klaren milden Mondenschein. Buonarotti wandelt gerne Gerüstet sind sie heut mit Krügen Sie wollen Freunden, die verblichen, Und sollt' auch sie der Tod verlangen, Die Statuen auf die bangen Klagen Wie ihnen dort das immergleiche Die Frühlingslüfte flüstern, scherzen, Die muntern Frühlingswinde stehlen Im Busche singen Nachtigallen Die Kunstgenossen stehn und starren Die Nachtigallen jubeln freier, Wie mählig an den Gartenmauern Schon hatten sie den Wein geschwungen, »Du Mörder und Orakelsprecher! »Da Vinci, komm aus diesen Hainen, Hier steht der Menschenschmerz inmitten Doch, siehst du dort ob jenen Zweigen Schon wieder rollt der Leichenwagen Was einst Girolamo bedauernd Mir strömt es freudig von den Wangen, Mit einmal wurden die Antiken Da Vinci schweigt, er trauert milder; Das himmlische Gemälde zündet Und Michel Angelo, der wilde, Aus seinem ungestümen Grame, Die vier Gestalten ließ ihn schauen |
In Florenz kann nur Einer halten Sein Herz in klarer Heldenruh; Nur Einer sieht dem Todeswalten Mit unerschrockner Seele zu. Girolamo, noch unermattet, So mancher Bettler auf dem Wege, Wenn auch der Bettler mußte sterben, Als sich sein Geist hinweggeschwungen Girolamo in seiner Zelle Er widmet seinen Tag den Kranken; Nun schreibt er Briefe, mächt'ge Briefe, Daß Gott die Kirche will erneuern, Den König Frankreichs will er wecken Den Königen von Spanien schreibt er, Er mahnt sie alle, zu vereinen Wo er die Stimme will erheben, Den frechen Borgia, der als Waare |
Savonarola ist als Ketzer, Falscher Prophet, untreuer Hirt, Als ein Rebell und Volksverhetzer Vom Pabste excommunicirt. Der Feinde stürmisches Frohlocken Der Bischof im Ornat verkündet »Dreimal hat dich nach Rom gefodert Girolamo! das Licht der Gnade Du hast mit frechem Lügenmunde Willst du noch eine Predigt wagen, Den Sünder soll kein Segen laben, Vier Fackeln haben sie gezündet Sie zeigten, ihre eignen Richter, Doch unauslöschlich brennen diese, Der Priester schweigt, mit dumpfen Schauern Erklungen ist am selben Orte Wird sich dem Kirchenbanne neigen Der Bischof hat den Dom verlassen, Die Feinde jubeln und verbreiten Kaum ist die Wuth der Pest gemildert, Und auf den Straßen um die Wette Das Laster scheint vom Pabst geadelt, Zum Trotz dem strengen Sittenmeister Und tobend rufen die Gesellen Savonarola's Freunde werden, Die Freunde können nicht vergessen, Es wird Domenico vor allen, Er tritt den Wüthenden entgegen, Der Nebel weicht, so schwarz und dichte Des Frommen dringendes Betheuern, Domenico ruft auf der Straße, Er mahnt das Volk, daß es den Ränken, Der Glaube ist der höchste Segen, In mancher Seele wankt das Hoffen Wer wird uns nun die Predigt halten? So hört ihr manchen Christen klagen; Und mancher, der an fernem Orte, Nach Florenz wallt das Volk in Schaaren, Doch ist zu früh noch solches Bangen, Nicht hemmt auf seinen Gottespfaden Wenn Heimchen auch den Helden mahnen, Girolamo die heiße Fehde »Prälaten sind allein mit nichten Christus, der auf dem Kreuz verschieden, Das Evangelium ist das Leben; Das ist die Wurzel, ewig bleibend, Der Eiche grünes Leben sprießet Doch was der Wurzel nicht entsprossen, Der Glaubensbaum, der lebensreiche, Im Eichenlaub als Vöglein singen Ihr führt gen Gott ein eitles Kriegen, Das jammervolle Truggerüste, Die Hand des Herrn wird niederschlagen, |
Verstimmt ist heut der Pabst und düster, Mariano wehrt ihm den Verdruß Umsonst mit schmeichelndem Geflüster, Ein jedes Wort Pantoffelkuß. Wohl schwieg der röm'sche Vater lange »Girolamo will sich nicht fügen, Sieh diesen Brief des Ungeheuers, Mein braver Fuchs im Hermeline, Mariano liest die kühnen Zeilen »»Concilium? ... den Pabst verklagen? ... »Mariano, schweig, daß ich erzähle Ich sah den jüngsten der Propheten, Girolamo, den bösen Rangen, Nun ist wie Zeus mit seinem Strauche, Und will der Ketzer nicht gehorchen: Des Pabstes ränkevoller Diener »»Was ich dich jüngst so heiß beschworen Der Teufel schliff ihm tausend Zungen, Du kannst nicht lösen mehr und binden, Girolamo blieb unerschrocken, Dein Breve hat ihn nicht gebrochen, Das Blatt mit deinem Zorn beladen Der Tolle predigt jetzt noch freier. »Euch wird die Hand des Herrn zerschlagen, Da ruft der Pabst: »Ich aber werde, Wir wollen diesem feurigen Streiter |
Warum hat sich gen ihn verschworen, Den Frömmsten, seiner Feinde Wuth? Weil er die Bösen und die Thoren Auch schaffen wollte fromm und gut; Weil er so muthig eingedrungen Wenn auch ihr Lasterleben dauert, Von Magiern alte Mähren künden, Daß bei dem nieverglommnen Dochte Girolamo hat solche Kerzen Sein Wüthen ist verstecktes Klagen, Die Brüder in San Marco singen Des Priors Ruf an seine Treuen, Sie rütteln, pochen an den Thüren, Sie zünden Feuer an den Schwellen, Des Priors Freunde doch nicht weichen; Vor allen führt die scharfen Hiebe Jetzt hat er einem Feind gerungen Und wer am wildsten ist zu schauen, Bereit, für seinen Freund zu sterben, Noch immer wächst im wilden Kampfe Wo sie Girolamo bedrängen, Nur hier und dort führt einer schlagend Da stoßt ein Junge mit der Picke Doch hat der Windhauch bald belebend Girolamo's getreue Wächter Jetzt plötzlich donnern um die Mauern Sturmglocken schallen, und Trommeten Die Boten künden, Ruh zu schaffen: »Girolamo in allen Gnaden, Und dumpfe Stille folgt dem Mahnen, Girolamo mit sanftem Leide Das Kloster muß er nun verlassen, Doch freudig siegt die Todesweihe: Bevor er schreitet durch die Pforten, Er mahnt die Brüder, nicht zu zagen, Die treuen Freunde weinen bitter, Freudvoll hat sich der stetsbewährte Die Signorie, die gnadenreiche, Als sie die Hand dem Büttel senken, Sie denken an die traute Zelle, Als sie manch ahnend Wort gesprochen »Wohlan!« – so thut im Herzen Beiden Sie schreiten fort, durch Fesselflechten |
Girolamo und den Genossen Der tückische Pallast empfängt; Schon werden auf geschwinden Rossen Nach Rom Eilboten fortgesprengt. Die Boten frisch und lustig reisen, Wie sank der Pabst, von Gott verlassen, Daß ihm das Wort: »Er ist gefangen« Der Pabst, vergessend im Entzücken Und er beruft die Cardinäle, Und wieder kehrt er zu den Boten Und als die Büttel mit den Banden Doch dessen gibt es nichts zu künden; Doch Richtern ist er heimgefallen, Des Pabstes Antlitz Freude funkelt; Die Andern preisen Gottes Finger; Nun schreibt der Pabst voll süßer Reden Er mahnt sie dringend, fleht inständig, Aus seinem reichen Gnadenhorte Der Pabst ein zweites Breve sendet Was Jeder in den letzten Wochen Die Boten froh nach Hause kehren, |
Den Streiter Gottes im Gefängniß Schon eng und enger jetzt umkreist Sein ernstes, drohendes Verhängniß. San Marco's Kloster ist verwaist. Rings von den Thürmen Glocken schallen Ein Mächt'ger wird zu Grab getragen, Und will bei heftigen Gewittern Den Brüdern nahm der Feinde Rache Die Brüder leben ihre Stunden Beim Psalmensang der Matutinen An ihn gemahnt sie jede Stelle, |
Der Morgen kommt, hat noch gefunden Blutspuren jener grausen Nacht. Savonarola wird gebunden Ins peinliche Verhör gebracht. Viel Frevel gibt's, wer kanns verneinen? Ein Wandrer trägt auf Waldeswegen Gesetz! wie gleichst du solchem Stahle! Die Richter sitzen in der Reihe, Jetzt rufen die Inquisitoren: »Bekenne, daß du dich versündigt »Was du dem Volke sprachst vermessen »Und willst du nicht dem Sturme weichen, Entgegentritt dem Haß und Grimme Was ich verkündigt, wird geschehen: Traun, wollte Gott in Wundern sprechen, Das wär' ein Wunder, heischt nicht andre! Bin Werkzeug nur, das Gott erweckte, Will Gott das Lichtlein nicht mehr brauchen, Will Gott dies Horn auch nicht mehr brauchen, Da schmähn und lästern mit Gepolter Girolamo ist fest gebunden, Am Stricke stürzt er plötzlich nieder Am Seile bleibt er hangend schweben, Ihm bebt der Leib in allen Fugen, Im Leidensaufruhr wankt und zittert Er spricht mit schmerzgedämpfter Sprache: Und grimmig staunen seine Schergen, Sie stellen ihm noch viele Fragen, Sie möchten gerne ihn verschlingen Doch sie umstellen ihn vergebens, Girolamo wird losgebunden Er kniet und betet händeringend »Der grause Schmerz will mich bezwingen, Als neu der Morgen angebrochen, Sie winden ihn empor und werfen Sie wollen sein Geständniß rauben Und wieder wird gefragt, geschrieben, Am dritten Morgen halten wieder Verzweifeln muß die Folterfrage, Domenico verlangt entschlossen: Und als der Abend niederschattet, Doch darf sein Herz den Trost genießen, Schlaf sinket auf den Dulder nieder, Er träumt. Er zieht mit seinen Eltern, Hoch eine Wand von Edelsteinen Die Wand im ew'gen Strahlenfluße Es klingt, daß manche längstverlorne Es klingt, daß jedes schöne Hoffen Es rauschen nie geahnte Wonnen Und jetzo sich die Mauern spalten, Nun grüßen sie, vertraulich lächelnd, Die Patriarchen und Propheten, Hosianna! tönt's im weiten Kreise; Ihr sagt mit tröstender Geberde Und jetzo auch die Mutter singet: Sie wandeln fort in Wiesenthalen, Sie wandeln fort in grünen Auen, Und süßbeladne Zweige beugen Es lebt die Luft von Blumenhauchen, Und scherzend kommt der flinke Reiher, Gazellen weiß, und Lämmer viele, Girolamo begehrt zu wissen, Ein Engel spricht: »Die weiße Heerde, Das sind die Menschen thätig lebend; Der Reiher spielt, Fischlein zu necken, Die Fischlein dort im klaren Teiche, Jetzt – plötzlich schweigen die Gefilde, – Es ist ein tiefes, tiefes Schweigen: – »O trinket, Blumen! o genießet Und wie der Kelch die theuren Tropfen In alle Weiten geht ein Singen, Und alle frommen Männer, Frauen, Je näher sie sich nahn der Mitte, Nun weckt von Paradieseswegen |
Schon wird die Kunde laut im Volke: »Girolamo bekannte nichts!« Schon lagert drohend eine Wolke Sich ob den Männern des Gerichts. Die Folterknechte selbst erzählen, Und mancher seiner wilden Gegner »Habt ihr unschuldig ihn gepeinigt, Die Richter haben Noth und Aengste; Gott ist am nächsten wohl den Guten, Die Richter sind am frühen Morgen Da schleichet in den Saal der Richter, Ceccone ist's, den Alle scheuen, Die Richter sich um ihn befleißen, Und hastig flüstert drauf Ceccone: Ihr habt aus eurem schmalen Hirne Schon murrt das Volk, 's gibt harte Schlappen. Nun? wollt ihr zahlen die Laterne? Ceccone lächelt mit Behagen, Dort hinter jenem Pfeilerstocke In jenen Winkel laßt mich kauern; Behalten will ich seine Worte, Die Sätze will ich schlau verwickeln, Schon hat Ceccone sich gelagert. Und man verhört den Gottesstreiter, Der weiß die Worte umzustellen, Und als sie das Verhör geendigt, Da schleicht hervor, Unheil zu stiften, Und einer naht ihm des Gerichtes Ceccone wünscht, den Fall beklagend, Girolamo muß eilig wandern Sie sind entzückt; die theuren Zeilen Nun lauscht das Volk, zu jedem Schwunge »Wo ist er? daß wir ihn zerstücken!« »»Er wagt es nicht, vor euch zu treten,«« Doch mögt ihr euch zufrieden stellen, Der Schwarm hat murmelnd sich zerschlagen, |
Als kaum der frühste Morgen dämmert, Wird auf dem Marktesplatze laut Gesägt, gezimmert und gehämmert Von tausend Händen, und gebaut. Doch heute gilt es keine Buden, Die Sonne mit dem Frühlingsstrale Savonarola's Freunde müssen, Der Bischof von Vasona schreitet Der Bischof soll, bevor die Beiden »Im Namen Gott des Vaters, Sohnes, Wirst du des geistlichen Gewandes, Entsetzt, beraubt, und ausgezogen, Jetzt nimmt, in umgekehrter Reihe, Da ruft ein Mönch: »heu! heu! propheta!« Gelassen trägt der Gottesstreiter Zuletzt, was er zuerst empfangen, Der Bischof ruft: »Bist ausgeschieden! Er spricht: »»Die Kirche muß ich meiden, Und wie Girolamo getragen Auch er steht da im Unterkleide, Des Pabstes Commissarien künden Doch mildernd wird hinzugesprochen, »Der Pabst, versöhnend beide Welten, Die Cerimonie nimmt ihr Endniß Domenico nimmt mit Ergebung Dies Antlitz auf dem Sterbensgange Auch ist es nicht das eh'rne Trotzen Sein Antlitz ist ein hoher Friede, Nun ist sein Auge hell erglommen, Und als er zum Schaffote schreitet, »Verbrennt man mich, seid unerschrocken! Wer drängt so heftig durch die Schaaren? Es ist der wilde Christenhasser, Und als an ihm der kühne Streiter Da fühlt der Jude sich bezwungen, Dem Judengreis voll heißer Wunden Der Alte ruft: »Laß dich umfassen! Er will ihm nach, doch hemmt die Menge »O laßt mich los! o laßt mich laufen Wollt ihr das Wasser ihm verwehren, Girolamo hört sein Begehren, Nun steigen ans Schaffot die Streiter, Und als sie an den Gipfel kamen, Nun stehn, umringt von Henkersknechten, Die Schergen sich geschäftig rühren Ein andrer regt die Hände fleißig Die Knechte zünden auf ein Zeichen Niemand wird mehr auf Erden schauen, Den Schmerzenszug an deinem Munde, Die Heldenstirn, Freiheit begehrend, Die himmlische Gedankeneinheit, Das gottestrunkene Entzücken, Das ist verloren und vergangen, Doch plötzlich hat, die Flammen trennend, O Menschen, Menschen, arge Thoren! Ihr habt den freundlichen Genossen, Was hilft es, daß die Sonne scheinet, Ja! wenn ein Herz der Frühling hätte, Nun mögen euch die Wälder rauschen, Den grünsten Wald habt ihr zerrüttet, Allmählig löschen jetzt die Flammen; Was nicht der Wind, den Feuerstellen Doch kann der Feuertod nicht bannen Vergebens hat er nicht gestritten Nicht also treulos wird erfunden Die Wahrheit siegt, die Feinde wanken, Die Schneelawinen alter Lügen, Sie trifft des Frühlings Macht und Leben, Und es bedarf nur einer Stimme, Der alte Tubal folgt den Leuten Er folgt dem Fluß, dem sonnenhellen, So zieht er fort am Arnofluße Da steht einsam am Wiesenraine Und starrend in die rothen Fluten, Sein Herz empfieng von ihm die Milde, |