Ulrich Bräker

(auch: Brägger)

Geboren am 22.12.1735 in Wattwil/Kt. St. Gallen; beerdigt am 11.9.1798 Wattwil.

Der Sohn eines Tagelöhners, Kleinbauern und Salpetersieders wurde von früh an mitsamt seinen neun Geschwistern zur Arbeit herangezogen, trotzdem mußte die Familie dreimal den Wohnort wechseln, einmal auch den Konkurs erklären. Für den Schulbesuch blieben im Winter sechsmal ein paar Wochen, sonst mußte er Vieh hüten, in Feld und Stall arbeiten.

1755 verließ er das Elternhaus. Er geriet als Söldner ins preußische Heer, der Dienst gefiel ihm aber nicht, in der Schlacht bei Lobositz (1756) desertierte er und kehrte nach Wattwil zurück. Er zog 1759 einen kleinen Baumwollhandel auf. Die 1761 geschlossene Ehe war nicht glücklich; nach dem Tod des Vaters (1762) hatte er dazu noch vier Geschwister zu ernähren - er flüchtete sich ins Lesen und zunehmend ins Schreiben. Ab 1770 führte er regelmäßig ein Tagebuch. Erneute Schulden und Krankheiten in der Familie (zwei Kinder verlor er durch eine Seuche) verstärkten das Elend: da erhielt er 1776 durch die Aufnahme in die Moralische Gesellschaft Lichtensteins Zugang zu deren umfangreicher Bücherei und Kontakt zu gebildeten Männern. Mehrmals gewann er mit kleinen Abhandlungen einen von der Gesellschaft ausgesetzten Preis. 1780-83 wurden erstmals drei kleine Texte von ihm in einer vom Wattwiler Lehrer herausgegebenen Zeitschrift veröffentlicht. Der Pfarrer schickte Proben an einen Verleger in Zürich, der zunächst in einem Kalender Auszüge aus dem Tagebuch, schließlich 1783 die Lebensgeschichte als Buch herausbrachte. Durch den großen Erfolg dieser Schrift erhielt er Zugang zu weiteren Berühmtheiten der Umgebung, u.a. zu Johann Caspar Lavater. Ein zweiter Band mit Tagebuchauszügen fand nicht mehr den Erfolg des ersten; seine wirtschaftlichen Schwierigkeiten konnte er durch sein Schreiben nicht auf Dauer beheben, schließlich mußte er 1798 den Bankrott erklären.


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