Geboren am 16.10.1708 in Bern; gestorben am 12.12.1777 in Bern.
Haller entstammte einer alten Berner Familie; sein Vater war Verwaltungsbeamter. In seiner Jugend wurde er von Hauslehrern unterrichtet, da er kränklich war; er betrieb eigenständige Sprachstudien, las später fast alle europäischen Sprachen und schrieb in mehreren. Nach dem Tode des Vaters schickte ihn der Vormund 1721/22 auf das Gymnasium in Bern, anschließend wurde er zu einem befreundeten Arzt in Biel in die Lehre gegeben. 1723 ging er nach Tübingen, um Naturwissenschaften und Medizin zu studieren; 1725 wechselte er nach Leiden und promovierte 1727. Anschließend reiste er nach England und Frankreich, um sich dort an berühmten Spitälern und Lehranstalten weiter auszubilden. 1728 kehrte er in die Schweiz zurück und studierte an der Universität in Basel Mathematik (bei Johann Bernoulli) und Botanik, im gleichen Jahr unternahm er eine erste botanische Studienreise in die Alpen. Da er in Basel keine feste Anstellung erhielt, kehrte er 1729 nach Bern zurück und arbeitete als praktischer Arzt. 1734 erhielt er die Stelle eines Stadtarztes, 1735 wurde er auch Leiter der Bibliothek. 1736 wurde er auf einen Lehrstuhl für Anatomie, Chirurgie und Botanik an die neugegründete Universität nach Göttingen gerufen. Dort legte er einen botanischen Garten an, wurde zum Ehrendoktor und zum Großbritannischen Leibarzt ernannt (die Erhebung in den Adelsstand folgte 1749) und lehnte Berufungen nach Utrecht und Oxford ab. 1747 übernahm er die Leitung der »Göttingischen Gelehrten Anzeigen«, die er rasch zu einem führenden Rezensionsorgan machte. Auch die von Friedrich II. veranlaßte Berufung nach Berlin lehnte er ab. Als aber 1753 das Los ihm die bescheidene Stelle eines Berner Rathausamtmanns zusprach, kehrte er in seine Vaterstadt zurück. 1754 wurde er dort Schulrat, 1755 Vorsteher des Waisenhauses; 1758, nach Ablauf seiner Amtszeit, wurde er zum Direktor der Salzbergwerke von Roche ernannt. Nach Ablauf der Amtszeit wurde er durch das Los wieder nur mit einer subalternen Arbeit betraut und nahm daher erneut Kontakt mit Göttingen auf, wo man ihm den Posten eines Kanzlers anbot; wegen des heftigen Widerstands seiner Familie sagte er aber wieder ab. Seine letzten Jahre waren durch Krankheit und Melancholie geprägt.
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